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Alt 05.01.2009, 22:43
Benutzerbild von Lazarus
Lazarus Lazarus ist offline
Advocatus Diaboli
Drachentoeter
 
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Nachdem, der Assassine verschwunden war, konnte sich Istovir endlich entspannen. Mit geschlossenen Augen sank er tiefer in die Wanne und ging bereits im Geiste alle Zauber durch, die morgen benötigt würden: Entdeckungs-, Schild- und Teleportzauber waren das absolute Minimum. Natürlich würden noch diverse Angriffszauber hinzukommen und ein, zwei Bannsprüche wären sicher auch nicht verkehrt. Im Grunde alles kein Problem, wenn sein vermaledeiter Goblingehilfe nicht die Hälfte der Ausrüstung verloren hätte, hinzu kam noch die Misere mit seiner momentanen Schwäche. Bei all diesen Hiobsbotschaften verging seine gute Laune schlagartig und er wusste beim besten Willen nicht, wen er mehr verfluchen sollte, seinen toten Goblin, oder doch lieber dieses dämonische Weibsbild in seinem Kopf.

Es hilft alles nichts, ich muss mir morgen unbedingt ein paar Zauberbücher besorgen, und Tränke.

Beim Gedanken an die ganzen Ausgaben und seine knappe Barschaft wurde ihm ganz anders zu Mute. Ein Großteil seines Taschengelds hatte er einem Tipp seiner Dämonin zu verdanken. Doch nachdem er die Bücher gekauft und den Assassinen bezahlt hätte, würde wohl nicht mehr allzu viel davon übrig sein.

Mach dir darüber keine Gedanken Magierlein.

Wieso, hast du noch weitere Schätze versteckt?

Nein, aber du lebst nicht mehr so lange um dir wegen Geld Sorgen machen zu müssen.

Wie um die Worte des Dämons zu bestätigen krampften sich seine Eingeweide zusammen und schlagartig verlor er jede Kontrolle über seinen Körper. Sein Kopf sank tiefer unter Wasser. Istovir's zerstörte Nase war nur wenige Zentimeter unter der Wasseroberfläche, doch er war nicht in der Lage den Kopf zu heben. Panisch schlug er um sich und trat mit den Füßen aus, um den hölzernen Trog, in welchem er lag zu sprengen, vergeblich. Seine Sicht engte sich bereits ein, dann war nur noch Schwärze um ihn. Nein, das stimmte nicht, er war wieder in seinem Körper, doch was hatte dieser in der Magierakademie verloren? Und wie sah es hier überhaupt aus? Regale waren umgeworfen und überall lagen zerfetzte Bücher und Schriftrollen herum. Da vor ihm eine Blutspur, die sich noch zwei Meter weiter zog, bevor sie neben einem Dunkelelf endete, der zusammengekauert am Boden lag. Fünf Schritte vor und vielleicht sieben Schritte links neben ihm robbte ein anderer Elf, mit seinen Armen, denn die Beine endeten in Kniehöhe in zwei blutigen Stümpfen, von ihm weg.

Kriech nur Magierlein, aber mir entkommst du nicht.

Die Formulierung kannte Istovir, niemand anderer als Aznar hatte hier gesprochen. Doch wo war sie, er konnte sie nirgends entdecken, so sehr er sich auch umschaute. Erst als er den Blick weiter nach unten zu seinen Füßen wandern ließ, fand er die Antwort. Wenn er sich nicht sehr täuschte, steckte er in ihrem Körper, entweder das, oder er musste mal wieder zur Pediküre, wenn er sich so die Schuppen an seinem nackten Fuß betrachtete. Jetzt wo er genau darüber nachdachte, wusste er auch, warum er ein schabendes Geräusch in Kopfhöhe vernommen hatte. Aznars Hörner, streiften die Decke. Wenn er raten müsste, hätte er ihre Körpergröße auf circa drei Meter geschätzt, ohne die Hörner versteht sich. Langsam schritt sie auf den wimmernden Elf am Boden zu, völlig in ihrem Siegestaumel gefangen. Daher bemerkte sie nicht wie hinter ihrem Rücken drei weitere Magier materialisierten. Beim Anblick der drei Neuankömmlinge huschte so etwas wie Erleichterung über das Antlitz des Verletzten und er begann für sie unverständliche Worte zu murmeln. Aznar, die diese Geste als Gebet interpretierte lachte belustigt auf:

Bete nur Wurm, aber deine Göttin wird dir auch nicht mehr helfen können.

Mit einem gewaltigen Satz überwand sie die Distanz zu ihrem Opfer. Doch anscheinend hatte der Magier nur auf diese Gelegenheit gewartet, denn nun beendete er seinen Zauber und sprengte sich damit selbst in die Luft. Doch auch Aznars widerstandsfähige Dämonenhaut platzte unter der Wucht an vielen Stellen auf. Erst jetzt als ihre äußere Hülle beschädigt war, begannen die drei übrigen Magier, darunter der Erzmagier Kalannar, ihre Kräfte zu bündeln. Noch nicht einmal die Dämonin hatte diesen Mächten etwas entgegenzusetzen. Unter unvorstellbaren Schmerzen schrie die Dämonin ihre Wut und Enttäuschung heraus, bevor ihr Leib in Stücke gerissen wurde und auch Istovir, der ihre Schmerzen teilte schrie, bevor er verging. Eine Sekunde bevor er jedoch in die absolute Finsternis geschleudert wurde meinte er noch ein lautes Bersten, wie von gesplittertem Holz vernommen zu haben.
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Endlich jemand der aussieht als ob er helfen könnte. Die ganzen Idioten und Blödmänner hier waren bisher irgendwie keine große Hilfe.
Ich fürchte Ihr habt uns verwechselt. Ich bin Dummkopf, dies ist mein Freund Trottel und hinter mir steht Hirnlos und Stümper. Wie geht es Euch?
(Baldurs Gate)

Ich bin kein Misanthrop, ich hasse einfach nur Menschen (Jochen Malmsheimer)
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