Thema: Targath
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Alt 11.05.2007, 14:05
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Astaroth Astaroth ist offline
Wikinger des Verderbens
Kobold
 
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Da ist ein Auszug des dritten Kapitels. Bzw. es ist das dritte Kapitel, ich habe alles in viele kleine Kapitel gefasst, und die Story wechselt immer und immer wieder zwischen den Schlüsselfiguren hin- und her, bis sie sich zusammenfinden. Also, viel Spass beim lesen^^

Kapitel III: Altecia

Altecia war die Priesterlehrtochter der heiligen Kathedrale von Xalaar. Sie war um die dreissig und ihr Lebenssinn be-stand darin, der allmächtigen Göttin Abraxa zu huldigen. Das tat sie schon lange; schon, als sie noch ein kleines Kind war. Ihre Eltern hatten sie so erzogen, und so hat sich das bei ihr eingelebt. Sie war in ihrem Glauben stark und war eine der wenigen Menschen, die Magie anwenden konnten. Al-lerdings konnte sie keine heissen Feuerbälle oder eiskalte Frostkegel verschiessen, sondern sie hatte die Gabe zu hei-len. Egal, ob nun ein Krieger tödlich im Kampf verletzt wurde, jemand von einer Krankheit befallen worden war, oder einer das Opfer eines schrecklichen Fluchs wurde – Altecia konnte dies alles beheben. Sie konnte sogar Tote zum Leben erwecken; dies allerdings nur, wenn die Seele des Gefallenen bereit ist, wieder zurückzukehren.
Altecias Grosseltern lebten in Basall, und immer wieder wurden sie von Altecia besucht. Allerdings verstarben beide an Herzversagen (die beiden waren alt und krank und ihr Herz funktionierte nicht mehr richtig) als sie überfallen wor-den waren. Da war Altecia noch siebzehn. Mit neunzehn fing sie an, Heiligmagie zu studieren und zu praktizieren, doch als sie ihre Grosseltern wieder zum Leben erwecken wollte, erklärte der Hohepriester, dass dies nicht ginge – man kann einzig und allein Leute wiederbeleben, die unzu-frieden gestorben sind und noch einen gesunden Körper ha-ben. Das Herz würde schliesslich nicht besser werden, und somit würden die Grosseltern einen zweiten Tod mitmachen müssen, was nicht so toll wäre. Weil mit jedem Tod – nach Abraxas Lehren – geht auch ein Teil der Seele verloren, bis nichts mehr übrig sein würde. Daher hat jeder Mensch fünf Leben, und daher sollte man mit Reinkarnationszauber sehr vorsichtig sein.
Aber Altecia wollte, dass ihre geliebten Grosseltern und ihre Mutter stolz auf sie wären. Deshalb studierte sie ziemlich früh die Magie und wollte später dem Rat von Basall beitre-ten und zusammen mit den anderen drei Ratsmitgliedern regieren. Sie würde sanftmütige und vorsichtige Entschei-dungen treffen, sodass die Menschen glücklich wären.

Heute war der Tag gekommen, an dem sie beweisen musste, dass sie würdig war, in den Rat zu kommen. Allerdings war diese Prüfung sehr risikoreich, weil sie um Leben und Tod ging. Aber Altecia war stark, und würde sie sterben, dann wäre dies von Abraxa gewollt. Dann wäre sie nicht die Rich-tige. Aber sie würde es schon sein, wie sie dachte.
Sie erinnerte sich zurück, was ihr Lehrer – Pater Kilian – zu ihr gesagt hatte.
„Die Prüfung besteht darin, nach Zul Harra zu gehen und Schiffsmeister Bärentatze aufzusuchen. Sag ihm, dass du von mir geschickt wurdest und dass du ein Schiff nach Gar-gathos brauchst. In Gargathos musst du sehr vorsichtig sein – einige Asmodeen lungern dort herum. Bring mir den Kopf von Unteroffizierin Acacia. Sie wohnt in der Stadt Tel’Nerith. Überfalle sie in der Nacht und schau, dass du unbemerkt bleibst.
Ach ja, und wenn du zurück kommst, dann vergiss nicht, Schiffsmeister Bärentatze fünf Goldstücke zu geben, schliesslich muss er ja warten. Und merke dir, dass du NIEMALS bei Nacht zurückkommen darfst. Denn Nachts huschen die Fledermäuse rum!“ Sie erinnerte sich zurück an den Opferdolch, der ihr gegeben wurde, um Acacia töten zu können.
Altecia durfte das erste Mal auf einem Pferd reiten, weshalb sie sich sehr geehrt fühlte. Allerdings hatte sie zugleich ein kleines Gefühl der Angst, denn Neues war ihr nicht sehr angenehm.
In Zul Harra suchte sie Bärentatze auf, aber sie musste zu-erst vier verschiedene Leute befragen – der Schiffsmeister war ziemlich bekannt hier. Allerdings war ihr Gedächtnis nicht das beste, und ihr Orientierungssinn war noch schlech-ter. Darum fragte sie immer und immer nach dem Weg, wenngleich bei der Bucht nur zwei Schiffe standen und ein einziges, zweistöckiges Haus, in welchem Bärentatze und ein anderer wohnten. Das war sogar angeschrieben – riesen-gross, kaum zu übersehen. Das hatte ihr sogar der erste Pas-sant geantwortet, als sie ihn gefragt hatte.
Sie klopfte an der schlichten Holztür und wartete. „Ich komme“, schrie jemand von innen. Ein attraktiver Mann mittleren Alters öffnete die Tür. Er war muskulös, kurzhaa-rig, und hatte schöne blaue Augen. Er trug einen gepflegten Schnauzer, und als Altecia von ihrem Hohepriester „Schiffsmeister Bärentatze“ hörte, da stellte sie sich alles vor, nur so etwas nicht. Sie dachte da eher an einen dicken bierbäuchigen Mann mit weissen Haaren und einem langen, verklebten Vollbart. Zudem würde er noch eine Pfeife rau-chen – dies war allerdings das einzige, was zutraf. „Guten Tag, mein Name ist Altecia. Prior Augustus schickt mich. Ihr sollt mich nach Gargathos bringen, ich muss dort eine Prüfung bestehen.“
Bärentatze schaute sie verdutzt an. „Nach Gargathos? Geht’s noch?“
Altecia erschrak, konnte sich aber gleich wieder fassen. „Ja, nach Gargathos. Ich bezahle fünf Goldstücke – aber Ihr müsst dort warten, wo Ihr mich aussetzt.“
„Fünf Goldstücke? Sagt das doch gleich, Priesterin. Ich ma-che alles bereit. Kommt doch herein. In zwei, drei Stünd-chen dürfte alles bereit sein, sodass wir losfahren können.“
Er machte eine freundliche Geste und bat sie herein. Altecia schritt durch die Tür. Eine bescheidene Wohnung, wie sie fand. Bärentatze wohnte alleine. In seinen vier Wänden standen ein kleines Bett, ein Waschbecken, ein Tisch und ein Stuhl. Ein Wandspiegel hing rechts neben dem Wasch-becken und eine alte Holzkommode stand im hinteren rech-ten Ecken. Auf dieser standen einige Modellschiffe und ein eingerahmtes Foto. Es zeigte Bärentatze mit einer hübschen Frau, die sich umarmten und glücklich aussahen. „Ist das Eure Frau?“
„Sie war es einmal. Sie ist tot“, sagte er kalt.
„Oh, entschuldigt. Tut mir Leid.“
„Was wollt Ihr trinken, Priesterin?“
„Ein Glas Wasser genügt vollkommen.“
„Gut. Wartet einen kleinen Augenblick“, sagte er. Er ging in die Küche und holte einen Thonbecher hervor, den er mit Wasser füllte. Er ging zurück zu Altecia und stellte den Be-cher auf den Tisch.
„Setzt Euch“, sagte Bärentatze, als er bemerkte, dass Altecia noch immer stand. Sie nickte und setzte sich auf den klapp-rigen Holzstuhl. Ganz vorsichtig, damit er ja nicht kaputt ging. „Ich hole kurz die Sachen, die wir brauchen“, sagte er. „Ration und so.“
Er ging ins kleine Badezimmer, in welchem ein Klo und eine kleine Dusche standen. Nach einer Weile kam er zu-rück. Das Wasser im Thonbecher war bereits gänzlich aus-getrunken. „Gut. Gehen wir“, sagte er.

Als sie in Gargathos ankamen, überkam beide ein Schau-dern. Nicht einmal Bärentatze, der schon die ganze Welt umsegelt hatte, hatte jemals einen Fuss auf dieses Land der Schwärze gewagt.
Der Boden bestand hier grösstenteils aus dürrem, öden Ge-stein. Wenn ein normaler Mensch hier wohnen würde, wür-de er wohl wahnsinnig oder depressiv werden. Der Boden war trostlos grau, die Berge ebenfalls und vom Himmel müssen wir gar nicht erst reden. Lediglich eine andere Farbe stach hinaus: Schwarz. Die vereinzelten, toten Bäume mit Blättern ohne jegliches Grün und die Asmodeen, die sie al-lerdings nicht sahen. Das war auch gut so, denn ansonsten würde sich Altecia wohl nicht anschleichen können. „Wenn ich in zwei Tagen nicht zurück bin, dann könnt Ihr gehen. Hier“, sagte sie und übergab dem Kapitän die fünf Goldstü-cke. Er bedankte sich und Altecia ging. Ein letzter Griff in die Seitentasche bestätigte ihr, dass der Dolch immer noch in ihrem Besitz war.
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