Thema: Das Elixier
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Alt 21.03.2007, 20:43
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Fenni Fenni ist offline
Borussin
Inspirator aller Magier
 
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Boah sorry sorry das ich erst so spät poste, meine Dragonball Z- Sucht hat mich grade voll im Griff, ich guck von morgens bis abends nur noch diese Filme, da bleibt keine Zeit für was anderes.
So, aber jetzt gehts weiter und weil es so lange gedauert hat, wirds auch etwas mehr werden

Die Gestalt lachte, es war kein provozierendes Lachen sondern eher ein amüsiertes. „Nur keine Angst, ich bin keiner von der Meute.“ Er trat näher an mich heran und ich konnte einen überraschten Laut nicht unterdrücken. Vor mir stand ein junger Mann, einen halben Kopf größer als ich. Er trug einen Umhang mit einer Kapuze, die sein Gesicht verhüllte. Das Erstaunlichste war, dass er Arisa am Zügel führte.
Ich starrte die zwei vor mir für einen Moment mit offenem Mund an. „Wer seid Ihr?“ fragte ich, als ich meine Fassung wiedergefunden hatte.
„Es reicht, wenn du mich als einen Freund betrachtest,“ war die knappe, nicht sehr informationsreiche Antwort. Er hielt mir die Zügel hin. „Bitte sehr. Und nun komm! Ich werde dich zum südlichen Marktplatz bringen!“
Ich wusste nicht, was ich von ihm halten sollte, aber er strahlte etwas Vertrauenswürdiges aus, so dass ich mein Schwert zurück in den Gürtel steckte, die Zügel nahm und ihm folgte.
Er kannte sich auch ohne Licht in der Stadt bestens aus und führte mich durch die vielen Gassen, ohne ein einziges Mal zu zögern. Schließlich erreichten wir eine Gasse, an deren anderem Ende uns ein sanfter Lichtschein empfing.
Mein seltsamer Führer blieb stehen. „So da sind wir. Ich glaube, sie sind noch nicht aufgebrochen.“ Er musterte mich aus Augen, die ich im Dunkeln seiner Kapuze nicht sehen konnte. „Lass mich dir einen Rat geben: Hör auf, als Ritter des Königs zu reisen. Du wirst es in solchen Zeiten nicht einfach haben, wenn du diese Brosche trägst. Die meisten Menschen suchen dieser Tage einen Sündenbock und ein abspenstiger Ritter des Königs ist ein gefundenes Fressen.“
Ich öffnete den Mund, aber er hob die Hand. „Ja, ich weiss, du bist nicht abspenstig, doch die anderen Leute werden es denken und eine Erklärung wird sie nicht überzeugen. Vielleicht schaffst du es ja auch gar nicht, überhaupt eine abzugeben.
So, du kannst mein Ratschlag beherzigen oder nicht, es liegt ganz an dir. Leb wohl und habe eine gute Reise“ Und damit verschwand er einfach.
Ich blieb noch eine ganze Zeit stehen und tausend Fragen huschten mir durch den Kopf, aber dann schnaubte Arisa hinter mir ungeduldig und befreite mich aus meiner Starre. Ich ging auf das Licht zu, aber bevor ich aus der Gasse heraustrat, nahm ich die Brosche ab und tat sie in meinen Geldbeutel.
Es waren nicht viele Menschen auf dem Marktplatz. Nur sechs standen zusammen und unterhielten sich leise. Jeder von ihnen hatte ein bepacktes Pferd am Zügel. Als ich auf sie zukam, verstummten sie und musterten mich abschätzend.
„Guten Abend,“ sagte ich und wussten nicht, wen ich ansehen sollte.
Ein älterer Mann räusperte sich. „Können wir irgendetwas für Euch tun? Seid Ihr vielleicht auch ein Flüchtling?“
Ich nickte und sie entspannten sich merklich. „Ich muss nach Gesa, unbedingt und das so schnell wie möglich!“
„Wir reiten nach Weideter, Gesa liegt also auf unserem Weg,“ erklärte der Mann. „Habt ihr Proviant dabei?“
„Nein,“ antwortete ich. An Proviant hatte ich bei meiner überstürzten Flucht von der Burg nicht gedacht. „Wie weit ist es denn bis nach Gesa?“
„Wir werden es in drei bis vier Tagen geschafft haben.“
„In drei bis vier Tagen werde ich nicht allzu viel benötigen,“ meinte ich. „Aber das, was ich brauche, kann ich Euch vielleicht abkaufen. Denn Geld habe ich.“
Der Mann war einverstanden. „Also gut. Dann lasst uns aufbrechen.“
Wir stiegen auf unsere Pferde und ritten zur Stadt hinaus.
Nun, wo ich auf Arisa in hohem Tempo über Wiesen und Felder ritt, wurde mir zum ersten Mal bewusst, was für ein wunderbares Pferd sie war. Sie reagierte auf den leichtesten Schenkeldruck und hätte ich sie nicht zurückgehalten, dann wäre sie den anderen Tieren einfach davongelaufen. Hätte ich gewusst, wo Gesa lag, wäre ich sicher schon in zwei Tagen da gewesen.
So musste ich mich aber der Geschwindigkeit meiner Mitreisenden anpassen und die Reise wurde für mich die reinste Tortur. Während alles in mir danach gierte, so schnell wie nur möglich nach Gesa zu kommen, verlor meine Reisebegleitung, sobald wir einige Meilen zwischen uns und Burgstadt gebracht hatten, jegliche Eile, zockelten in einem gemütlichen Trab und dehnten die unerträglich vielen Pausen genüsslich lange aus.
Ich sagte die erste Zeit nichts, schließlich waren die Menschen so freundlich gewesen, mich aufzunehmen und mir etwas von ihren Vorräten zu verkaufen. Doch je länger wir uns so dahinschleppten, desto mehr Ungeduld und Wut stauten sich in mehr auf, bis ich mich nicht mehr beherrschen konnte.
Während einer unserer langen Pausen explodierte ich schließlich. Ich baute mich vor den Männern auf. „Was um alles in der Welt tut ihr hier?!“ schrie ich. „Ich dachte, ihr seid Flüchtlinge?! Aber ich sehe nichts davon, dass ihr flüchtet! Im Gegenteil: Ihr sitzt hier seelenruhig auf freiem Feld, wo der Feind, vor dem ihr ja angeblich flüchtet, euch wunderbar sehen kann und schlagt euch den Bauch voll! Doch im Gegensatz zu euch habe ich es eilig! Ich muss so schnell wie möglich nach Gesa! Also steht auf und steigt auf die Pferde! Sofort!“ Ich hatte mich selbst noch nie in einem solch befehlenden und kompromisslosen Ton reden gehört und war für einen Moment überrascht über mich selbst.
Die sechs, die vor mir auf dem Boden saßen, starrten mich für einen Augenblick fassungslos an, dann erhob sich der Älteste, der, wie ich schon herausgefunden hatte, der Anführer des kleinen Trupps war, stellte sich direkt vor mich und blickte mir fest in die Augen. „Was bildest du dir eigentlich ein? Wenn einer hier nicht das Recht hat, mir Befehle zu geben, dann bist du das! Also halte dich gefälligst zurück, sonst wirst du es bereuen!“
Ich versuchte, seinem bohrenden, überheblichen Blick standzuhalten, aber es fiel mir schwer. Ich dachte verzweifelt darüber nach, was ich nun sagen sollte, aber es fiel mir nichts ein. Vor meinem geistigen Auge sah ich mich mich weiter dahin schleppend, mein Ziel noch weit, weit entfernt. Wenn sie überhaupt so barmherzig waren, mich weiter mitzunehmen. Vielleicht würden sie sich ja eines Nachts, wenn ich schlief, einfach davon machen, sie wussten ja, dass ich mich nicht auskannte. Und natürlich würden sie mir Arisa nicht lassen.
Nein, soweit durfte es nicht kommen! Ich musste irgendetwas tun, um meine Worte zu untermauern. Da fiel mir die Brosche in meiner Tasche ein, nur die Ritter des Königs besaßen solche, das würden die Männer sicher wissen und vielleicht hätten sie dann etwas Respekt vor mir. Ich holte die Brosche hervor und hielt sie dem Mann vor die Augen. „Hier! Erkennt Ihr sie?“
Der Mann warf einen kurzen Blick auf die Brosche und wurde blass. Dann sah er wieder mich an. „Ihr seid ein Ritter des Königs!“ stellte er ungläubig fest.
„Ja, genau so ist es!“ rief ich. „Nun, wer ist jetzt in der Position, hier Befehle zu geben?“
Er machte für einen Moment den Eindruck, als wolle er sich vor mir auf den Boden werfen, aber dann unterdrückte er diesen Impuls. „Natürlich werdet Ihr von nun an hier das Kommando haben,“ beeilte er sich zu sagen. „Wieso habt Ihr nicht schon früher gesagt, dass Ihr ein Ritter des Königs seid? Dann hätten wir selbstverständlich dafür gesorgt, dass Ihr so schnell wie möglich nach Gesa kommt!“
„Weil es hätte geheimbleiben sollen! Tinus selbst hat mir diesen Befehl gegeben, niemandem davon zu erzählen!“ sagte ich und innerlich zitterte ich ein wenig. Ich hatte in meinem Leben noch nicht sehr oft gelogen und ich hoffte, ich konnte es trotzdem einigermaßen. Ich hätte ihnen eigentlich keine Antwort geschuldet, aber ich hatte keine Lust auf weitere Auseinandersetzungen, ich wollte einfach nur so schnell wie möglich nach Gesa.
Aber an dem Blick, mit dem der Mann und die anderen mich ansahen, erkannte ich, dass sich das, was ich von mir gab, noch so sehr nach einer Lüge anhören konnte, sie würden es hinnehmen. Auch, wenn sie aus Eslin flüchteten, ihrem König waren sie trotzdem noch treu untergeben.
„Entschuldigt bitte vielmals,“ bat der Mann und nun konnte er sich eine Verbeugung nicht verkneifen. „Ihr habt natürlich gute Gründe, es vor uns zu verschweigen. Verzeiht mir, dass ich gefragt habe. Ihr wollt nun sicher gleich weiterreiten, nicht wahr?“

Von da an wurde die Reise so, wie ich sie haben wollte. Es wurde, bis auf wenige, äußerst kurze Pausen, den ganzen Tag durchgeritten und erst, wenn die Sonne schon ganz untergegangen war, machten wir Halt und schliefen ein wenig. Aber frühmorgens waren wir bereits wieder auf dem Weg.
So dauerte s nicht lange, bis wir endlich Grebendal, die Hauptstadt von Gesa erreichten. Ich war überglücklich, als vor mir die soliden Stadtmauern auftauchten.
Ich verabschiedete mich von meiner Reisegruppe und betrat die Stadt. Sie war zwar nicht sehr viel größer als Burgstadt, aber dafür weit übersichtlicher. Ein großer, mit weißen Steinen gepflasterter Weg führte direkt zum Schloss, das sich am nördlichen Ende der Stadt befand.
Ich hatte noch nie ein Schloss gesehen und war sehr beeindruckt von den schon in der Ferne gut sichtbaren Türmen, die sich weit in den blauen Himmel erstreckten.
Mit Arisa am Zügel wollte ich die Stadt so schnell wie möglich hinter mir lassen und zum Schloss kommen, aber es war nicht so einfach, wie ich gehofft hatte. Gesa war wie Eslin, damals, als uns die Nachricht erreicht hatte, dass die Dunklen in Caltonna gesehen worden waren: Die Menschen waren zwar ängstlich und misstrauisch, aber sie gingen trotzdem ihrem geregelten Tagesablauf nach und die breite Straße war voller Menschen.
Wäre der Drang in mir nicht so stark gewesen, ich hätte es genossen, gemütlich daher zu schlendern und mir die Stadt anzusehen. Aber so quetschte ich mich, so gut es mit dem Pferd ging, zwischen den Menschen hindurch, ich wurde beschimpft und mehr als einmal unsanft angestoßen. Glücklicherweise machte Arisa der ganzen Trubel nichts aus, sie spielte mit ihren Ohren und kaufte auf ihrer Trense und zeigte mir dadurch, dass ihr das Ganze offensichtlich gefiel.
Endlich trat ich zwischen den Häusern hervor, vor mir lag ein großer Platz, der voller Verkaufsstände war, und dahinter erhob sich das Schloss.
Ich kämpfte mich durch das Gewimmel bis zur Zugbrücke hindurch, die zwar offen war, aber rechts und link von ihr standen zwei Wachen, die durch ihre Gesichtsausdrücke klarmachten, dass es nicht jedem gestattet war, das Schloss zu betreten. Als ihnen meine Absicht, eben dort hinzugehen, bewusst wurde, musterten sie mich sofort argwöhnisch.
Ich griff in meine Tasche und schloss meine Finger um die Brosche. Dann trat ich auf sie zu.
„Halt!“ rief einer mit lauter Stimme. „Wer seid Ihr und was wollt Ihr?“
„Mein Name ist Soren und ich möchte Ramika sprechen,“ antwortete ich.
Für einen Moment spiegelte sich Überraschung in der Miene des Mannes. Doch er hatte sich sofort wieder gefasst. „Warum wollt Ihr mit dem Mündel des Königs sprechen?“
Ich holte die Brosche hervor und hielt sie so, dass der Mann sie sehen konnte. „Ich bin ein Ritter des Königs von Eslin und warum ich Ramika sprechen muss, ist geheim!“
Der Mann zeigte sich von der Brosche überhaupt nicht beeindruckt. „Uns hat eine Nachricht erreicht, dass ein Ritter des Königs von Eslin kommt.“
Ich schob das Kinn vor. „Wie ich schon sagte: Es ist geheim! Und nun lasst mich bitte durch,“
„Gut,“ erwiderte der Mann. „Das werde ich tun! Aber Ihr werdet zum König gehen und Euch anmelden, auch, wenn Eure Nachricht noch so geheim ist!“
Ich nickte. „Ja, das werde ich tun.“
Er trat zur Seite, so dass ich durchgehen konnte.
Der Weg erschien mir sehr lang und deswegen stieg ich in den Sattel. Während ich über die Brücke ritt, konnte ich nicht anders, als den Kopf in den Nacken zu legen und mir das Schloss anzusehen. Es sah so elegant aus, ganz anders, als die klobige Burg. Dort war immer etwas los gewesen, bevor die Dunklen auftauchten, der Hof war immer voller Menschen gewesen, man hörte den Hammer der Schmiede, das Gackern von Hühnern, das Klappern von Hufen…Ich spürte einen kleinen Stich und war mir sicher, dass es Heimweh war.
„Entschuldigt,“ riss mich eine Stimme aus meinen Gedanken. Ich zuckte zusammen und blickte in die Richtung, aus der die Stimme kam.
Arisa hatte, nachdem ich die Zügel locker gelassen hatte, einfach selbst entschieden, wo sie hinging und sie hatte den Geruch eine Stalles wahrgenommen. So befand ich mich nun in einem kleinen, stillen Innenhof, umgeben von hohen, weißen Mauern.
Vor mir stand ein Junge, er trug ein rotes Hemd und eine braune Hose und blickte mich mit ernstem, geschäftsmäßigem Blick an. „Soll ich Euer Pferd in den Stall bringen? Ich werde es natürlich auch absatteln trockenreiben, wenn Ihr es nicht selbst machen wollt,“ sprudelte er hervor.
Ich lächelte über seinen Eifer und stieg ab. „Du kannst sie gerne absatteln und trockenreiben.“
Er starrte mich an. „Ihr…Ihr haltet das Schwert mit der linken Hand?“ stotterte er
Ich war nicht überrascht über diese Frage, ich war mir von Anfang an darüber im Klaren gewesen, dass ich dadurch überall auffallen würde. „Ja, ich kämpfe mit der linken Hand,“ antwortete ich schlicht.
Er ließ den Blick nicht von mir und murmelte etwas vor sich hin, ich konnte nichts hören, aber ich sah, wie sich sein Mund bewegte.
Ich stand da und war unschlüssig, was ich nun tun solle. Wie sollte ich in diesem riesigen Schloss den König finden? Ob ich mich bei dem Jungen nach dem Weg erkundigen sollte?
Ich wollte grade zu der Frage ansetzen, als er sich plötzlich vor mir verbeugte. „Bitte, würdet Ihr wohl mit mir kommen, wenn ich Euer Pferd in den Stall gebracht habe? Es ist sehr wichtig!“
Ich runzelte die Stirn. Damit hatte ich nicht gerechnet. „Warum?“ wollte ich wissen.
„Sie…sie hat von Euch geträumt. Ein junger Mann, der das Schwert mit der linken Hand hält. Sie hat es allen im Schloss erzählt und jedem gesagt, er solle diesen Mann sofort zu ihr schicken, wenn er auftaucht. Sie…sie kann die Zukunft voraussehen. Jedenfalls manchmal,“ stieß er unzusammenhängend hervor.
Ich wusste für ein Moment nicht, was ich davon halten sollte, aber dann beschleunigte sich mein Herzschlag. Er hatte sicherlich von Ramika gesprochen. Vermutlich wusste sie, dass ich zu ihr kommen würde, ebenso, wie ich wusste, dass ich sie suchen musste. „Bring das Pferd in den Stall! Beeil dich!“
Er war wirklich sehr schnell, nach fünf Minuten kam er schon wieder und bat mich, ihm zu folgen.
Ich dachte, aus dem Innenhof würde nur der Weg hinausführen, den ich hineingekommen war, aber er belehrte mich eines Besseren. In der hinteren, rechten Ecke des Hofes befand sich ein Blumenbeet, auf dem riesige Pflanzen meterhoch wuchsen. Er teilte sie wie einen Vorhang und dahinter wurde ein schmaler Gang sichtbar. Er quetschte sich hinein und ich folgte ich, ohne zu zögern. Ich wäre auch von einem Hausdach gesprungen, es war mir völlig egal, was mit mir passiere, ich war nur von dem Gedanken besessen, zu Ramika zu kommen.
Der Gang wand sich in endlosen, so erschien es mir, Kurven und Schlingen an den Schlossmauern entlang, doch schließlich verschwanden die Mauern und wir traten ins Freie.
An jedem anderen Tag hätte mir die Aussicht den Atem geraubt. Vor uns erstreckte sich eine Klippe, die vom Schloss weg in ein endlos erscheinendes Grasland hineinragte. Im Hintergrund sah ich riesige Berggipfel, die aber noch so weit entfernt waren, dass ich sie nur als undeutliche Schemen wahrnahm.
Der Junge war die Aussicht schon gewohnt, denn er verschwendete keinen einzigen Blick, sondern ging rasch weiter, bis zum Ende der Klippe. Dort befand sich ein Plateau. Es war fast kreisrund und in der Mitte stand ein weißes Pavillon. Drum herum war ein Garten angelegt.
Wir kamen an einen Rundbogen, der das Tor in den Garten zu sein schien und der Junge blieb stehen. „Verzeiht, aber Ihr müsst hier warten. Sie hat es nicht gern, wenn Fremde in ihren Garten kommen.“
Ich wollte protestieren, aber er war bereits durch den Bogen gelaufen und rannte auf das Pavillon zu. Erst jetzt sah ich, dass dort eine Bank stand, auf dem eine Person saß. Der Junge ging zu ihr hin und sprach kurz mit ihr. Die Person stand auf und beide kamen auf mich zu.
Mein Herz schlug einen Purzelbaum nach dem anderen. Da war sie. Ramika! Endlich war ich bei ihr.
Sie lächelte mich kurz an und wandte sich an den Jungen. „Vielen Dank, dass du ihn hergebracht hast. Ich werde mir bei Gelegenheit ein passendes Dankeschön für dich einfallen lassen.“
Der Junge wurde über und über rot, verbeugte sich hastig und dann lief er den Weg zurück, den wir gekommen waren.
Während Ramika mit dem Jungen sprach, starrte ich sie unverwandt an, ich konnte gar nicht anders. Zuerst war ich erschrocken über ihre unnatürlich erscheinende Blässe, sie machte den Eindruck, als wäre sie schwer krank. Die blasse Haut wurde durch ihr weißes Kleid und ihr dichtes, pechschwarzes Haar noch mehr hervorgehoben, aber als sie mich ansah, erkannte ich sofort, dass sie auf keinen Fall krank war. Diese Blässe gehörte anscheinend einfach zu ihr.
Hatte ich sie vorher angegafft, konnte ich nun, wo sie sich mir zuwandte, nicht mehr standhalten. Ein kurzer Blick in ihre Augen und ich sah zu Boden. Ich hatte noch nie einen Menschen mit solchen Augen gesehen. Sie waren grün wie ein Smaragd und strahlten auch genau so. Ich fragte mich, von wo sie kam. Woher stammte ein Mensch, der so blass war und solche Augen hatte?
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