Ich sag hier nur vorweg, dass ich Cassandra zitiere und keiner versehentlich auf den Spoiler drückt.^^
Zitat:
Zitat von Cassandra
Vorweg: Ja, es war die Vision eines Drachen, der über King's Landing hinwegfliegt. Allerdings hätte es auch
(so wie die anderen Visionen) ein Blick in die Vergangenheit und der Drache, der ihres Vaters Aerys sein
können. Und das war in Staffel 6 - in der 3. Staffel war er noch auf seinem Weg zu dem Dreiäugigen Raben.
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Die Vision von der ich sprach ist 3,4 Staffel, wo Bran auf dem Weg zum Raben ist. The Lion and the Rose, meine ich, ist das.
Es geht ja darum, dass die Serie so ausgeht. Das heißt was er da sieht, so wie auch Daenrys, ist genau das was passiert.
Was bedeutet, dass dieses Finale schon damals fest stand. Darum ging es ja.
Und das läuft genau aus, wie die Serie geschrieben ist.
Mein Punkt ist, dass die Erwartungshaltung daraus rührt, dass man eine archetypische Erzählung erwartet.
Und sei es nur weil Charakter X positive Eigenschaften hat, man erwartet, der würde dafür belohnt.
Das ist ja ein gängiges GOT-Phänomen. Das es eine handvoll Charaktere gibt, die einige Leute gerne auf dem Thron sitzen sähen.
Dabei ist das eine post-moderne Geschichte (also realistisch) und handelt von der Monarchie.
Anders formuliert, weil die von einer mythologischen Ezählung ausgehen, ist denen nicht bewusst, dass sie sich damit wünschen wer in einer (Fantasy-)Realität Gott-König sein darf.
Dann wäre die Message der Geschichte: Gott-König ist toll (egal wer das ist).
Das wäre eine merkwürdige Botschaft.
Nur diese Erwartungshaltung geht irgendwann nicht mehr auf, weil die Geschichte nicht darauf hinauslaufen kann. Martin ist ja kein überzeugter Monarchist aus dem 12 Jahrhundert.^^
Und anstelle dann die Perspektive zu verändern und zu hinterfragen ob der Fehler in der eigenen Wahrnehmung liegt, wird dann auf die Autoren geschoben oder was auch immer.
Faktisches Beispiel:
Es gibt ja Leute die gehen davon aus, dass am Schluss John und Daenerys als Märchenpaar auf dem Thron sitzen werden. Dabei passiert über Stunden von Filmmaterial nicht eine einzige mythologische / märchenhafte Sache. GOT ist genau das Gegenteil davon.
Nur diese Leute sind ja echt. Der Eindruck kommt also irgendwo her.
Und das liegt daran, dass denen Informationen (hier die Information: Das ist keine mythologische Erzählung) entgangen ist.
So was passiert in Märchen/mythologischen Erzählungen, mit archetypischen Charakteren, aber in GOT nicht.
Das wäre ein Bruch, wenn die Geschichte so ausgehen würde.
Zitat:
Zitat von Cassandra
Und das Gleiche ist auch bei "Game of Thrones" der Fall. Bombastische Schlachten allein machen noch keinen
guten Film aus. (...)
Dass Daenerys Targaryen mittlerweile komplett abdreht, kommt ein wenig arg plötzlich, auch wenn man bereits schon früh solche Tendenzen hatte sehen können. Sie schließt sozusagen den Kreis und macht da weiter, wo ihr Vater (gezwungendermaßen) aufhören musste.
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Sie macht das die ganze Zeit. Sie sagt es sogar vorher: Ich muss das Rad brechen.
Das ist was Daenerys hier macht. Ihr ist das Leid der Menschen der Gegenwart bewusst. Ihr geht es um die Zukunft.
Sie sagt: Wenn wir die Nazis jetzt komplett zerstören werden in 80 Jahren die Deutschen Generationen nicht sagen: Oach, wir fänden aber so ein totalitäres System besser, mit einem Führer an der Macht.
Das Problem ist nur wie sie es macht.Weil sie trifft die Entscheidung für andere.
Sie ist quasi die US-Army die die Entscheidung für die Afghanen trifft.
Da sind wir wieder bei 'Missverständnissen' die dann zu falschen Rückschlüssen führt.
Es gibt Leute die glauben, die ist jetzt verrückt geworden oder das ist ein Plothole oder was auch immer.
Dabei ist sie total im Charakter. Sie macht das die ganze Zeit, bzw. will das und setzt sich auch durch, wenn anders nicht funktioniert.
Daenerys bringt alles um, was nach ihrer Auffassung schlecht ist.
Diebstahl von Drachen - verbrennen.
Achten der Dothrakii Tradition (wenn es gegen ihren willen geht)- verbrennen.
Nicht Einlass nach Quarth – Androhung der Verbrennung.
Geboren in Herrscher-Klasse in Astapor – Verbrennung und Tod durch Unbefleckte
Nicht Anpassung an ihre Gesetze in Meereen – Tod und Verbrennung
Wer nicht das Knie beugt und sie als Auserwählte als Herrscherin anerkennt – Verbrennen;
Da gibt es dann so ein Argument, dass sie sich doch für die Arenakämpfe in Meeren eingesetzt hat, aber hier kein Problem mit unschuldigen Toten hat.
Das ist genau der Punkt. Daenerys ist total selbstgerecht und ist sich darüber nicht im klaren, dass sie Napoleon ist, der sich durch die Französische Revolution, dass die Monarchie abschaffen will, am Schluss zum Gottkönig von Europa krönt.
So ehrbar ihre Absicht ist, ist sie nicht selbstreflektiv sondern rechtfertigt sich selbst, durch ihren Erfolg (ich bin die Auserwählte).
Sie sagt es sogar mehrfach in die Kamera. Trotzdem gibt es Menschen die sagen: Sie tut doch nur Gutes.
Und dann sind wir wieder beim Kern. In einer mythologischen Geschichte funktioniert das. Das ist aber keine mythologische Geschichte. Daenerys wird immer alles dafür tun, um ein Rad zu brechen und das liegt allein in ihrem ermessen, wie das auszusehen hat.
Das ist auch ihre konstante Charakterentwicklung..
Sie ist jetzt auf dem Punkt von Gottkönig Napoleon. Mehr geht nicht mehr. Sie entscheidet jetzt nach eigenem Ermessen was richtig und was falsch ist (WEIL sie gelernt hat, dass sie damit Erfolg hatte in der Vergangenheit).
Deswegen gibt es auch die ganze Zeit diesen Zwist mit Tyrion, wo sie ihm immer wieder Fehler vorwirft. Wenn alle anderen um dich herum Fehler machen, wer macht dann keine Fehler?
Wer weiß jetzt, was richtig ist und was falsch, wenn jeder andere immer wieder falsch liegt?
Zitat:
Zitat von Cassandra
Und ganz nebenbei: Drogon fackelt fast im Alleingang ganz King's Landing ab. Hätte er die Nummer in der
Langen Nacht gebracht, wäre das Heer des Nachtkönigs kein Thema mehr gewesen.
Auch stellt sich die Frage: Wenn ein Drache allein schon solche Power hatte, warum hat sie ihre drei Drachen (als
es noch drei waren) nicht besser eingesetzt? Hätte viel Zeit gespart.
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Und die Fragen zu Drogon sind genau so in der Serie.
Sie will ja ihre Drachen einsetzen. Macht das aber nicht wegen John und Tyrion, was zum Verlust von Dorne und Greyjoy führt. Dann setzt sie ihre Drachen gegen die Armee ein und hat Erfolg.
Lernerfolg: Ich hab recht, alle anderen machen Fehler.
Was ist denn jetzt der nächste Schritt?
Die Drachen werden von Notlösung immer mehr zur konventionellen Waffe.
Wie auch im realen Leben. Du argumentierst gerade: Hätte sie besser mal mehr Atom-Bomben geschmissen, hätte eine Menge Zeit gespart.
Das ist die Diskussion die sie mit John und Tyrion führt, die sagen NEIN. Selbst bei den Soldaten.
Ein verbrannter Soldat kann sich nicht mehr ergeben.
Heiligt der Zweck die Mittel, ja oder nein? Wie wir das sehen, ist uns überlassen, aber für Daenerys ist die Frage beantwortet und darum geht es: Sie sagt: Ja. Und sie entscheidet alleine, welches Mittel sie einsetzt für einen Zweck.
Und wenn die nicht so eine Power hätten, hätte der Nachtkönig mit Sicherheit keinen Eissturm beschworen. Den hat er ja nicht gemacht, weil er die Schlacht am gewinnen war, sondern ab dem Moment wo die Drachen eingegriffen haben. Absolut richtig. Die haben eine Riesenpower.
So sehr, dass selbst die Zombie-Armee zur Magie greifen muss, um einen Vorteil zu bekommen.
Ansonsten hätten sie sich ja auch auf ihre Speere verlassen können. Einen Drachen haben sie ja damit runter geholt. Nur macht der Nachtkönig nicht den Fehler von Cersei, weil – genau – das kann dann schief gehen. Er unterschätzt die Drachen nicht.
Ich hab jetzt viel geschrieben, deswegen tschuldigung, wenn ich nicht auf die anderen Punkte eingegangen bin. Sehe das vom Grundsatz ähnlich, sehe das aber auch aus der Perspektive der Kunstschaffenden, aber wie gesagt. Dann schreibe ich hier fünf Seiten.^^
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