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Alt 29.12.2014, 23:11
Horizontschleicher Horizontschleicher ist offline
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Eine Kurzgeschichte

So,
ich dachte, ich stelle jetzt auch einfach mal was von mir vor.
Ich schreibe meist kürzere Texte, meiner Meinung nach manchmal leider zu kurz, aber vielleicht kann ich all die kleinen Geschichten ja irgendwann in eine große hinein packen, Überlegungen dazu gibt es auf jeden Fall schon mal.

Wie auch immer, hier ein Märchen:

Der Mondtänzer

Es war einmal ein fernes Land in einer fernen Zeit. Dort lebte eine einfache Bauernfamilie, die nicht viel Geld hatten. Sie wohnten am Dorfrand des Dorfes Narotan. Bauer, die Bäuerin, eine Tochter, ihr Name war Magareta, eine Magd und ein Knecht wohnten auf dem kleinen Hof. Sie arbeiteten immer recht fleißig und hatten zwar nie viel Geld und mussten sogar manchen harten Winter hungern und frieren, trotzdem waren sie zufrieden mit dem was sie hatten.

Nun trug es sich einmal zu, dass die Tochter im Wald war zum Pilze sammeln. Sie suchte recht lange und lief auch ziemlich weit. Aber sie fand nur wenige. Stattdessen sah sie einen Hasen vor ihr hoppeln und ganz gebannt von seiner sanften Anmut folgte sie ihm. Der Hase hoppelte umher, biss mal hier und dort ein Blatt ab und sprang wieder fort. Es war schwer ihm zu folgen, ohne das er es merkte. Über dieses schöne Spiel, wie es ihr anmutete, vergaß Magareta ganz die Zeit. Sie war inzwischen tief in den Wald gegangen. So tief, wie sie noch nie davor war. Und es begann zu dämmern, bald wurde es dunkel. Sie setzte sich auf einen Stein und aß die wenigen Pilze, die sie gefunden hatte.
„Oh, bin ich durstig.“ Dachte sie und beschloss einen Bach oder eine Quelle zu suchen. Über diese Suche wurde es nun Dunkel. Dem Mädchen wurde langsam bange und sie fürchtete sich. Wenn nun ein Wolf oder ein Bär kam? Oder gar ein böser Räuber? Sie beschloss umzukehren und nach Hause zu gehen. Sie lief und lief und irgendwann merkte sie, das sie sich verlaufen hatte. Sie lief durch das Unterholz und suchte etwas was ihr bekannt vorkam. Aber sie fand nichts.
„Oh nein, ich weis nicht mehr wo ich bin und wie ich nach Hause komme.“ Sie setzte sich hin, auf den Boden und fing aus Angst und Hilflosigkeit an zu weinen. Sie fürchtete sich sehr, mal raschelte es im Gebüsch, dann schrie in der Ferne ein Tier. Dann wieder klang es als würden Schritte näherkommen. Einmal meinte sie sogar ein Lachen gehört zu haben.

Und wie sie so dasaß, immer noch schluchzend, leise, damit sie kein Tier oder Bösewicht anlockte, durch ihr Weinen, meinte sie plötzlich was zu hören. Ein Klingeln?
„Was ist das, werde ich nun schon verrückt und höre Sachen, die es gar nicht geben kann?“ fragte sie sich verwirrt. Doch das Klingeln, wie von kleinen Glöckchen, wie sie Gaukler manchmal benutzten, verschwand nicht, im Gegenteil, es wurde noch lauter. Sie stand auf und sah sich um. Da! Magareta schauderte, ein bläuliches Schimmern kam durch die Bäume immer näher. „Meiner Treu! Was ist das?“ fragte sie sich, an ihrem Verstand zweifelnd. Hexenwerk, das musste Zauberei sein! Das blaue Licht kam näher und mit ihm das Klingeln. Sie erkannte nun einen Menschen, einen Mann, in dem Licht. Er trug Stiefel, enge Beinlinge, einen Rock darüber, dazu ein Hemd, ein wallender Umhang umwehte ihn. Auf dem Kopf eine blaue Zipfelmütze mit einem Glöckchen daran, das während er ging hin und her bimmelte. Sein ganzer Körper leuchte blau. Sein Gesicht war bemalt, blaue Punkte auf den Wangen, die Augen waren schwarz umrandet. Die Lippen auch. In den Augen selbst war ein glückliches und neugieriges Glänzen. Zwei Meter vor ihr blieb er stehen. Er trug blaue Handschuhe, das sah sie, als er mit filigranen Fingern nach seinem Umhangs Saum fasste und sich elegant vor ihr verbeugte.
„Seid mir gegrüßt, schöne Maid.“ Seine Stimme war ein angenehmes Geräusch, wie Wasser das sanft und frisch dahin rauscht.
„Sagt,“ fragte er: „was macht ihr hier, ist es nicht spät für die Menschen?“ Er sagte das so, als sei er selbst kein Mensch.
„Gnädiger Herr verzeiht die Frage, aber wer seid ihr?“
„Ich,“ sagte er und sprang von einem Bein auf das andere, eine schöne und fließende Bewegung. „Ich bin der Mondtänzer!“ sagte er lachend und deutete zum Himmel hinauf. Tatsächlich, ein schöner Vollmond stand dort oben.
„Was heißt das, ich meine, du tanzt hier im dunklen Wald oder wie haltet ihr es?“ Er zeigte mit einer Hand auf und unterbrach Magareta.
„Schweigt still und kommt mit, dann werdet ihr sehen“

Er tänzelte um sie herum und bewegte sich auf diese tanzende und springende Art vor ihr durch den Wald.
„Wohin gehst du, Mondtänzer?“ fragte sie neugierig und total von seinem Tanz gebannt und folgte ihm. Irgendwie gefiel ihr dieser seltsame Fremde. Er tänzelte vor ihr her, von Zeit zu Zeit in dem blauen Licht verschwindend. Dann erreichte er eine Lichtung, in deren Mitte stand ein mannshoher großer, dunkler Monolith und auf ihm thronte die Statur, ein großer, steinerner Wolf, der zum Himmel heulte. Der Vollmond beschien die ganze Lichtung wunderbar. „Es ist wunderschön hier!“ gab Magareta überrascht und erstaunt zu.

Der Mondtänzer begann nun, tanzend um den Stein herum zu springen, zog eine Flöte hervor und tanzte und bließ mit der Flöte eine wunderschöne Melodie, wie die Magareta noch keine gehört hatte. Oh, in ihr brandete nun plötzlich der Drang auf ewig hier zu stehen und dem Mondtänzer zu lauschen. Es war lustig, diesem Mann bei seinem Tanz zuzuschauen, diese erquickende, fröhliche Weise spielend, er tanzte und während er so da um den Stein tanzte, passierte etwas. Der Stein. Er veränderte sich. Runen leuchteten auf, in dem selben blauen Licht, wie der Tänzer es ausstrahlte. Magareta sah, wie dieses bläuliche Leuchten sich allmählich auf der ganzen Lichtung ausbreitete, wie Nebel auch sie nun umgab, es fühlte sich ein klein bisschen kalt an, aber auch sehr angenehm. Sie sah an dem Stein verschiedene Zeichen leuchten. Eine Wolfsspur, einen Kreis, der vielleicht den Vollmond darstellte, Linien und Kreise. Das Klingeln des Tänzers Mütze erfüllte die Luft, verlor sich in seiner ewigen Melodie.

Dann leuchteten plötzlich die Augen der Wolfsstatur auf und ein wehmütiges Heulen erklang. In der Ferne heulten andere, echte Wölfe, wie zur Antwort. Der Mondtänzer setzte seine Flöte ab:
„Es dauert nicht mehr lange jetzt!“ zwinkerte er dem Mädchen zu.
„Hab keine Angst vor dem, was passiert. Dir wird nichts passieren.“ Dann tanzte er weiter und sang jetzt in einer fremden, sonderbaren Sprache. Kehlig und rau. Ringsherum im Unterholz krachte und knackte es. Hecheln. Plötzlich sah sie Wölfe an den Rändern der Lichtungen auftauchen. Starr stand sie da, wie zur Salzsäure erstarrt, denn auch hinter ihr raschelte es. Die Tiere strichen an ihr vorbei, beachteten sie aber gar nicht. Sie dachte, das wäre ihr Ende gewesen, aber jetzt wunderte sie sich um so mehr, was hier vor sich ging. Der Mondtänzer beendete nun seinen Gesang, ein wildes, fremdes Leuchten in den Augen.

„Willkommen!“ rief er mit einer fremden, kratzenden Stimme. Er hatte zwar aufgehört zu singen, und doch kam es ihr so vor, als singe jemand, ein ferner Chor. Die Wölfe strichen durch den blauen Nebel, rieben sich aneinander, leckten sich gegenseitig.
Der Mondtänzer tanzte um sie rum: „Willkommen, Freunde!“ rief er noch einmal. Dann griff er in den Gürtel, neben der Flöte steckte ein Beutel. Er nahm ihn und schüttete sich etwas in die Hand.
„Zeit anzufangen!“ rief er mit seiner wilden Stimme.
„Was passiert jetzt?“ fragte sie sich gespannt. Die Wölfe waren nun ganz ruhig, starrten ihn an. Er steckte den Beutel zurück, dann öffnete er seine Hand, ein grünliches Pulver lag auf seiner Hand, ein Glänzen trat in seinen Blick und auch die ganzen Tiere waren plötzlich ganz gespannt, das spürte sie einfach.

Plötzlich wieder Flötenspiel und Gesang. Es schien von dem Monolithen zu kommen. Der Mondtänzer bließ nun das Pulver auf den Monolithen und alle Wölfe hoben ihre Schnauzen zum Vollmond und stießen ein wunderschönes Heulen aus. Als das grüne Pulver nun den Stein berührte, bebte kurz die Erde, Magareta wäre beinahe umgekippt. Ein tiefes Seufzen erhob sich aus den Urtiefen der Erde so schien es ihr.

„Ha!“ schrie der Mondtänzer triumphierend, als der steinerne Wolf sich nun regte und vom Monolithen sprang. Die Wölfe neigten ihre Köpfe. Der Mondtänzer kniete nieder.
„ Aluksmu Path! Meister!“ sprach er.
„Aluksmu Path! Mondtänzer!“ antwortete eine schaurige Stimme aus dem Steintier.
Dann drehte sie sich zu den Wölfen um.
„Brüder und Schwestern! Ich danke euch, dass ihr heute Nacht hier seid und dass ihr mich zurückgeholt habt. Doch bevor nun die Wanderschaft beginnt, sehe ich,“ das steinerne Antlitz drehte sich zur Magareta. „ dass wir einen Gast haben.“ Alle Wölfe sahen sie nun an.
„Oh nein!“ durchfuhr es sie, sah ihr Ende kommen.
„Sie hat sich verlaufen Meister.“ Sagte nun der Mondtänzer. „Nun denn.“ Erwiderte der Steinwolf.
„Dann führe sie heim und kehre zurück, auf dass der Zug nach Norden endlich beginnen kann. Mich dünkt, wir haben nun lange genug gewartet“ Der Mondtänzer kam nun auf Magareta zu. Er hatte sich verändert, sie hatte Angst vor ihm und seinen Freunden, den Wölfen.
„Schlaf, mein Kind.“ Sagte er und schnippte lächelnd mit den Fingern. Da fielen ihr die Augen zu.

Magareta erwachte im Garten daheim, auf dem Bauernhof, sogar ihr Korb lag hier. Sie wusste allerdings nicht mehr genau, was gewesen war, sie wusste, das sie einem Hasen gefolgt war. Aber dann wusste sie nichts mehr. Irgendwie glaubte sie, dass sie jemanden getroffen hatte, wusste aber nicht mehr wehn. Ihre Eltern hatten sie schon vermisst und glaubten ihr nicht, das sie im Garten geschlafen habe. Sie meinten, sie würde etwas vor ihnen verheimlichen. Aber sie wusste wirklich nichts. Und das änderte sich nicht mehr. Irgendwann vergaß sie auch diese undurchsichtige Nacht. Nur manchmal, wenn irgendwo in der Ferne, im Wald Wölfe heulten, dann spürte sie so ein seltsames vertrautes und doch unangenehmes Ziehen in der Brust. Und zuweilen meinte sie ihm Wald zwischen den Bäumen ein bläuliches Leuchten zu sehen. Was das wohl war? Fragte sie sich, dann immer. Und wenn sie nicht gestorben ist, dann fragt sie sich das noch immer.




Ach ja, weil ichs grade wo gelesen hab, natürlich würde ich mich über eure Meinungen zu dem Text freuen,
ist ja klar :-)

Danke Cliff, das war unbedacht von mir, hoffe so ist es besser lesbar :-)
Bitte ;-)

Geändert von Horizontschleicher (30.12.2014 um 21:34 Uhr)
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