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Alt 07.05.2014, 14:59
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Tessa Tessa ist offline
Vampirjaeger
 
Registriert seit: 04.2014
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Juhuu, freu es geht weiter! Ich habe natürlich sofort angefangen zu lesen und gebe gerne meinen Senf erneut dazu ab. Gesamtfazit: Diesmal ist es mir sehr schwer gefallen, in die Geschichte reinzukommen. Ich habe so den Eindruck, dass Du diesmal tausend Bilder im Kopf hast und versuchst sie alle gleichzeitig aufs Papier zu bringen. Bei den Kurzgeschichten ist es immer eine Sequenz, die Du wunderschön und bildhaft zu Papier bringst, hier wirkt es zum Teil sehr gequält und übereilt. Es ist zu viel auf einmal. Daher meine wichtigste Anmerkung: Nimm dir diesmal mehr Zeit beim Erzählen. Führe den Leser langsam in die Geschichte ein und katapultiere in nicht sofort mitten in die Geschehnisse. Mir wird klar, warum Du einen erklärenden Prolog schreiben wolltest. Er täte vermutlich wirklich not, aber mich würdest du dann vermutlich nicht zum Weiterlesen bewegen und das wäre schade, denn es steckt ganz viel Potenzial und so viel für mich neues phantastisches drin. Der Ansatz wirkt düster, grausam und ein bisschen gesellschaftskritisch und daher vom Grundsatz her wie eine Geschichte, auf die ich voll Lust hätte.

So und nun noch zu einzelnen Passagen, über die ich beim Lesen gestolpert bin.

Zitat:
Zitat von Formorian Beitrag anzeigen
Mit hängendem Kopf stand der Herr des Zornes aufrecht inmitten des Leichenfeldes. Es kostete ihn einiges, sein aufwallendes Temperament eisern in beide Hände zu nehmen
Hört sich wie eine Redewendung an, ist mir aber völlig unbekannt ist und da ich somit erst drüber nachdenken muss, was gemeint ist, hat es mich total aus meiner Bilderfolge herausgeholt. (Zur Erläuterung, falls nicht klar ist, was ich damit meine: Bei wirklich guten Büchern lese ich irgendwann keine Wörter mehr, sondern sehe nur noch Bilder...)


Zitat:
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Um ihn herum blieb das Land ruhig, selbst der Himmel über ihm zeigte nichts als beständiges dunkles Samtblau. Er war gekommen, und die Finsternis kam mit ihm. So stand er im Zentrum einer Insel beruhigender Schwärze, und außerhalb dieser wogte und wallte der Urgrund Xordrris um ihn herum.
Was ist der Urgrund Xordriss?

Zitat:
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Für all dies hier hatte jemand zu zahlen!
Der Dunklen Familie schien es wirklich einfach zu gut zu gehen. Alle Gelüste befriedigt, alle Geheimnisse offenbart, alle Freuden bis zum Überdruss ausgekostet … war dies der nächste Schritt?
Welcher nächste Schritt, was war der erste? - Hier komme ich nicht mit. War die Befriedigung der Gelüste und die Offenbarung der Geheimnisse der erste Schritt oder das Gemetzel, das direkt am Anfang angedeutet wurde oder aber das Stiften der Verwirrung und Unfrieden in der Mittwelt der erste Schritt. In welchem Bezug stehen diese Situationsbeschreibungen zueinander?

Zitat:
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der seinen Hintern noch in der Hose hatte.
So eine schöne bildhafte Sprache und dann so eine plumpe Alltagsformulierung. Keine Ahnung, ob von dir bewusst gewollt, meins ist es nicht.

Zitat:
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Die missgestalteten, kleinwüchsigen Ginshu um ihn herum, die mit ihren Geisterkristallen dabei waren, die brachliegende Essenz der hingestreckt daliegenden Daugarshim einzufangen und zu sammeln wurden etwas zuversichtlicher bei ihrer Arbeit.
Warum machen die das?

Zitat:
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Wenn der hohe Herr guter Dinge war fiel es ihm vielleicht nicht ein, einige von ihnen im Ärger zu pulverisieren.
Wer ist der hohe Herr und warum pulverisiert er sie, wenn er gute Dinge ist? Ist das Ironie der Wesen, die pulverisiert werden oder - *verwirrt bin*

Zitat:
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Eure Bäuche sind voll, eure Genitalien wund! Nein, die Balance zwischen Werden, Erhalten und Zerstören heißt nun der Einsatz!
Hier fehlt was: die Balance zu erhalten, zu schaffen, zu...

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Sein Blick schweifte zu den Bastionen der Chaoslords, und es schien ihm als würden sie immer mehr festen Mauern und bewehrten Zinnen ähneln. Er hoffte, dass die Herren der Unbeständigkeit seine Geste des guten Willens verstanden hatten, doch wer mochte wissen was in ihren planlosen Köpfen vor sich ging? Zu spät war er gekommen, um den idiotischen Angriff zu vereiteln. Es war bereits das erste Blut vergossen, und niemand konnte wissen wie es die Chaoslords aufnehmen würden.
Wer hat angegriffen? Sollte es irgendwann vorher schon mal erwähnt worden sein, so ist es zumindest an mir vorüber gegangen.

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Unruhe befiel ihn, er beschloss etwas über das Leichenfeld zu wandern, während düstere Gedanken um die wahrscheinlichen Konsequenzen dieses ganzen Debakels seinen Geist marterten. Durch sein Eingreifen stand das Dunkle Reich nun ohne ein schlagkräftiges Heer da.
Ich dachte er war zu spät gekommen? Wieso hat er dann noch so viel Einfluss auf das Geschehen nehmen können?

Zitat:
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Nach dem Schrei fühlte er sich ein wenig besser, und seine innere Selbstsicherheit kehrte zurück. Und dann bemerkte er es. Etwas streifte seine Aufmerksamkeit wie der sanfte Schlag eines Mottenflügels. Etwas, das an sein Gemüt rührte wie die lang versunkene und nun wieder aufsteigende Erinnerung an ein längst vergessenes, köstliches Mahl. Sein Blick schweifte umher, und er erkannte den Ursprung der Regung. Aber konnte es möglich sein? Zögernd trat er näher an den reglosen Leib, ihn genauer in Augenschein nehmend.
Er hatte sich nicht getäuscht. Nein, kein Zweifel.
Zwei Ginshu kamen buckelnd daher, um die noch lebenden Essenzen um ihn herum einzusammeln, und einer der Wichte bemerkte das besondere Interesse seines Herren an diesem einen, scheinbar speziellen Schattenkrieger.
“Meister, darf ich es wagen, diesen Daugarshim für Euch zu erhalten und Euch in Demut zu übergeben, auf dass Ihr weiterhin Eure Freude an ihm haben werdet?” fragte er mit gierig vorschnellender Zunge, auf besondere Beachtung hoffend.
“Ein Keshari”, sprach der Herr des Zornes wie betäubt, nicht bemerkend welch überaus hohe Ehre er diesem Gnom antat, ihn persönlich anzureden. “Es gab nach all dieser Zeit tatsächlich noch einen Keshari …”
“Welch ein unerhofftes Glück, oh hoher Herr!” rief der Ginshu erregt aus. Zwar verstand er nicht im Geringsten, warum der Herr solches Interesse an dieser einen Essenz hegte, doch sah er sich bereits als Oberaufseher in den Peinmühlen unter Nargrand Sul. “Ich werde ihn sofort für Euch …” Er schrie empört auf, als der andere ihm seinen Steinesack in den Rücken knallte.
“Zur Schwärze mit dir! Du hast wohl von gar nichts Ahnung, wie? Die Keshari waren die letzten Daugarshim, welche der hohe Herr geruhte aus seinem ureigenen Selbst heraus zu erschaffen!”
“Zumindest habe ich diesen Schatz für unseren hohen Herren entdeckt!” spie der Geschlagene Galle und versetzte dem anderen einen Tritt ins vordere Beinkleid. “Kümmer du dich um die anderen banalen Köter hier, die sind eher dein Niveau!”
Und im nächsten Moment gab es auf dem Schlachtfeld zwei gemeine, selbstsüchtige Ginshu weniger.
Jetzt bin ich wieder drin - jetzt habe ich wieder Bilder im Kopf!

Zitat:
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Fast zögerlich streckte der Herr des Zornes die Hand aus, um das Wesen des Hingestreckten an sich zu nehmen. Welch vergessener Gemütsregung mochte es wohl entsprungen sein? Was würde es ihm zurückbringen, von dem er nicht einmal mehr wusste dass er es vermisst hatte? Er schloss in banger Erwartung die Augen und befahl die im Vergehen flackernde Essenz in seine Hand.
Edelster Wein, und spitze Dornen. Die hoffnungsvolle Erwartung auf mehr, und das Erbeben des Herzens nach der gestillten Lust.
Noch lange stand er da, mit geschlossenen Augen den süßen Schmerz bis in seine letzte Nuance auskostend. Dann besah er sich noch einmal ringsum die gestürzten Leiber und die Ginshu, die ihn mit gefüllten Beuteln in der Hand zitternd vor Furcht anstarrten. Er straffte sich; eine Entscheidung war zu treffen, und dies schnell.
Einen Herzschlag später befanden sich alle wieder in der großen Versammlungshalle des Roten Hauses von Nargrand Sul. “Alle aus der Dunklen Familie sollen sich sofort hier einfinden! Augenblicklich!” rief er den davoneilenden Wichten nach. Dann ließ er sich schwer in einen der kunstvoll geschnitzten Sessel fallen und atmete tief durch. Krieg war es also, was seine degenerierten Geschwister ersehnten. Nun, den hatten sie bereits, mit ihm! Es würde wohl endlich mal Zeit, einige Köpfe zurecht zu rücken und reinen Tisch zu machen. Ein versteckter, dunkler Winkel seiner Seele erbebte in begieriger Vorfreude. Seine Rechte fiel auf die Platte des großen Tisches, und er sandte eine Frage in das alte, weise Holz.
Sage mir, was wird mir diese ganze Geschichte bringen?
Und der Tisch antwortete, wie üblich in Bildern. Aufmerksam beobachtete er das auf der Oberfläche projizierte Geschehen, das wahr werden mochte oder auch nicht, je nachdem welche Entscheidungen er nun treffen würde, was nun jedoch die größte Wahrscheinlichkeit hatte.
Und er sah es, unzweifelhaft.
Sein Herz begann langsamer zu schlagen, eine nie zuvor gekannte Ruhe nahm von ihm Besitz. Er wurde innerlich zu Eis. Nein, er war nicht überrascht.
Auf der Oberfläche, in bewegten Bildern, hatte der Tisch, der die gesammelte Weisheit der Dunklen Familie fokussierte ihm seinen baldigen Tod offenbart.
Wie geht es weiter... *seufz*

Da es das erstmal ist, dass ich einige kritische Anmerkungen habe, hoffe ich, Du nimmst mir die nicht übel. Auf jeden Fall hast Du die Chance Dich zu revanchieren und meine geistigen Ergüsse ebenfalls auseinander zunehmen.
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Zeit ist zu kostbar, um sie festzuhalten!
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