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Alt 20.02.2014, 09:02
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Cassandra Cassandra ist gerade online
Abyssus abyssum invocat
Ringtraeger
 
Registriert seit: 02.2012
Ort: Faerûn
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Jetzt muss ich doch glatt dem Meister widersprechen - die Welt muss am Rande des Abgrunds stehen ...

Auf Anhieb würden mir "What's eating Gilbert Grape" von Peter Hedges oder "Die Grasharfe" von Capote einfallen. Natürlich gibt es noch eine Menge mehr,
aber was ich damit sagen will: Auch in einem Roman, der ausschließlich aus der Ich-Perspektive geschrieben wurde, kann durchaus jede einzelne Figur eine
Tiefe besitzen, klar charakterisiert sein und nach (mehr oder weniger) eindeutigen Motiven handeln.
Natürlich nötigt es dem Autor einiges ab, seinen Ich-Erzähler auf der einen Seite nicht als unrealistischen Alleswisser zu zeichnen und gleichzeitig die
anderen Figuren nicht als Statisten und Stichwortgeber in den Schatten des Haupt-Protagonisten zu stellen. Auf der anderen Seite muss er in der Lage sein,
die weiteren Akteure der Handlung nicht nur dadurch zu charakterisieren, wie der Ich-Erzähler sie wahrnimmt, sondern auch bzw. vor allem durch ihre eigenen
Handlungen und Aussagen.

Gelingt dem Autor dies alles, kann eine sehr spannende, vielschichtige und auch lange Geschichte, sprich, ein guter Roman entstehen.
Was übrigens nicht nur für die oben erwähnten Romane gilt, sondern im Grunde für jedes Genre.
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Im Feuer steckt der Funke des Chaos und der Zerstörung,
der Samen des Lebens


("Magic")

(Photo: Franz Herzog © 2004)
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