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Alt 22.01.2013, 16:10
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Cassandra Cassandra ist offline
Abyssus abyssum invocat
Ringtraeger
 
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So, dann kurz mein Senf zum Thema: grundsätzlich ist es ja immer so eine Sache mit dem "polarisieren". Man müsste fast zuerst klären, um welche Lager es gehen soll. Es gibt politische Filme, wegen denen sich "Liberale" und "Konservative" den Schädel einschlagen. Dann scheiden sich die Geister an Filmen, in denen zwar heftige Gewaltszenen gezeigt werden, deren Macher aber auf der anderen Seite durchaus für sich behaupten dürfen, Gewalt nicht zu verherrlichen, sondern vielmehr kritisch zu hinterfragen usw. usw.
Dennoch denke ich schon, dass es einen Film oder eine Serie adelt, wenn man von ihm/ ihr behaupten kann, dass er/ sie polarisiert. Aber nicht jeder Film verdient diese "Auszeichnung". Denn selbst wenn einige jetzt meinetwegen "Harry Potter" als tolle Fantasy bezeichnen und andere wiederum das heftig bestreiten, dann würde ich noch lange nicht behaupten wollen, dass die HP-Filme polarisieren. Auch die klassische Mädchen-liebt-Junge-und-umgekehrt-Scheiße ist meiner Meinung nach viel zu seicht um das Prädikat "polarisierend" zu erhalten.


Und nun zwei Beispiele von mir:

"Das weiße Band"

"1913, in einem protestantischen Dorf Norddeutschlands, hat der Gemeindearzt einen mysteriösen Reitunfall. Ein Drahtseil brachte das Pferd des Doktors zu Fall. Der Pastor (Burghart Klaußner) appelliert an die Täter, sich zu stellen, aber niemand kommt der Aufforderung nach. Wenig später vergiftet ein weiteres merkwürdiges Vorkommnis die Atmosphäre: eine Bäuerin verunglückt tödlich bei der Arbeit im Sägewerk des Barons (Ulrich Tukur).
Dem jungen Lehrer (Christian Friedel) fällt auf, dass sich einige Kinder anders als sonst verhalten. Insbesondere die beiden Ältesten des strengen Pastors, der seine Sprösslinge ein weißes Band als Zeichen ihrer Sünden tragen lässt, scheinen ein Geheimnis mit sich herum zu tragen. Da geschieht das nächste Unglück...
"

@ Filmstarts.de


Der Film thematisiert die Frage nach Schuld bzw. Unschuld. Ab wann ist ein Mord legitim und inwieweit kann man Autoritäten (Eltern, Lehrer usw.) für die Taten ihrer Schützlinge verantwortlich machen? Darf es sein, dass der Zuschauer mit den Tätern sympathisiert?
Auch wenn "Das weiße Band" u.a. in Cannes ausgezeichnet und fast durchweg positive Kritiken erhalten hat, so haben sich außerhalb der Filmszene viele Stimmen eher negativ über den Film geäußert. Der Tenor ging meistens in die Richtung, dass es ein Fehler sei, Kindern das Gefühl zu vermitteln, Gewalt sei die passende Antwort auf quasi alles - etwas, dass übrigens nicht aus dem Film hervorgeht, sondern eher auf dem Mist von pseudo-liberalen Sozpäds und ähnlicher Figuren gewachsen ist.
Meiner Meinung nach zielt der Film genau auf den Kern des Problems ab: warum ist Gewalt auf der einen Seite legitim (wenn sie von Eltern, Lehrern etc. zwecks "Erziehung" angewandt wird), aber auf der anderen Seite strafbar und wer trifft die Entscheidung bzw. wer hat das Recht dazu?


"Natural Born Killers"

Inhalt/ Kritik

Ich will mich garnicht weiter mit dem Inhalt aufhalten, da ihn vermutlich ohnehin jeder kennt oder zumindest schon einmal davon gehört hat.
"Natural Born Killers" gilt als ein extrem kontroverser Film und soll angeblich die heftigste Kritik an Medienrummel, Sensationsgeilheit und der Verrohung unserer Gesellschaft üben.
Aber tut er das wirklich? Ehrlich gesagt, habe ich nie ganz begriffen, wo bei diesem Film die Gesellschaftskritik sein soll. Vielleicht kann mich da ja jemand aufklären.
Das Killerpärchen ist schlichtweg zu "cool" um abschreckend zu wirken und ich könnte mir vorstellen, dass nicht wenige Zuschauer (zumindest innerlich) frohlockt haben, als die beiden Mallorys Eltern gleich zu Anfang gekillt haben.
Ich schätze mal, dass ein wirklich kritischer Film in einer anderen Aufmachung hätte daher kommen müssen.
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Im Feuer steckt der Funke des Chaos und der Zerstörung,
der Samen des Lebens


("Magic")

(Photo: Franz Herzog © 2004)
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