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Alt 20.11.2012, 11:26
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Laura Laura ist offline
Valar Dohaeris
Erforscher der Welten
 
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So da ja hier im Moment Texte gepostet werden, was das Zeug hält möcht ich auch wieder. Diese ist eine meiner Lieblingsstellen im Buch. Sie ist irgendwo mitten drin, sprich es gibt leider keinen direkten Zusammenhang zu den vorher geposteten Texten. Dennoch viel Spaß damit:

Laura hielt den Atem an. Ein beklemmendes Gefühl
bemächtigte sich ihrer. Obwohl es im Wald stickig schwül
war, begann sie zu frieren. Was immer da auch auf sie zukam,
noch nie hatte Laura so viel Angst verspürt, es schnürte
ihr beinahe die Kehle zu.
Plötzlich war es unheimlich still um sie herum, stiller als
es ohnehin schon war. Der ganze Wald schien den Atem angehalten
zu haben. Ein Knacken unmittelbar hinter ihnen ließ die
Gefährten herum fahren. Als Laura sich umsah stellte sie fest,
dass Samira verschwunden war, sie hatte sich lautlos davongeschlichen.
Laura warf Chris einen fragenden Blick zu, doch
auch er konnte nur ratlos den Kopf schütteln. Ein leises Knurren
direkt vor ihnen ließ sie erstarren. Beide kniffen die Augen
zusammen um etwas zu erkennen.
Es war so schrecklich dunkel, dass die zwei Punkte, die aus
dem Nichts zu kommen schienen, deutlich herausstachen.
Zwei hell glühende Punkte, Augen, die sie ohne zu blinzeln anstarrten.
Laura versuchte die Armbrust ruhig zu halten, doch
sie zitterte unheimlich. Plötzlich kam die Kreatur mit einem
Satz aus ihrem Versteck hervor und begann keifend und mit
gefletschten Zähnen auf sie zu zuspringen. Laura schoss auf
den schwarzen Wolf, doch dieser wich dem Pfeil geschickt aus.
Das Pferd begann zu bocken und aufgebracht zu wiehern.
»Chris los, verschwinde!« Während sie zurückwich, zog
Laura ihre zwei Schwerter.
Der Wolf hatte sie schon fast erreicht als plötzlich Samira, die
sich von der Seite an ihn herangeschlichen hatte, zwischen
den Bäumen hervorkam und sich auf ihn stürzte. Ein wilder
Kampf begann. Man konnte Zähne aufeinanderprallen hören,
das Knurren des Wolfes mischte sich mit dem Pfauchen der Leopardin.
Ihre beiden Körper prallten immer wieder aufeinander,
jeder versuchte, den anderen mit den Zähnen am Nacken
zu erwischen. Es war so ein wirres Durcheinander, dass Laura,
die sich erneut die Armbrust geschnappt hatte, nicht schießen
konnte. Samira stieß einen schmerzerfüllten Laut aus, als der
Wolf sie am Hals gepackt hatte. Sie wehrte sich wie wild, doch
er hatte sie fest im Zahngriff.
»Oh Gott Laura, er bringt sie um!«
Laura warf die Armbrust beiseite und zog abermals ihre
Schwerter. Allen Mut zusammennehmend rannte sie auf Samira
und den Wolf zu. Doch sie sah nur noch, wie Samira gegen
einen Baum geschleudert wurde und bewusstlos liegen blieb.
Laura ging von Adrenalin gepeitscht auf den Wolf los, doch jeder
Hieb ging ins Leere. Könnte sie doch nur ihre Wut einsetzen
und ihn in Flammen aufgehen lassen, doch irgendetwas
blockierte ihre Gefühle. So kam es wie es kommen musste:
Das Tier überwältigte sie, und Laura landete unsanft mit
dem Gesicht nach unten auf dem Boden. Als sie versuchte sich
aufzurappeln, drückte der Wolf sie mit seinen Pranken nach
unten. Seine Klauen bohrten sich dabei schmerzhaft in ihren
Rücken. Laura biss die Zähne zusammen um nicht aufzuschreien.
Aus ihren Augenwinkeln sah sie, wie Chris wutentbrannt
auf sie zukam. Sie drehte ihm das Gesicht zu, soweit es
ihr möglich war, und schrie:
»Chris bleib, wo du bist!«
»Ja Chris, bleib wo du bist.« Die Stimme des Wolfes drang
tief und unheilvoll in ihre Ohren.
Sein Grollen bereitete Laura eine Gänsehaut, doch erleichtert
stellte sie fest, dass Chris ihrer Aufforderung folgte. Die Flügel
provozierend von sich gestreckt blieb er stehen und ließ den
Wolf keine Sekunde aus den Augen. Laura biss erneut die Zähne
zusammen als das Tier sich vorbeugte und sie dabei mit seinem
Gewicht noch fester zu Boden drückte, sie bekam kaum
noch Luft. Er war etwas größer als ein normaler Wolf und auch
schwerer. Sein Atem streifte ihre Haut, als er seine Fratze ganz
nahe an ihr Ohr brachte. Wieder sandte ihr seine Stimme unangenehme
Schauer über den Rücken.
»Hast du eine Ahnung, wer ich bin?«
Laura hatte es vom ersten Moment an gewusst. »Barock«, presste
sie zwischen den Zähnen hervor, »du bist Barock.«
»Ah, du hast also von mir gehört? Wie kommt es dann,
dass du so töricht bist mich anzugreifen?«
»Ich habe keine Angst vor dir.« Was eine gewaltige Lüge
war.
»Ach nein?« Der Wolf sog langsam die Luft ein und knurrte:
»Ich kann sie aber riechen. Ich liebe den Geruch von
Angst. Dieser ganz besondere Duft, er ist so unglaublich berauschend.
« Er schwieg einen kurzen Moment.
»Es war ein Fehler von euch, meinen Wald zu betreten und
für diesen Fehler werdet ihr bezahlen.«
Er machte ein Geräusch, das sich wie ein höhnisches Lachen
anhörte. Laura sah zu Chris und dann zu Samira, die immer
noch reglos am Boden lag.
»Bitte«, sie rang verzweifelt nach Luft, »bitte lass uns gehen.
Es war nicht unsere Absicht dich zu verärgern, wir wussten
nicht, dass das dein Wald ist. Ich schwöre dir, wenn du uns
ziehen lässt, werden wir ihn umgehend verlassen und kommen
nicht wieder zurück.«
Barock ließ sich Zeit, bevor er sagte: »Ich kenne dich. Ich weiß,
was du bist.«
Wieder sog er tief die Luft ein, so als würde er ihren Duft
in sich aufnehmen. »Und ja, ich werde euch gehen lassen. Fürs
erste. Jedoch nur um zu beobachten, wie du langsam in dein
Verderben rennst. Ja ich weiß um dein Schicksal, der Tod sucht
bereits nach dir. Und wenn er dich gefunden hat, wenn die
Würmer bereits ungeduldig nach deinem Fleisch gieren«,
Barock berührte mit seinen Zähnen Lauras Ohr, »dann
werde ich da sein und es genießen dabei zuzusehen, wie du
vergeblich nach Atem ringst und dein Blut stockt. Ich werde es
sein, der dein Herz zum Stillstand bringt. Und dann gehörst
du mir. Wenn dein Körper zerfällt, werde ich deinen Geist und
deine Seele in mich aufnehmen und dann werde ich dir zeigen
was passiert, wenn man so naiv ist zu glauben, man könnte
mich zum Narren halten.«
Laura lag völlig regungslos da. Es lief ihr bei jedem seiner
Atemzüge kalt über den Rücken hinab.
»Mmhh, du riechst so gut.« Seine scharfen Zähne ritzten
die Haut an ihrem Hals an. »Asche, Rauch und Feuer. Ja, es
wird mir ein Vergnügen sein.«
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Du ahnst nicht wie kostbar das Leben sein kann, solange du nicht selbst Leben erschaffen hast.

Geändert von Laura (14.01.2013 um 18:14 Uhr)
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