Einzelnen Beitrag anzeigen
  #3  
Alt 09.11.2012, 12:32
Benutzerbild von Cassandra
Cassandra Cassandra ist offline
Abyssus abyssum invocat
Ringtraeger
 
Registriert seit: 02.2012
Ort: Faerûn
Beiträge: 15.551
Zitat:
Zitat von Marius Beitrag anzeigen
"Anhand des ersten Satzes lässt sich bestimmen ob ein Buch gut oder schlecht ist!"
Das sehe ich jetzt nicht so. Im Hinblick auf den Klappentext würde ich Dir zustimmen - wenn der überzeugend und vorallem einnehmend formuliert ist, regt er zum Kauf an. Ist er langweilig, unverständlich oder einfach nur wenig aussagekräftig, lässt man das Buch schon eher im Regal stehen.
Mit dem ersten Satz eines Romans ist das so eine Sache. Man sagt ja auch, jeder würde einen anderen Menschen innerhalb der ersten vier Sekunden einschätzen. Das mag stimmen, aber wichtig ist dabei auch folgendes: die Fähigkeit, eine Einschätzung gegebenenfalls auch revidieren zu können.
Und dasselbe sollte auch für die Beurteilung eines Romans gelten. Selbst wenn der erste Satz nicht gleich "Bombenstimmung" macht, sollte man den abertausend folgenden Sätzen doch zumindest eine Chance geben ...
Nicht jeder Satz erreicht Berühmtheit wie z.B. "Jemand musste Josef K. verleumdet haben, denn ohne daß er etwas Böses getan hätte, wurde er eines Morgens verhaftet" (Kafka - Der Proceß) ... ^^

Weiterhin glaube ich auch nicht, dass es explizite Richtlinien für besagten Satz geben sollte, à la er müsse "kurz und hart" bzw "unverständlich" sein. Evtl. könnte man das für eine Kurzgeschichte geltend machen, aber nicht für einen ganzen Roman.

Fazit: das Gesamtwerk machts und nicht der einzelne Satz - egal, wo er steht.

Und nun kurz noch zu Deinen eigenen Sätzen:

Zitat:
Zitat von Marius Beitrag anzeigen
Hier ein paar Versuche von mir einen guten ersten Satz für mein Buch zu schreiben: :D
1. "Noch hatte die Sonne die Kante der Welt nicht erreicht, noch lag das Ende der Welt im Dunklen."
2. Die Kante der Welt lag auf unsrer rechten und auf der linken, fern am Horizont, das Festland.
3. Die Dunkelheit bewegte sich nicht und es war eine tiefe Dunkelheit.
4. Auf dem obersten Ast einer hohen Tanne saß ein Vulco.
Bis auf den zweiten Satz, den ich für ein bisschen unverständlich halte (was aber laut Deiner Definition ja prima ist ), klingen sie nicht schlecht. Aber mehr kann ich dazu wirklich nicht sagen. Ich meine, ein Satz ist ein Satz - und daraus auf die Fähigkeiten eines Autors zu schließen ist meiner Ansicht nach nicht möglich.
Du kannst aber gerne mal längere Texte hier rein stellen und dann sehen wir weiter. Ich würde mich freuen, mehr von Dir zu hören bzw. zu lesen.
__________________

Im Feuer steckt der Funke des Chaos und der Zerstörung,
der Samen des Lebens


("Magic")

(Photo: Franz Herzog © 2004)

Geändert von Cassandra (09.11.2012 um 12:34 Uhr)
Mit Zitat antworten