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Alt 06.10.2012, 11:34
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Formorian Formorian ist offline
Dunkler Wanderer
Drachentoeter
 
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In seiner Vergangenheit gab es nur noch toten Staub und Geister. Und was würde ihm die Zukunft bringen? Konnte es für ihn überhaupt noch so etwas geben?
Er spürte Iras Aura; sie loderte und flammte vor Zorn. Dies war Leben stellte er nicht ohne Belustigung fest. Doch wenn die Götter neu erstünden und diese Welt mit neuem Leben füllten, wo wäre dann sein Platz?
Tat er eigentlich das Richtige?

Der Soldat wartete geduldig hinter der Ecke des Ganges, und schon bald wurde seine Geduld belohnt. Die lang erwarteten Schritte klangen hinter der Biegung auf, und er tat wie zufällig den Schritt aus den Schatten heraus.
"Woah, mach das nicht nochmal!" rief der andere erschrocken aus und bremste den rollenden Serviertisch ab, ehe er in den Soldaten hineingekracht wäre. Dieser besah sich die abgedeckten Schüsseln und Teller und grinste. "Was hast du angestellt, dass du heute die Raubtierfütterung übernehmen darfst?"
Der Küchenbursche stieß mit rollenden Augen schnaubend die Luft aus. "Einen finden sie immer. Es ist ne echte Schande! Dieser Popanz bekommt Lendensteak und knackfrisches Saisongemüse, während sie im Scherbenviertel den Kitt aus den Fenstern kratzen, um überhaupt was in den Bauch zu kriegen! Und wofür? Zwei Stunden brauchte es, seinen Fraß herzurichten, zwei Sekunden wird er brauchen ihn mir hinterherzuwerfen, wie immer!"
"Jaja," nickte der Soldat. "Alles wird knapp und knapper. Habt ihr eigentlich noch den guten Traminer in der Küche, von dem du mir erzählt hast?"
"Warum, aber...ja, der ist noch da," meinte der Andere, dann hellte sich sein mürrisches Gesicht auf. "Willst du mir gerade ein Geschäft vorschlagen?"
"Sehe ich so aus?" fragte der Soldat mit gespielt beleidigtem Gesicht, während seine Hände bereits den Schubgriff des kleinen Tisches ergriffen. "Heute nach dem Abendfraß, und versuch nicht mich wieder mit Essigwasser reinzulegen!"
"Diese Jugendsünde hältst du mir nun mein ganzes Leben lang vor, hm?"
"Was eine kurze Unterhaltung werden könnte, wenn du es nochmal tust."
"Die Sache geht klar - und danke!" Bester Dinge marschierte der Bursche davon.
Zufrieden schob der Soldat das Tischchen den Gang entlang bis zu einer bestimmten Tür. Er klopfte vorsichtig und bekam einen üblen Schwall Beschimpfungen zur Antwort. Er öffnete und schob das Tischchen hinein, den Kopf devot gesenkt. "Euer Majestät, diese unwürdigste aller Personen erdreistet sich, Euch Euer Mahl zu bringen." Jorin saß auf dem Bett und nahm keinerlei Notiz von ihm. Er starrte nur auf einen Punkt im Nichts, an dem sich die übelsten Schauspiele ereignen mussten. Leise schloss der Soldat die Tür und blieb noch eine Weile reglos stehen, dann schluckte er hörbar und sprach mit gesenkter Stimme: "Majestät, im Heer herrscht ein reger Unwille, und es wird von Tag zu Tag schlimmer. Niemand scheint die Pläne der Ursupatoren zu teilen, alle erwarten fiebernd Eure Rückkehr auf den Thron. Werdet Ihr uns denn nicht mehr in die Schlacht gegen den Feind führen?" Jorin reagierte in keinster Weise.
Der Soldat machte einen zögerlichen Schritt auf ihn zu, dann noch einen. "Straft mich, wenn ich etwas Dummes rede, doch vielleicht weiß ich, wie Ihr Euch Eurer Gegner, dieser feigen Brut entledigen könnt...Unverwundbarkeit hat Euch nicht vor Verrat geschützt, doch wahre Allmacht findet Ihr außerhalb der Stadtmauern. Es gibt da einen Ort, den die Stadtleute schon seit Generationen kennen, und dessen alte Macht..." Er verstummte, als Jorin ihm das Gesicht zudrehte und ihn aus glanzlosen Augen anstarrte. "Ein weiterer Silberner Sumpf? Ist es das, wovon du Made mir erzählen willst?" Seine Stimme schnappte plötzlich über, als er vom Bett aufsprang. "Haben sie dich geschickt, damit ich mich erneut vor der Welt lächerlich mache und sich auch der letzte Trottel kichernd von mir abwendet? Ist es das was sie wollen?"
Beherzt sprang der Soldat hervor, fiel auf beide Knie und ergriff Jorins Hände mit den seinen, drückte sie in hingebungsvoller Leidenschaft...
...und Wallkrath der Eishexer suchte, fühlte, fand, studierte, begriff und lernte...
"Oh göttliche Majestät, tötet mich, wenn ich Euren Unmut geweckt habe mit meinem dummen Reden, denn Eure ungerechtfertigte Schmach mitansehen zu müssen macht mir dieses mein wertloses Leben unerträglich! Lieber gehe ich zur Schwarzen Königin als diese Dahergelaufenen auf dem Stuhl zu sehen, welcher Euch gebührt! Vielen geht es so, doch niemand wagt es auszusprechen. Doch Ihr sollt es als Erster erfahren!"
Mit einer energischen Bewegung riss Jorin seine Hände aus dem Griff des Soldaten, doch sein Blick spiegelte nun nicht länger geistlosen Zorn, eher Interesse. "Soso, mein Guter; das Heer ist also mit den Thronräubern unzufrieden, sagst du?"
"Ja, so ist es, oh göttliche Majestät," versicherte der Soldat im Brustton der Überzeugung, während er alle Kraft in sich darauf verwenden musste, nicht laut und schallend in das Gesicht dieses gierigen Ochsenhirns zu lachen...
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Die klügsten und kreativsten Menschen werden von den phantasielosesten Vollpfosten niedergeschossen.
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