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Alt 23.09.2012, 17:30
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Darnamur Darnamur ist offline
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Drachentoeter
 
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(Absatz)

Das Leben war Schmerzen, Feuer, Blut und das Geräusch von zersplitternden Knochen. Auf einem Tisch aus schwarzem Marmor bäumte sich ein Mann kreischend unter dem glühendem Eisen auf. Der Foltermeister kannte keine Gnade und presste seinem Patienten den rot leuchtenden Dreiender auf die Brust. Der Gefangene war in einem schrecklichen Zustand. Sein rechtes Bein war gebrochem. Zerbröckelt unter den Schlägen eines Hammers, der es in ein dutzend Teile geschmettert hatte, die in einer roten Soße über den Rand des Tisches drifteten. Dem Oberkörper, den Armen, dem verbliebenem Bein und dem Schädel hatte man sämtliche Haare abgerissen und die Haut abgezogen. Dem Mund des Mannes fehlten 7 Zähne. Sein Körper war mit zwei Dutzend strammen Seilen gefesselt, die ins Fleisch schnitten und seine Hände und Füße waren in eiserne Ringe gezwängt worden. Er war bis auf seinen Kopf fast vollkommen bewegungsunfähig. Und er schrie. Sehr laut und unaufhörlich. Der Foltermeister entfernte das glühende Eisen. Und stellte dieselbe Frage, die er schon vor zwei Tagen gestellt hatte und die er unaufhörlich wiederholte. "Wo?", fragte er. Der Gefangene antwortete nicht. Er war wieder bewusstlos geworden. "Das Wasser, Nevo!" Der Junge, der die Prozedur bislang interessiert beobachtet hatte, huschte davon und kehrte mit einem schwankenden und spritzendem Kübel zurück. Eisiges Wasser ergoss sich auf das Gesicht des Mannes, der blinzelte und die verbliebenen Zähne zusammenbiss. Seine Zunge war bereits blutig, aber er hatte sie immerhin noch nicht abgebissen.
"Wo?", fragte der Kerkermeister freundlich. Der Kopf des Mannes flog zur Seite. "Gnade", flüsterte er mit schwacher Stimme. Das ärgerte den Kerkermeister. Seit einiger Zeit schien das das einzige Wort zu sein, das der Kerl hervorbrachte. Am Anfang war er gesprächiger gewesen. Erst hatte er sich stur gegeben. Dann hatte er im Lügen erzählt und sein Unwisswn beteuert. Jetzt winselte er nur noch "Gnade". Der Kerkermeister nutze die Gelegenheit, um das Wissen seines Schülers zu testen: "Sag mir, Nevo: Welche Körperstelle sollten wir uns als Nächstes vornehmen" "Das Bein!", antwortete der Junge gelehrig. "Wenn wir es nicht amputieren wird der Patient an seiner Blutvergiftung sterben.Wir müssen sein Leben erhalten, damit er uns weiter dienlich sein kann. Ein Werkzeug, um die Amputation sehr schmerzhaft zu gestalten, wäre beispielsweise eine Säge!" "Kluger Junge!", sagte der Kerkermeister und zersauste dem stolzen Nevo das Haar. Dann ging er zur nebenstehenden Werkbank hinüber und holte eine Säge. Er lächelte und begann zu Sägen. Der Raum war erfüllt vom Kreischen des Gefolterten und dem Ritsch-Ratsch der Säge. Zweimal verlor der Festgebundene das Bewusstsein, doch der Lehrling des Kerkermeisters bemerkte es jedes Mal rechtzeitig, um den Mann wieder aus dem Reich der Träume zurück zu holen. Nach einer Ewigkeit-zumindest dem Gefangenen dürfte es so vorgekommen sein, war das Bein endlich ab und der Folterer machte sich daran den Stumpf auszubrennen, wobei er ein Tavernenlied gröhlte das den Titel "Ein Hund und eine Hure" trug und von äußerst derbem Inhalt war. Als ee fertig war fragte er wieder: "Wo?"
Nun antwortete der Gefangene gar nicht mehr. "Hör mal", erklärte er seinem Patienten. "Nicht nur das du mir meine schöne Kammer verblutest- das muss ich alles wieder aufwischen, beziehungsweise Nevo wird er es tun müssen- dieser arme Junge! Nein- du vergeudest auch noch meine Zeit. Antworte mir und ich bringe die Angelegenheit ordentlich zu Ende!" "Gnade!", murmelte der Mann heiser. Der Kerkermeister stöhnte: "Wie du willst! Nevo- die Sichel!" Nevo holte die Sichel und der Kerkermeister versenkte sie im rechten Arme des Gefesselten und machte sich daran die Sehnen zu zerreißen.
Plötzlich klopfte es an der Tür. "Nevo, mach auf!", befahl er seinem Lehrling, während er sich auf seine Arbeit konzentrierte. Die Tür ging auf und ein Krachen ertönte. Das Krachen, das ertönte wenn dem Lehrling eines Kerkermeisters von einem Spaten der Schädel gespalten wird. Er drehte sich um und sah ihn auf sich zukommen. Er sah vollkommen gewöhnlich aus, ein Mann aus ländlicher Umgebung. Ein breites, kantiges Gesicht, kurzgeschorenes, schwarzes Haar und ein gedungener Körperbau. Doch die Augen des Mannes funkelten rot und verhießen ihm den Tod. Im nächsten Moment versenkte die Gestalt den Spaten in seine Brust. Der Kerkermeister grunzte und starb. Sein Mörder schritt über den Leichnam hinweg und zog den Spaten aus ihm heraus. Dann blickte er dem Gefolterten in die Augen. "Doro", flüsterte dieser leise. "Hilf mir..."
Sein Freund blickte traurig auf ihn herab: "Das kann ich nicht!" Er holte aus und trennte seinem Kameraden mit einem sauberen Schlag den Kopf ab. Anschließend verließ er den Raum. Er durfte keine Zeit verlieren. Eine der Säulen stand kurz vor ihrer Auslöschung. Die Ratsherren hatten ihm mitgeteilt, wo er zu suchen hatte. Das war alles gewesen, was er für seinen alten Freund hatte tun können. Er hätte niemals überleben können. Jetzt war Doro allein. Er allein musste verhindern, das der Pakt zerbrochen wurde. Der einstige Totengräber schulterte den Spaten und machte sich auf den Weg.
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- Einmal Knochenmesser, immer Knochenmesser -
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