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Ghost-Writer

Cassandra

Abyssus abyssum invocat
Registriert
25. Feb. 2012
Beiträge
15.557
Ort
Faerûn
So, ich hoffe mal, das Thema ist hier richtig platziert. Ich habe mich immer schon gefragt, mit welcher Motivation jemand die Aufgabe übernimmt, für eine andere Person den Job des Ghost-Writers zu übernehmen.
Möglicherweise habe ich eine falsche Vorstellung, aber für mich ist ein Ghost-Writer eben jemand, der für den Autor X eine Geschichte/ Roman/ Biographie etc. verfasst, damit dieser das Werk nach Fertigstellung unter seinem Namen veröffentlichen kann.
Was hat jedoch der Ghost-Writer davon bzw. wieso lässt man jemand anderen u.U. die Lorbeeren ernten, die man eigentlich selbst verdient hätte?
Oder sieht die Sache vielleicht ganz anders aus? Kennt sich jemand mit diesem Thema aus und kann mich da aufklären?
 
Geldnot ist eine starke Motivation, und Talent allein kannst du dir nicht aufs Brot legen. Ich denke mal, das treibt die meisten dazu, ihr Genie zu prostituieren.
Wenn der Scheck in Ordnung ist, gibt es da wohl für den entmündigten Künstler kein Problem. Ich kenne da Agenturen, wo du pro Seite ganze € 3,14 bekommst und dafür auch noch sämtliche Rechte an deinem geistigen Eigentum abtreten darfst.
Das ist doch wirklich kriminell...
 
Bestes Beispiel: Lovecraft. Er war zeitlebens einer der wohl günstigsten Ghostwriter aller Zeiten, seine eigenen Sachen blieben kommerziell erfolglos. Er war also Ghostwriter aus Geldnot und ich schätze, er hätte gerne darauf verzichtet, hätte er es sich - sprichwörtlich - leisten können.

LG,
Fred
 
welcome to kapitalism

Ich finde wir hier im Forum betrachten die Schreiberei zu sehr (?) aus romantischer Sicht.
Schreiben ist wie vieles anderes (Malen, Zeichnen, Kabel verlegen ...) in erster Linie Handwerk.


@ Fomorian: hat ja nicht immer mit Genie zu tun ... werden nicht besonders gern mal Biographien geghostwritet?
@ Fred Ink: "Gefangen bei den Pharaonen" hab ich mal als Kind gelesen - da fand ich es grottig. Ich sollte wohl mal wieder zum Bücherregal schlendern, was? Mal sehen wie ich es zwei Jahrzente später finde ...

Nachtrag:
Nope, finde "Gefangen bei den Pharaonen" immer noch eher ... nee, kann mich nicht begeistern.
 
Zuletzt bearbeitet:
@Formorian: So wie Du das beschreibst, ist das Wort Prostitution leider ziemlich zutreffend. D.h. es gibt sehr viele Autoren, sie so verzweifelt veröffentlichen wollen, aber aufgrund verschiedener Fakroren nicht können, dass sie auch bereit sind, andere den (sollte er eintreten) Ruhm ernten zu lassen und sich selbst mit ein paar Euro zu begnügen sowie der zweifelhaften Gewissheit, doch recht gut zu sein (auch wenn´s sonst niemand mitbekommt).

@Fred Ink: Da hast Du völlig recht. Leider wurde und wird Lovecraft stets unterschätzt und - meiner Meinung nach - nie wirklich ausreichend gewürdigt.
Ich habe einen Band "Das Grauen im Museum", der Geschichten anderer "Autoren" enthält, deren Ergüsse Lovecraft als Ghost-Writer überarbeitet bzw. teilweise komplett umgeschrieben hat.

@Nephthys: Schreiben ist ein Handwerk wie jedes andere auch - da hast Du recht. Aber stell´ Dir mal vor, es würde - wie in der Schriftstellerei - um sich greifen, dass die einen die Arbeit machen und die anderen kassieren? ... Sinier ... Okay ... passiert ja eigentlich schon ... :frown: - ist aber trotzdem nichts, was man als gegeben akzeptieren sollte.
Gerade als Autor könnte ich mir vorstellen, ist der Leidensdruck immens, wenn stets andere gefeiert werden, während man selbst gerade mal so über die Runden kommt.
P.S. Die von Dir erwähnte Geschichte stammt von einem sehr jungen Lovecraft und stellt quasi seine ersten Gehversuche als Schriftsteller dar - sei also nicht allzu ungnädig. Eine sehr viel bessere ist (unter Anderem): "Der Außenseiter" (enthalten in: "Das Ding auf der Schwelle", Suhrkamp)

Vermutlich ist es sehr naiv zu fragen, ob denn eigentlich diejenigen, die sich auf Kosten solcher Ghost-Writer einen Namen machen, irgendwelche moralisch-ethischen Bedenken haben? Ich spreche jetzt in erster Linie von Roman-Autoren u.Ä. (Historiker, die sich von anderen beispielsweise Biographien schreiben lassen, lasse ich mal außen vor).
Was empfindet ein Autor, wenn er für die Leistung eines anderen vielleicht nicht berühmt, aber dennoch bekannt wird, finanziell gut dasteht und die gefeierte Leistung doch nicht selbst erbracht hat?
 
Zuletzt bearbeitet:
Was empfindet ein Autor, wenn er für die Leistung eines anderen vielleicht nicht berühmt, aber dennoch bekannt wird, finanziell gut dasteht und die gefeierte Leistung doch nicht selbst erbracht hat?

Schwer zu sagen.
Allerdings hat er / sei sich auf das Unternehmen eingelassen. Daher würde ich davon ausgehen, dass er / sie sich vorher überlegt haben sollte, wieso er / sie sich an die Arbeit (für jemand anderen) gemacht hat.
Vielleicht hat es ja Vorteile, die wir bisher nicht bedacht haben, und die über den schnöden Mammon hinaus gehen?


Nachtrag.
moralisch-ethischen Bedenken
Mhm ... soll ich jetzt wirklich was dazu sagen?
Ach, ich machs: was hat es mit Moral zu tun, wenn ich jemanden dafür bezahle, etwas für mich zu tun, für das ich selbst nicht in der Lage bin? Und wenn sich dann noch jemand findet, der bereit dazu ist ...
Hey, das klingt nach einem stinknormalen Arbeitnehmer - Arbeitgeberverhältnis :)
(Juuuuut. Da hats schon lange die Ebene der Moral / Ethik verlassen ^^)
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich meinte "Genie" im Sinne von "kreativ schöpferischem Menschen", und meine Anmerkung bezog sich auf solche windigen Unternehmen a la Textbroker und dergleichen, um dem Kind mal seinen Namen zu geben (und diese Schurken sind noch so anspruchsvoll, nur 100%ig korrigierte und gesetzte Texte anzunehmen; du darfst dein Augenfutter also auch noch selbst überarbeiten). Keine Ahnung, wie Bios zustande kommen, aber vorstellen kann ich`s mir schon.
 
Zuletzt bearbeitet:
Aaaaah. David Nathan. Der hat ne super Stimme. Merk ich mir.
Thx für den Tipp, Fred :)

Gern geschehen. Die Hörbücher von LPL Records kann man m.M.n. uneingeschränkt empfehlen - besonders die "Necrophobia"-Reihe und Lovecrafts "Bibliothek des Schreckens". David Nathan gibt sich da öfter mal die Ehre, aber auch die anderen Sprecher sind verdammt gut.

... so, und jetzt hör ich auf, vom Thema abzulenken. :devilroll

LG,
Fred
 
Na übergern! :smile:

http://textbroker.de/

nicht, dass ich es empfehlen würde...

Aufs herzlichste bedankt :)

Wenn ich mir so die Graphik auf dieser Seite ansehe *klick*, scheint das Risiko besonders bei den Autoren zu liegen.
Und wer bestimmt, ob ein Text flüssig und gut lesbar ist? (*klick*)
Mal abgesehen von der Vergütung an sich. Da kann man als Schnelltipper ja zumindest auf "Masse" einiges schaffen ...
*denk*

Mal exemplarisch durchgerechnet:
Ich hab mal die Wörter aus der KG gezählt (respektive zählen lassen ^^), die ich hier online gestellt hatte --> 3469. Davon gehen noch mal knapp 500 Wörter ab, weils gekürzt gehört. --> 3000 Wörter.
Obs lesenswert ist, ist ja ohnehin Geschmackssache.
Orthographie und Interpunktion ... naja. Könnte besser sein ... Schnelle Bearbeitung der Aufträge - kommt drauf an, was "schnell" zu bedeuten hat. Das Ding hat mich knapp ne Woche gekostet.
Sagen wir also Kategorie drei Sterne (***).
Macht 3000 * 0,9 = 27 Euronen? Eh? Kopfkratz.
Neeeee! xD

Und wenns dann noch in Richtung Journalismus gehen soll ... dann kommt noch die Zeit drauf, die man fürs Recherchieren benötigt. Und Recherche (das weiß ich noch aus meiner Zeit als Wissenschaftler) braucht knapp 90 % der gesamten Zeit, bevor man sich ans Keyboard setzen kann ...

Das ist ja weeeeeeeeeeeeeeeit unter Existenzminium. Davon kann kein Schwein leben.


es grüßt die desillusionierte

Nephthys
 
@ Fred Ink: stimme Dir da voll und ganz zu. Nathan ist klasse. Und es ist schön zu wissen, dass Mr. Lovecraft auch heute noch gewürdigt wird. Wir alle hätten Anfang des 20. Jh. leben und ihn anfeuern sollen ...

@Nephthys: mein von Dir zitierter Satz bezog sich auf die (nutznießenden) Autoren und nicht auf die Ghostwriter.

@Formorian: ich will keine Dummen Fragen stellen, aber muss es jetzt doch mal tun. Bevor sich ein Autor von tausend Leuten ausnutzen lässt sowie für einen Witz von € 3,14 pro Seite am Hungertuch nagt und er am Ende noch nicht einmal Anerkennung für sein Werk erhält - ja, warum macht er es überhaupt. Ist es die Hoffnung auf den Durchbruch? Der Reiz des Geldes kann es ja wohl kaum sein; jeder Nebenjobler verdient da vermutlich mehr.
Also, was treibt einen dazu, sich auf soetwas einzulassen?
 
Zuletzt bearbeitet:
Also, was treibt einen dazu, sich auf soetwas einzulassen?

Der Spatz in der Hand, der besser ist, als die Taube auf dem Dach?

Es ist besser, ein vereinbartes Honorar zu erhalten, als auf die ungewissen Verkaufszahlen hoffen zu müssen, denke ich.
 
Da hast Du wohl recht ... In der Nahrungskette steht der Autor vermutlich ganz unten - will aber seine Nische trotz allem nicht aufgeben.
Es sollte mehr (uneigennützige!) Sponsoren und Förderer von angehenden Autoren geben - und als nächstes schaffen wir den Welthunger und sämtliche Kriege ab ... :frown:

Aber auf jeden Fall: danke schon mal für die vielen Beiträge. Mir ist jetzt einiges klarer - auch wenn´s deprimierend ist.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich denke hier wird die eigentliche Arbeit eines Ghostwiters sehr verzerrt dargestellt. :elkgrin:

Im Forum wird doch des Öfteren erwähnt, wie schwierig es auch für gute Autoren ist, ihre Texte bei Verlagen unterzubringen und groß raus zu kommen.

Da halte ich es schon für extrem konstruiert, anzunehmen, ein talentfreier Nobody sucht sich einen "Bestsellergaranten" der aber bisher bei keinem Verlag unterkommen konnte und bringt ihn für ein Taschengeld dazu "The next Harry Potter" zu schreiben.
Dann beginnen die Verlage plötzlich, sich um die "Geschichte des Nobodys" zu schlagen und überhäufen ihn mit mehr und mehr Kohle! Im Keller des Nobody sitzt dann der "wahre" Bestsellerautor, angekettet bei Wasser und Brot um Nachschub zu liefern!

Das wäre dann schon so durchgeknallt dass es vielleicht wirklich einen guten Roman abgeben könnte!

Ghostwiter verfügen einfach über die Fähigkeit, Gedanken und Ideen anderer Menschen möglichst direkt in interessante Texte umzumünzen.

Gern in Anspruch genommen von Prominenten die beispielsweise " Suuuper geiile Sachen" erlebt haben, wie Dieter Bohlen und jetzt nur noch jemanden brauchen, der diese Erlebnisse in die richtige Form bringt, um die Menschheit damit zu beglücken. Wenn dieser Job von einem bekannteren Journalisten übernommen wird, erscheint dessen Name zumeist auch in dem Buch.

Des weiteren lassen auch immer mehr "Normalbürger" ihre Memoaren durch einen Ghostwriter in Form bringen um sie der Familie und Freunden zu hinterlassen.

Nicht zu vergessen, das Verfassen von Reden. Spitzenpolitiker haben meistens einen ganzen Stab an Ghostwritern.

Auch im Wissenschaftsbetrieb gibt es Ghostwriter.

Dabei kann es sich um das harmlose in Auftrag geben von wissenschaftlichen Artikeln für ein Unternehmen handeln andererseits aber auch um das Verfassen von Haus - und Abschlussarbeiten fauler, wohlhabender Studenten. Ich erwähne da nur Dr. zu Gutten... ich meine natürlich Baron zu Guttenberg! :mad:
 
Dies gibt die Realität sicher treffend wieder, ist aber wie ich meine auch etwas weit gefasst. In diesem Thread geht es wohl eher um den Sektor der Buch- bzw Romanveröffentlichung, und hier liegt der Tenor wohl eher auf folgenden zwei Fragen: kann ich mir auch als Ghostwriter einen Namen schaffen? Und bekomme ich für meine geistige Arbeit auch eine entsprechende Gegenleistung?
Zum ersten: kannst du vergessen. Wer zahlt, der will auch den Ruhm für sich. In der Geschichte traten Gönner und Sponsoren immer wieder auf, damit ihr Name auf dem fertigen Produkt stand. Bell hat das Telefon nicht erfunden, sondern das Patent angemeldet, und Fürst Pückler machte in seiner Freizeit auch kein Eis.
Zum zweiten: der Auftraggeber, der mit seinem unbekannten Helfer brüderlich teilt oder ihm sogar fairerweise den Löwenanteil überlässt dürfte nicht weniger selten sein als der im Keller an der Kette schmachtende Schreiberling. Hier herrscht wirklich ein normales Arbeitsverhältnis, und in der Regel wird kein Autor seine(n) Ghostwriter ein komplettes Buch für sich schreiben lassen, sondern die wesentlichen Passagen - so es welche gibt :smile: - selbst übernehmen und seinem schreibenden Schatten eher das Füllmaterial überlassen. Oft weiß dieser nicht einmal, worum es in der Story überhaupt geht, sondern bekommt eine spezielle Situation beschrieben und soll diese dann ausarbeiten. Anschließend wird dies noch einmal vom Autor angepasst, und das wars.
 
Mir ging es darum darzulegen, dass sich ein Ghostwriter so definiert, als Dienstleister maßgefertigte "Gebrauchttexte" abzuliefern. Er kann nur in dem Umfang "Berühmtheit" erlangen, dass man ihn in der Szene als sichere Nummer wahrnimmt um beispielsweise die Erinnerungen eines Prominenten zügig und pointiert zu Papier zu bringen.

Analog hierzu fallen mir hier Studiomusiker ein. Das sind Profis die sich dadurch auszeichnen, dass sie vorgegebene Stücke unheimlich schnell erfassen und dann mit dem betreffenden Künstler zusammen im Studio einspielen können. Wären sie eitel, wäre dieser Job in der zweiten Reihe wohl nichts für sie. Man hört aber immer wieder mal den Satz, nachdem er jahrelang als professioneller Studiomusiker arbeitete, tritt XY jetzt mit seinem ersten Album in die Öffentlichkeit! ;-)

Die Grundannahmen in diesen Thread, ein talentfreier "reicher Bonze" würde ein begnadetern Schriftsteller so lange "durchfüttern"bis dieser ihn irgendwann einmal seinen großen Pseudodurchbruch verschaffen wird, kann ich einfach nicht nachvollziehen. Da halte ich es schon für wahrscheinlicher das einem talentierten Nachwuchsautoren sein eingeschicktes Skript gestohlen wird und vom Verlag leicht verändert auf den Markt geworfen wird, und selbst das ist eher unwahrscheinlich. :eek:

Dass jemand nur Fragmente abliefert und vorgegebene Situation ausarbeiten soll gibt es ja durchaus beispielsweise bei Groschenroman. Wer jedoch glaubt damit berühmt zu werden, dem ist auch nicht mehr zu helfen. :hof:
 
Ich sage hier nochmals danke für die vielen - teils so polarisierenden - Beiträge. Habe mal wieder etwas dazu gelernt.
 
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