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Alt 26.04.2012, 18:58
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Formorian Formorian ist offline
Dunkler Wanderer
Drachentoeter
 
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Die Schwarze Königin wandte sich an das Geschöpf, das einmal eine Gishka war. "Liebst du mich?"
Wie immer antwortete das Wesen nicht mit dem Mund, doch seine im unheiligen Glanz des Nicht-Lebens glühenden Augen sprachen beredner als Worte. Ja, meine hohe Herrin, ich liebe dich, schwarzes Licht meiner Seele, und mein einziger Sinn und meine Freude ist es, dir zu dienen. Sage mir was ich tun soll.
"Töte für deine Herrin," sprach die Königin des Todes mit einem Lächeln, süß wie das Gift des Durhgunbusches. Ansatzlos stürmte das Wesen, das einmal eine Frau gewesen war, mit hoch erhobener Klinge auf das Ungetüm los.
Ein schuppiges Lid hob sich, ein grün-goldenes Auge mit geschlitzter Pupille erfasste blitzschnell die Szene um sich herum, dann schoss der gewaltige Schädel hervor. Kiefer groß wie ein Scheunentor erfassten das Wesen, zermalmten es, schüttelten die Reste durch und schleuderten es gegen die Wand. Was zu Boden fiel hatte keine Ähnlichkeit mehr mit irgend etwas.
"Ich grüße dich, Prachtvoller," flötete die Königin und machte einen neckischen Knicks. "War dein Schlaf erholsam? Falls nicht, dann gräme dich nicht. Bald wirst du schlafen bis Himmel und Erde vergehen."
Der gewaltige Drachenherrscher wollte dieser Vermessenen gerade die gebührende Antwort erteilen, als er die machtvolle Präsenz spürte, die in sein Domizil eingedrungen war. Er war beeindruckt, doch keinesfalls eingeschüchtert. Doch da war noch etwas, das Fehlen von etwas das da sein sollte, es aber nicht war. Etwas, dessen Nichtvorhandensein ihm ein Gefühl vermittelte, dessen er sich nicht sicher war, weil er es noch niemals zuvor verspürte: bodenlose Angst. Er sah auf das Geschöpf, das sich vor ihm im gloriosen Nimbus von schwärzester Verzweiflung und Eiseskälte rekelte und begriff...
"DER BEWAHRER! DU HAST IHN GETÖTET!"
"Wie es meine Verpflichtung, meine Freude und mein Privileg ist," lachte In `Athe`Fah mit gurrendem Ton.
"WAHNSINNIGE! WER DEN BEWAHRER TÖTET, TÖTET DAS LAND! MEIN LAND!" Das gewaltige Maul öffnete sich erneut, und ein Meer aus Flammen schoß hervor. Der Mann ohne Namen ergriff entsetzt die Hand der Königin, doch sie schüttelte ihn wie ein lästiges Insekt fort. Dann verebbten die Flammen, und Königin wie Mann standen unversehrt dort, wo sie waren.
"Ich entscheide hier, wer lebt und wer stirbt," stellte die Königin der Nacht nachdrücklich fest, und die Drohung wurde verstanden.
"UND WIE WILLST DU DIES ANSTELLEN, KLEINES WESEN? IHR SANDTET HEERE GEGEN MICH, UND ALLE VERBLUTETEN IN IHREN EISERNEN SCHALEN. MAGIER WOBEN IHRE LEUCHTENDEN MACHTNETZE GEGEN MICH, UND SIE VERBRANNTEN ZU MEINER LUST VOR MIR. WELCHE WAFFE WILLST DU GEGEN MICH EINSETZEN?"
"Eine, die alles und jeden erschlägt; den Menschen, den Baum, den Fels, selbst die Götter an ihrem Ende. Als Meisterin des Schicksals bin ich auch die Meisterin über die Zeit!" Und sie bedachte den gewaltigen Drachen mit all den flüchtigen Augenblicken, aus denen die Äonen der Ewigkeit zusammengesetzt sind. Das ehrfurchtgebietende Wesen fuhr zusammen, als habe es einen gewaltigen Schlag erhalten. Die schimmernden schwarzen Schuppen nahmen einen gräulichen Ton an, die in unbegreiflicher Majestät leuchtenden Augen wurden glanzlos und matt, die herausfordernd ausgestreckten Flügel sanken kraftlos herab. Unter Aufbietung all seiner verbliebenen Kräfte machte der Drache einen letzten stolpernden Schritt nach vorn, schnappte nach diesem kleinen Wesen, von dem eine solch unglaubliche Macht ausging, und zermahlte es zwischen seinen Kiefern, und danach erloschen die Augen für immer.
Der Mann ohne Namen wußte irgendwie, dass alles nun gut war und er sich nicht zu sorgen brauchte. Niemand würde hier sterben, wenn die Herrin es nicht erlaubte!
Da ging ein Ruck durch den gewaltigen Leib des Drachen, die Augen öffneten sich, doch anstatt in königlichem Gold strahlten sie nun im Un-Glanz des Nicht-Lebens. Das gigantische Wesen kam erneut auf die Beine, reckte den Kopf weit in die Höhe und breitete die Schwingen erneut aus.
"SIEH AUF DEINE KÖNIGIN, WURM! ADRIELLE GAB MIR EINEN LIEBREIZENDEN LEIB, DOCH DIESER IST STARK! SO JENSEITS ALLEN BEGREIFENS STARK!"
"Ja, Herrin, du wohnst nun deiner angemessen!"
In`Athe`Fah lächelte ein zähnestarrendes Drachenlächeln und wünschte sich, sie hätte eine Narrenkappe dabei.

Geändert von Formorian (26.04.2012 um 19:07 Uhr)
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