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Alt 24.04.2012, 17:41
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Formorian Formorian ist offline
Dunkler Wanderer
Drachentoeter
 
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Eine vierte Gestalt erschien, auf der kleinen Insel vor dem uralten Indianertempel, und sie tanzte wild und leidenschaftlich zu dem Rhytmus unhörbarer Trommeln. Erstaunt stellte Jorin fest, dass es niemand anders als Sillisa war, und doch war es nicht die Königin. Keine Spur von der vertrauten Warmherzigkeit und Herzensgüte (die diese Schlange nur zu gern zur Schau trägt, dachte Jorin angeekelt). Nein, dies war eine perverse Sillisa der Finsternis, die ihr Volk versklavt, ihr Baby abgetrieben und ihren Gatten gefressen hatte.
Die drei Silbergestalten verharrten und riefen wie aus einem Munde:
WER IST KÖNIG VON AVALIEN?
Die wie wahnsinnig tanzende Schattenkönigin verhielt und starrte Jorin direkt ins Gesicht. Und er wußte, dass er die Wahl zu treffen hatte, hier und jetzt. Furcht oder Stärke, alles oder nichts.
Entschlossen richtete er sich in dem schwankenden Kajak auf und rief im Brustton des Stolzes: "Das bin ich! Ich bin der einzig wahre Herrscher auf dem Drachenthron! Alle Macht in diesem Reiche geht einzig und allein von mir aus! Mir, Jorin dor Tucanat Rex, König von Avalien!
Fort mit euch, ihr bleichen Gespenster! Mein Blut ist geheiligt, denn es wurde durch sechzehn Könige vor mir veredelt! Ihr könnt mich nicht verletzen! Versucht es, und ich vernichte euch!"
Sillisas Augen sandten ihm tausend Glückwünsche für seinen Mut und zu seiner Herrlichkeit. Sie begann wieder mit ihrem Tanz, und er wußte, nun tanzte sie nur für ihn. Die Silbergestalten vergingen wieder zu Nebel und wehten ihm zu. Im gelassenen Hochgefühl des wahren Herrschers trank er sie. Sein Inneres schien zu wachsen, sich auszudehnen, er war angefüllt mit Macht. Zufrieden sank er wieder zurück in den Kajak und genoss dieses Gefühl uneingeschränkter Allgewalt, auf das er von Geburt an ein Anrecht hatte und das ihm so lange verwehrt wurde.
Die Augen der Gishka nahmen wieder den Glanz des Un-Lebens an, und mit dem Stumpf ihres linken Armes führte sie seine rechte Hand über den Bootsrand ins Wasser.
Blut von sechzehn Königen! Eine Göttin zur Gespielin! Wer wollte ihm widerstehen?

Die Gishka führte die Spitze ihres Kurzschwertes an seine Armbeuge, stach hinein und zog eine lange Spur abwärts bis zum Handgelenk.
Eine unbesiegbare Armee, die keinen Schmerz kannte und jeden Befehl widerspruchslos ausführte. Nicht der schlimmste Alptraum seiner Feinde, nein, die Summe all ihrer Alpträume!
Wo das herabrinnende Blut das silbrige Wasser berührte, begann dieses zu brodeln und silberner Nebel stieg auf. Die rote Färbung breitete sich ungewöhnlich schnell aus; bald hatte der ganze Sumpf die Farbe von Blut angenommen, dem heiligen Blut von sechzehn Königen.
Er würde Avalien zum stärksten Reich der Welt machen! Die schwachen Könige der Nachbarreiche würden gesenkten Hauptes vor ihm knien, um ihm ihren Tribut zu überreichen, und er würde diesen hohnlachend in ihre ängstlichen Visagen schleudern, ehe er ihnen das Genick brach. Er würde die ganze Welt zu seinem Avalien machen! Er würde...
...für meine Macht mit seinem heiligen Blut bezahlen! lachte In`Athe`Fah. Stirb nun, König der Dummheit, und mein Dank ist dir gewiss...
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