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Alt 25.09.2011, 13:50
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Snowsong Snowsong ist offline
Tochter des Nordwindes
Vampirjaeger
 
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Die Atmung seiner Herrin war ruhig und ging gleichmäßig. Ihre Gesichtszüge waren entspannt und zeugten von einem inneren Frieden.
Vhid zog witternd die Luft ein. Er konnte Schimmel, Moder, Blut, Schweiß, Kod, Urin und so mach verwesende Leiche riechen. Das war kein Ort für seine Herrin! Der kleine Letrix legte den Kopf schief und betrachtet die Priesterin eingehend. Sie würde wohl noch eine weile so verharren, also konnte er ja einen kleinen Ausflug wagen oder? Niemand da, der ihn aufhielt. Entschlossen nahm Vhid Anlauf und sprang auf das kleine Fenster in der Türe zu. Geschmeidig wand er sich durch die Gitterstäbe und landete auf der anderen Seite auf allen vieren; so wie es sich für eine Katze gehörte.
Aber was nun? Vielleicht hatte der Magier eine Idee? Ohne lange zu überlegen rannte der kleine los.
Sein Weg führte ihn an vielen Zellen vorbei. Einige waren leer, andere von Skeletten bewohnt. Hier und da hing noch Fleisch an den Knochen und verbreitete gerade in diesen Gegenden einen sehr unangenehmen Geruch.

Vhid konzentrierte sich auf die Spur in der Staubschicht und tatsächlich konnte er nach einer weile den wohl bekannten Duft des Magiers ausmachen. Sofort beschleunigte Vhid sein Tempo.
Der Letrix verscheuchte ein paar Mäuse, huschte an Löchern vorbei in denen vermutlich die ein oder andere Ratte lebte und fand sich schließlich vor einer großen Türe wieder.
Allerdings hatte diese Türe kein vergittertes Fenster durch das er schlüpfen konnte und das dunkle Holz stank nach Magie.
Vhid hob die Pfote und scharte am Holz. „Miau?“, rief er. Als kleine, gelbe Funken flogen sprang der Letrix schnell zurück. Ein Abwehrzauber der wohl unbefugten das eindringen erschweren sollte. Nein, da würde er nicht reinkommen. Dazu brauchte es dann schon seine Herrin; die nach wie vor in einer anderen Zelle fest saß. Übrig blieb dann da nur noch die Ratte. Aber konnte er dem übergroßen Futter eine solche Rettungsaktion wirklich zumuten?

Vhid kratze sich am rechten Ohr. Apropos Futter, wann hatte er eigentlich zuletzt etwas gegessen? Das war schon eine weile her. Vielleicht sollte er auch etwas essen, dann würde ihm bestimmt etwas einfallen. Dem Magier konnte er sowieso nicht helfen.
Der kleine schwarze Letrix witterte erneut und huschte dann im Schatten der flackernden Fackeln dich an der Mauer entlang Richtung Küche. Zumindest hoffte er, das es die Küche war. Dabei bekam er einen guten Überblick über diesen Ort.
Es war ein großer Ort mit vielen leeren Räumen deren Türen entweder offen standen oder mit Gitter versehen waren. Die Göttin selbst musste diesen Ort sehr lieben, den es gab unzählige Spinnennetze und Spinnen. Das Gemäuer war teilweise Feucht; der ideale Platz für Ungeziefer das wiederum die Schöpfungen der Göttin nährte.
Der Letrix blieb kurz an einer Kreuzung stehen. Die Räume waren nicht geordnet, es war alles chaotisch eingerichtet; was daraus schließen ließ, das hier eine gläubige Person das Ruder in der Hand hatte. Das war nicht gut, zumindest nicht für seine Herrin. Die Priesterinnen wollten nach wie vor ihren Kopf. Aber vielleicht griff die Göttin selbst ein? Er hoffte es.

Vhid eilte weiter. Er bog nach links. Vor ihm erschien eine Wendeltreppe. Sie war schon alt; unzählige Füße hatten den Stein abgenutzt und ihn glatt und rund werden lassen. Es dauerte etwas, bis Vhid das obere Ende erreicht hatte. Die Stufen waren für Drows gemacht worden, nicht für kleine Letrixe die erst am Anfang ihres Lebens standen. Kurz schöpfte er Atem. Dabei viel ihm auf das auf dem kalten Steinboden ein alter Teppich lag. Neugierig zog er mit den Krallen ein paar Fäden aus dem alten, aber immer noch edlen Bodenschmuck.
Feste, feine Fäden, eng gewebt und sorgfältig verknüpft. Das Ding war was wert. Vorsichtig ging er weiter. Hier war er definitiv woanders. Es gab keinen Staub auf dem Boden, dafür aber um so mehr Spinnennetze die alle bewohnt waren.
Die Ohren angelegt und geduckt schlich Vhid weiter. Er konnte Schritte hören und hin und wieder erreichten Sätze seine feinen Ohren. Auch hier wohnten Dunkelelfen aber sie waren nicht eingesperrt. Diese Elfen waren freiwillig hier.
Vhid zog erneut die Luft ein. Es roch nach Magie aber auch nach Weihrauch; Opfergaben an die Göttin. Seine Herrin hatte solche Dinge auch in ihrer Tasche.

Die meisten Türen waren groß und aus dunklem, massiven Holz. Vhid hielt sich nicht mit ihnen auf, er konnte sie eh nicht öffnen. Manche waren schlicht, andere mit Ornamenten und Symbolen verziert. Je länger der Letrix den langen Gang entlang lief, je mehr sank sein Mut. Die Türen waren alle geschlossen, hier würde er weder Nahrung noch etwas finden, das seiner Herrin half. Er wollte schon umdrehen, als er ein feines klicken vernahm. Jemand öffnete seine Türe!
Da es weder eine Nische noch ähnliches in dem Gang gab, konnte sich Vhid nur auf seine Dunkle Fellfarbe verlassen und hoffen, das die Person an ihm vorbei ging. Er drückte sich auf den Boden und atmete flach.
Es war kein Problem, wie er jedoch schnell feststellte. Der Mann, der aus dem Zimmer kam war noch sehr jung und in einen Brief oder ähnliches vertieft. Eine schlichte Robe; vermutlich war er noch ein Lehrling, zierte seinen schlanken Körper.
Vhid blickte dem jungen Drow nur kurz nach und wagte sich dann an den Raum, den er verlassen hatte. Die Türe stand noch einen Spalt offen und so schlüpfte der Letrix in das innere.
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Die Tinte macht uns wohl gelehrt,
ärger wo sie nicht hingehört.
Geschriebenes Wort ist Perlen gleich,
ein Tintenklecks ein böser Streich.
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