Gekleidet in die unbegreifliche Pracht der Nacht, lasse ich meine alabasternen Finger über die magischen Runen gleiten, um auf diesem Thread zu materialisieren...
Nein, ganz im Ernst: ich gebe Dir voll und ganz aus tiefstem Herzen recht. Ein Buch von Lee ist ein Erlebnis, das man nicht so schnell (oder, wie in meinem Fall, ein Leben lang) wieder vergisst. Diese Werke ragen noch immer meilenweit über dem aktuellen Einheitsbrei heraus und dürfen sich zu Recht wahre Klassiker nennen. Lee galt damals als hoffnungsvollster Newcomer, doch leider fing sie bald darauf an, mit einer Geschwindigkeit zu schreiben, unter der die Qualität einfach leiden musste. Dennoch befinden sich unter diesen "Spätwerken" noch immer zahlreiche Juwelen, die manch gefeierten Reihenschreiberling von heute echt blass aussehen lassen.
Kennst Du auch ihre erste Trilogie? dies wäre:
The Birthgrave
Vazkor, Son of Vazkor
The Withe Witch
Falls nicht, möchte ich sie Dir wärmstens ans Herz legen.
Übrigens kann ich Deine Meinung, bei den Flache-Welt-Büchern könne es sich nicht um wirkliche Fantasy handeln, nicht ganz nachvollziehen. Ich kenne eine ganze Reihe Bücher, deren Handlung auf reinen Menschenwelten angesiedelt sind, und die ich trotzdem als Fantasy reinsten Wassers bezeichnen würde. Wie Du oben völlig richtig bemerkst, ist das Entscheidende an einer Fantasystory die dadurch vermittelte Stimmung ("sense of wonder" nannten wir es früher) und nicht, wie ich meine, die Auswahl der verwendeten Versatzstücke. Gerade Lee liefert in Birthgrave mit dem verschwundenen alten Volk die Definition eines Elfenvolkes, die mir persönlich sehr viel besser schmeckt als grünberockte, pfeilverschießende Öko-Freaks oder nachtschwarze Silbermähnen, deren einzige Lebensaufgabe es zu sein scheint, täglich Überstunden im Bösesein zu machen. Weltkonstruktionen a la Mittelerde bilden eine Spielart der Fantasy, aber eben nicht die einzige.
bis die Tage, Geistesschwester!