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Alt 11.10.2010, 10:16
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Dark Umbra Dark Umbra ist offline
Drachenherz
Erforscher der Welten
 
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Auch wenn Alor Lutien seine Erschöpfung vorgetäuscht hatte, war er nun wirklich mehr als müde. Die vergangenen Stunden waren einfach zu viel für seinen Körper gewesen, selbst sein Schädel brummte immer noch von dem Schock, mit dem man in ausgeknockt hatte.
Doch etwas ging ihm nicht aus dem Kopf: Lutien wusste jetzt, wie man Geister beschwor. Die Bedrohung, die von dem Dämon ausging, wurde immer größer – vor allem, da sich Alor über die bisherige Macht des Dornders nicht im Klaren war.
Er sah Lutien nach, wie er in Richtung seines Zeltes marschierte, die Arme am Körper herunterbaumelnd und den Kopf gesenkt. Dem Dämon schienen Grenzen – zumindest in seiner menschlichen Gestalt – auferlegt zu sein, denn auch er war sichtbar ausgelaugt.
Gerade, als Lutien an der nächsten Ecke abbog, fiel Alor auf, dass ein Stück von dessen Umhang fehlte. Hier in der Dunkelheit wäre ihm das nie aufgefallen, doch dort bei den Fackeln...
Alor entzündete wieder seine kleine Lichtkugel und hockte sich hin. Er brauchte nicht lang, bis er den kleinen Stofffetzen, im Schlamm liegend, fand. Die schwarzen Fasern waren etwas angesengt.
Einer von uns muss den Umhang beim beschwören der Blitze getroffen haben, schlussfolgerte Alor daraus. Er löschte das Licht und griff nach dem Fetzen. Vorsichtig stellte er die versengten Fasern mit Magie wieder her, sodass es nun einfach so aussah, als wäre der Fetzen von Lutiens Umhang abgerissen, und ließ diesen unauffällig in seine Tasche gleiten. Dann richtete er sich auf und schlug denselben Weg wie Lutien ein, um zu seinem Zelt zu gelangen.
In Wirklichkeit wollte er sich aber nur versichern, dass Lutien auch wirklich schlafen ging. Alor sah ihn gerade noch in seinem Zelt verschwinden.
Gut, dann wollen wir mal, sagte der Magier in Gedanken zu sich selbst, drehte sich auf dem Absatz um und ging wieder in Richtung Sumpf, sich immer wieder mit seiner magischen Sicht versichernd, dass niemand nah genug war, um ihn beobachten zu können.
Er fand Tarius´ aufgespießten Kopf sofort wieder.
„Igitt“, murmelte er nur, als er den „abgerissenen“ Fetzen von Lutiens Umhang erst am Speer entlangfuhr, sodass einige Fasern hängen blieben, und dann in das Blut fallen ließ, das sich auf dem Boden um den Schaft des Speeres angesammelt hatte.
Das wäre erledigt, dachte Alor und musste grinsen. Ja, jetzt würde Lutien fliehen müssen, selbst in Dornd waren Attentate und Rache nicht gern gesehen. Gegen ein ganzes Heer würde der Dämon nichts ausrichten können. Außerdem bezweifelte Alor, dass Lutien seine Identität preisgeben würde.
Dem Magier war zwar klar, dass Lutien ihn wie auch den Vampir mitnehmen müsste, da sie wegen Mittäterschaft beschuldigt werden würden, doch immerhin würde nun endlich der Feldzug gegen Omega beginnen. Nach Süden konnten sie nicht, ebenso wenig wie nach Westen oder Osten – das würde selbst Lutien einsehen müssen.
Zu dritt war das mehr als nur hirnrissig, doch Alor wollte den Dämon nicht unterschätzen. Dieser war einfach unberechenbar.
Wenn ihm selbst nichts einfiel, so würde sicherlich Lutien etwas einfallen, damit sie an die Schlachtpläne gelangten.
Den Rückweg zu seinem Zelt lief Alor die ganze Zeit in seiner Gedankensicht, um ganz sicher zu sein, dass niemand ihn beobachtete. Doch seine Befürchtungen blieben unbegründet: Niemand war draußen zu entdecken. Er erkannte, dass selbst Lutien auf seinem Lager lag und schlief, als er sich an dessen Zelt vorbeischlich – man konnte nie vorsichtig genug sein.
Er war früh genug wieder bei seinem eigenen Zelt: Die Sonne war noch nicht aufgegangen.
Erleichtert betrat Alor es, räumte noch schnell die Relikte, die von seiner Rangelei mit Tarius übrig geblieben waren, auf und ließ sich auf seine Pritsche fallen.
Der Tag war für seinen Geschmack viel zu lang gewesen.
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