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Alt 07.09.2010, 18:12
Benutzerbild von Kurbypoo
Kurbypoo Kurbypoo ist offline
Geschichtenschreiberin
Reisender aus der Zukunft
 
Registriert seit: 09.2010
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Gut, ich hab mir darüber echt Gedanken gemacht ... viele halten ja auch HdR für "alte Sprache"...
Hier mal ein zweiter Teil:

Sie riss eine Seerose ab und lief zu Damrian, der sie mit einem leisen Schnaufen begrüßte. Asfaria hielt ihm die Seerose hin, er nahm sie mit seinem weichen Maul entgegen. Sie begann zu erzählen, doch flüsterte sie, denn sie kam sich merkwürdigerweise beobachtet vor. „Wenigstens du verstehst mich“, sagte sie, als das Fayakeda einen brummenden Ton von sich gab. Sie strich Damrian über das Gesicht, dann ging sie auf die Tür zu.
Plötzlich blieb sie stehen. Sie glaubte aus den Augenwinkeln einen Mann gesehen zu haben und schaute hoch. Sie konnte gerade noch einen braunen Haarschopf sehen, dann nichts mehr. Asfaria lächelte bedrückt; insgeheim wusste sie, dass Shiopar sie mochte, doch sie wollte lieber nicht länger darauf eingehen, denn als zukünftige Kaiserin von Tenebra kannte sie ihre Pflichten, die sie zu erfüllen hatte.

Auf dem Weg zum Speisesaal begegnete sie glücklicherweise niemandem mehr. Als sie eintrat entdeckte sie ihren Vater, der am Tischende saß und auf sie wartete. „Guten Morgen“ sagte Asfaria und machte einen Knicks. Kaiser Pravius stand auf, wobei er seinen Weinkelch umstieß und ging auf sie zu. „Wie ich sehe trägst du das neue Gewand, das ich dir geschickt habe. Hälst du es nicht für angebracht dich zu bedanken?“, fragte er in einem schneidenden Ton. „I- ich wollte Euch nicht … es tut mir leid. Natürlich hätte ich mich gleich bedanken sollen, doch ich hielt es für besser Euch zuerst zu grüßen“ „Natürlich … wie dumm von mir zu glauben, meine Tochter hätte Sinn für Anstand.“ Sein schleimiger Tonfall versetzte Asfaria einen kleinen Stich. „Setz dich, oder willst du etwa, dass jetzt auch noch das Essen kalt wird?“ Asfaria ging mit gesenktem Kopf zum anderen Tischende und setzte sich. Der Kaiser setzte sich ebenfalls, dann klingelte er mit einer kleinen Glocke, die neben ihm auf dem Tisch stand. Sogleich betraten zwei junge Diener den Raum, verbeugten sich und erkundigten sich dann nach des Kaisers Wünschen. „Wo kommt dieser Fleck her?“, fragte Pravius, deutete auf den roten Fleck, den der Wein verursacht hatte, und fixierte dabei die beiden Diener. Einer der beiden war Rokko, ein guter Freund von Asfaria, den sie manchmal auch im Fayakedagehege antraf. Den anderen kannte sie nicht, offensichtlich war er gerade erst neu eingestellt worden. Asfaria wollte dem Neuen Mut machen, winkte ihn zu sich und flüsterte ihm ins Ohr: „Da lernst du den Kaiser ja von seiner besten Seite kennen. Aber mach dir nichts daraus, wenn du dir Mühe gibst, wird er dir verzeihen. Er ist manchmal etwas jä-“ „Asfaria! Wie oft habe ich dir schon gesagt, du sollst am Tisch nicht reden, und schon gar nicht mit solchen Tölpeln wie diesem hier“, schallte es durch den Raum. Pravius wurde weiß wie die Wand, das tat er immer, wenn er wütend wurde. „Ich bitte um Entschuldigung, Vater“, sagte Asfaria, dann wandte sie sich ihrem Teller zu. „Und zu diesem Fleck kommen wir später noch einmal.“, zischte der Kaiser. Auch er begann nun mit dem essen. Die beiden Diener verließen den Raum, und der Kaiser richtete sich an seine Tochter. „Und nun kommen wir zu den wichtigen Dingen: dein Geburtstag. Ich hoffe, das Kleid gefällt dir.“ „Ja, das tut es, Vater, ich-“ „Schweig still! Ich rede gerade. Zur Feier des Tages habe ich einige Gäste geladen. Ich bin mir sicher, dass du bestimmt schon damit gerechnet hast. Aber ich will dir die Vorfreude ja nicht verderben, komm einfach heute Mittag in den Versammlungsraum, und nun geh, ich möchte ein wenig Zeit für mich haben.“ Asfaria erhob sich würdevoll, ihre Enttäuschung wusste sie nach 16 Jahren im Palast durchaus zu verstecken‘. „Und achte darauf, dass du dich angemessen kleidest.“ Asfaria verließ den Raum und den Palast.

Sie ließ nach Verilia rufen, und gemeinsam machten sie einen Spaziergang durch die Gärten, auf dem Asfaria von ihren Sorgen kundtat. „Was soll ich bloß tun, wenn mein Vater beschließt, dass ich heiraten soll? Ich will es nicht, und wenn ich es müsste, dann möchte ich mir meinen Mann selbst aussuchen. Ich möchte nicht wählen, wie zwischen verschiedenen Kleidern, oder meinem Mittagessen. Natürlich weiß ich, dass es mir als zukünftige Kaiserin vorbestimmt ist, dem Volk Nachkommen zu schenken und einen adligen Mann zu heiraten, doch ich bin doch noch so jung und ich verspüre nicht die geringste Lust, mich mit um mich werbenden Männern abzugeben.“ „Eure Hoheit, Ihr vergesst, dass es Euch durch Eure Krankheit nicht gestattet ist zu regieren, auch wenn ihr die rechtmäßige Kaiserin von Tenebra wäret.“ Verilia verbeugte sich tief vor Asfaria. „Aber ich bin die rechtmäßige Thronfolgerin von Tenebra“ Asfaria war sichtlich schockiert über Verilias Anmaßung, sie wäre nicht die zukünftige Kaiserin. Verilia stockte der Atem, sie trat einen Schritt zurück, als ob sie vor Asfaria zurückweichen würde. „Eure Hoheit, ich-ich bitte um Entschuldigung, es stand mir nicht zu über dieses Thema zu reden. Euer Vater, der Kaiser von Tenebra, lud Euch zu einem Treffen zur Mittagsstunde, auf dem er mit Euch reden wollte. Bitte verzeiht, dass ich meinen Mund nicht halten konnte.“ Asfaria schien unfähig zu sprechen, doch dann rang sie sich zu einigen Worten ab: „Was soll das heißen? Warum sind selbst die Dienstboten in anscheinend so geheime und wichtige Themen eingeweiht, und mir, der Tochter des Kaisers, wird nicht ein Sterbenswörtchen verraten? „Ich- …Verzeiht“, rief Verilia mit dünner Stimme, dann stolperte sie davon. Asfarias Körper zitterte vor Wut. Sie trat gegen einen Stein und ein stechender Schmerz durchzuckte ihren Fuß. Asfaria entledigte sich ihres Schuhs, ihr Fuß war rot und begann anzuschwellen. Sie verlor das Gleichgewicht, und fiel in ein Blumenbeet. Sie versuchte den Dreck von ihrem Kleid zu wischen, doch sie drückte ihn nur noch tiefer in den Stoff hinein. Tränen rollten ihre Wangen hinab, und durchtränkten ihr Gewand mit Salzwasser. Der Puder auf ihrem Gesicht verwischte, dunkle Striche zogen sich wie Schatten von ihren Augen bis hin zur Nase, die vom vielen Weinen bereits rot geworden war, und ihre Haare hingen in Strähnen herunter. Wie viel Zeit vergangen war, wusste Asfaria nicht, sie war wie in einem Art Trancezustand im Garten umher gehumpelt, hatte sich dann wieder gesetzt, nur um nach einigen Minuten wieder aufzustehen. Währenddessen liefen unzählige Tränen an ihrem Gesicht hinunter, doch Geräusche gab sie nicht von sich, sie hatte gelernt, dass es besser war, still zu sein.

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