Thema: Prolog
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Alt 12.08.2010, 10:47
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Hobbyschreiber Hobbyschreiber ist offline
Drachentoeter
 
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Prolog

Also, vom sprachlichen her finde ich Deinen Prolog ganz gut, obwohl ich Tow zustimme, dass die Wortwiederholung nicht so schön wirkt.

Aber als jemand, der das Erlebnis schon selber zweimal hatte, kann ich Dir verraten, dass man nach einer Geburt nicht so einfach "schwupps" aufsteht und davon schlendert, auch nicht als (vermutlich?) Elfe. Mich stört es in Filmen und Büchern immer unheimlich, wenn (oft sogar männliche) Autoren eine Geburt so darstellen, als käme es nur darauf an, ein paar Minuten tief und kräftig zu atmen, während sich die Unterstützung der Hebamme, des Arztes, Vaters, Taxifahrers oder sonstigen Helden darauf beschränkt, im richtigen Augenblick "Pressen! Du musst Pressen!" zu rufen. Das tut eine Gebährende eigentlich schon automatisch, ohne dass ihr das jemand sagt. Und niemand weiß, wofür die Unmengen an heißem Wasser gebraucht werden... Gut, man kann damit hinterher die zwangsläufig anfallenden Körperflüssigkeiten wegwischen. Bescheuert! Danach wird das Kind in ein Tuch gewickelt und wahlweise der glücklichen jungen Mutter, dem stolzen Vater, der bösen Antagonistin (die das Kind für irgendwelche dunklen Zwecke an sich bringen will) oder der selbstosen Helferin (die das Kind vor seinem drohenden Schicksal retten soll) in die Arme gedrückt. Mit fehlt da immer ein bisschen das Gefühl, dass der Autor auch nur im Geringsten recherchiert hat.

Dabei kann jede Mutter, die man einfach mal fragt, von einer Geburt berichten, dass sich die Wehen über viele Stunden, manchmal sogar über mehrere Tage hinziehen können. Und Wehen sind so ähnliche Muskelkontraktionen wie Krämpfe, mit der Zeit immer stärker werdend. Du kannst Dir also vorstellen, dass sie nicht nur weh tun, sondern dass man davon auch ziemlich müde wird. Stell Dir vor, Du hast sechzehn Stunden lang Darmkrämpfe. Das trifft es ungefähr.

Danach, auch wenn die Geburt normal war, also ohne größere Blutverluste und so, muss man sich entsprechend erstmal ausruhen. Unter einer halben Stunde geht gar nichts, schon allein, weil einem immer noch alles weh tut. Wenn man dabei sein Baby im Arm hält, ist man abgelenkt, und merkt von der körperlichen Erschöpfung tatsächlich nicht so viel. (Ist ein echt unglaubliches Erlebnis!!!) Eine erste Geburt dauert in der Regel länger und ist deshalb schmerzhafter und anstrengender. Ab der zweiten Geburt geht es schneller und ist deshalb weniger anstrengend, aber man hat etwas, das sich "Nachwehen" nennt: Die Muskeln kontrahieren weiter, um die Plazenta abzustoßen. Je nachdem, kann das auch nochmal ziemlich lange dauern und recht schmerzhaft sein. Die Gefahr starker Blutungen ist ebenfalls immer noch vorhanden. Also: Ruhe.

Ich schreibe dies alles nicht, weil ich unappetitliche Details in Deinem Prolog für erforderlich halte. Du brauchst nichts davon erwähnen, weil man sonst auch allzu leicht in die Emanzen-Schublade gerät. Ich wollte nur empfehlen, dass Du vielleicht unter diesem Gesichtspunkt über die Zeiteinteilung noch einmal nachdenkst.

Die "blasse Frau" ist die Mutter. Es ist deshalb meiner Meinung nach unrealistisch, dass sie sagt "Es ist ein Mädchen". Ich kann Dir verraten, dass die Geburtshelferin das wesentlich früher erkennen kann, als die Mutter. Es kann natürlich sein, dass Du hier ein mystisches Element reinbringen willst, dass die Gebärende "es einfach schon vorher wusste". Dann solltest Du das aber noch irgendwie deutlicher machen. Zum Beispiel durch eine Reaktion der Geburtshelferin ("Wie konnte sie das nur gewusst haben?" oder "Sie wusste es. Warum wundert mich das nur, schließlich ist sie eine von `ihnen´", dachte Ophelia, während sie das kleine Ding ...

Und außerdem würde ich der jungen Mutter wenigstens ein paar Minuten zum Erholen gönnen. Wenn Du zum Ausdruck bringen willst, wie tough sie ist, geht das ja auch anders, als dass sie sofort aufspringt und auf ihrem Seelenwolf davonreitet. Vielleicht kannst Du sie sich weigern lassen, das Kind in den Arm zu nehmen, "obwohl ihr Gesicht einen zärtlichen, sehnsüchtigen Ausdruck zeigte, für einen so kurzen Augenblick, dass Ophelia sich später nicht mehr sicher war, ob sie ihn wirklich gesehen hatte".
Danach könntest Du Ophelia sich um das Kind kümmern lassen, wie Du schon beschrieben hast. Und dann sieht sie, wie die "blasse Frau" schwankend aber entschlossen aufsteht. "Was hast Du denn vor?", könnte sie fragen, und dann setzt Du den Dialog so fort, wie Du ihn schon geschrieben hast.
Außerdem klingt die Sache mit dem dünnen Blutfaden am (weißen) Schenkel ja ganz dekorativ, aber meist ist es doch mehr Flüssigkeit, und nicht nur Blut. Ich würd´s weglassen, schon weil ich es unästhetisch fände, so zu reiten.

Na ja, irgendwie so ...

Aber das sind nur meine eigenen Vorstellungen. Wie gesagt, mich nerven allzu unrealistische Geburtsdarstellungen eben immer. Sonst ist das, wie gesagt, eine schöne dramatische, wenn auch nicht ganz klischeefreie Szene für einen Prolog.

Ach so, grad habe ich noch mal drüber gelesen, da ist mir aufgefallen, dass der TAG ihrer Geburt eine (...) WinterNACHT war. Das würd ich auch noch ändern.

Geändert von Hobbyschreiber (12.08.2010 um 11:10 Uhr)
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