Einzelnen Beitrag anzeigen
  #253  
Alt 08.08.2010, 15:37
Benutzerbild von Snowsong
Snowsong Snowsong ist offline
Tochter des Nordwindes
Vampirjaeger
 
Registriert seit: 12.2009
Ort: In einem für Bücherliebhaber ungünstigen Ort.
Beiträge: 413
Sie war zu verdutzt, um ihn aufhalten zu können? Hatte er ihr gerade einen Kuss auf die Wange gehaucht?
Mit offenen Mund starrte sie auf Marius Rücken. Er hatte.
Was für ein wundervoller Moment! Lelith fühlte sich federleicht, all ihre Sorgen waren mit einem Satz fort. Die Stelle, an der seine Lippe sanft ihre Haut berührte, brannte angenehm und in ihrem Bauch kribbelte es wunderbar.
Sie hätte diese Hässlichkeit fast vergessen. Aber nur fast.
Marius, nur mit einem Dolch bewaffnet, stellte sich diesem Ding in den Weg. Und sie forderte er doch tatsächlich auf, zu verschwinden. Das konnte ja wohl nur ein schlechter Scherz sein! Aber zumindest war er jetzt nicht mehr so weggetreten.
Oder vielleicht doch?
Er musste doch sehen, wie unmöglich sein Vorhaben war! Mit diesem Spielzeug würde er die Haut des Biest nicht einmal an ritzen können. Selbst wen er den Dolch warf, mit einem Auge konnte man immer noch kämpfen.
Das würde dir so passen! Von wegen, Geh. Lelith hatte ihn nicht die ganze Zeit wie eine Verrückte gesucht, um ihm jetzt zuzusehen, wie er sich umbringen ließ. Auch wen er es tat, um sie zu retten.
Ohne sich um den Befehl zu scheren, stürmte sie ihm hinterher. Drows, vor allem weiblich ließen sich ohnehin nicht gerne Befehle geben. Und sie war bestimmt die letzte, die sich in einer solchen Situation wegschicken lassen würde. Also schlang sie etwas unbeholfen ihre Arme um seinen Oberkörper.
Marius blieb stehen. Hätte er gewollt, hätte er sie einfach weiter schleifen können. Er war stärker als sie, dass hatte sie bei dem versuch, in wegzuziehen, gespürt.
„Tut mir Leid, das kann ich nicht zulassen. Heute stehen weder Heldentaten mit Todesfolge noch eine Art von Martyrium auf der Tagesordnung!“, sie klammerte sich an ihn, obwohl ihr nur zu gut bewusst war, wie leicht er sich hätte befreien können. Im Moment war sie einfach zu geschwächt.
Sie wagte nicht, an ihm vorbei zuschauen. Vermutlich war der Dämon schon auf dem Weg zu ihnen.
„Hör mal Marius, wir können auch rennen! Auf der Straße patrouillieren Krieger und Magier mit anderen Priesterinnen. Wir können entkommen! Du musst dich nicht opfern!“, sie konnte nicht verhindern, das ihre Stimme vor Verzweiflung zu zittern begann.
Ganz ruhig Lelith. Jetzt ist der wahrscheinlich ungünstigste Moment für einen Nervenzusammenbruch!
„Wir können zurück zu Hyrr gehen. Sie kümmert sich um deine Hand und dann verschwinden wir! An die Oberfläche oder sonst wo hin. Wir müssen nicht hier unten bleiben.“, sie hütet sich, den Magier zu erwähnen. Der würde ihr die Sache sicher versauen. Und wen sie so recht darüber nachdachte, wen sie nicht mehr im Unterreich war, konnte er ihr auch nichts mehr anhaben.
Sie legte ihren Kopf zwischen seine Schulterblätter und wartet.
Hoffte.
Betete.
Aber er schwieg.
Ich muss ihn überzeugen! Und dass schnell!
„Ich will nicht, dass du dich opferst.“, flüsterte sie. Wen er eben so empfand wie sie, würde er es Verstehen. Die Vorstellung, dass er für sie starb, war erschrecken. Wie würde Marius wohl reagieren, wen sie das vor hätte?
„Schon gar nicht, um mich zu retten!“, fuhr sie fort. „Ich werde das nicht zulassen, hast du gehört?“, noch immer sprach sie leise.
„Dafür bedeutest du mir zu viel.“, verspannte er sich etwa bei diesen Worten? War er überrascht? Lelith konnte seine Reaktion nicht einschätzten, da sie seinen Gesichtsausdruck nicht sehen konnte.
„Ich weiß, das ist untypisch für Dunkelelfen...“, begann sie zu flüsterten. „Vielleicht sogar unmöglich.“
Wahrhaftig, ich hab mir den Moment in dem ich ihm meine Liebe gestehen, anders vorgestellt!
„Aber ich... ich habe mich in dich...“, weiter kam sie nicht. Marius riss sie beide zur Seite. In dem ganzen Durcheinander hatte sie Mr. Hässlich doch glatt vergessen.
Der schwang nun seine Axt und Lelith sah sich gezwungen, ihren Liebsten los zulassen und ihr Liebesgeständnis auf später zu verschieben.
„Ich werde nicht ohne dich gehen, also komm nicht auf die Idee mich weg zuschicken!“, eilig stand sie auf. „Entweder wir zwei verschwinden zusammen, oder keine von uns!“, hastig suchte sie in ihrer Tasche nach ihrer Peitsche.
„Und komm ja nicht auf die Idee hier zu sterben, ja?“, Lelith zog ihre Waffe heraus. Die zwei Schlangenköpfe machten schon den Mund auf, um etwas zu sagen, aber Lelith zischte: „Klappe zu ihr zwei. Wir haben ein Problem.“, sie ließ die Hässlichkeit nicht aus den Augen, die aber scheinbar mehr auf Marius fixiert war.
Der warf ihr immer wieder Blicke zu, die Sagten, dass sie verschwinden sollte.
„Vergiss es.“, knurrte sie. „Zielt auf die Augen!“, wies sie ihre beiden Schlangen an, die in freudiger Erwartung des Kampfes ihre Giftzähne bleckten. Dann eilte sie Marius zur Hilfe.
Wen sie schon sterben sollte, dann wenigstes in seiner Genwart.
__________________
Die Tinte macht uns wohl gelehrt,
ärger wo sie nicht hingehört.
Geschriebenes Wort ist Perlen gleich,
ein Tintenklecks ein böser Streich.
Mit Zitat antworten