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Alt 07.08.2010, 13:47
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Snowsong Snowsong ist offline
Tochter des Nordwindes
Vampirjaeger
 
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Lelith unterbrach ihr Gebet. Was in drei Teufels Namen trieb Marius da gerade?
„Marius!“, sie eilte an seine Seite, um ihn von dem noch bewegungsunfähigen Dämon wegzuziehen. „Du musst fliehen!“, der Halbelf schaute sie etwas irritiert an. Erkannte er sie etwa nicht?
Oder habe ich den falschen Trank benutzt? Marius schien etwas beschwipst zu sein, aber er war in der Lage zu stehen. „Komm!“, jetzt, da ihr Gebet unterbrochen war, würde sie die Beine in die Hand nehmen müssen. Ihr angebeteter schien aber keine Lust zu haben, zu gehen.
„Was ist...“
„Ich sagte komm!!!“ fauchte sie. Wen der Dämon oder was auch immer es war, sich wieder erheben konnte, hatten sie beide ein Problem.
Was soll ich tun? Soll ich auf die Straße fliehen? Wen er dort einer Patrouille in die Arme läuft, erledigen sie ihn vielleicht. An sich war der Gedanke gut, aber sie wurde immer noch gesucht. Das war wiederum nicht so gut.
„Marius, komm!“, wütend zerrte sie an seinem Arm. Der Zauber der Schriftrolle ließ langsam nach. „Dein Freund wird später zu uns aufschließen, komm jetzt!“, mit aller Kraft, die sie aufbringen konnte, zog sie ihn auf den Rand der Gasse zu. Hinter sich hörte sie die Scheußlichkeit bereits ächzen.
Oh meine Göttin, bitte steh mir bei! Flehte Lelith stumm.

****

„Komm schon raus du kleiner Racker.“, murrte Hyrr. Aber von dem Letrix fehlte jede Spur. Die Zwergin schüttelte wütend den Kopf. Wo konnte Vhid nur stecken?
Schwer fällig erhob sich die Zwergin und machte sich daran, einen alten, durchlöcherten Mantel anzuziehen, der ihr auch schon früher gute Dienste geleistet hatte. Wer sich unter Drows bewegte, durfte alles tun, nur nicht auffallen.
Vielleicht würde sie Lelith Schoßkätzchen draußen finden.
Während sie so durch die fast leeren Straßen lief, versank sie zurück in ihre Erinnerungen...

Kalte, leere Steingänge nur mit wenigen Fackeln beleuchtet. Obwohl man in den Fels kunstvolle Muster gemeißelt hatte, empfand Hyrr diesen Ort als grässlich.
Eine undefinierbare Kälte lag in der Luft, kroch durch ihr Kettenhemd, berührte ihre Haut und ließ sie schaudern.
Sie sollte nicht hier sein.
Sie sollte bei den anderen in der großen Halle sitzen und den Sieg über die Scheusale mit Bier und Schnaps feiern. Aber sie tat es nicht.
Ihr Gespür hatte sie weit weg von der Festhalle gelockt, hatte sie hier her, in die alten. Leeren Gänge geführt. Hier bewahrte ihr Volk Bücher und alte Schriften auf. Wissen, welches den einfachen Kriegern verwehrt blieb, weil diese sowieso nicht am lesen interessiert waren.
Aber sie war keine einfache Kriegerin. Sie würde bald Heiraten. Bald würde sie die Gemahlin eines Fürsten sein, eines Helden. Ihr zukünftiger Mann war eine Legende, ein Drachentöter, ein General und ein Herzensbrecher.
Sie hatte nicht in der Halle sitzen wollen, wohl wissend, das sich ihr Verlobter gerade mit einer anderen vergnügte. Sie hatte keine Lust gehabt, eine gute Miene zum bösen Spiel zu machen.
Nein, sie war nicht so willenlos, wie jeder dachte. Sie würde ihm sagen, was sie von seinen Liedchen hielt!
Und dann?
Dann würde er sie wieder schlagen, sie anschreien und damit drohen, sie zu verbannen. Er würde sie daran erinnern, das es eine Gnade war, die er ihr erwies,in dem er sie heiratete. Welcher anständige Mann nahm sich schon eine Magie begabte Frau?
Zwerge und Magie, dass passte einfach nicht. Die Götter hatten einen grausamen Sinn für Spiele aller Art. Man verachtet sie für das, was sie war.
Nur einer der Zwerge, der Wächter des Wissens war für sie da. Er war schon alt und kümmerte sich um eben jenen Bereich, in dem sie gerade herum lief. In seinen Augen war sie etwas besonderes.
Immer wen sie Kummer hatte, konnte sie ihn aufsuchen, er nahm sich immer Zeit für sie. Oftmals pflegte er zu sagen: „Glaub mir mein Kind, alles hat einen Sinn. Du hast dieses Geschenk nicht bekommen, um zu kriechen. Man hat dir diese Gabe geben, weil du eine besondere Aufgabe zu erfüllen hast.“
Doch was war das für eine Aufgabe? Was hatten sich die Götter dabei gedacht, ihr so etwas wie Magie in die Wiege zu legen?
Sie wusste es nicht, hatte noch nicht einmal eine Ahnung, warum das so war. Der Wächter des Wissens hatte oftmals gesagt, er würde ihr Raten, Elfen auszusuchen. Sie hätten ein besseres Magieverständnis und würde ihr helfen können.
Aber wie tief sollte sie eigentlich noch sinken? Elfen um Hilfe bitte? Auf keinen Fall!
Sie würde....


Hyrr schreckte aus ihren Erinnerungen hoch. Hatte sie nicht gerade etwas gehört?
„Vhid?“, flüsterte sie.
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Die Tinte macht uns wohl gelehrt,
ärger wo sie nicht hingehört.
Geschriebenes Wort ist Perlen gleich,
ein Tintenklecks ein böser Streich.
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