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Alt 02.07.2010, 22:54
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Snowsong Snowsong ist offline
Tochter des Nordwindes
Vampirjaeger
 
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Marius war nicht mit in die Kapelle gekommen. Dass war das erste, was ihr auffiel. Aus einem ihr nicht definierbaren Grund betrübte sie das.
Warum wundert mich das? Er ist ein Oberflächenbewohner und weiß nicht, wie wichtig mir die Göttin ist. Langsam setzte sie den Trank an die Lippen und schüttet dessen Inhalt in ihren Mund. Es schmeckte ekelhaft Metallisch. Fast so wie Blut.
Aber so genau wollte sie nicht darüber nachdenken. Sie schritt eilig zur Tür. Marius wartet in den Schatten auf sie.
„Lass uns zurück gehen.“, flüsterte sie. Er nickte nur.
Hab ich ihn schon wieder irgendwie verärgert? Fragte sich Lelith niedergeschlagen. So ein verdammter Mist! Ich brauche wirklich einen Ratgeber oder so. Sonst verstehe ich das mit der Liebe nie!
Der Weg zurück verlief schweigend. Lelith warf ihrem Schwarm hin und wieder einen Blick zu und versuchte, Blickkontakt aufzubauen, aber Marius beachtet sie nicht. Schließlich gab sie es mit einem Seufzen auf.
„Bin ich froh, wen dass alles vorbei ist.“, sagte sie laut. „Ich auch.“, murrte Marius leise.
Fall ich ihm zur Last? Dachte Lelith entsetzt. Das würde er mir doch sagen oder? Hoffte sie stumm. Aber wer konnte schon sagen, was in dem Kopf eines Mannes vorging?
Als sie an der Türe angekommen waren, ließen die Wachen Marius wortlos eintreten. Zumindest sie hatten dazugelernt. Der Halbelf schlenderte in den Raum. Dabei Blickte er zu der Priesterin. Diese bemerkte seinen Blick und schenkte ihm ein Verführerisches Lächeln. Eifersucht und Empörung stiegen gleichermaßen in Lelith auf.
WAGE es! Wage es auch nur einmal, deine Griffel nach Marius auszustrecken, und ich werde dich eigenhändig töten! Ihr Blick sprach aus, was sie dachte. Die Priesterin kicherte amüsiert.
„Eifersüchtig kleine?“, schnurrte sie, so dass es Marius hören konnte. „Aber kein Wunder, das er an dir nichts findet. Du bist ja noch ein Kind.“, das letzte Wort hatte sie gedehnt und beton ausgesprochen. Lelith rankte nur kurz mit ihrer Fassung. In Situationen wie diesen gewann die Priesterinnenausbildung die Oberhand.
„Hast du schon einmal in den Spiegel geschaut?“, entgegnete sie kalt. „Vorausgesetzt, es zerreißt die Spiegel vorher nicht.“, mit einem Finger fuhr sich Lelith übers Gesicht und zeichnete die Narbe auf Fimaras Gesicht nach.
Die andere Frau hörte sofort auf mit lächeln. „Sei leise. Du schuldest mir dein Leben, denk daran.“
„Wenn ich überlebe, dann verdanke ich mein Leben meiner Göttin.“, war die gelassene Antwort der jüngeren. „Du warst nur das Medium, mehr nicht.“
Lelith schritt auf Diraium zu, der sich klugerweise aus diesem Streit heraus hielt. „Bist du fertig?“
„Ja. Hier ist der Trank.“, er reichte ihr eine kleine Flasche. Eine rote Flüssigkeit war darin. Als Lelith den Korken zog, schwappte schwarzer Nebel über den Flaschenrand.
„Du musst alles austrinken.“, ermahnte sie der Freund ihres Vaters. „Ansonsten könnte es nicht wirken.“
„Nah dann, zu wohl.“, der Trank rannte ihr die Kehle herunter und schien sie von innen heraus zu verbrennen. Dennoch setzte Lelith die Flasche nicht ab. Das flüssige Feuer belebte ihre müden Muskeln wieder und vertrieb die Müdigkeit aus ihrem Körper. Als die Flasche leer war, fühlte sich Lelith erfrischt.
„Es scheint zu wirken. Wie lange wird es dauern, bis ich wieder vollständig genesen bin?“, fragte sie den Drow. „Es kommt darauf an, ob du dich gleich hinlegst oder ob du lieber noch ein paar Sachen erledigst.“
„Ich habe in der tat noch etwas zu erledigen.“, gab sie zögernd zu. „Dann könnte es drei bis vier Tage dauern. Falls du in dieser zeit ein hohes Gebet aussprichst, könnte es noch länger dauern. Aber deine Kräfte werden zurückkehren.“
„Danke Diraium. Dann werde ich jetzt gehen.“, Lelith warf der Priesterin einen vernichteten Blick zu. „Marius? Lass uns gehen.“, in ihrer Stimme war noch etwas von der Eifersucht zu hören, das bemerkte Lelith. Wütend biss sie sich auf die Zunge.
Mist. Mist. Mist. Fluchte sie.
„Ich werde euch noch raus bekleiden.“, Diraium zog sich hob einen Zylinder auf und setzte ihn sich auf den Kopf. „Einer Dame gegenüber muss man ja immerhin Respekt zeugen.“
Marius war von der Idee wohl nicht sonderlich begeistert. Lelith warf ihm einen entschuldigenden Blick zu. Aber sie wies den Drow nicht ab. Zum ärger der anderen Priesterin.
Wie du mir, so ich dir! Schadenfreude blitze in ihrem Blick auf.
„Danke Diraium.“, genüsslich ging sie zwischen Marius und Diraium auf die Türe zu.
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Die Tinte macht uns wohl gelehrt,
ärger wo sie nicht hingehört.
Geschriebenes Wort ist Perlen gleich,
ein Tintenklecks ein böser Streich.
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