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Alt 27.06.2010, 15:15
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Snowsong Snowsong ist offline
Tochter des Nordwindes
Vampirjaeger
 
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Lelith war tief in ihrem Gebet versunken. Da Marius schwieg, viele s ihr einfach, sich zu konzentrieren. Langsam dämmerte sie weg, verfiel immer tiefer in der Meditation.
Als sie schließlich ihre Augen wieder öffnete, war die Kapelle verschwunden. Das Gift in ihren Adern hatte sie erneut an einen anderen Ort gebracht. Aber es gab keinen Himmel, wie beim letzten mal. Es gab nur diese große, dunkle Leere.
Verwirrt schaute sich die junge Priesterin um. Was war das für ein Ort? Es schien sie weder an die Oberfläche noch an einen Ort im Unterreich verschlagen zu haben. Vorsichtig machte sie einen Schritt vorwärts. Der Untergrund aus schwarzen Schatten gab zwar etwas nach, hielt sie aber. So begann Lelith damit, die Dunkelheit um sich herum zu erkunden.
Sie verlor wie das letzte mal das Zeitgefühl. Um sie herum herrschte nach wie vor nur Dunkelheit. Sie konnte absolut nichts sehen. Nicht einmal im Infrarotspektrum konnte sie etwas erkenne.
So fühlt es sich also an, wen man erblindet ist. Dachte sie. Schrecklich. Zumindest gibt es hier keine Gegenstände, gegen die ich laufen kann.
Lelith seufzte leise. Hoffentlich beeilt sich Diraium. Sie wollte das Gift so schnell wie möglich loswerden. Und hoffentlich wirkt das Gegengift auch.
Lelith blieb stehen. Das Gegengift wird wirken! Ich vertraue der Göttin! Lelith klammerte sich an ihren Glauben.
„Das ist eine gute Idee, mein Kind.“, erklang ein flüstern um sie herum. Lelith zuckte zusammen. „Nur wer glaubt, ist stark, nur wer stark ist, wird leben. Die schwachen werden ausgegemetzelt.“, Lelith schluckte. Wer sprach da?
„Ich bin das Chaos, das dich umgibt, mein Kind.“, antwortet die stimme auf ihre unausgesprochene Frage.
Nah toll, jetzt rede ich mit einem Wesen, das sich nicht sehen kann, das aber meine Gedanken lesen kann. Das Gift ist wirklich grässlich.
„Ich bin mehr als nur ein Wesen, mein Kind.“, erklang sie Stimme erneut in ihrem Kopf. „Ich bin so viel mehr.“
„Was bist du dann? Wer bist du? Wo bin ich?“
„So viele Fragen, deren Antworten du doch schon kennst.“, raunte die Stimme ihr zu. „Denk nach, erinnere dich. Überlege!“, Lelith runzelte die Stirn.
Absolute Finsternis, eine Wesen, das mehr ist und zudem Chaos...
„Ja, sprich es aus.“
„Das ist nicht möglich. Ich bin nur eine einfache Priesterin, was sollte die Göttin an mir finden? Und breche ich nicht alle Gesetzte?“, entfuhr es ihr. Nicht nur, das in ihren Adern Oberflächenblut floss und sie die Oberfläche sehen wollte, nein, sie hatte sich verliebt. Und das auch noch in ein Halbblut. Ihre Göttin fand das gewissen... grauenhaft?
„Ich finde es sehr amüsierend.“, meinte die Stimme. „Ist das nicht ein herrliches Gefühlschaos in deinem inneren, meine kleine?“, hackte die Stimme nach. „Ja, das ist es. Eine wunderbare Art des Chaos ist in dir entstanden.“
Lelith entschied, das sie verrückt geworden war. Das Gift hatte scheinbar bereits tiefere Schäden hinterlassen, als ihr bewusst war. Wie sonst sollte sie sich das hier alles erklären? Ihre Göttin würde doch gewiss nicht mit ihr in Kontakt treten um mit ihr zu reden. Das passte ja gar nicht zu dem Bild, das sie wehrend der Ausbildung übermittelt bekommen hatte.
„Du bist nicht verrückt geworden. Und du bist auch nicht irgendeine Priesterin, mein kleines. Ich habe dich nicht aus einer Laune heraus gezeichnet, noch dir während der ganzen Zeit in der Ausbildung meine Gunst geschenkt. Du bist etwas besonders.“
So, jetzt ist Schluss. Jetzt ist mein Verstand komplett am Boden! Erneut lachte die Stimme. Lelith weigerte sich stur in ihr ihre Göttin zu sehen.
„Du, mein kleiner Liebling wirst wunderbares Chaos schaffen. Egal wo du dich aufhalten wirst. Im Unterreich durch deinen sturen Kopf, an der Oberfläche, wen du sie je erreichen wirst, durch dein bloßes auftreten. Du wirst mir viel Freude bereitet, Lelith. Sehr viel.“, flüsterte die Stimme.
„Wen ich die ganze Sache überlebe.“, konterte Lelith leise. „Das wirst du. Du verdankst dein leben aber nicht diesem schleimigen Mann oder dieser Hure von einer Priesterin.“, Lelith hob eine Wimper. Was hatte es zu bedeuten, wen eine Göttin eine ihrer Priesterinnen, als Hure bezeichnete?
„Nein, du verdankst dein Leben, deine ganze Existenz nur mir. Mir, deiner Göttin.“, etwas weiches strich ihr über die Wange.
„Ich war es, die einst vor langer Zeit deine Urgroßmutter fangen ließ und in meinem Willen wurde deine Großmutter gezeugt. Ich alleine sorgte dafür, das sie deine Mutter austragen konnte und diese im Unterreich sogar etwas ansehen erreichte.“
„Das alles wegen mir?“
Jetzt ist es wirklich zu spät! Ich habe nicht nur Halluzinationen, ich verspotte auch noch meine Göttin.
„Manchmal langweilen mich meine Hohenpriesterinnen mit ihren Machtspielen. Es ermüdet mich, das immer nur Häuser vernichtet werden. Es ist an der Zeit, das es wieder etwas Abwechslung gibt.“
„Und das biete ich?“, entfuhr es Lelith. „Ja, das bietest du mir. Durch deine Flucht ist die ganze Stadt in Ausruhe. Es ist wahrlich eine Freude mit anzusehen, wie sich die Hohen Damen fürchten. Und da sind ja noch dein Magier und dein Halbelf. Das wird ein Unterhaltsames Spiel für mich.“, erneut schien etwas ihre Wange zu streifen.
„Du wiest mir Freude bereiten.Viel Freude.“, etwas kühles legte sich in ihre Hand. „Nun gehe zurück und lass dir das Gegenmittel geben. Trinke es und gehe dann sofort zu deiner Zwergin zurück. Rüste dich für einen Kampf in der Nekropole.“, nun war die Stimme nicht mehr sanft sondern gebieterisch.
„Geh und hilf dem Magier und seiner Freundin.“
„Dem Magier? Und seiner Freundin?“
„Ach ja, die beiden haben auch schon eine wunderbare Art des Chaos hervorgebracht. Vor allem seine Freundin. Du wirst schon früh genug herausfinden, wer oder was sie ist.“, Lelith nickte noch etwas verwirrt.
„Du sollst wissen, das die Priesterin, die dir helfen sollte gepfuscht hat. Trink den Inhalt der Piole in deine Händen und verlasse das Zimmer. Dreh dich nicht um, wen du Schreie hörst. Geh deinen eigenen Weg.“, befahl die Stimme eingehend.
„Öffne nun deine Augen und kehre zurück in die Wirklichkeit.“, wurde sie angewiesen. „Und bedenke immer Lelith: Wen du mir keine Freude mehr bereitest, reicht ein einziger Gedanke von mir und du wirst vergehen.“, Lelith erhaschte einen kurzen Blick auf eine riesige, schwarze Spinne die auf leuchtenden, violetten Spinnenfäden stand, dann war sie wieder in der Kapelle.
In ihrer Hand lag eine kleine Piole mit einer blutroten Flüssigkeit.
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Die Tinte macht uns wohl gelehrt,
ärger wo sie nicht hingehört.
Geschriebenes Wort ist Perlen gleich,
ein Tintenklecks ein böser Streich.
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