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Alt 02.04.2010, 19:43
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Snowsong Snowsong ist offline
Tochter des Nordwindes
Vampirjaeger
 
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Es war ein wundervolles, berauschendes Gefühl, wie der Wind an ihren Ohren vorbei rauschte. Unter ihr breitet sich ein weiße Landschaft aus. Hin und wieder stach schwarz ein Fels aus dem Schnee hervor. Und doch war es nicht langweilig. Alles sah um so viel kleiner aus.
Es war für Sheoe eine vollkommen neue und andere Welt. Eine Welt, die sie faszinierte.
Lucaras hatte ihr eine Hand um die Hüfte geschlungen. Ein stummes Versprechen, das sie nicht herunterfallen würde. Obwohl sie erst vor kurzen schlechte Erfahrung mit Männern gemacht hatte, bereitet es ihr kein umbehagen, so nah an Lucaras gedrückt zu sein. Ihr Gefühl, das sie vor Gefahren warnte, schwieg eisern. Das war das Zeichen, das sie ihm vertrauen konnte.
Außerdem vermittelte er ihr ein Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit.
Etwas, was sie noch so gut wie nie gefühlt hatte.
Bis jetzt hatte ihr Leben aus überleben bestanden. Wie, war egal. Hauptsache, sie überlebte.
Erst Cel´ Zazak hatte ihr etwas anderes vermittelt. Bei dem Gedanke an den Lich überkam sie in wehmütiges Gefühl. Was hatte Lucaras mit dem Lich gemacht? Sie drehte den Kopf in seine Richtung. Der Anch-iri schien jedoch in seinen eigenen Gedanken zu sein. Er hatte den Blick auf den Horizont gerichtet, die Lippen zusammen gepresst und machte auch sonst einen sehr abwesenden Eindruck auf das Mädchen. Nur die Hand, die sie im Sattel hielt, war angespannt. Ein Zeichen, das er noch immer auf sie acht gab. Gerne hätte sie ihn gefragt, was er mit dem Lich gemacht hatte, aber sie wollte ihn jetzt auch nicht aus seinen Gedanken holen.
Sie hatte ihn vorher schon gestört, als sie nach den Ruheräumen gefragt hatte.
Um ihre betrübten Gedanken zu verscheuchen, wandte sie sich wieder der Landschaft zu.
Sie hatten die Felswände hinter sich gelassen. Es mischten sie nun auch blätterlose Sträucher und kleine Bäume dazu. Das Mädchen konnte sogar einen Hasen ausmachen. Allmählich verändeerte sich die Umgebung. Immer mehr Pflanzen richteten sich aus dem Schnee auf. Weiß, wie mit Puderzucker bestreut.
Manche trugen noch ihr grünes Blätterkleid, andere ragten wie knochige Finger aus dem Schnee hervor. Felsen und große Steine wurden nun weniger, sie wurden von größeren Bäumen abgelöst.
„Wir sind da.“ Lucaras Stimme riss sie aus ihre Beobachtung. „Wir sind da?“ ratlos blickte Sheoe unter sich. Es gab nur die weiße Schneedecke, eine Felswand, mehrere Tannen und karge Sträucher.
Um die Mundwinkel des Anch-iri zuckte es, so als wolle er ein lächeln unterdrücken. „Lass dich überraschen.“ meinte er leise. Dabei blitzte es kurz in seinen Augen auf.
Der Drache landete langsam, um seine Reiter nicht zu verletzten. Lucaras sprang vom Rücken der großen, geflügelten Echse. „Keine Sorge, du kannst springen. Ich werde dich fangen!“ versicherte er ihr.
„Aber... ich bin... schwer...“
„Mach dir keine Sorgen, Nathana. Um mich in die Knie zu zwingen, muss viel passieren.“ lachte er. „Wenn du das sagst...“ Sheoe kam wankend auf die Beine. Nachdem sie einen sicheren Stand hatte, sprang sie in Lucaras Arme.
Wie er ihr Prophezeit hatte, fing er sie, ohne ins wanken zu geraten. „Von wegen schwer.“ sagte er zu ihr. „Du bist federleicht.“ er setzte sie vorsichtig ab. „Wo bleibt den nur Vanalo?“ Lucaras blickte in den Himmel.
„Da kommt er oder?“ Sheoe deutete auf einen Punkt am Himmel. Lucaras kniff seine Augen zusammen. „Ja, das ist er. Geh in Deckung Nathana. Das wird wieder eine Bruchlandung.“
„Bruch...landung?“
„Vanalo mag viel können. Das sichere Landen gehört zum Leidensweg vieler Anch-iri nicht zu seinen Fähigkeiten.“ Lucaras hatte sich an die Felswand gestellt und beobachtet den Punkt, der immer größer wurde.
„Wie meinst du das?“
„Er hat die seltsame Gabe, sein Flugwesen kurz vor der Landung zu verwirren, so das es unsanft landet, er vom Rücken geschleudert wird und dann auf dem Unglücklichen Landet, der ihm an nächsten steht.“ Lucaras zog seinen Helm auf. „Und Vanalo ist keineswegs Federleicht.“
Sheoe eilte an Lucaras Seite. „Wie hoch stehen die Chancen, das er auf mir landet?“
„Hoch.“ knurrte Lucaras. Er spannte die Muskeln an und machte sich zum Sprung bereit. „Wenn er nah genug ist, bewege dich am besten immer. So ist es schwerer für ihn, auf dir zu landen.“
„Ist es den wirklich so schlimm?“
„Du wirst es gleich sehen.“ tatsächlich begann die geflügelte Schlage von links nach rechts zu schwenken. Vanalo, der auf ihrem Rücken saß, hatte alle Mühe, nicht herunter zu fallen. „Wa... was hat die Schlange?“
„Vermutlich will Vanalo da landen, wo sie nicht will. Das üblich Problem.“ seufzte er. Die große Schlange mit den bunten Federflügel flog einen Bogen und hörte dann plötzlich auf, mit den Flügel zu schlagen.
Wie ein Stein stürzte sie vom Himmel. Bevor sie auf dem Boden aufkam, bewegte sie ihre Flügel wieder und fing den Sturz so ab. Vanalo allerdings segelte aus dem Sattel. Er flog genau auf Lucaras zu. Sheoe stieß einen Schrei aus: „Pass auf!“
Lucaras lächelte. Vor ihren Augen löste er sich auf. Vanalo landete sehr unsanft in einem Schneehaufen.
Was? Wie hat er das gemacht? Was war das? Sheoe starrte Lucaras an, der wieder wie aus dem Nichts auftauchte. „Sobald Vanalo aufhört, im Schnee zu spielen, könne wir reingehen.“ der Anch-iri ging auf die Felswand zu und legte seine Hand auf den rauen Stein. Er ging zwei Schritte zurück, die Hand noch immer ausgestreckt und murmelte ein paar Wörter, die Sheoe nicht versperach.
Knirschend öffnete sie eine Öffnung im Gestein. „Hier werde wir die Nacht verbringen. Komm.“ lächeln streckte er ihr die Hand hin. Ohne zu zögern griff das Mädchen zu.
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Die Tinte macht uns wohl gelehrt,
ärger wo sie nicht hingehört.
Geschriebenes Wort ist Perlen gleich,
ein Tintenklecks ein böser Streich.
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