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Alt 11.01.2010, 17:02
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Snowsong Snowsong ist offline
Tochter des Nordwindes
Vampirjaeger
 
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***

Vanalo rannte.
Neben ihm hetzte Koca durch die Straßen.
„Ich hab es auch gespürt! Ein Portal!“
Links neben Vanalo rannte Jafan, Kocas Vater.
Er war so groß wie ein ausgewachsener Löwe. Sein kurzes Fell war erdbraun und seine Mähne bestand aus dunkelgrünen Blättern.
„Ich will keine Toten!“, erklärte Vanalo, als der Tempel in Sicht kam.
„Mach dir mal keine Sorgen!“, lachte Jafan mit seiner tiefen Stimme, „Wir sterben schon nicht!“
Vanalo lachte leise. „Wir haben keine Zeit für Freundlichkeiten! Jafan, darf ich bitten?“
Der Erdgeist sprang und tauchte unter die Erde. Als große Erdwelle durchbrach er das Eingangstor.
Vanalo hatte derweil eine Harpyie beschworen - die fehlende Schwester.
„Nefetet.“
„Ich weiß: Keine Toten!“
Sie flog neben ihm her.
„Du weißt Bescheid?“
„Ja. Ich hole die verfallene Leiche, tröpfle etwas flüssiges Eis darüber und bringe alles zum Meister.“
„Gut, dann beeil dich.“
Vanalo blickte ihr besorgt nach.
„Also Nefetet kann selber auf sich Acht geben!“ Koca rannte weiter.
„Ich weiß. Wo müssen wir lang?“
„Folge mir unauffällig!“
Jafan stürmte durch einen langen, blauen Gang. Er stieß hie und da einen Kerzenständer um und lachte schallend, wenn ein Priester aus einer Tür kam, um nachzusehen. Sie erbleichten und stürmten meistens kopflos davon.
Jene, die dumm genug waren sich zu bewaffnen, um den Eindringlingen die Stirn zu bieten, erhielten einen Schlag auf die Nase. Mehr wollte Vanalo ihnen nicht zumuten.
Menschen waren sehr zerbrechlich.
„Was meinst du, wieso hat er das Portal geöffnet?“ Koca eilte eine Treppe hinunter.
„Es ist noch zu früh, um etwas zu sagen!“, antwortete Vanalo.
Doch er hatte eine Befürchtung.
„Da vorne ist der Raum!“, rief er Jafan zu, „Aber die Tür ist verschlossen!“
„Als ob ihn das aufhalten würde“, murmelte Koca. Er hatte Recht. Sein Vater rannte einfach mit gesenktem Kopf auf die Tür zu und stieß sie aus den Angeln.
Endlich standen sie in dem Raum.
„Die Falltür ist dort...“ Der Rest von Vanalos Satz ging in einem lauten Knall unter.
Jafan hatte sich auf die Falltür gestellt und war probehalber gesprungen.
„Hast du dich verletzt?“, rief Vanalo besorgt runter.
„Nein“, dröhnte die Antwort zu ihm hoch.
„Hätte mich auch gewundert.“
Vanalo sprang mit Koca auf dem Arm in die Dunkelheit.
Wie eine Katze landete er auf seinen Füßen. Jafan hatte bereits seine Nase in die Luft gestreckt.
„Die könnten mal wieder lüften“, knurrte Jafan. Der große Elemtargeist lief eilig den Weg entlang.
„Nathana war hier. Ich rieche sie.“
„Woher weißt du, wie sie riecht?“ Soweit Vanalo wusste, kannte nur Denai Nathanas Geruch.
„Sie hat oben im Raum einen Fluch gewirkt. Ich rieche ihre Magie“, erklärte er ihm, „Hast du dir schon überlegt, wie wir mit dem Lich verfahren?“
„Wenn er noch da ist!“, war die gereizte Antwort des Anch-iri.
Nathana war noch jung und unerfahren. Es war ein leichtes, Kindern etwas vorzuspielen. Und Lichs waren nicht gerade dumm. Vor allem dieser hatte bewiesen, dass er nicht unklug handelte.
Vanalo machte sich auch Sorgen wegen des Elements.
Der Lich hatte eine Fähigkeit für Eis.
Eis bedeutet, dass er Feuer wählen musste.
Und für Feuer kannte er nur einen Geist, der stark genug war, um ihm zu helfen.
Und diesen Geist fragte er nur ungern.
„Da ist die Tür!“
Koca sprang sie an. Der kleine Geist knallte gegen das Holz.
„Fest. Alles Eis“, lautete die Bemerkung des Vaters. Er ging zu Koca und half ihm auf. Der junge Geist war etwas wackelig auf den Beinen.
„Dann muss ich wohl...“ Vanalo holte tief Luft und schloss die Augen.
Sein Geist löste sich von seinem Körper und tauchte in die Astralebene ein.
Er sank tiefer und tiefer, bis er im Reich des Feuers angelangt war.
Flüssiges Gestein floss unter ihm in einen See. Magares Körper war fast nicht zu erkennen.
„Du schon wieder!“, lautete die Begrüßung des Geistes.
„Ich brauche dich. Schnell!“ Ohne eine Antwort abzuwarten, ebnete er ihm den Weg.
Als Vanalo seine Augen wieder öffnete, stand Magares vor ihm.
Der waranähnliche Geist öffnete zwei gelbe Augen. Seine grauschwarze Haut war mit unzähligen Rissen überzogen. Durch die Risse schimmerte flüssiges Gestein.
„Was willst du, Kind?“
„Brenn mir einen Weg zu dem Lich.“
„Warum?“
„Was? Warum?“
„Ja. Ich hab keine Lust mit einem Lich zu kämpfen. Was, wenn er ein untotes Heer um sich geschart hat?“
„Magares“, mischte sich Jafan ein, „Nathana lebt noch. Der Lich hat sie in seiner Gewalt.“
„Nathana ist nicht mehr am Leben...“
Aber Magares war unsicher, das merkte Vanalo.
Magares war einst ein enger Freund Koloniros gewesen. Koloniro war Nathanas Vater.
„Glaub mir, alter Freund. Die Kleine hat es irgendwie überlebt. Aber uns trennt die verdammte Eistür!“
„Sag das doch gleich!“
Ohne ein weiters Wort holte Magres tief Luft.
Er spie weißes Feuer auf die Tür. Es zischte und knallte als Feuer, heißes Wasser und Wasserdampf auf die kalte Eisfläche trafen.
Schließlich waren sie durch.
Magares war der erste, der sich durch das Loch wagte.
„Der Lich ist weg“, war alles, was er sagte.
Vanalo folgte ihm mit Koca und Jafan.
„Sieht so aus, als habe er es sich hier gut eingerichtet.“ Jafan schnupperte.
„Das ist ein Portal der Anch-iri.“ Magares ging um den Fleck herum, der nicht mit Eis und Schnee bedeckt war.
„Das beunruhigt mich.“ Vanalo berührte die Linien. „Diesen Zauber benutzen wir schon lange nicht mehr.“
„Wieso?“, fragte Magares.
„Weil er allen Bewohnern des Zwielichts sagt, dass man gereist ist.“
„Das bedeutet jeder Dämon weiß, dass Nathana lebt?“, fragte Koca leise.
„Jeder, auch ihre Feinde“, raunte Vanalo leise und besorgt.

Geändert von Snowsong (28.02.2010 um 20:51 Uhr)
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