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Königreich aus Staub - Diskussion und Infotopic

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Alt 08.03.2012, 12:53
Benutzerbild von Tjured
Tjured Tjured ist offline
Devanthars Kind
Hueter des heiligen Grals
 
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Königreich aus Staub - Diskussion und Infotopic

Zitat:
Überblick

Nortia hat von Aulus, ihrem wölfischen Vater von der bevorstehenden Neugeburt des Göttertrios erfahren und wie sie dies verhindern kann. Sie befindet sich nun in Candvallon, zu ihrer persönlichen Abrechnung mit dem dort gefangengehaltenen Feldan. Damit handelt sie im Interesse von Aulus, welcher alle Götterei aus der Welt verbannen will, um die Welt wieder zurück in ihren ursprünglichen Zustand zu versetzen und auch aus persönlicher Rache heraus. Zuvor wurde sie noch in das Komplott der Begimeilsmörder hineingezogen, welche nun die wahren Herren Pelingoras sind und die Götter ebenfalls vernichtet sehen wollen. Sie ist nun eine Gishka, im Geheimen jedoch die direkte Nachfolgerin des Blutweiners, des getöteten Meistermörders der Verschwörer. Begleitet wird sie (unfreiwillig) von einem Jeggoschamanen, der bislang jedoch keine große Hilfe für sie war.
Doro als letzter Überlebender der Gruppe um Graccon ist ebenfalls in Candvallon auf der Suche nach Feldan, den er als Diener der Götter natürlich retten will. Er ist ein Priester des Todes, seine magischen Fähigkeiten sind jedoch auf totale Körperkontrolle sowie Empathie als Waffe begrenzt.
Die Begimeilsmörder: Yuvaris, der ehem. Lordkanzler des pelingorischen Königs, welcher nun die organisatorische Leitung sowohl aller pelingorischen Staatsangelegenheiten als auch der Kriegsführung besitzt (und somit de facto die Macht eines Königs ausübt).
Yisara, die Oberkommandierende der Gishka, welche Yuvaris in allen militärischen Angelegenheiten berät und bei wichtigen Missionen auch das Kommando vor Ort übernimmt.
Bragrimms, der ehem. Bettlerkönig Candvallons, der sich in seiner Rolle immer weniger wohl zu fühlen scheint und zudem lieber etwas gegen Jorin unternehmen würde, den er aus verständlichen Gründen brennend hasst.
Jorin selbst befindet sich in Vandrall und entdeckte nach Ende seiner Besessenheit durch In`Athe`Fa, dass er zu einem nicht tötbaren Halbgott geworden war. Sein Erscheinen inspirierte die bereits besiegten Avalier zu weiterem Widerstand gegen die Eroberer, jedoch sorgte seine halbdebile Handlungsweise rasch dafür, dass diese anfängliche Begeisterung rasch wieder abflaute. Als er den Fehler beging, sich an verdienten Kriegshelden zu vergreifen, wurde er von diesen einfach entmachtet und soll nun ein Scheinkönigstum aufrechterhalten, wie seine verhasste Schwägerin Sillisa zuvor. Natürlich hat er dies nicht vor...
Ebenfalls in Vandrall befindet sich Wallkrath, der Eishexer. Vordem ebenfalls zu den Begimeilsmördern gehörend, verrat er die Verschwörer, um sich die latente Macht der Götterkandidaten selbst anzueignen. Er brachte eigenhändig den Blutweiner um, dessen Aufgabe es war, einen dieser Kandidaten nach dem anderen zu lequidieren. Im Augenblick ist er hinter der göttlichen Macht in Jorin her, welche diesen unverletzlich macht.
Die Götterkandidaten: Arngshsziss (Ehre) befindet sich im "Kokon" und hat das Kommando über die Truppen der dort lebenden Fuchswesen (Cappa) übernommen. Er hofft, nach dem Krieg zu den Seinen in Candvallon zurückkehren zu können, um die Skrigg vor der Auslöschung durch die Pelingorer zu bewahren.
Feldan (Egoismus) befindet sich in Candvallon als Gefangener der Skrigg, welche nun von dem despotischen Volovin geführt werden, einem Neider von Arngshsziss. Irgendwie scheint er sich darauf zu verlassen, dass ihm als zukünftigen Gott schon nichts geschehen würde, doch schlafend plagen ihn wirklich seltsame Träume...
Das namenlose Kind Sillisas (Hoffnung) befindet sich ebenfalls wie Arngshsziss im "Kokon". Bislang spielte es für die Story noch keine besondere Rolle.
Zitat:
Personen

Avalier

Takin

Der König von Avalien, der von Sillisa durch einen Doppelgänger ersetzt wurde- sein Schicksal ist nach der Schlacht um Candvallon unbekannt.

Sillisa

Die Königin von Avalien, hat ihren Mann durch einen Doppelgänger ersetzt und hat somit die wahre Macht inne. Sie ist mit einem Bastardkind schwanger- der Erzeuger steht nicht fest. Trägt die Säule der „Hoffnung“ in sich. Momentan hält sie sich in Vandrall auf, nachdem sie von Cynthia Solis, sowie dem Graccon-Team unter der Führung Rattes dort hin eskortiert wurde. In einer Großoffensive der Pelingorer, wurde sie von dem Blutweiner erdolcht. Für ihr Kind besteht aber noch Hoffnung.

Jorin

Der Bruder König Takins, er weiß über die Austauschung Takins Bescheid und versuchte einen Putsch, um den Thron an sich zu reißen- allerdings scheiterte sein Vorhaben. Mithilfe der selbsternannten Göttin, der Dämonin In’Ahte’Fah gelang es ihm eine Gishkawächterin seinem Willen zu unterwerfen und so Candvallons Kerkern zu entfliehen. Bei der Flucht verlor seine Beschützerin den linken Unterarm in einem Kampf. Im silbernen Sumpf starb Jorin, durch die Hand In’Ahte’Fahs die bemerkte, dass er ihre Alleinherrschaft in seinem Zustand gefährden könnte. Nun ist er zu ihrem treuen Diener geworden, erinnert sich nicht mehr seines Namens. Es scheint zwar so, als wäre ein Rest von Jorin in ihm zurückgeblieben, aber dieser hat faktisch keine Macht.

Graccon

Früher war er als Jorins erster Kämmerer ein Spion für Sillisa, bis Jorin es entdeckte und sowohl die Kopfgeldjägerin Nortia, als auch den Seneschall der blauen Kürassiere, Feldan auf ihn ansetzte. Graccon entfloh mit seiner Gruppe bestehend aus Ratte, Carlos, Doro, Magasai und Sarah, um Sillisas Mission- die Ermordung Jorins zu erledigen. Mithilfe von Carlos alten Freund Bragrimms und dem kamperprobten Skrigghändler Kellorn wollten sie über einen Tunnel in den Palast eindringen. Doch die Schakalsmenschen nahmen sie gefangen. In der Schlacht in der „Halle des Sieges“ wurde er von Cynthia Solis, der rechten Hand von Mervis Dunkeldrache gefangen genommen und zu Jorin gebracht, von dem er im Anschluss ins Gefängnis geschmissen wurde, wo er Feldan begegnet. Beiden gelingt mit Framires Hilfe die Flucht.

Nortia

Eine Kopfgeldjägerin Jorins und Ausbilderin der geheimen Miliz, die aber in Wirklichkeit Sillisa dient. Sie hatte die Fähigkeit sich in einen Werwolf, genannt „Das Tier“ zu verwandeln, besitzt diese jedoch spätestens nach Arngshsziss Duell mit Draghdzur nicht mehr. Warum bleibt fraglich. Aktuell widmet sie sich mit Esterlar und dem Rekrut Yorgum der Suche nach Graccon. Ihr Lehrmeister war Amelthor. Aktuell hat Nortia eine Identitätskrise, in der nun das tier die vollkommene Kontrolle über sie übernommen hat. Es sucht nun nach ihrem Vater Aulus, einem Blutwolf, der ihre Mutter im Wald der fuchsähnlichen Cappas vergewaltigt hat.

Aulus

Ein Blutwolf, der Nortias Mutter vergewaltigt hat, um so einen Werwolf zu erzeugen. Nortia ist auf der Suche nach ihm.

Ticardo

Ein ehemaliger Gefährte Nortias, den sie aus dem candvallonischem Kerker holte. In Wirklichkeit die Geheimidentität von Esterlar zyl Locarno, dem pelingorischen Dauphin der scheinbar in Ungnade gefallen ist. Zusammen mit Nortia war er auf der Suche nach Graccon. Seine nächsten Ziele waren nach der Trennung von Nortia aber noch unklar. Esterlar lernte die Skriggit-Sprache. Er starb durch Volvarrs Hand.

Gusgan

Ein Magier, der Graccons rechte Hand war. Er gab vor bei dem Versteck ihrer Organisation zurückbleiben zu wollen, um Nortia und Konsorten aufzuhalten. In Wahrheit hegte er aber private Rachegelüste gegen Feldan. Dieser verstümmelte seine rechte Hand. Gusgan konnte ihm noch dasselbe antun, dann wollte er ihn mit einem Feuerangriff verkohlen, der jedoch durch das Schutzamulett des Seneschalls zurückgeworfen wurde und ein großer Teil seines Gesichts verbrannte. Bevor seine Feinde es zu Ende bringen konnten, tauchten Jorins getarnte Männer auf, die ihn in eine Folterkammer unterhalb des Anwesens brachten. Während der Schikanen wurde Gusgan wahnsinnig, entwickelte dabei aber eine Art sechsten Sinn, weshalb Nortia und Esterlar ihn mit nach Candvallon nahmen. Er half In’Ahte’Fah in die Welt zu gelangen, mit der Absicht Adrielle, die als Sillisa getarnt war, wieder ins Leben zu rufen. Gusgan verließ die Gruppe unterhalb von Candvallon in den Tunneln um die drei Säulen Ehre(Arngshsziss), Egoismus (Feldan) und Hoffnung (Sillisas Kind) zu finden…
Gusgans Verhältnis zu seinen ehemaligen Kameraden (Graccon, Ratte und co.) verschlechterte sich aber dadurch, dass er sich ganz seiner Aufgabe verschrieben hat. Nachdem er in der Großoffensive der Pelingorer in Vandrall von Wallkrath Rubinseher überlistet worden war, wurde er von Carlos erschossen, weil man ihn im zelt über dem Leib der toten Sillisa fand und für den Mörder hielt.

Feldan

Der Seneschall der blauen Kürassiere, der mit der Jagd nach Graccon beauftragt wurde, später jedoch selbst von Jorins Gishkaamazonen verfolgt wurde. Im Kampf mit Gusgan verlor, er ein paar Finger seiner rechten Hand. Nach dem Tod seines ersten Drachens Sayiriss, fand er in Framire einen neuen. Er trieb Adrielle in den Tod, um Jorins Gunst zurückzuerlangen, da diese aber nur eine Doppelgängerin war, ging sein Plan nicht auf und er wurde in den Kerker geschmissen. Zusammen mit Graccon entfloh er dank Framires Hilfe. Die Säule des „Egoismus“. Gusgan bot ihm als Gegenleistung für eine Einwilligung in seine Pläne die Liebe einer best. Frau an. Es ist unklar, ob er eingewilligt hat.

Mervis

Mervis Dunkeldrache ist der Seneschall der roten Kürassiere. Den Namen verdankt er seinem schwarzen Drachen. Seine rechte Hand ist Cynthia Solis. Mervis starb bei der Schlacht um Candvallon.

Cynthia

Cynthia Solis war die rechte Hand von Mervis Dunkeldrache und ist nach der Schlacht von Candvallon die Seneschallin der roten Kürassiere. Sie besitzt einen eigenen Drachen mit dem sie Ratte und co. Bei der Flucht aus Candvallon geholfen hat. Andererseits nahm sie aber auch Graccon gefangen. Ihre Begleiter sind ein Muskelberg und ein Arullspriester. Anscheinend hat sie gute Kontakte zu Bragrimms. Derzeit in Vandrall.

Arsicc

Arsicc ist der rotgeschuppte Drache von Cynthia.

Bent

Ein gewaltiger Muskelberg und Begleiter Cynthias. Verachtet Maduruls Zauberkünste.

Madurul

Ein dunkelhäutiger Glatzkopf, der den roten Burnus des Arull trägt. Er ist einer dessen Priester und verfügt über magische Fertigkeiten. Ein ruhiger und stoischer Mensch. In Vandrall hat er mit seiner Gottheit Kontakt aufgenommen, in deren Auftrag er Vorbereitungen für eine Invasion der Kreaturen In'Ahte'Fahs treffen soll.

Ratte

Ein Mitglied aus Graccons Gruppe, ein relativ hagerer Kerl, der leicht zu übersehen ist. Ratte ist geübt im Umgang mit dem Revolver und hat nach Graccons Verschwinden eine Art Führungstellung innerhalb ihrer Gruppe übernommen. Er ist der Sohn eines Architekten. Derzeit in Vandrall. Er versucht aber der Festungsstadt zu entkommen.

Carlos

Ein dunkelhäutiger, kräftiger Hüne. Carlos ist zwar nicht der Hellste, jedoch ein tapferes und kampferprobtes Mitglied der Graccon-Crew. Bragrimms, ihr Kontaktmann aus Candvallon ist ein alter Freund von ihm. Derzeit in Vandrall. Er hat Gusgan erschossen, weil er ihn für Sillisas Mörder hielt.

Doro

Ein stummer Totengräber, der einen Spaten als Waffe benutzt. Er hat sich Graccons Gruppe angeschlossen. Doro scheint aus bislang ungeklärten Gründen einen Hass gegen die Schädeljäger zu besitzen, was womöglich mit seiner Vergangenheit zusammenhängt. Bei dem Angriff eines solchen hat er den Reiter mit seinem Spaten erschlagen.

Magasai

Ein Indianer, der sich auf den Umgang mit dem Bogen versteht. Er war Mitglied in Graccons Gruppe, bis er in der Schlacht um Candvallon von den Gishkas getötet wurde.

Sarah

Die Heilerin in Graccons Mannschaft, welche von den Gishkas gekidnappt wurde, um Graccons Aufenthaltsort bekannt zu geben. Höchstwahrscheinlich tot.

Vazdro

Ein rundliches Mitglied aus Graccons Gruppe, er starb bei dem Kampf im Wirtshaus, zu Beginn der forumsstory.

Adrielle

Sillisas Doppelgängerin, die sich bei der Konfrontation mit Feldan selbst getötet hat, um ihre Herrin zu schützen. Von Gusgan wurde sie wieder ins Leben gerufen, mit ihr kam aber auch In’Ahte’Fah zurück, die sich mit der Zeit mehr und mehr ihren Willen unterwarf und sie nun ganz kontrollierte. Sie starb im Maul des Drachen des großen Abgrunds, im Tempel Yogohalontacs, damit In’Ahte’Fah dessen leib übernehmen konnte. Mittlerweile ist Adrielle tot: Sie wurde geopfert, damit In'Ahte'Fah den Leib eines Drachen des großen Abgrunds übernehmen konnte.

Ruffo

Nortias und Ticardos Gefährte aus dem candvallonischem Gefängnis. Er wurde von dem „Tier“ in Nortia getötet.

Yorgum

Einer der Begleiter Nortias, der im Kampf mit Arngshsziss seinen rechten Arm verlor. Ein Mitglied der Geheimen Miliz. War zusammen mit Esterlar zyl Locarno und Nortia im Unterreich der Skrigg. Wurde von Volvarr getötet.

Marlis

Marlis Wintfries ist der junge Hauptmann von Adrielles/In’Ahte’Fah’s Leibgarde. Nortia teilte ihm mit, dass seine Herrin von einem Drachen des großen Abgrunds besessen sei. Es ist möglich, dass er von Graccon getötet wurde.

Yodrak

Ein speziell Sillisa zugeordneter Seneschall mit eigener Mannschaft. Im Kampf mit Feldan starb sein Drache. Er selbst überlebte. Sein derzeitiger Aufenthaltsort ist Vandrall. Er besitzt mittlerweile einen neuen Drachen.

Bragrimms

Ein alter Kamerad von Carlos mit zerschnittenem Gesicht. Die Narben verdankt er Jorin. Bragrimms ist ein hohes Tier in der Unterwelt von Candvallon und hat auch Kontakte zum Bettlerkönig. Update: Es hat sich herausgestellt, dass er selbst der Bettlerkönig ist.

Der Blutweiner

Assasine mit magischen Fähigkeiten (astrale Ebene). Er tötete Sillisa. Sein Auftraggeber ist Bragrimms.

Kellorn

Ein Kontaktmann zu den Skrigg, der mit diesen handelt und ihre Sprache spricht. Zudem ist er ein guter Kämpfer. Er starb, während Madurul seinen Dunkelheitszauber einsetzte, um die Mantikorreiter auf dem Weg nach Vandrall abzuschütteln.

Amelthor

Nortias Lehrmeister, ein Mann mit vielerlei Talenten. Im Kampf mit den Gishkas nahm er sein Ende.

Tuveks

Einer von Adrielles Bewachern, der durch Framires Feuer verbrannte.

Prosint

Ein Soldat in Vandrall, der Ratte und co. als Fremdenführer aushalf. Er wurde von Wallkrath Rubinseher, dem Eishexer getötet.

Bren

Der Wirt der Schenke „Zum Erschlagenen“- ein alter Freund von Nortia. Sein Wirtshaus wurde von den Gishkas zerstört, als diese nach Graccon suchten.

Parlevar

Ein Mitglied aus dem hohen Rat. Sein Schicksal ist nach der Schlacht um Candvallon ungewiss.

Herolmar

Ebenfalls ein hohes Ratsmitglied. Ihm gelang mit Cynthia Solis Drachen die Flucht aus Candvallon.

Fergas

Der Stimmungsberater der Hohen Lords, der bei der Befreiung Sillisas mitgeholfen hat. Derzeit in Vandrall.

Vestarn

Der hohe Lord von Vandrall.

Bagalius

Ein geldgieriger Sirdauka und Doppelspion Jorins. Er wurde von Valyrie getötet.

Pelingorer

Begimeil

König von Pelingora. Ein harter Mann und genialer Stratege. Er hat Avalien den Krieg erklärt. Mittlerweile hat er Candvallon erobert und seine Truppen stürmen gegen Vandrall an.

Chaliss

seine Tochter, von Arngshsziss im Unterreich getötet.

Yuvaris

sein Lordkanzler

Esterlar

Der in Ungnade gefallene Dauphin aus Pelingora. Er begleitet Nortia bei der Suche nach Graccon. Seine Aufgabe war es zu überwachen, welche Pläne Jorin mit den Gishkas hatte. Aktuell ist er im Unterreich tätig, wo er sich mit den Skrigg und insbesondere Esluhvresh angefreundet hat. Dort erlernt er derzeit ihre Sprache.
Nach der Flucht Nortias ist unklar, wie es mit ihm weitergehen wird.

Valyrie

Valyrie von der roten Brücke. Eine Spionin Esterlars bei den Gishkas. Sie starb im Kampf mit ebenjenen.

Sirena

Sirena vom Blutbach.
Eine junge Gishkaamazone, die Gusgan von Vetian foltern ließ. Jorins Untergebene. Sie starb durch Gusgans Zauber.

Gridoria

Verurteile pelingorische Adelige.

Hirmasan

Pelingorischer Adeliger, der für Gridoria bürgt.

Stevener von Dénhal

General Begimeils, der mit vier Armeen Vandrall eingekesselt hat.

Erkil der Rote

Berüchtigter Hauptmann, der in Galloch Dyra und Gautahaven gewütet hat, sich dann General Stevener anschloss.

Wallkrath Rubinseher

auch "der Eishexer" genannt. Ein pelingorischer Kettenmagier, der sich General Stevener anschloss, um seinen Plan auszuführen. Wallkraths linkes Auge ist durch einen Rubin ersetzt worden, der seinen magischen Kraftfokus darstellt. Es gelang ihm einen avalischen Drachen unter seine Kontrolle zu bringen und überlistete Gusgan, um das Attentat auf Sillisa und ihren Sohn gewährleisten zu können.

Skrigg

Arngshsziss

Der Sohn von Krasshar. Ein Freund von Kellorn und Graccon, entstieg Sagrsta und tötete Draghdzur im Zweikampf. Die Säule der „Ehre“. Der neue Anführer der Skrigg, der diese nun gegen die Menschen führen will (Grund: Mehrfacher Verrat durch die "Felllosen")

Krasshar

Sein von Denen, die nach Felsen riechen kastrierter Vater. Wurde nach Sagrsta verbannt und ist höchstwahrscheinlich tot.

Esluhvresh

Sein Großonkel, der der Menschensprache kundig ist. Ein weiser Skrigg und Freund von Esterlar. Besitzt anscheinend Schamanenfertigkeiten. Er schloss sich Arngshsziss als Einziger nicht an.

Volvarr

Arngshsziss neuer Leibwächter, der Yorgum und esterlar tötete. Er stammt aus dem Haus des toten Marders und ist rotpilzabhängig. Brabbelt des Öfteren wirre Wörte wie "Katzenschaufel"

Schlutu

Skrigg von den Schwarzzahngrinsern, der Arngshsziss an die Oberfläche begleiten sollte-

Domolin

Skrigg aus dem Haus der Schwarzzahngrinser. Erst Mitglied des hohen Rates, jetzt Arngshsziss rechte Hand.

Singsha

Skriggfrau aus dem Haus der Feinfüße. Erst Mitglied des hohen Rates, nun oberste Schamanin des Skriggheeres.

Sriarrsh

Ein Vetter von Arngshsziss, von Vauxir getötet.

Slusha

Arngshsziss tote Geliebte.

Xishti

Cousin von Arngshsziss von Denen, die nach Felsen riechen nach dem Duell in der Halle des Sieges getötet. Esluhvreshs Enkel.

Rassmire

Schwester von Arngshsziss. Nun die oberste Heilerin des Skriggheeres.

Egrlla

Eine weitere Heilerin.

Draghdzur

Skrigg aus dem Haus Derer, die nach Felsen riechen. Er wollte sein Volk zurück an die Oberfläche führen und ging dabei über Leichen. Er hatte einen Kontaktmann, der ihm Gewehre und Pistolen lieferte, die unter den Schakalsmenschen eigentlich geächtet sind. Er starb im Duell mit Arngshsziss in der Halle des Sieges.

Vauxir

Sein Sohn. Er starb in der Schlacht in der Halle des Sieges.

Tremglir

Tremglir mit dem schönen Ohr aus dem Haus der Feinfüße. Ein mächtiger Schamane, der bei der Schlacht in der Halle des Sieges starb.

Andere

Rasmund

König von Nesolata, hat Avalien den Krieg erklärt.

In’Ahte’Fah

Dämonin, Göttin des Todes. Sie entkam dem astralen Schattengefängnis ihrer Brüder- In'Ahte'Fah übernahm Adrielles Körper und wurde von Gusgan in die Welt gerufen. Giert nach der Macht im silbernen Sumpf und hat diese anscheinend durch ihren Leibeswandel in einen mächtigen Drachen des großen Abgrunds erhalten.

Arull und Phragda

Die Götterbruder, werden in Avalien und auch außerhalb

Yorgohaluntac

Ein Gott der Wüstenvölker und Jeggos.

Grokjor

Ein Bärentöter aus den Eisteppen von Yorgum getötet.


Alte Version:
Zitat:
Orte
Nesolata - Reich (Süden von Avalien)

Pelingora - Reich (Nordosten von Avalien)
--Eissteppen

Avalien - Reich
--Candvallon - Hauptstadt(Südöstliches Kernland am Meer) - Entvölkert und zerstört
--Alt-Candvallon - Unter Candvallon, bewohnt von den Skrigg
--Galloch Dyra - Grösste Stadt von Avalien - Zerstört
--Hendar Sül - Nahe der Grenze zu Pelingora
--Vandrall - Südosten an der Grenze zu Nesolata
--Rote Wüste - Norden von Avalien
--Grosser Wald - Grenze zu Nesolata
Zitat:
Begriffe

Pelingorisch=
Sprache

Nesolatisch=
Sprache

Amazonen=
Volk

Gishka=
Organisation von Kriegerinnen. Amazonen

Dynastie der Tucanier=
Die akutelle Herrscherfamilie Tucanier über das Reich Avalien. Takin, Jorin und Sillisa gehören zu der Familie

Arull=
Gott der Unterwelt

Phragda=
Gott, milde Gestimmt

Sagrsta=
Gottheit der Skrigg und der Ort an dem die Götter leben sogleich

Dauphin=
Der älteste Sohn des regierenden Königshauses, der Kronprinz

Flammen des Tartarus=
Flamme der Unterwelt

Astral, Mana=
Die "Magie", eine manipulierbare Energieform

Astralreisen=
Reise in einer Zwischenwelt. Nur magisch begabte Wesen können sie betreten

Cappa=
Äußerlich an ein junges Mädchen von vielleicht vierzehn Sommern erinnernd, ragten zwei große spitze Ohren aus einem feuerroten Wuschelkopf. Rotes Fell zog sich über den nackten Rücken und endete in einem buschigen Fuchsschwanz. Kann fliegen. Eine Gestalt aus Kindergeschichten.

Skriggit=
Die Sprache von den Skrigg.

Skrigg=
Schakalsmenschen von Alt-Candvallon. Leben unter Candvallon.
--Haus des toten Marders, Krasshar der Blutsäufer ist der Herrscher über das Haus. Zerstört und übernommen von Vauxir vom Haus Derer
--Haus der Axt
--Haus Derer, die nach Felsen riechen, Draghdzur ist der Herr über das Haus
--Haus der Feinfüße
--Haus der Schwarzzahngrinser

Blaue und Rote Kürassiere=
gleichrangige Eliteeinheiten des Heeres von Avalien. Verfeindet

=
Ein Tier das einem achtbeinigem Panther gleicht mit Schuppenpanzer. Lebt in Höhlen.

Tallon ny Cern=
Ein Lied

Der Erschlagene=
Ein Wirtshaus in Candvallon

Knochenlied=
Bei den Skrigg verbreitet. Handelt um den Fall Alt-Candvallon und die Vertreibung der Skrigg in die Tiefe. Text:
Die singenden Schreie der Blutscheren,
die uns trieben in die ewige Verdammnis,
die unsere Frauen und Kinder schickten in den Tod,
ihr Andenken soll nicht vergebens sein,
denn auch die Skrigg werden niemals vergessen,
durch unsere Hand wird das alte Rechte eingefordert werden
.
__________________



Zitat:
Zitat von kyria Beitrag anzeigen
...hat ein Federvieh in der Signatur
Zitat:
Zitat von deggro Beitrag anzeigen
Hat ein Federvieh in der Signatur

Geändert von Tjured (27.09.2012 um 16:08 Uhr)
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  #2  
Alt 10.03.2012, 16:01
Benutzerbild von Darnamur
Darnamur Darnamur ist offline
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Registriert seit: 04.2011
Beiträge: 1.467
@Tjured: Sirena vom Blutbach und Vetian fehlen noch. Könntest du sie noch der Liste hinzufügen?

Die Fantasyforengeschichte (zusammengefasster Text)

Es war eine stürmische Nacht; Blitze zuckten über den rabenschwarzen Himmel, das Meer toste vom stürmischen Wind und der Regen prasselte so stark, dass riesige Pfützen entstanden. Die beiden Reisenden, welche zur Tür hereindrängten, waren trotz ihrer langen, geölten Ledermäntel nass bis auf die Haut. Sie schoben sich durch die überfüllte Taverne, setzten sich ganz am Ende der Theke auf zwei freie Hocker und forderten lautstark Bier.
Der Wirt, ein breitschultriger Mann, der die Beiden neugierig beobachtet hatte, kam der Aufforderung murrend nach, als zum zweiten Mal die Tür aufgestoßen wurde. Eine in einem dunklen Mantel gehüllte Person trat ein, um den Blick suchend über die Menge schweifen zu lassen. Als der Neuankömmling die beiden anderen entdeckte, streifte er seine Kapuze zurück und enthüllte so das Gesicht und das lange seidige Haar einer schönen Frau. Sogleich wandten sich die Köpfe der wenigen vorhandenen Besucher der schlanken Gestalt zu und musterten sie lüstern - Ärger schien sich anzubahnen.
Die beiden Männer an der Theke erhoben sich vorsichtshalber und riefen den Namen der Frau, um deutlich zu machen, dass sie zu ihnen gehörte und keinesfalls zum Begrabschen hier war. Der Wirt ließ vom Bierheber ab und griff unter die Theke, wo ein leises gedämpftes Rumpeln vernehmbar wurde; sein Blick fuhr nervös von den Neuankömmlingen zu den anderen Gästen hin und her. Die Frau ließ ihren Blick selbstbewusst und völlig gelassen über die erregten Männergesichter schweifen.
"Wetzt euch die stumpfen Augen nur weiter ab“, sprach sie in die Runde mit einem Lächeln, das einer erfrorenen Rose glich, "und dann lasst den Hut herumgehen."
Ein Raunen ging durch die Taverne, während die Frau mit gemächlichem Schritt dem Theken zumarschierte ohne die Männer weiter zu beachten. Im Vorübergehen streifte ihr Blick die beiden völlig durchnässten Männer, und ihr Lächeln taute um ein Yota auf, dann wechselte sie einige Worte mit dem noch immer eingeschüchterten Wirt.
Die Beiden durchnässten Fremden konnten erkennen, wie sich seine Augen erst vor Erstaunen weiteten und der Wirt begann, verstehend zu nickend.
"Ja, kam gestern hier an, und hat sein Zimmer für die ganze Woche im Voraus gezahlt, aber seit heute Morgen habe ich ihn nicht..." er verstummte schuldbewusst, als einer der Gäste einen warnenden, zischenden Laut von sich gab…
Die Frau warf einen eisigen Blick in die Richtung, aus der das Zischen gekommen war, dann wandte sie sich wieder dem Wirt zu und beugte sich mit einem übertrieben freundlichen Lächeln so weit vor, dass ihr Verhalten schon wieder drohend wirkte.
"Geh und sag ihm, dass Nortia ihn sprechen will!", befahl sie.
Der Wirt erbleichte, Entsetzen machte sich in seinem Blick breit und er wich rasch ein paar Schritte zurück.
Es wurde langsam still in der Schänke; ein Gast nach dem anderen legte einige Kupferstücke neben seinen Krug und zog den Regen draußen dem greifbaren Schweigen hier drinnen vor - alle, bis auf vier.
"Graccon wird sehr leicht sehr ärgerlich, wenn man ihn belästigt", brachte der Wirt heraus.
"Und was denkst du, wie ärgerlich der König ist, wenn man sein Geld stiehlt?", zischte Nortia so leise, dass nur der Wirt es hören konnte.
Die zwei Männer, die erst kurz zuvor hineingekommen waren, gesellten sich zu Nortia.
"Du hast keine Ahnung, wie ärgerlich Nortia werden kann, wenn man ihre Wünsche nicht erfüllt", erklärte einer von ihnen seelenruhig.
Der Wirt warf ihm einen wütenden Blick zu, der seine Angst aber nicht ganz überspielen konnte: "Ich kann es mir vorstellen; man hört schließlich so einiges!"
Nortia maß die beiden von oben bis unten und sprach kühl: "Besten Dank, doch ich bin es gewohnt, meine Angelegenheiten im Kleinen selbst zu regeln. Vielleicht hätte ich euch beide in den Kerkern Candvallons verschimmeln lassen sollen“, doch der amüsierte Zug um ihre Mundwinkel herum entlarvte die Lüge.
"Du weißt doch genau, dass du ohne uns nie länger als ein paar Tage überleben könntest.", spottete einer von den Beiden, doch Nortia unterbrach ihn ärgerlich: "Vergiss nicht, dass wir immer noch im Auftrag des Königs unterwegs sind... Und es wäre doch sehr ärgerlich, wenn wir diesen abbrechen müssten, nur weil einer von euch nicht sein Maul halten konnte!"
"Aha, dem König. Vielleicht lässt sich ja was arrangieren... was könnt ihr mir den bieten?" Der Wirt lehnte sich mit einem Lächeln auf den Tisch, er hatte natürlich mitgehört.
"Deine erbärmliche Haut", erklärte Nortia kalt. "Vielleicht sogar unversehrt, je nachdem wie schnell du dieses Schwein hierher schaffst."
"Vergesst diesen stammelnden Wicht“, stieß der jüngere der beiden, der sich Ticardo nannte, hervor und steuerte den lederverhangenen Durchgang hinter der Theke an. "Wenn diese Ratte hier ist, dann finden wir sie auch ohne ihn!"
Der Wirt beobachtete Ticardo amüsiert, wie er vorsichtig durch den Durchgang schielte. "Viel Glück bei der Suche! Das werdet ihr auch brauchen... ohne mein Wissen."
Die Saloon-Türen der Taverne schwangen erneut auf, knallten gegen die Wände, und von Blitz und Donner untermalt erschien dort ein Mann, der mit gezücktem Schwert auf die Tür hinter der Theke zustürmte.
"Wo ist hier ein Schwein?", brüllte der Mann gierig, während er von den Anderen eher verachtend beobachtet wurde, "Ich habe schon seit Jahren nichts Ordentliches zu mir genommen!"
Als der Betrunkene an ihr vorbei stürmte, stellte Nortia ihm beiläufig ein Bein und befahl schroff: "Genug herum gealbert. Ihr Zwei sucht Graccon! Ticardo postiert sich am Hinterausgang und Ruffo durchsucht die Zimmer eins nach dem anderen. Ich behalte inzwischen diesen Wirt im Auge."
Der Betrunkene stolperte über Nortias Fuß und fiel geradewegs durch den Durchgang hinter der Theke und landete mit einem vernehmlichen Plumps. Ruffo warf der Frau einen genervten Blick zu, meinte "Vielen Dank. Jetzt muss ich ihn erst aus dem Weg räumen!" und stolzierte ohne eine Antwort abzuwarten ebenfalls nach hinten.
"Auf geht`s, Geselle," sagte Ruffo und griff nach dem Gestürzten, doch dieser wirbelte urplötzlich auf dem Boden herum; das ehemals leere Gesicht zeigte nun ein füchsisches Grinsen, und blitzender Stahl zuckte nach oben.
Ein Schuss knallte durch die Taverne, der Gestürzte erstarrte mitten in der Bewegung.
Die vier Gäste, die im Schankraum verblieben waren, sprangen nun auf, warfen die Mäntel zurück und griffen zu ihren Waffen, und an der Art ihrer Bewegungen erkannte Nortia sofort, dass es sich bei ihnen nicht um die üblichen Dorftrottel handelte.
Aber als Profi verlor sie keine Zeit mit der Überlegung, wer diese Männer sonst sein mochten und ging augenblicklich in Deckung, ihr eigenes Schwert ziehend.
Das Schwert nur wenige Zentimeter von seinem Gesicht entfernt machte Ruffo einen weiten Satz nach hinten, kauerte sich neben Nortia und fragte mit leiser, angespannter Stimme: "Was zum Teufel ist hier eigentlich los?"
Der Wirt kam ins Schwitzen, was den scharfen Augen Nortias natürlich nicht entging. "Habe ich erwähnt, dass Leute die solche Verbrecher verstecken mit dem Strick bestraft werden, wenn sie nicht reden?"
Die vier Männer versteckten sich ebenfalls hinter ein paar zurechtgerückten Tischen. "Ergebt euch oder wir werden keine Gnade kennen!", schrie einer von ihnen.
"Vergesst es! Wenn ihr jetzt nicht verschwindet, wird keiner von euch die Taverne lebendig verlassen", schrie Ruffo, der ebenfalls in Deckung ging.
Flach auf dem Boden liegend, den noch immer rauchenden Rambaker in der Hand, untersuchte Ticardo den im Durchgang liegenden Niedergestreckten, und plötzlich sog er überrascht scharf die Luft ein.
Nortia blickte alarmiert zu ihm hinüber: "Was ist denn jetzt schon wieder? Sag bloß nicht, dass es noch schlimmer kommt als es jetzt schon ist!"
"Aus deinem Blickwinkel kannst du es vermutlich noch nicht sehen, aber da draußen ist grade ein Drache gelandet!"
Vorsichtig lugte Nortia um ihre Deckung herum und erkannte durch ein Fenster hindurch die Farben des Reitgeschirrs, welches das prachtvolle Wesen draußen vor der Taverne trug; sie lachte erleichtert auf.
Auf ihm war ein Stern tätowiert, der ihn als Drachen eines Gesetzhüters auszeichnet, anscheinend hatte sich das Gerücht ziemlich schnell verbreitet, dass hier etwas in Gange war. Alle in der Taverne sahen sie beunruhigt an, vor allem diejenigen, die sie angegriffen hatten.
Einer der Angreifer tippte einen seiner Kameraden an: "Drache? Stern?!"
"Drache? Stern?", äffte der dessen Dummheit nach. "Begreifst du nicht, dass dieser Reiter der Feuergarde vermutlich hier ist, um die Kopfjägerin des Königs zu unterstützen?
Der Mann erbleichte und Nortia, die den Wortwechsel verfolgt hatte, lächelte ihn schadenfroh und böse an und meinte: "Buh!"
Einer der Vier lachte gehässig. "Vergiss deinen flammenwerfenden Strahlemann, Püppchen. Der fängt keinen Ärger an, solange du bei uns bist!"
"Bist du dir ganz sicher, Muttersöhnchen?", dass schadenfrohe Grinsen war keineswegs gewichen, wie er es sich zuerst gedacht hatte.
Mit diesen Worten verschwand er plötzlich und tauchte ebenso schnell neben Nortia auf, der er sogleich ein Messer an die Kehle hielt. "Verdammt, ein Magier!", keuchte Ruffo.
Ganz nah am Ohr von Nortia zischte er mit mühsam unterdrückter Wut: "Ja, ich bin mir ganz sicher, dass er nicht angreifen wird; sonst wirst du nämlich sterben!"
Es gab einen lauten Knall; eines der bleigefassten Fenster zerbarst zu einem Splittersturm, das Messer nebst einigen Fingern segelten quer durch den Schankraum, und eine raue befehlsgewohnte Stimme drang durch das zerschossene Fenster: "Verzeiht, wie unhöflich von mir: Feldan von Candvallon, Prinzseneschall der Fliegenden Blauen Kürassiere, Spezialanforderung: schnelle Problemlösungen. Habe die Ehre."
Alle Augen im Raum wandten sich dem Neuankömmling zu während der Seneschall die Lage analysiert, er scheint nicht besonders beeindruckt von der Situation zu sein. Von niemandem als dem Söldnermagier bemerkt, griff Nortia inzwischen den Daumen von dessen Messerhand und bog ihn mit einem kräftigen Ruck über den Handrücken nach außen; aufschreiend ließ der Mann die Waffe fallen.
"Ahhh.. Gott verdamm... ich hasse dieses Miststück!" Der Magier hüpfte vor Schmerzen durch die ganze Taverne.
Dann verhielt er in seinen Bocksprüngen und fixierte Nortia mit giftsprühendem Blick, und seine Augen nahmen einen roten Glanz an, als er herausstieß: "NORONI bajihie pasahasa Oiada...!", doch Ruffo`s rascher Schnappschuss ließ ihn ein Rad in der Luft schlagen. "Das nenne ich Magie," sagte der Kopfjäger kühl.
"Zauberhaft", kommentierte Nortia trocken.
"Bravo, Gusgan. Deine Jobs sind doch wirklich immer die besten," moserte der Söldner der nach draußen sicherte angewiedert. "Zwei Ausfälle in zwei Minuten, die Jägerin drinnen, der Killer draußen, und der Flammenwerfer über allen. Du hast dich mal wieder selbst übertroffen."
"Haltet ihr jetzt mal alle die Klappe?" herrschte der Seneschall. "Manöverkritik gibts nachher in der Kaserne. Wenn der Gesuchte nach draußen entkommen ist, dann müsstest du ihn ja planmäßig erwischt haben, oder nicht?"
"Welcher Gesuchte? Ich wüsste wenn einer versucht hätte an mir vorbeizukommen." kommentierte der Seneschall.

(Hier gab es offensichtlich einige Verwirrungen über die noch oder nicht mehr lebenden und/oder handelnden Charaktere. )

Ehe Nortia antworten konnte, sprudelte es aus Gusgan, der sich verzweifelt die zerschossene Hand mit der Linken zusammenhielt, heraus: "He, Leute, lasst uns vernünftig reden...! Ihr könnt diesen Graccon haben, mit `ner verkackten Chiffonschleife dran! Wir wollten nur das Gold, ehrlich! Dachten halt, ihr wärt vom selben Schlage...konnten doch nicht riechen, dass es dem König gehört. Wir sind anständige Untertanen, verdammte Hacke!"

Ruffo trat den, auf Knien um Gnade fl"ehenden Magier in den Bauch, der daraufhin winselnd in eine finstere Ecke der Taverne davonkroch.

Nortia stieß ein genervtes Seufzen aus: "Super. Wir können Graccon also haben. Sehr nett von euch. Nur leider hilft uns das nichts, weil er nämlich nicht mehr da ist!! Würde ihn bitte endlich mal jemand verfolgen??"

"Ich bin doch gerade erst angekommen.", beschwerte sich der Seneschall, doch als er den leicht mordlustigen Blick von Nortia bemerkte fügte er lieber ein "Äh...Juhu! Weiter geht's!" hinzu und machte sich aus dem Staub

"Also wo sind wie stehen geblieben?" Nortia betrachtete Gusgan, der mit Fluchen versuchte seine Schmerzen zu unterdrücken.

Der Magier sandte ihr einen panzerbrechenden Blick. "Ihr seid das Beste, was Seine Majestät aufzubieten hat? Dann solltet ihr wissen, was in den Zwielichtgassen des Reiches die Spatzen von allen Dächern pfeiffen..."

"Natürlich weiß ich das!", meinte Nortia ungeduldig und leicht sarkastisch, "sie machen »Piep, piep«.. Das tut doch jetzt überhaupt nichts zur Sache, darum geht es - hier zumindest - nicht!"

"Natürlich. Lass dich ruhig überraschen. Die Spatzen sind heutzutage überall." Gusgan versuchte seine Hand mit einem Streifen von seinen Kleider abzubinden, er kannte anscheinend keinen Heilzauber. Das Knattern gewaltiger lederner Schwingen kündete vom Abheben des Drachen, und augenblicklich richteten die drei in Deckung befindlichen Gesetzlosen wieder ihre Waffen auf Nortia und ihre Begleiter.

"So Püppchen, dein Spielzeug ist weg", knurrte einer von ihnen, doch Gusgan unterbrach ihn:

"Bist du bekloppt? Alle Vögelchen machen piep piep!"

Nortia brach ein lautes Lachen hervor "Wie mir scheint fangen die Tauben vor mir an zu gurren" und drehte sich sogleich zu seinen Gefährten "Wir gehen weiter, hier gibt es nichts mehr zu holen."

Ruffo und Ticardo schienen noch immer nicht so überzeugt davon zu sein, dass die anderen jetzt nicht mehr auf sie schießen würden, doch Nortia erhob sich und stolzierte ohne sich noch einmal umzublicken auf die Tür zu.

"Lasst sie gehen, alle," sagte Gusgan zu seinen Spießgesellen. "Spart euch die Kugeln, die sind schon tot. Wer nicht hören will, muss fühlen. Lasst sie dumm sterben."

Nortia ballte wütend die Faust ob der Worte des Magiers, aber sie ließ sich nicht dazu hinreißen, zu Fragen, was er damit meine; dafür war sie zu stolz.

Vor der Taverne schmeckte die Luft immer noch nach Regen, der Regenschleier hat sich aber zum grösstenteil aufeglöst, von den Menschen, die vorher die Taverne gefüllt haben war nichts mehr zu sehen. Schweigend gingen die Kopfjäger Richtung Kaserne der königlichen Truppen.

...
Graccon konnte geradezu körperlich fühlen, wie sich die Schlinge um ihn herum allmählich enger zog. Er war gerade so eben aus der Taverne entkommen und jetzt flüchtete er die schmalsten Gassen, die er finden konnte, entlang, während er sich gehetzt immer wieder umdrehte, um zu sehen, ob seine Verfolger ihm schon näher gekommen waren.

Er schnaufte aus, es war noch Niemand zu sehen, jedoch vernahm er plötzlich etwas über sich. Als Mitglied des Inneren Ratskreises wusste er natürlich, dass den Feuerreiterschwadronen das Überfliegen von bewohntem Gebiet in Friedenszeiten untersagt war, doch was dort hoch über ihm sich mit locker-elegantem Flügelschlag durch die Lüfte schwang war zweifelsfrei ein domestizierter Drache. Mit ersticktem Keuchen hechtete er, ohne lange zu überlegen, auf die linke Seite der Straße und zwischen mehrere Müllsäcke. Kurz darauf musste Graccon sich allerdings die schlechte Wahl eingestehen. Angeekelt entfernte er Essensreste aus seiner schlicht gehaltenen grauen Kleidung. Wird er das Kleid wieder sauber bekommen? dachte er noch nach während er bei der nächste Kreuzung nach links abbog

"Bist `ne gute Meile von zu Hause weg, Oberstadt-Jungchen," lachte da eine gemein klingende Stimme von irgendwo jenseits der Schatten, und erwartungsfreudiges, schadenfrohes Gekicher ringsherum antwortete ihr. "Kann `ne verdammt lange Meile werden..."

Graccon erstarrte, dann seufzte er theatralisch mit Gedanken an seine Verfolger. "Ja", meinte er, "für euch könnte das eine unangenehme Meile werden!"

Er verdrängte jeden Gedanken an den noch immer über dem Stadtviertel schwebenden Drachen und bündelte die Strömungen magischer Energie um sich herum. Graccon zweifelte, ob er genug zusammenziehen kann für sein Vorhaben, denn in der Stadt hatte es leider nur eine geringe dichte an magischer Energie.
Nicht auf den zweifelhaften Schutz des Rapieres an seiner Seite vertrauend, sammelte er alle astrale Energie in sich an, derer er in seiner Nähe habhaft werden konnte, wohl wissend dass sein Vorhaben auf das zauberische Wesen über ihm wie ein Leuchtfeuer wirken würde.
Um sich genügend zu konzentrieren, um nicht die Kontrolle zu verlieren und die Magie versehentlich gegen sich selbst zu richten, musste er die Augen kurz schließen, was natürlich die Banditen dazu einlud, auf ihn zuzustürmen. Shit! Den Mann hatte ich in meinem Trancezustand fast vergessen. Er hatte keine andere Wahl, als ein Teil der Energie gegen ihn zu schleudern. Das genügte allerdings, um diesen durch eine magische Explosion direkt vor die Schnauze zu schleudern. Hmm... Vielleicht hätte ich für die Abschlussprüfung für Magier ein wenig mehr über magische Felder lesen sollen.

Zufrieden konzentriert er sich wieder auf den Himmel. Er konnte spüren wie der Drache auf ihn zubewegt, über ihm dröhnte eine tiefe verstärkte Stimme in die schmallen Gassen.

"Sayiriss und ich geben euch Lumpenpack exakt zehn Sekunden, zu verschwinden," tönte Feldans durch den Schalltrichter verzerrte, gelassene Stimme durch die schattige Gasse, "und ihr habt bereits acht davon verplempert."

Die Banditen zuckten allesamt zusammen, starrten erschrocken zum Himmel, rissen ihre Münder auf und stolperten dann regelrecht übereinander, als sie versuchten, noch rechtzeitig weit genug von dem Drachen wegzukommen. Für den Magier gab es nun keinen Fluchtweg mehr, die Klauen des Drachen setzten federnd auf dem schmutzigen Straßenpflaster auf.

"Du solltest jetz lieber mitkommen."

"Wieso?"

"Ich habe einen Drachen."

"oh."

Graccon hielt die Energie krampfhaft noch einen Augenblick fest - auch wenn ihn das wohl mindestens fünf Tage übelste Kopfschmerzen bescheren würde - , um den letzten Sicherheitszauber für sich selbst einzuweben, dann schleuderte er seine geballte Macht mit einem Aufschrei auf den gerade absteigenden Seneschall.

Im nächsten Moment wurde er von einer unbändigen Macht ergriffen und in den Staub geschleudert, und Feldan sagte ruhig: "Ich trage ein Reflexionsamulett; deinen albernen Widerstand darfst du dir also gepflegt unter die Achsel nageln. Erzähl mir lieber etwas, das ich hören will. Erzähl mir etwas von dreizigtausend glänzenden Perfectos. Wo?"

Graccon spuckte in Richtung Drachen. "Das wüsstest du wohl gerne."

"Wie ich es bereits sagte." Feldan verschränkte lächelnd die Arme.

Sein Drache hat mehr Hirn in den Flügelspitzen als dieser treulose Gierlappen in seinem Eisenschädel, dachte Graccon verbittert. Er wird mich umbringen, so oder so, doch am schnellsten tut er es wenn er schnallt, dass ich dieses verdammte Gold nicht hab und nie hatte! "Okay, hört mir bitte zu, großer Seneschall", versuchte Graccon es auf die Schmeichler-Tour - vielleicht ließe sich ja doch noch etwas retten - , "ich weiß wirklich nicht, wo das Gold ist. Man hat mich betrogen. Die anderen sind abgehaut, ohne mir etwas davon abzugeben, und haben mich auch noch bewusstlos geschlagen, sodass jemand mich erkennen konnte und Sie, oh tapferer, kluger, Krieger, auf meine Fährte ansetzen konnte. Ich habe keine Ahnung, wo sich das Gold befindet, und werde es auch nicht wissen, wenn Sie mich foltern, aber ich kann Ihnen dafür die Namen meiner Komplizen nennen. Würde Ihnen das helfen?"

"Das werde ich wissen, wenn ich mit ihnen gesprochen habe." Der Seneschall nahm ein Tuch aus seiner Tasche und warf es Graccon zu. "Verbinde dir hiermit die Augen. Dann knie dich hin und nimm die Hände auf den Rücken."

Das war genau das, was er nicht wollte! Er brauchte jetzt dringend eine gute Idee! Griffe er zum Rapier, würde dieser Musterkrieger ihn einfach niederknallen; griffe er ihn astral an, würde sein Zauber auf ihn zurückgeworfen; und den Drachen mit dem wenigen an Energie in der Umgebung zu attackieren würde bedeuten, einen Berg mit einem Strohhalm verschieben zu wollen; wenn er jedoch etwas anderes beeinflussen könnte... etwas was er weder vorrausahnen noch beeinflussen konnte, hätte er eine Chance. Er dachte kurz darüber nach und plötzlich viel im die ideale Lösung für sein Problem ein.

Der Boden! Wenn er ein Erdbeben heraufbeschwören könnte - natürlich nur in einem kleinen Bereich und schon das würde ihn wohl die letzten Kräfte kosten - dann würden Drache und Seneschall - wenn er ganz viel Glück hatte - entweder in einem Riss im Boden verschwinden, oder doch zumindest von den Trümmern der einstürzenden Gebäude begraben werden. Er fixierte den Boden zu Feldans Füßen, begann ihn mit Kraftimpulsen zu bombardieren, doch Sayiriss reagierte prompt: die Bewegung hatte etwas Beiläufiges, Spielerisches, dennoch wurde Graccon von dem Flügelschlag erneut auf die festgetretene Erde geworfen, und Feldan sagte in ungeduldig werdendem Ton:

"Ich wiederhole mich nur äußerst ungern."

Doch was Sayriss nicht sehen konnte, der Impuls hatte gereicht um die bröckelige Hauswände soweit zu lockern um sie zum Einsturz zu bringen.
Er sammelte noch ein mal seine gesamte Kraft zusammen, wohlwissend das wenn die Hauswand jetzt nicht sofort einstürzte er wahrscheinlich tot wär, und schleuderte einen letzten Impuls auf den Boden. In dem Augenblick, in dem knackend die ersten Risse in den Hauswänden hinaufrannten und der Drache sich mit dem Seneschall in den Klauen in den Himmel schwang, fiel ihm ein: "Mann, wie blöd muss man sein? Der einzige, der hier unter Trümmern begraben wird, bin ich."

Ein feines Knistern war plötzlich in der Luft, und im nächsten Moment tauchte Gusgan auf und griff nach ihm; es folgte das Gefühl, in bodenlose Schwärze zu fallen, und da körperlos in der Anderswelt Reden nicht möglich war, sandte Graccon seine Gedanken in offenen Wellen aus:

'Treuer Gusgan nun rettest du mich heute bereits das zweite Mal'

'Aye Lord Graccon entschuldigt mein spätes Eingreifen wir wurden aufgehalten.'

'Wie ist es euch ergangen?'

'Wir sind glücklich dass wir Euer Entkommen ermöglichen konnten leider haben wir Vazdro dabei verloren.'

'Das betrübt mich. Ddafür werden die Schurken zahlen die uns dies antun.'

'Wir haben einen Sieg errungen. Nun werden sie Euch für tot halten zaubern war ein guter Einfall so konnte ich Eure Signatur aufnehmen.'

...und dann hatte die wirkliche Welt sie wieder.

"Hoheit Jorin! Eine Brieftaube hat uns soeben erreicht."
Die Person überreichte dem Bruder des Königs eine kleine Nachricht, der kurz vor Ekel vor dem Mann innehielt, bevor er es nahm.

Jorin vermied es, sein Gegenüber nochmals anzusehen, und überflog rasch den Brief; dann explodierte er, stieß einen Wutschrei aus, pfefferte den Brief auf den Boden, trat gegen eine Lampe und brüllte: "Was?? Wie konnte das passieren? Dieser unfähige Seneschall! Wie konnte er den Golddieb einfach von Trümmern begraben lassen? Jetzt werden wir nie erfahren, wo das Vermögen ist!"

Draußen vor der großen Tür hörte man die Wachen die den Lärm anscheinend gehört hatten und riefen: "Ist alles in Ordnung eure Hoheit?"

Der Prinz beachtete diese Schwachköpfe nicht einmal.

Ein weiterer Lakai kam herein, fiel demütig auf ein Knie, legte die rechte Hand auf die linke Schulter und senkte ehrfürchtig den Kopf. "Sire, der Prinzseneschall der Blauen Kürassiere befindet sich im Grünen Salon. Er erheischt Audienz bei Euch."

Jorin ballte beide Hände zu Fäusten und biss die Zähne so stark zusammen, dass sie schmerzten, um sie wieder in den Griff zu bekommen.
"Ich komme sofort." antwortete er nachdem er sich einigermaßen beruhigt hatte.
Von Weitem konnte man im grünen Salon die Tür gegen die Wand fliegen hören und man wusste, dass Prinz Jorin in den Raum getreten war.

Feldan bemühte sich ruhige zu bleiben, aber man spürte fast die Funken, die der Bruder des Königs im Raum versprühte. Er kniete sich vor ihm nieder, um nicht in die Augen sehen zu müssen. Der cholerische Idiot durfte den Ausdruck von Verachtung in seinem Gesicht nicht sehen. Rasch schoss er seine Meldung ab, ehe der Kronprinz noch etwas sagen konnte: "Sire, ich habe die zerquetschten Maden, die man im Scherbenviertel unter den Trümmern fand, eingehend untersucht, und ich bin mir sicher, dass sich der Erste Kämmerer des Royalen Schatzmeisters, Lord Graccon, nicht unter ihnen befindet. Ich möchte Euch daher untertänigst ersuchen, mich vom all meinen momentanen Pflichten zu entbinden, um die Jagd nach diesem Verbrecher wieder aufnehmen zu können. Ferner möchte ich Euch ersuchen, die Leiterin der Geheimen Miliz, Meisterin Nortia, von dieser Sache abzuziehen, da diese Hure aus dem Pöbel mich in meinen Ermittlungen auf inkompetenteste Weise behindert hat. Ich bin, Hoheit, auf immer der Eure " und fügte in Gedanken hinzu: bell nur, du aufgeblasener blaublütiger Köter und zeig deine Zähne. Wir werden`s erleben, wer am Ende wen beisst!

Jorin sagte so lange nichts, dass Feldan irgendwann irritiert aufblickte, um aus seinem Gesichtsausdruck irgendetwas zu schließen - wenn er denn überhaupt noch im Raum war. "Einverstanden", stieß Prinz Jorin schließlich hervor. "Solange du mir das Geld aus der Schatzkammer meines Bruders wieder bringst."

Feldan gelang es geschickt, seinen Triumph zu verschleiern, und tief in seinem Inneren verborgen lachte er laut über den blitzenden Dolch in Jorins Blick.
Sobald Feldan rückwärts verbeugend den Raum verliess, rufte Jorin einen Diener, es muss ein weiterer Befehl verschickt werden. Mit seiner Rede hat Feldan sein Todesurteil unterschrieben, aber zuerst soll er für ihn noch vornützen sein.
Zurück in seinen privaten Räumen und völlig allein, ließ er die Maske des Zornes fallen und lachte ein stilles Lachen, das nur in seinem Kopf schallte. Oh all ihr armen Schwachköpfe, wenn ihr nur wüsstet!

...
Nortia bertrachtet sich in einem Spiegel in einer Ladenscheibe in der Strasse.
"Nortia!"
Sie wandte sich geschwind zum Sprecher "Was???!"
Der Sprecher hielt kurz inne, dann sprach er mit einer piepsenden Stimme "Es ist soeben eine Nachricht von einer Brieftaube des Palastes eingetroffen."
Ungnädig musterte sie den Boten. Warum sollte jemand eine Brieftaube vom Palast zu ihrem Haus schicken? Ein Bote mit einem Zettel in der Hand hätte das ebenso gut erledigen können, wie dieser Bursche nun von ihrem Haus zu ihr gelaufen war. Es musste irgendetwas Unangenehmes sein. Das Angenheme kam immer ganz unspektakulär per Bote. Seufzend - denn heute hatte sie wahrlich schon genug von unvorhergesehenen Ereignissen - machte sie sich auf zu ihrem Haus.

Aber es war nur eine Nachricht des Prinzseneschalls. Der Bruder des Königs hatte erwartungsgemäß reagiert und Feldan für die Verfolgung des Diebes freigestellt. Abweichend von seiner üblichen souveränen Art hatte der Drachenreiter von den Blauen Kürassieren es offenbar sehr eilig, dies seiner geheimen Verbündeten mitzuteilen.

Das stürtzte sie in einen herben Gewissenskonflikt, hatte ein königlicher Eilkurier ihr doch kurz zuvor den Befehl des Kronprinzen übermittelt, Feldan verdeckt zu observieren und - im "Erfolgsfall" - zu liquidieren! Nortia trat ans Fenster und starrte ohne richtig etwas zu sehen über die Dächer. Was würde ihr wohl mehr Vorteile bringen - ein erfüllter Auftrag für den Bruder des Königs oder Feldan weiterhin als Verbündeten? Feldan war Jorin zu nahe gekommen und sollte beseitigt werden; und wer würde wohl der Nächste sein, der nicht mehr gebraucht wurde...? Allerdings.. wenn sie sich ihm unabdingbar machte.. Andererseits war Feldan der Seneschall und sie selbst.. in einer nicht so hohen Position - offiziell. Und wer war noch in der Lage, sich Jorin entgegen zu stellen, außer Feldan und ihr, ... wer hatte überhaupt den Mut dazu?

Wie hatte das Schicksal ihr nur so eine schwere Entscheidung überlassen können? Vielleicht sollte sie die Entscheidung auf später verschieben.
Auch ihr war aufgefallen, dass Feldan zunehmend Eigeninitative entwickelte, zu welchem Zweck auch immer, und konnte Jorins Befehl fast verstehen, aber sollte sie einem vertrauten Kameraden in den Rücken fallen und sich zum Mistbesen eines anderen machen? Andererseits war Prinz Jorin so angenehm berechen- und steuerbar in seiner cholerischen, betrügerischen Art, wie es Feldan nimals sein würde. Hinzu kam dessen Drache, der allein so gefährlich war wie eine ganze Leibgarde. Wenn es nötig würde, könnte sie Feldan nicht so leicht loswerden wie den Prinzen.
Wieso musste sie eigendlich zwischen diese beiden Varianten entscheiden? Es gibt noch eine Bessere: Beide ausschalten. Ihr gefiel der Gedanke.
Und am besten wäre es, wenn die beiden sich dann auch noch gegenseitig beseitigen würden - ohne dass der Verdacht aufkommen könnte, dass sie auch nur im entferntesten die Finger im Spiel gehabt hatte. Sie würde es schaffen, dabei war sie sich sicher. Sie war schliesslich eine Meisterin in ihrem Fach.

Doch zunächst musste sie sich vom diebischen Magier Graccon zu seiner Beute führen lassen; es war undenkbar, ihn erst absichtlich in der Kneipe und dann noch einmal in der Gasse entkommen zu lassen, ohne anschließend seine Spur wieder aufzunehmen.
Man konnte es drehen und wenden wie man es wollte, Graccon war und blieb der Schlüssel zu diesem ganzen lachhaften Drama; er stellte weiterhin das erste Ziel dar. Das behagte Nortia überhaupt nicht; zumal dieser dumme Magier auch noch mehr Grips - oder wie immer man es nennen wollte, wenn man Gebäude ohne Sicherheitsmaßnahme für sich selbst einfach einstürzen ließ - bewiesen hatte, als sie und Feldan ihm zugetraut hätten.

Doch zuerst musste sie herausfinden wo er überhaupt steckte. Nach einer Weile des Nachdenkens wurde ihr klar, das sie nicht die geringste Ahnung hatte. Nach einer weiteren Minute fiel ihr jedoch Jemand ein der es wissen könnte.
Sie zog ohne zu zögern ihren langen Mantel an und machte sich auf den Weg. Dies konnte sie alleine, ihre Helfer brauchte sie dafür nicht. In der gesichtslosen Menge auf den Straßen untertauchend, inkognito wie immer, bog sie bald in die schmale Nebengasse ein, in der Amelthor seinen kleinen Gaukelladen unterhielt. Sie sah gerade noch, wie ein Mann in den Laden eintratt. Sie stutzte als sie sich dem Laden nähert, die Kleider der Person rufte in ihr eine alte Erinnerung wach.
Dann erinnerte sie sich mit einem Schlage: der Fremde, der soeben den Laden ihres geheimen Informanten betreten hatte, war ein Mitglied der Sirdauka, der lokalen Meuchelmördergilde!

Einen Moment blieb sie wie erstarrt stehen - war der Meuchelmörder dort hineingegangen um einen Auftrag anzunehmen oder einen auszuführen? Egal - Amelthor war ihre einzige Hoffnung, also stürzte sie so schnell es ging in den Laden.

Aus dem Hinterzimmer hörte sie Amelthors näselndes Lästern: "Was verstehst du Narr schon davon? Pflanze bestimmten Menschen rund um den Globus eine bestimmte Idee in den Kopf und verändere damit die Welt, und keinem wird es auffallen. Doch lasse eine Giraffe aus einer Hutschachtel springen und eine perfekte Sarandella tanzen, schon ruft alles Ah! und Oh! Welch ein Zauberer!"

Die Tür stand einen Spalt breit offen und sie lukte hinein. Der Fremde stand mit dem Rücken zu ihr und starrte in etwas in der Ecke was sich nur sehr langsam bewegte. Es sah aus als hätte es sehr große Schmerzen. Es hatte den Kopf vornübergebeugt, sie konnte so nicht sofort erkennen, ob es Amelthors war, der sich doch zusammenkroch. Sie versuchte noch etwas mehr vom Raum zu sehen, vielleicht stand Amelthors ja auch daneben.
Es gab einen dumpfen Laut, wie von einer gedämpften Pauke, und ein plötzlicher Windstoß schoss durch das gesamte Gebäude; ein Geruch nach Klee und umgegrabener Erde lag plötzlich in der Luft, und Amelthor fragte: "Geht es nun besser, du unfähige Figur?"

Nortia lächelte. Das klang nach dem Mann, von dem sie so viel gehört hatte.
Die am Boden kauernde Person hielt inne, dann erhob sie sich. Nortia war gespannt, wer es wohl war - und bekam einen Schock, als sie Amelthor erkannte. Aber wie konnte das sein? Er hatte doch gerade eben von außerhalb ihres Blickfeldes gesprochen!

"Ich hoffe, du hast etwas gelernt," meckerte Amelthor zwischen Rumpeln und Klappern aus dem Hinterzimmer. "Wenn du mich das nächste mal in einer simplen Sache vertreten sollst, dann tu es in meinen Kleidern und nicht in deinen! Und nun wisch dir die Schminke aus dem Gesicht; der Anblick meines edlen Konterfeis auf deinem Quadratschädel wird mir immer mehr zuwider!"

Nortia blinzelte irritiert. Amelthor und Doppelgänger? Schlecht - dann musste sie jedes Mal aufpassen, wenn sie mit ihm sprechen wollte.. oder es schon getan hatte. Wie gut dieser Vertreter wohl war? Sie holte tief Luft, trat vollends herein und sagte in festem Ton: "Amelthor, alter Halunke, ich benötige deine freundliche Unterstützung - einmal wieder."

Alle drehten sich zu ihr um und starrten sie an. Ausser Amelthor, der blickte nur seelenruhig kurz zu ihr um sich gleich wieder dem vorherigen Objekt zuzuwenden.
Und wer diese "alle" eben waren: für sie vorher nicht sichtbar befanden sich noch zwei weitere Personen im Raum, die sie hier als allerletztes erwartet hätte. Aber sie ließ sich ihre Überraschung nicht anmerken. "Feldan", sagte sie ruhiger als sie sich fühlte. "Grüß dich! Sieh an, und der gute Ticardo ist auch hier."

"Hallo, Wolfling," sagte Feldan, wie immer das Eis in Person. "Nun weiß ich, wie du mir zuvorkommen konntest. Dein Welpe hier war sehr mitteilsam."

"Hab keine Ahnung, wovon du redest. Was auch immer dieser Abschaum aus dem Kerker dir erzählt haben mag: Geh davon aus, dass es gelogen ist."

Feldan lachte gehässig auf. "Nein, davon gehe ich nicht aus. Weißt du, ich bin mir sogar sehr sicher, dass alles wahr ist. Willst du auch wissen, warum? Arme Nortia. Das wird dich ganz schön schocken."

Ticardo schluckte schwer. "Nortia, wir stehen doch auf der selben Seite, oder? Hätte ich es ihm nicht sagen sollen? Er bot uns seine weitere Unterstützung an und war sehr..." doch Nortias rasche Geste des Schneidens vor der Kehle brachte ihn zum Verstummen.

"Was also ist es, das du nun zu wissen glaubst, Seneschall?" Nortias Stimme war staubtrocken. "Falls du glaubst, es sei in irgend einer Weise von Nutzen für dich."

Unbemerkt von allen dreien war Amelthor herangetreten und warf Feldan einen schon bräunlich werdenden menschlichen Finger zu. "Den Rest von diesem Burschen findest du in Galloch Dyra, mehr erfährst du für deine Knickerigkeit nicht. Und jetzt zum Arull mit euch allen, ich habe nun wirkliche Arbeit zu tun!"

Der Seneschall fing den Finger mit angeekeltem Gesichtsausdruck auf, während Nortia Amelthor einen bitterbösen Blick zuwarf, da er ihr Gespräch unterbrochen hatte.Es gab keinen Grund mehr, sich um das Wohlwollen des berüchtigten Magiers zu bemühen. Die Umstände hatten das überflüssig gemacht.
Dieser Finger jedoch...unschwer zu erraten, woher er kam; gestern hatte er sich verdammt nahe an ihrer Kehle befunden. Warum war dieser elende Mietzauberer für Feldan so wichtig, dass er ihn durch Amelthor suchen ließ?
Dabei war der Plan doch gewesen, den Mistkerl laufen zu lassen und sich von ihm zum gestohlenen Geld des Königs führen zu lassen, ... oder zumindest zu den Mitschuldigen oder den Auftraggebern. Nur deswegen hatte sie sich von den Söldnern scheinbar übertölpeln wie eine Idiotin. Über das Vergangene nachzudenken wird aber jetzt auch nicht viel helfen, sie sollte sich lieber mal auf das Aktuelle konzentrieren, damit der Besuch nicht ganz umsonst war.

"Denk was du willst, aber steh mir nie wieder im Wege," sagte Feldan und wandte sich zum Gehen. "Wir plaudern ein anderes Mal weiter, nun ruft die Pflicht. Ich folge einem Fingerzeig des Schiksals. Souvenier?" und er warf den Finger Nortia zu.

Beiläufig trat sie einen halben Schritt zur Seite und das ekelhafte Stück fiel zu Boden. Von so etwas ließ sie sich nicht aus der Fassung bringen, nicht Nortia aus dem Finsteren Tal, persönliche Kopfjägerin des Königs, Absolventin der Schule der achtunddreißig Tode, Tochter der Avenn d´Halar und, ja, Wölfling durch das Erbe ihres verfluchten Vaters. Und verflucht sei auch derjenige, der dieses Geheimnis ausgeplaudert hatte!

Aye, der Wolfling würde nurmehr der eigenen Nase folgen, und welchen Ausgang diese Angelegenheit für den Prinzenpopanz der Blauen Kürassiere nehmen würde war nun nicht mehr die Frage. "Verlass dich drauf, ich werde dir nie wieder im Weg stehen, liebster Feldan!", meinte sie kühl und mit spöttischer Betonung auf den letzten beiden Worten. Das würde sie wahrlich nicht - im Weg stehen war einfach kein Ausdruck für die Pläne, die sie mit diesem aufgeblasenen Kerl nun hatte.
Sie fixierte Ticardo, der sich unter ihrem Blick wohl am liebsten in die Erde vergraben hätte. "Ließe ich damals den Henker einfach seine Arbeit machen, wäre ich heute von deiner eigenmächtigen Dummheit verschont! Folge ihm heimlich auf der Staße, doch versau es nicht wieder, oder ich sorge dafür dass du sie den Rest deines wertlosen Lebens lang fegen wirst."

Stumm vor Erleichterung nickte der ehemalige Sträfling und eilte hinaus. Er war eigentlich ein sehr guter Schatten, deshalb hatte sie ihn auch auf Graccon angesetzt, aber Feldan oder zumindest sein Drache würden ihn selbstverständlich bemerken und erledigen. Auf diese Weise musste sie sich nicht selber dir Finger schmutzig machen. Ein Problem weniger.

So, und jetzt zu Amelthor - sie war sich immer noch nicht sicher, was sie von ihm halten sollte und erwarten konnte. Dabei hatte sie ihn früher noch so gut erkannt... aber seit er in den Orden eingestiegen ist, hat er sich sehr verändert, nicht mehr wieder zu erkennen. "Du bist mir noch etwas schuldig." - der Ärger war in ihrer Stimme immer noch zu spüren. "Jetzt, wo wir unter uns sind, verehrter Magier, will ich Euch meinen ehrerbietigen Gruß aussprechen." Sie deutete eine leichte Verbeugung an. "Mein Name ist Nortia von den Avenn d´Halar."

"Nun komm, kein steifes Zeremoniell zwischen uns," grinste Amelthor und schloss die Tür hinter dem Sirdauka. "Ich weiß, warum du hergekommen bist. Woher? Weil ich eben bin, der ich bin. Und ich habe eine Überraschung für dich, die dich einfach umhauen wird." In dem Moment war ein leises wimmern eines Tieres zu hören. "Genau, du hast es erfasst!" Jetzt lachte er, es war ein angsteinflößendes Lachen, das einem das Blut in den Adern gefrieren ließ.

Nortia wusste was das zu bedeuten hatte, sie war in Gefahr, großer Gefahr.
Sie spürte fassungslos, wie das Tier in ihr erwachte, ohne dass sie es gerufen hätte. Gefahr schütze dich wehr ab Opfer alt wehrlos fass zu!
__________________
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  #3  
Alt 10.03.2012, 16:16
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Nortia presste instinktiv die Hände zusammen und grub ihre Fingernägel in die Handflächen, außerdem biss sie sich auf die Lippen. Das war schon seit jeher das Mittel gewesen, wie sie das Tier wieder unter Kontrolle bringen konnte.
"Nicht!", würgte sie hervor. Sie konnte es nicht fassen, dass sie flehte! Aber es durfte nicht geschehen, dass das Tier hier in der Stadt frei wurde, dass sie hier zwischen tausenden von Menschen die Kontrolle darüber verlor. "Amelthor, ... ein ... Sirdauka ... ist hier im Haus."
Durch das Wasser in ihren Augen erkannte sie den Magier, der entsetzt vor ihr zurückwich und einige Worte in der Astralsprache hervorstieß, dann schien etwas in ihrem Schädel zu implodieren, und sie stürzte in brüllende schwarze Leere...
Als sie die Augen wieder öffnete, hatte sie ihren Körper nicht mehr unter Kontrolle. Das Tier entschied jetzt.
Verdammt, wenn es hier in der Stadt zu wüten begann, würde es alles zerstören, was Nortia sich aufgebaut hatte. Aber das schien genau Amelthors Absicht zu sein.
Vielleicht könnte das schlimmste verhindern werden, wenn sie das Tier überzeugt, den Sirdauka anzugreifen. Es muss doch möglich sein, seine Gedanken zu beeinflussen, sie hat es schon mal geschafft, wieso also nicht auch jetzt!
Doch es war bereits daran, ihr zu entgleiten; da waren Neigungen und Triebe, die nach Erfüllung schrien. Satt! sandte Nortia einen Gedankenspeer,
Satt! Behaglich! Still! doch es verschloss sich vor ihr und forderte stolz sein Geburtsrecht ein.
Das Tier sprang auf und lief hinaus - in die Freiheit. Es war zu gierig, um sich jetzt beherrschen zu lassen. Vielleicht hätte sie es schon früher einmal freilassen sollen, unter kontrollierten Bedingungen.
Aber das hatte sie sich nie getraut. Das Tier war ihr einfach immer zu stark erschienen - aber jetzt ging es nicht anders; sie musste versuchen, es unter Kontrolle zu bringen!
Das Problem war nur, sie hatte keine Ahnung wie. Sie musste sich jetzt schnell etwas einfallen lassen, wenn sie noch eine Chance haben wollte.
Ihre Wildseele jedoch ignorierte ihre Beherrschungsbemühungen und reckte die Nase witternd in die Höhe, in den Wind, der ihr Geschichten über Geschichten zutrug.
Und sie fing einen Geruch ein, der eine seltsame Erinnerung in ihr wachrief; sie hatte ihn bereits am vergangenen Tage aufgenommen und wusste, dass er wichtig für sie war, und so beschloss sie kurzerhand ihm zu folgen.
Sie rannte durch Straßen, in denen anfangs noch Menschen unterwegs waren, die erschrocken beiseite sprangen, dann jedoch wurden die Gassen immer schmaler und schmutziger und sie schlängelte sich zwischen Abfallhaufen und Menschen, die zusammengesunken mit hängenden Köpfen dasaßen, hindurch.
Ihr ganzer Körper war erfüllt von dem Geruch. Sie dachte nur noch daran ihm zu folgen, egal wer oder was sich ihr in den Weg stellt.
Ein neuer Duft gesellte sich hinzu, auch er seltsam vertraut, und er brachte den Geschmack von Gefahr mit sich; ihr Fell sträubte sich, doch zielsicher lief sie weiter voran.
Ein älterer Mann hatte das Pech im Weg zu stehen. Das Tier schleuderte ihn noch beim Rennen mit einer unglaublicher Kraft einfach auf die Seite an eine Mauer. Nortia konnte es nicht sehen, doch sie glaubte nicht, dass er je wieder aufstehen würde.
Wieder hielt es inne und schnüffelte in der Luft; etwas war anders geworden. Der Neugier-Duft wurde plötzlich von etwas überlagert, dass es an tote Maus oder altem Schweiß erinnerte: der Geruch nackter, schierer Angst, und noch etwas weiteres, was es erwartungsvoll hecheln ließ: frisches Blut.
Dieser Geruch spornte das Tier zu neuen Höchstleistungen an, und schneller als vorher hetzte es durch die Gassen. Und dann erreichte es die Quelle all dieser Gerüche und registrierte das Groß-Flieg-Ding, das still im Zentrum eines größeren Platzes auf dem Boden lag und bereits den Duft des Nicht-Lebens ausströmte; der helle Klang von Metall und unterdrücktes Keuchen kamen von dort, wo es nach Angst roch...

Das Tier konnte sich nicht still halten, es musste auf den Platz stürmen, sein Trieb befahl es ihm. Doch mit dem, was ihn dort erwartet, hatte er nicht gerechnet. Der Reiter des großen Flieg-Dinges war ihre Beute! Hasserfüllt stürzte sich Nortias Tier auf die Männer, die Prinzseneschall Feldan bedrängten.
Die Beute-Klauer registrierten gar nicht, wie ihnen geschah. Das Tier stürzte sich mit einem Knurren auf sie und machte gut die Hälfte nieder, bevor die anderen überhaupt mitbekamen, dass sie angegriffen wurden - dann machte sich Panik breit.
Nachdem der Rest sich von selbst verkrümelt hatte, ging Nortia knurrend auf den geschockten Feldan zu.
"Das ist ein rasches und unverhofftes Wiedersehen," stieß der Seneschall keuchend hervor und führte die Stoßklinge nach vorn. "Ich wünschte wirklich, die Dinge hätten eine andere Wendung genommen, aber es soll wohl so sein. Komm zu Papa, Wolfling..."
Nortia hatte keine Gewalt über das Tier. Wie sie das hasste! Sie konnte Feldas weder die passende Antwort geben, noch Einfluss auf den bevorstehenden Kampf nehmen. Hoffentlich würden die Instinkte ihrer anderen Hälfte ausreichen, um diesen überheblichen Menschen zu erledigen. Sie wusste, wie gefährlich er mit dem Rapier war.
Und prompt zeigte sich das auch; Feldan machte einen so schnellen Ausfallschritt und stieß nach ihr, dass nicht einmal die Reflexe des Tieres ausreichten, um sie vor einer Verletzung zu bewahren. Es war zwar nichts dramatisches, doch trotzdem würde die Wunde an der Seite sie behindern.
Das Tier reagierte seiner Natur entsprechend und wandte sich zur Flucht, besann sich jedoch mitten in der Bewegung aus unerfindlichen Gründen anders und startete einen überraschenden Angriff auf Feldans Beine.
Feldan fiel darauf herein, offenbar musste er schon sehr erschöpft sein. So konnte das Tier, als es die Angriffsrichtung abrupt änderte, seine Zähne in den rechten Arm des Menschen schlagen.
Feldan stiess einen mitleiderregenden Schrei aus. Gegen einen solchen Schmerz im Schrei war sie nicht gewappnet, als die Zähne des Tieres noch tiefer in sein Fleisch drang.
Doch er hatte auch etwas Gutes: das Tier war ebenfalls erschrocken, erstaunt oder was auch immer, und es brauchte länger als Nortia, um sich wieder zu fassen. So konnte diese, zumindest für den Moment, die Kontrolle über ihren Körper zurückerlangen.
Für einen raschen Moment rollte Nortia Feldans Blut genüsslich über ihre Zunge und spielte mit dem Gedanken, ihrer Wildseele die Zügel frei zu geben, doch dann machte sie einen kurzen aber entschlossenen Versuch, das Tier wieder in Ketten zu legen.

Wenig später lag sie in menschlicher Gestalt keuchend auf den schmutzigen Pflastersteinen, beide Hände auf die Wunde an ihrem Hals gepresst. Feldan kam auf sie zu und hielt ihr seine Schwertspitze an die Kehle. Großartig; kaum hatte man ein Problem gelöst, tauchte sofort das nächste auf. Wie sie es satt hatte!
Da ertönte plötzlich Ticardos Stimme: "Halt! Lebend ist sie für uns wertvoller," und im nächsten Moment verlor die Welt für Nortia endgültig ihren festen Stand, denn Feldan trat tatsächlich bereitwillig zwei Schritte zurück, senkte die Degenspitze und sprach: "Wie ihr es wünscht, Sire."
Ticardo trat mit harter Miene in ihr Blickfeld und schenkte ihr ein bösartiges Lächeln. Verzweifelt wartete Nortia auf ein Blinzeln oder irgendeine andere Regung ihres - bis jetzt - treuesten Anhängers, doch sie konnte nichts dergleichen entdecken. Sie schob es darauf, dass Feldan noch zu nahe stand, aber tief in ihr hatte sie diese Hoffnung schon fast begraben.
Ach verflucht, Feldan hatte den Kerl doch Sire genannt, ... anscheinend hatte sich ihr Verstand noch nicht wieder ganz vom Tier befreit. Aber, ... sie kannte den König persönlich, und sie hatte Ticardo selber vor drei Monaten aus dem Kerker geholt, ... was war eigentlich hier los? Sie fasste sich an den Kopf.
"Verwirrt?" lachte Ticardo und machte eine spöttische Verbeugung. "Wenn Ihr gestattet, edle Dame: Esterlar zyl Locarno, Dauphier von Pelingora. Der Feind des Reiches gibt sich die Ehre." Er sah sie bedeutsam an. "Was, liebe Nortia, würdest du dazu sagen, dass du einer dicken gestreiften Lüge hinterhergejagdt bist und nichts so ist, wie man es dir erzählte?"
Sie wusste nicht, ob es klug war, seine Worte bewusst so auszulegen und dann auch noch zu antworten, aber sie konnte sich einfach nicht zurückhalten: "Ach, siehst du jetzt endlich selbst ein, dass du dick bist?"
Der Blutverlust nahm ihr die gewohnte Schnelligkeit und so traf sie Ticardos Fußtritt ungehindert im Gesicht. Sie landete im blutdurchtränkten Schlamm. Ob es ihr Blut war? Sie versuchte auszuweichen als Ticardo nochmal den Fuss anhob, doch ihr fehlte die Kraft.
"Lass diese Sprüche und hör mir sehr genau zu, wenn du die nächsten Minuten überleben willst, Weib!"

Nortia spuckte Schlamm, Dreck und Blut aus, drehte sich auf den Rücken und stützte sich mit herausfordernder Miene auf ihre Unterarme. "Was hast du mir zu sagen?", forderte sie zu wissen, also ob sie hier die überlegene Position hätte, und nicht gerade am Boden zu Füßen eines Mannes lag, der sie jeden Moment ohne Federlesens töten könnte.
Ticardo/Esterlar konnte sich das Schmunzeln nicht verkneifen. "Die Wölfin bis zuletzt, hm? Ich weiß bis heute nicht, ob ich dich für deinen sturen Stolz bewundern oder bedauern sollte. Egal nun; Feldan und du, ihr wart von Anfang an hinter dem Falschen her. Der wahre Teufel in diesem Kaspertheater versteckt sich nicht in schummrigen Tavernen, sondern stolziert in Hermelin und Seide herum..."
"Ach ja?" Nortia beschloss, dass sie interessiert war, zuzuhören, aber nicht ohne zuvor noch etwas klarzustellen. "Dann erzähl doch mal. Und hört beide auf, mich so anzuglotzen, sonst breche ich euch die Knie, ehe ihr eure Zungen einziehen und eure Klingen heben könnt."
"Sire, ich denke wir vergeuden hier unsere Zeit," meldete sich Feldan mühsam beherrscht und richtete die Klinge wieder auf Nortias Kehle. "Mit Eurer Erlaubnis..."
'Nein wir brauchen sie dafür.' Sobald er das ausgesprochen hatte sah man in seinem Gesicht, dass er das nicht hätte sagen sollen. Nortia hob den Blick. 'Ach ist das so?', sagte sie mit einem verschmitzen Lächeln.
"Dann gebt mir doch erstmals was anzuziehen. Irgendwas." "Gut; ich unterhalt mich auch nicht gern mit jemandem, der in einem Haufen ausgefallener Haare vor mir im Dreck liegt. Deinen Mantel," sagte Ticardo zu Feldan, der empört die Luft einsog, dann aber mit finsterer Miene die Spange löste.
Nortia konnte sich gerade eben noch ein gehässiges Grinsen verkneifen. Sie riss Feldan den Mantel aus der Hand, bedeckte sich damit, richtete sich umständlich auf und schlüpfte dann, den beiden Männern den Rücken zukehrend, hinein.
Unter dem Mantel lief ihr das Blut von der Flanke über die Hüfte und am Bein hinunter, aber sie hätte sich eher die Zunge abgebissen, als ein Wort darüber zu verlieren.
"Du tropfst", kam es da auch trocken von hinter ihr. "Dreh dich um! Ich will dein Gesicht sehen. Nicht, dass du mir irgendwelche Dummheiten versuchst." Irgendwie war es ja schon schmeichelhaft, dass sie ihr so viel zutrauten - sie hatte sie gut erzogen.
"Mein Bedarf an Dummheiten ist für heute gedeckt," sagte Nortia, während sie sich betont laziv umwandte und Ticardo mit honigsüßem Lächeln in die Augen sah. "Vielleicht sollte ich sehr rasch etwas Vernünftiges dagegen setzen," und er schluckte schwer, als er den Dolch in ihrem Blick erkannte.
Trotzdem erklärte der Mann, den Nortia als Ticardo kennen gelernt hatte, mit fester Stimme: "Ihr seid beide brauchbare Leute, also benehmt euch nicht wie Kleinkinder. Prinz Jorin hat euch auf ebenso einfache wie effektive Weise neutralisiert, obwohl ihr dasselbe Ziel hattet - indem er euch aufeinander hetzte."
Nortia wollte gerade zu einer heftigen Antwort ansetzen - so eine Beleidigung ließ sie sich nicht bieten! -, aber Feldan kam ihr zuvor.
"Das ist die Wahrheit, Jägerin. Du, ich und selbst dieser Knilch Graccon, wir werden wie Figuren auf einem Spielbrett hin und her geschoben, um die Machenschaften der sich mächtig Dünkenden zu verschleiern. Niemand aus dem Kronrat, nicht einmal ihre Majestät selbst wird nach irgend welchen tiefer liegenden Ursachen fragen, solange man nur genug Leichen vor ihnen aufstapelt und die Suppe am Kochen hält. Esterlar ist ein Spion unserer Feinde, und ich habe ihn in den Kerker gebracht, damit du ihn rekrutieren konntest. Er hat mir die Augen geöffnet, denn Jorins Machenschaften reichen bis ins Nachbarreich..."
Nortia presste die Lippen zusammen. Der Schnitt über die Rippen tat verdammt weh. "Selbst wenn das alles stimmen sollte,Ticardo..., Esterlar wäre immer noch ein Spion unserer Feinde. Was auch immer er dir erzählt hat, dient den Interessen Pelingoras und nicht denen unseres Landes. Der König selber hat mich auf Dich angesetzt, Feldan, und nicht sein Bruder."
"Ich kann dir versichern, dass Pelingora momentan an keinerlei Kräftemessen mit Candvallon interessiert ist," versetzte Esterlar alias Ticardo ernst. "Das holen wir vielleicht ein späteres Mal nach. Was mich veranlasste, mich hier umzusehen, ist die Tatsache dass die Gishka angeworben wurden. Das ist eine erprobte pelingorische Söldnereinheit, ziemlich gut und nicht billig. Und die Spuren führen eindeutig hierher. Ziemlich zeitgleich geschah Graccons angebliche Veruntreuung von Krongold. Seltsam, nicht?
"Scheinbar bin ich die einzige, die nicht weiß, was hier abläuft," sagte Nortia sarkastisch. "Wie viele stecken noch mit drin? Welche Rolle spielt Armelthor?"
"Unser guter Strassenmagier war der liebe Gott in diesem Narrenspiel," sagte Feldan. "Wie immer wusste er mehr, als er zugeben wollte, und durch ihn weiß ich nun, wie ich an Graccon herankomme. Als treuer Royalist hatte er besonderes Interesse daran, die Bedrohung zu beseitigen, welcher der Thron nun durch Jorin ausgesetzt ist." Er schaute Nortia lauernd an. "Hat er geschmeckt?"
"Mit Bemerkungen dieser Art verbesserst du nicht gerade mein Vertrauen in unsere Zusammenarbeit", erwiderte sie scharf. "Dieser Scheißkerl hat mich auf dem falschen Fuß erwischt und sich davon gemacht, ehe ich ihn umbringen konnte. Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben."
"Lasst jetzt diese albernen Querelen!", fuhr Esterlar sie beide an. "Nortia, Fakt ist, dass niemand weiß, ob dein König überhaupt noch lebt."
Nortia konnte sich gerade noch ein Grinsen verkneifen. Wenn die wüssten! Ja, der König lebte nicht mehr. Das wusste sie schon. Und zwar schon lange. Regiert wurde das Reich von seiner Frau, der "König" war nur da um den Schein zu wahren. Das Volk würde eine weibliche Person auf dem Thron noch nicht dulden.
"Wäre ihm etwas Bedauerliches zugestoßen, würde die Macht an den nächsten in der Thronfolge weitergehen," ging sie auf das Spiel ein. "Wenn Prinz Jorin das Reich bereits regiert, warum sollte er dann ausländische Truppen anwerben, um irgend einen Operettenputsch zu inzenieren? Nein, denkt euch was Besseres aus."
"Außerdem habe ich ihn erst gestern gesehen, als er mir auftrug, Feldan auf die Finger zu sehen."
"Und wenn Jorin seinen Bruder durch einen Doppelgänger ersetzt hätte? Du hast doch bei Amelthor gesehen, wie perfekt diese Täuschung sein kann. Ich habe deinem Freund Feldan bereits Beweise vorgelegt, die auch dich überzeugen werden."
Nortia wurde blass, was sie dadurch zu überspielen versuchte, dass sie laut auflachte. "Ein Doppelgänger, sicher! Und wer hätte dann bitte das Reich regiert? Etwa dieser Doppelgänger? Glaubt ihr, dass hätte Jorin zugelassen? Der hätte doch schon lange die Macht an sich gerissen!", verhöhnte sie die beiden. Es war gefährlich, wenn sie der Scharade auf die Schliche gekommen sein sollten. Jetzt galt es erst einmal herauszufinden, wie viel sie tatsächlich wussten.
"Wer auch immer zur Zeit auf dem Thron sitzen mag," sagte Feldan trocken, "er wird einen verdammt festen Griff brauchen, um sich auf ihm zu halten. Die fliegenden Späher haben mir berichtet, dass die Gishka bereits im Lande sind. Es sind nur wenig mehr als Hundert, aber eine entschlossene Handvoll würde reichen, den Palast zu nehmen, wenn man sich mit den Gegebenheiten auskennt. Ich habe diese Nachricht unterdrückt und werde es weiter tun, solange ich nicht sicher bin, in wessen Hände sie gelangt."
"Du kannst sagen, was du willst, Prinzseneschall. Ich will erstmal diese Beweise sehen. Vorher glaube ich euch beiden kein Wort."
"Nun, das ist doch wenigstens etwas", seufzte Feldan, und auch Esterlar nickte erleichtert.
"Was ist mit deinem Drachen?", fragte er dann erstaunlich mitfühlend.
"Hingeschlachtet, in einer einzigen Feuergarbe ihrer Leute," sagte Feldan mit Blick auf Nortia. "Aber nun weiß ich, dass es nicht auf deinen Befehl hin geschah. Scheinbar hast du deinen Hort verloren, Jägerin."
Verständnislos besah sich Nortia zum ersten Mal die Hingestreckten, welche sie als Tier hingeschlachtet hatte, und erkannte nur vertraute Gesichter. Einige hatte sie tatsächlich gemocht, doch einem spuckte sie zielsicher auf die Stirn.
"Bist du nun glücklich in der Hölle, Ruffo? Ich weiß, du wolltest immer meine Position, ich hoffe du hast es genossen!"
Auch wenn der Anblick der halb zerfetzte Leiche füchterlich war, konnte sie ihren Blick nicht von ihm lösen. Sie fühlte eine tiefe Befriedigung in sich aufsteigen. Einen weniger, der ihr in die Quere kommen könnte.
Sie suchte in den restlichen Gesichtern, die nicht mehr alle erkennbar waren, nach einem weiteren ihr bekannten, bis Nortia bei einem verharrte. "Nein!!! Nicht. Das darf nicht sein"
Interessiert sahen die beiden Männer die harte Jägerin ihre Fassung verlieren. Sie ließ sich neben der Leiche auf ein Knie sinken und umfasste deren Kinn, um das Gesicht zu sich herum zu drehen.
"Das war dein Bettgefährte, soviel ich weiß", sagte Feldan, seine Genugtuung nicht verbergend. "Siehst du jetzt ein, dass auch du zu täuschen bist?"
Nortias Gesicht verwandelte sich in eine eiserne Maske. Sie würde vor Feldan jetzt keine Schwäche zeigen: "Nur ein Liebhaber unter Vielen!" Innerlich fasste sie bereits den Beschluss den Seneschall zu töten, egal wie diese Geschichte ausgehen würde.
Esterlar räusperte sich unbehaglich. "Du fragst nach Beweisen? Diese wirst du bekommen, wenn wir Graccon aufgespürt haben. Er weiß wohl am besten all die wirren Fäden zu lösen, aber er hat die Panik bekommen und verschanzt sich mit seinen Getreuen irgendwo. Wenn wir ihn dazu bringen, vor dem Rat auszusagen und die Patriarchen zu überzeugen, ja, dann werden einige überreife Melonen purzeln. Feldan weiß den Ort, doch zum Fangen brauchen wir dich..."
"Und was zum Arull versprichst DU dir eigendlich davon?" unterbrach ihn Nortia scharf wie ein Peitschenknall.
"Das ist schnell erklärt. Ich will die Gishka-Pest aufhalten, ehe sie mein eigenes Land infiziert. Und ehe du fragst, wozu wir dich brauchen: Wir brauchen vor allem deine Spürnase, Jägerin. Du hast Graccon heute schon einmal gefunden. Versuche es noch einmal!"
Mit zwei raschen Schritten war Nortia bei ihm, ehe Feldan mit seinem Rapier dazwischen kommen konnte. Mit einer einzigen fließenden Bewegung schob sie ihre Hände unter seinen Achseln durch und verschränkte sie in seinem Nacken. Nun konnte sie seinen Hals mit einer einfachen Abwärtsbewegung brechen; ein Baby könnte es tun.
"Nenn mich nie wieder deinen Hund," zischte sie in sein Ohr, "oder es ist das Letzte, was du auf dieser Welt tust, Sir Irgendwer!
Verdammt, es tat gut, wieder selber das Heft in der Hand zu halten.
"Ich hab..." Esterlar ächzte und unterbrach sich. Nortia hatte ein wenig fester zugedrückt, nur so zum Spaß. "Ich habe dich gar nichts genannt. Wir brauchen deine Mitarbeit."
"Feldan," sagte Nortia. "Wie lange willst du eigentlich noch deinem Zahnstocher die große weite Welt zeigen?"
Der Seneschall zögerte, maß seine Chancen ab, Nortias Herz mit der Waffenspitze zu erreichen, ehe sie Esterlars Wirbel umdrehen könnte. Das Ergebnis gefiel ihm nicht, und so steckte er den Rapier zurück in die Scheide. Im gleichen Moment lockerte Nortia ihren Griff.
"Ich warte noch immer auf deine Antwort, Jägerin," ächzte Esterlar, sich den schmerzenden Nacken reibend.
Nortia maß beide eine lange Weile, dann erstrahlte plötzlich wieder ihr Eisblumenlächeln auf ihrem Gesicht. "Habe ich denn die Wahl? Scheinbar braucht es drei Erzhalunken von Format, um dieses verfaulte Reich zu retten..."
"Ich bin dem König verpflichtet, aber offenbar muss ich jetzt erstmal herausfinden, womit ich ihm am besten diene." Sie zog eine Grimasse und presste eine Hand auf ihre Rippen. "Bevor wir irgendwo anders hingehen, brauche ich allerdings jemanden, der diesen Schnitt näht."
Nun grinste auch Feldan breit und hob seinen blutenden Arm.
"Wir könnten diesen hilfreichen Menschen gemeinsam aufsuchen."
"Und ich werde mich um angemessene Garderobe und Anderes für dich kümmern," lächelte Esterlar entspannt. "Bevorzugst du noch immer das Breitschwert?"
"Mit integriertem Streurohr, wenn du eines auftreiben kannst."
"Ich werd`s versuchen. Dann also zur achten Stunde bei mir, Feldan weiß Bescheid."
Sie nickte nur und sah Feldan an. "Die Wundheilerin in der Schattengasse oder der Medicus am Westtor?"
"Die Wundheilerin, würde ich vorschlagen. Der Medicus steht mir in einem zu guten Verhältnis zur Garde. Auf diesem Wege könnte dort bekannt werden, dass wir beide noch leben. Aber das würde ich gerne noch eine Weile geheim halten."
Ohne ein weiteres Wort humpelte sie ihm voraus.
"Macht es dir Spaß, das dienernde Hündchen zu schauspielern?" fragte sie nach einer Weile. "Komm, ich kenn dich, das ist nicht deine Natur."
"Du hast ihn zu deinem Laufburschen herabgesetzt, und ich streue nun Zucker auf sein geknicktes Ego. Ihm gefällt es, und mir nützt es."
"Welches abgefeimte Spiel treibst du mit ihm?"
Vergnügt die Melodie des verbotenen Jorgund-Liedes vor sich hinpfeiffend, schwieg sich Feldan aus.
"Wir waren einmal ein gutes Team, du und ich," nahm Nortia nach einer Weile das Gespräch wieder auf.
"Ja, das kann man so wohl sagen."
"Und zuvor, da gab es noch ein wenig mehr für uns..."
"...als unsere Köpfe noch vollgestopft waren mit verrückten Idealen. Wir waren Kinder."
"Und nun? Macht uns diese Angelegenheit zu Freunden?"
"Was? Wie kommst du darauf? Nie im Leben!"
"Puah, jetzt ist mir wohler."
Eine Weile liefen sie schweigend nebeneinander her. Es fühlte sich jetzt aber anders an, weniger bedrohlich.
"Tut mir Leid um deinen Drachen", sagte Nortia schließlich. "Es muss weh tun, so einen Gefährten zu verlieren."
"Werd jetzt bloß nicht rührselig, Jägerin!" Feldans klang plötzlich kalt.
"Ist ja gut.
"Der Drache wurde sowieso langsam alt und kraftlos, sie sind nicht sehr langlebig. Sei froh, denn sonst hättest du dein erbärmliches Leben bereits verloren. So hatte er wenigstens einen würdevollen Abgang. Die Miliz wird sich um ihn und die Leichen kümmern." Einige Bürger kamen ihnen bereits entgegen geströmt um zu sehen was auf dem Platz vorgefallen ist.
Ging das schon wieder los? Nortia verkniff sich die Bemerkung, dass sie nie in diese dämliche Lage geraten wäre, wenn Amelthor ihr nicht die Kontrolle über ihr inneres Tier genommen hätte. Der überhebliche Offizier wusste das, auch wenn er so tat, als sei es anders. Wie hatte Feldan sich nur so verändern können?
Doch dann schüttelte Nortia als reflex den Kopf. Wie konnte sie ihm sowas vorwerfen, sie hatte sich auch deutlich verändert.
"Ist etwas?"
"Schon gut, alles Okey." Feldan hob sie sacht am Arm hoch, er musste gesehen haben wie ihre Schmerzen stärker wurden. Sie liess ihn. Den Leuten musste es vorkommen, als wären sie ein Pärchen, so wie er sie aufrecht hielt. Ihr gelang sogar ein schwaches lächeln
"Und Ticardo...ehm, Esterlar?" fragte Nortia schließlich. "Für ihn bist du nun offiziell ein Verräter geworden, sogar in seinen Dienst getreten. Bist du dir sicher, dass nicht ER es ist, der mit DIR spielt? Traust du ihm?"
"Ich reiß mir den angekauten Arm aus und fress ihn ohne Salz, wenn ich ihm traue, oder dir oder sonstwem. Das ist alles Teil meines großen Spieles, aber die Regeln werden nicht verraten..." Er stockte, als sie plötzlich in seinem Griff zusammensackte und ein unterdrücktes Stöhnen ausstieß. Behutsam half er sie wieder aufrichten. "Die Heilerin ist gleich um der nächsten Ecke. Auf die Beine, Soldat, das schaffst du!"
Und Nortia meinte bereits zu halluzinieren, denn seine Stimme hatte sanft geklungen...
Als sie wieder zu sich kam, lag sie auf einem Bett mit weißen Laken, es roch nach Medizin und sie spürte etwas kaltes an der Seite, wo ihre Verletzung war. Aus dem Nebenzimmer drangen gedämpfte Stimmen. Wohl die der Heilerin und die Feldans. Vorsichtig richtete Nortia sich auf. Es spannte ein bisschen, aber es tat nicht weh. Gut. Ein bisschen peinlich berührt sah sie sich um. War sie doch tatsächlich in Ohnmacht gefallen. Anscheinend musste die Wunde doch schwerwiegender gewesen sein, als sie zunächst gedacht hatte.
Behutsam brachte sie ein Bein zur Erde, doch da begann das betagte Lager zu knarren. Mit einem kreiselnden Ruck katapultierte sie sich vom Lager und stand aufrecht. Der Schmerz schoß ihr wie ein glühender Draht in die Seite. Sie verdrängte ihn und brachte ein Ohr an die Wand. Die Stimmen nahmen Gestalt an.
"...und du bist dir sicher, dass sie nichts bemerken wird?" fragte Feldan. "Ich werde es nicht gnädig aufnehmen, wenn ich feststelle dass ich mein Silber für heisse Luft ausgebe."
"Sehr sicher. Die Veränderung geschieht schleichend, und sie wird sich keines Unterschiedes bewusst werden."
"Doppeltes Silber, wenn du recht hast, doppeltes Blei wenn nicht..."
Der glockenhelle Klang eines kleinen Gongs ertönte, und ein Stuhl wurde verschoben. "Oh, schon so weit?" sagte die Heilerin. "Es ist Zeit, ihr den zweiten Kräutersud zu verabreichen."
Rasch huschte Nortia wieder auf das Lager zurück und spielte die Schlafende.
Nortia betrachtete durch ihre Augenlider hindurch, wie die Heilerin ihr Lager betrat. Es handelte sich um eine, für ihren Beruf noch relativ junge Frau mit blondem Haar und stechenden grauen Augen, nicht die runzlige, krächzende Hexe, die man in dieser Position erwartete. In ihren Händen hielt sie eine Tasse wohlduftenden orangefarbenen Tees samt Unterteller.
Mit einem hinterhältigen Lächeln trat die Frau an ihr Bett heran und sprach mit sanfter Stimme auf Nortia ein: "Hier meine Liebe, ich habe dir einen warmen Kräutertee gebracht, der deine Schmerzen lindern wird..."
Nortia ließ den Arm hochschnellen, Ellenbogen in die Seite, Halbfaust ins Gesicht, und die junge Frau flog gegen die Wand und sank daran zu Boden. Mit einem Knurren sprang sie von der Liege, nur in ihrer Wildheit gekleidet, ganz die Wölfin.
Feldan stand in der Tür und griff nach seinem Rapier. Als traditionell ausgebildeter Soldat vertraute er völlig auf seiner tötlichen Präzision mit Waffen - Waffen, die in der Auseinandersetzung mit einem erfahrenen Kampftänzer nicht nur überflüssig, sondern sogar zum Hemmnis wurden.
Im Kampfrausch jenseits allen Schmerzes, beschrieb Nortias linker Fuß einen schimmernden Bogen und landete krachend auf Feldans Rippen. Sie erkannte den Verband um seinen rechten Arm und ließ in sadistischster Freude die Handkante darauf niedersausen. Ächzend ging der harte Kerl zu Boden. Sofort trat sie die Waffe in eine Ecke des Raumes.
"Steh auf, du Memme!" spie sie aus. "Das war kein Todesschlag! Und keine Spielchen mehr, Feldan! Ich will Antworten, und ich will sie jetzt!"
"Wie schon gesagt, die Regeln bestimme ich" und tratt mit einem Fuss an ihre Verletzung am Bein. Sofort tratt der Schmerz wieder ein, Nortia sackte zu Boden. Feldan war schnell genug um sie dort festzuhalten. "Heilerin! Bring die Resten vom Trunk sofort hierher!"
Sie hollte noch unsicher wieder auf den Beinen eine neue Schale und näherte sich diesmal langsamer, ständig wachsam. "Sofort!" Nortia wehrte sich so gut wie sie konnte, doch Feldan war auch mit einem Arm noch sehr kräftig.
DAS würde Nortia ändern! Hasserfüllt schlug sie ihre Zähne in seinen gesunden Arm. Mistverdammt, sie hatte nicht die Beißkraft des Tieres! Feldan kniete sich auf ihre Brust, um sie niederzuhalten und entwand ihr trotz der großen Schmerzen, die er haben musste, den Arm. Seine Faust krachte gegen ihren Kopf und schleuderte sie ins Nichts.
"Gibst du jetzt wohl Ruhe" Die Heilerin flösste den Trunk der ohnmächtigen Nortia ein. Wenn er auch nur daran dachte, wie teuer die Zutat war... Die halbe Menge wird nicht die volle Wirkung entfachen können, aber zuminderst mehr als nichts.
"Ich werde ihr einige Kräuter geben, die ihre Sinne benebeln. Sie wird alle Ereignisse der letzten Stunden vergessen."
"Gut!", meinte Feldan mit einem abschätzenden Blick auf Nortias erschlafften Körper. "Wenn sie wieder einsatzbereit ist, sag ihr das wir uns im "Erhängten Pferd" treffen werden." Mit diesen Worten verließ er das Krankenlager.
Das Bewusstsein kam zurück und mit ihm die Erinnerung an verschwörerischem Geflüster hinter der Wand, dem wahnwitzigen Kampf danach und auch daran, dass es Feldans Idee gewesen war, hierher zu kommen.
Nortia bemerkte die Heilerin, die neben ihrem Lager saß und sie aufmerksam anschaute. "Was hast du mir angetan, Hexe?" zischte sie.
Die Augen der jungen Frau wurden rund wie Teller. "Du erinnerst dich?" Scheinbar hatte sie sich mit der Dosis verschätzt, oder diese Frau war einfach außergewöhnlich...Rasch stand sie auf, außerhalb Nortias Reichweite.
"Dein Gefährte ist bereits gegangen...du kannst von meinen Kleidern haben. Wir haben etwa die selbe Größe. Nimm dir, was dir gefällt..."
"Ich wiederhole mich äußerst ungern!"
"Es war sein Wunsch, und er warnte mich, dass du die Notwendigkeit nicht einsehen würdest."
"Weib, rede!"
Die junge Frau war tatsächlich den Tränen nahe. "Bitte versteh doch, ich bin eine Heilerin. Ich betrachte es als meine Aufgabe, Menschen in Not von ihrem Elend zu befreien..."
Ein eisiger Schauder durchlief Nortia, doch sie verbarg es. "Weiter!"
"Das Tier in dir...es stirbt."
Nortia brach in Gelächter aus. Die Heilerin starrte sie entsetzt an. "Mein ganzes Lebenhabe ich mich mit dieser Bestie schon zu kämpfen. Wenn es in mir erwacht erlange ich erst wieder die Kontrolle zurück, wenn das Tier seinen Blutdurst gestillt hat. Schon oft habe ich versucht diese Kreatur auszulöschen, dass wäre eine wahre Freude für mich- aber es ist leider unmöglich." Als Nortia den Raum verließ, rieb die Heilerin sich die Hände: Alles war so passiert, wie der Seneschall es vorhergesehen hatte.
"Warten sie kurz!" Nortia's Schritte wurden kürzer. "Feldan wird sie im 'Erhängten Pferd' erwarten." Ohne anzuhalten oder irgendwelchen Worten verliess sie das Haus.

Nortia stand vor dem 'Erhängten Pferd', mehr ein Schuppen als eine Kneipe. Alles morsch, alt und nass. Doch im Schuppen kannten sie sich Bestens aus. Es war keine Überraschung, dass Feldan gerade diesen ausgewählt hatte. Auf dem Weg hierher war ihre anfängliche Euphorie bald der Ernüchterung gewichen. Wenn das Tier in ihr verschwand, würde es einiges mit sich nehmen. Ihr besonderer Spürsinn für Gefahr, Lügen und Fallen, ihre Instinktsicherheit bei dem Angehen von unerwarteten Problemen, alles würde ebenfalls verschwinden. Sie wäre immer noch eine hervorragende Kämpferin und scharfsinnige Verfolgerin, aber all ihre besonderen Begabungen wären dahin. Und gerade diese schienen Esterlar so wichtig. Feldan hatte eigentlich immer alles getan, um zu vermeiden, dass sie in dieser Angelegenheit Erfolg hatte. Was bezweckte er nur? Wollte er den ganzen Ruhm für sich allein? Sie zweifelte an solch kindischer Motivation.
Immerhin, da sie beide als vogelfrei galten, hätte er sie ebenso gut einfach im Schlaf ermorden können. Doch er hatte es nicht getan.
Der Seneschall und Esterlar erwarteten sie bereits. Neben ihnen hatten sich noch ein paar andere Gestalten um den Tisch gruppiert: Da war Amelthor, der sie aus seinem feisten Gesicht angrinste, der Sirdauka mit dem langen, blondem Haar und dem verschlagenem Lächeln. Und da war noch eine Frau mit schlohweißem Haar und einem abgehärteten Gesicht. Da erkannte Nortia das dunkle Brandmal auf ihrer Stirn- es war eine der als nahezu unbesiegbar geltenden Gishkas...
Nortia fischte sich einen der immer gefüllt dastehenden Alekrüge vom Tresen, warf einige Kupfermünzen hin und gesellte sich zu der illustren Schurkenbande. "Ihr seid alle Schweine," stellte sie fest. "Bei euch bleib ich."
Esterlar musterte sie argwöhnisch: "Nortia, schön das du es auch endlich geschafft hast hierher zu kommen. Darf ich dir unsere *Freunde* vorstellen:
Begalius ist unser Informant von den Sirdauka- er arbeitet für Jorin. Valyrie vonder roten Brücke ist unsere Gishkaspionin, Amelthor kennst du ja bereits. Werter Amelthor würdest du Nortia bitte erklären, wie die Aufspürung Gracchons erfolgen wird?"
"Wisch dir zunächst die Schminke aus dem Gesicht," warf Nortia ein. "Bleibst du derselbe, sehe ich keinen Grund, dir nicht den Hals zu brechen."
Amelthor räusperte sich vernehmlich. "Nimmst du mir die kleine Lektion in Sachen Selbstbeherrschung immer noch krumm? Für das, was Feldan für dich tat, solltest du dankbar sein."
"Schluss mit dem Geplänkel!", zischte Esterlar. "Amelthor, beginne!" Dieser nahm erst einmal einen Schluck von seinem Met und setzte den Krug seufzend wieder ab. Dann fixierte er Nortia mit seinen schwarzen Schweinsäuglein: "Der Schlüssel zur Auffindung von Graccon ist Gusgan, der Magier aus der Taverne. Er ist seine rechte Hand, wie wir dank Bagalius erfahren haben- und wir haben ein paar seiner Finger. Mit ihrer Hilfe konnte ich einen Trank brauen der deine wölfischen Instinkte um ein Vielfaches verstärken- und uns zu Graccon führen wird..."
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Nortia nahm noch einen Schluck, bevor sie antwortete. Immer wieder wollten alle auf dieses Tier zurückgreifen! War es denn das einzig besondere an ihr? Wäre sie etwa wertlos, wenn sie es nicht mehr hätte? Das wollte sie nicht glauben! Trotzdem.. wenn sie das Tier verlöre.. Egal!
"Meine Instinkte verstärken? Du kannst gerne diesen Trank brauen; aber bis dahin habe ich ihn wohl längst gefunden. Wie lang brauchst du dafür? Falls ich nicht erfolgreich sein sollte, werde ich hierher zurückkommen, sobald du den Trank fertig hast!"
"Du verstehst wohl nicht mein großartiges Angebot," greinte Amelthor vor sich hin. "Das Tier in dir geht zugrunde, aber mithilfe dieses Trankes kannst du es nicht nur am Leben erhalten, nein, du gewinnst auch noch die volle Kontrolle über es und kannst auf seine Fähigkeiten zurückgreifen, wann immer du es willst."
"Ich habe heute schon so einiges schlucken dürfen, wovon ich nicht weiß was es mit mir anrichtet," begehrte Nortia auf. "Und nun verlangst du von mir, dieses widerliche Zeug runterzuwürgen! Bin ich hier jedermanns Kasper? Was seid ihr bereit zu tun?"
"Tu was der weise Mann von dir wünscht," sagte Begalius-der-Mörder mit eisigem Grinsen, "wenn du für uns von Nutzen sein willst."
Mit einem selbstgefälligen Grinsen holte Amelthor aus den Tiefen seiner Jacke ein Fläschchen hervor, in dem eine undefinierbare, bräunliche Flüssigkeit schwappte. "Nur zu!", forderte er Nortia auf und stellte das Gefäß vor sich ab.
Nortia straffte sich, griff nach dem Fläschchen und schnippte den Korken fort - mit einigem Elan, denn die Flüssigkeit schwappte heraus und verteilte sich gekonnt in jedermanns Alekrug am Tisch. "Oops, wie ungeschickt von mir," lachte Nortia.
Sie war schon leicht angetrunken. Wieso so schnell? Sie hatte bisher kaum etwas getrunken. Vielleicht lag es daran, dass sie heute noch nichts gegessen hat.
Nortia schmeckte kurz am Flässchen, bevor sie es mit einem Schluck herunterwürgte. Es hat einen süssen Beigeschmack. "Und wie lange braucht es bis es seine Wirkung entfaltet hat?"
"Das werden wir bald wissen," feixte Amelthor selbstzufrieden." Es hängt von deiner Konstitution ab, und von deiner momentanen Verfassung - und von deinem eigenen inneren Widerstand, denke ich."
Valyrie besah sich die ölig braune Pfütze, die in ihrem Krug oben auf schwamm, und nahm dann einen tiefen Zug. "Tod allen Gishkahunden," sagte sie bestimmt. Feldan folgte ihrem Beispiel. "Der Thron nahm mir mein Leben. Ich hole es mir zurück!"
Esterlar betrachtete unschlüssig seinen Krug und schluckte schwer.
"Ihr könnt unbesorgt trinken, Sire", erklärte Feldan ihm da. "Bei der braunen Sauce handelt es sich nur um verdünnten Rübensirup. Der Trank für unsere Freundin befand sich in ihrem Alekrug."
"Was?"
"Was?"
Esterlar und Nortia fragten es gleichzeitig.
Feldan lächelte. "Nach deinem sichtbaren Widerwillen, den Trank der Heilerin einzunehmen, haben Amelthor und ich diesen Weg für den einfachsten gehalten. Alle Krüge auf der Theke enthalten eine gehörige Portion einer wahrnehmungsverstärkenden Droge, die die eher uncharmante Seite deiner Persönlichkeit jedoch ruhen lassen wird."
Zahllose Antworten schossen Nortia durch den Kopf, Morddrohungen, Hassworte, aber keine davon wäre dem in ihr kochenden Zorn annähernd gerecht geworden. Deshalb stellte sie nur ganz ruhig den halbleeren Krug auf den Tisch und verschränkte die Arme. "Diese Angelegenheit hätten wir also hinter uns", sagte sie. "Wie geht es weiter?" Sie würde Feldan töten. Aber noch nicht jetzt.
Amelthor drehte sich um und fischte aus seiner Jackentasche ein kleines Päckchen, das einen erbärmlichen Gestank ausströmte. Nortia rümpfte unwillkürlich die Nase. "Also, das hätte ich auch ohne diesen Trank riechen können!", erklärte sie angewidert. Die anderen am Tisch sahen sie prüfend an.
Die Jägern seufzte und riss Amelthor das Päckchen aus der Hand. "Wisst ihr wenigstens ungefähr, auf welcher Seite der Stadt er sich befindet? Oder muss ich alles alleine machen?"
"Näher als du glaubst," sprach Amelthor plötzlich überraschend ernst. "Ich spüre hier zwei Personen, die in enger Verbindung zur Anderswelt stehen, doch solange sie sich ihrer nicht bedienen kann ich sie auch nicht korrekt lokalisieren. Ich kann den Kompass also nur anticken, ablesen musst du ihn."
Ihren Widerwillen niederkämpfend, nahm Nortia den Geruch des Päckchens bewusst auf. Ihr Instinkt filterte sofort alle Komponenten aus, die auf Verschmutzung und Fäulnis beruhten, und was übrig blieb fügte sich zu einem komplexen Muster in ihrem Geist zusammen, einmalig und unwiederholbar.
"Gut, ich habe ihn," sagte sie schließlich. "Kann die verdammte Jagd losgehen?"
"Nein, das muss wohl noch warten," meldete sich da Begalius, der sich zweifelnd in der Runde umsah.
"Wieso?" fragte Esterlar ungehalten.
"Weil wir bereits gejagt werden..."
Feldans Gesicht verdunkelte sich. "Und das sagst du uns erst jetzt? Wer ist es?", brüllte er. Bagalius durchbohrte ihn mit seinen dunklen Augen, den gewissenlosen Augen eines Mörders: "Jorin hat die Gishka auf euch angesetzt. Und soll ich euch noch ein Geheimnis verraten, sie sind bereits hier..." In diesem Moment flog die Tür zum "Erhängten Pferd" auf und ein gutes Dutzend der Gishkaamazonen strömte in das Gasthaus. Bagalius erhob sich und zog sein Langschwert, dann wandte er sich Esterlar zu: "Ich sagte es euch bereits, Bagalius ist immer dem treu, der am meisten zahlt. Mädels, tötet sie!

Es gab einen dumpfen Knall, den Tisch zierte plötzlich ein zerfranstes Loch, und gleiches geschah mit Bagalius`Schädel. Das Schwert ziehend, spannte Valyrie den zweiten Hahn ihres Faustspuckers und stieß einen Raubvogelschrei aus. Auch Feldan war auf den Beinen, und sein Schuß sandte gleich zwei der Kriegerinnen hintereinander zu Boden, die sich rücksichtslos mit ihren Waffen ihren Weg zu ihnen bahnten. Esterlar warf Nortia einen in ein Tuch gewickelten langen Gegenstand zu. Sie fing ihn auf und spürte das Gewicht. "Mit Streurohr?"
"Ja, die Zwillingsversion. Lass es krachen!"
Amelthor befingerte seine Amulette und brabbelte unaufhörlich in der Astralsprache.
Nortia war ganz in ihrem Element. Endlich wurden die Probleme wieder einfach!
Amelthor lüftete seinen Mantel und holte nun mehrere Fläschchen hervor, deren Inhalt in allen Farben des Regenbogens schimmerte und vergeblich versuchte den gläsernen Gefäßen zu entweichen. Mit einem Jubelschrei schleuderte er die Erste in Richtung der herannahenden Gishkas. Eine von ihnen wehrte das Wurfgeschoss mit ihrem Rundschild ab, doch daraufhin zerplatzte es und eine Feuerexplosion ließ zwei der Kriegerinnen verglühen und steckte drei weitere in Brand. Eine dieser lebendigen Leichen torkelte auf Nortias zwergwüchsigen Lehrmeister zu. Dieser trat lachend einen Schritt zurück und die Gishka klatschte zu seinen Füßen auf den Boden. Als sich ein Armbrustbolzen in Amelthors Herz schraubte lachte er nicht mehr...
Unterdessen brach Panik unter den Gästen aus, die daraufhin zur Tür hetzten und die hereineilenden Amazonen weiterhin behinderten.
Zwei weitere Schüsse krachten. Mit einem Fluch taumelte Valyrie zurück an die Wand; ihr linker Arm samt Schulter gehörte plötzlich nicht mehr zu ihr. Eine der Amazonen brach aus dem Gewühl hervor, schrie ein einziges hasserfülltes Wort auf Pelingorisch und gab einen dritten Schuss direkt in ihr Gesicht ab. Sofort war Feldan bei ihr und setzte den Rapier mit traumwandlerischer Sicherheit direkt zwischen die Plattenränder ihres Harnisches. Hindurch und hinaus, so schnell, dass sich nicht einmal ein einzelner Blutfleck auf der Klinge fand.
"Es sind zu viele!" schrie Esterlar, sich die blutende linke Seite haltend. "Drei Mann, drei Fenster! Los!"
In diesem Moment barst das erste dieser Fenster mitsamt einem großen Teil der dazugehörigen Wand und der blaue Schädel einer Drachenechse reckte sich ins Innere der Taverne. "Hierher!", schrie Feldan und schwang sich in den Sattel des Tiers. Dann half er dem verschwitzten Esterlar hoch. Nortia sah die Läufe mehrerer auf sie gerichteter Armbrüste und Pistolen. Schnell packte sie Valyries bluttriefenden Körper und benutzte ihn als Schutzschild, während sie zu ihren Gefährten rannte.
Doch kurz bevor sie den Drachen erreichte traf sie ein Schuss in das ohnehin schon verwundete Bein. Fluchend sprang Feldan zu ihr herab, während Esterlar mit verbissenem Gesichtsausdruck auf ihre Verfolger feuerte.
Die Gishka am Eingang fegten die letzten in Panik geratenen Zecher mit ihren Waffen zur Seite und stürmten in fast perfekter Formation auf sie zu. Nortia drehte das Schwert mit dem Knauf zu ihnen und drückte einen kleinen Knopf unter der Parierstange. Sie hoffte, dass Esterlar auch ans Laden gedacht hatte.
Ein leises Ratschen des Feuersteins ertönte, ein Funke sprang in die kleine Pulverpfanne, und dann entlud sich mit ohrzerreißendem Knall eine Wolke von Metallsplittern über die Angreiferinnen. Die Vordere verteilte sich in alle vier Winde über den ganzen Schankraum, fünf weitere taumelten schreiend und aus allerlei Wunden blutend blind umher. Die Hinteren sprangen rasch in Deckung und luden hastig ihre Waffen erneut.
"Und mir sagt man Grausamkeit nach," knurrte Feldan und hievte Nortia auf die Stelle zwischen Sattel und Nacken des Tieres. "Sei froh, dass wir auf dich angewiesen sind."
"Woher kommt dieses Tier?" fragte Esterlar. "Ich sah, wie Sayiriss..."
"Ich bin Echsenlord des siebten Ranges. Ich muss keine Drachen mehr rufen, sie finden mich!" Feldan ließ den Kopf hängen und schwieg.
"Was ist los?" fragte Nortia verständnislos. "Warum heben wir nicht ab?"
Feldan schnaubte aus. "Ich muss zuvor seinen Namen herausfinden, sonst tut er gar nichts für mich. Also haltet jetzt den Mund, und passt auf diese Furien auf!"
Da zischten bereits die ersten Bolzen wieder auf sie zu.
Nortia gelang es mit Müh und Not die ersten beiden Geschosse zu parieren, das Dritte traf sie in ihre Schwerthand. Esterlar schien nun in Raserei zu geraten. Die Todesangst weckte ungeahnte Kräfte in ihm. Wild schwenkte er den Balläster umher und es gelang ihm eine der fünf verbliebenen Verfolgerinnen auszuschalten. Doch von den anderen Seiten näherten sich weitere Söldner Jorins und Gishkas. "Brauchst du noch lange?", schrie Nortia dem Seneschall zu. Dann bäumte sich der Drache auf und stieg in die Luft empor. Eine der Gishkas, deren Gesicht zur Hälfte verbrannt war stürzte jedoch vor uns sie schaffte es sich am Schwanz der Flugechse festzuhalten.
Feldan sackte zusammen. Was auch immer er hatte tun müssen, um den Namen herauszufinden; jetzt war er völlig erschöpft. Als die Echse taumelte, da das Gewicht am Schwanz sie hinunterzog und außerdem am steuern hinderte, wurde er beinahe vom Sattel geworfen. Fluchend packte Esterlar ihn am Kragen und hievte ihn wieder in eine einigermaßen stabile Position. "Werd diese Frau am Schwanz hinten los! Mach schon! Ich habe keine Ahnung, wie man dieses Vieh beruhigt, falls sie ihm irgendetwas antut. Und unser Echsenlord scheint momentan nicht in der Verfassung zu sein, uns zu helfen!"
Nortia keuchte. Ihre Verletzungen in Bein und Hand ließen sie fast das Bewusstsein verlieren. Sie kämpfte sich an Feldans Körper vorbei zum Hinterteil der Echse. Dann sah sie die Gishka. Sie hatte sich ein Messer zwischen die Zähne gepresst und hangelte sich nun am Schwanz des Drachen empor. Nortia erschauerte, als sie in die leere Augenhöhle der linken Gesichtshälfte starrte. Die Gesichtszüge der Gishka hatten sich zu einer Maska aus Schmerz und Hass verzehrt. Nortia fehlte die Kraft ihr Schwert anzuheben. Mit letzter Kraft zog sie ein glatt poliertes Haumesser, eine Waffe, die sie nur im Notfall einsetzte. Sie schlug dann zu, als derumherzuckende Schwanz sich gerade in der richtigen Position befand. Aber die Gishka wich mit einer katzenhaften Bewegung aus und so schnitt Nortia der Amazone lediglich ein Ohr ab.
"Blas die Hexe weg!" meldete sich Feldan plötzlich. Er schien immer noch benommen und alles andere als hellwach, doch seine Stimme klang fest. "Das Streurohr, der zweite Schuss! Puste sie zur Hölle!"
"Aber dann verletze ich auch den Drachen!" schrie Nortia zurück, während sie sich mit der gesunden Hand festhaltend versuchte, die Attacken der Söldnerin abzuwehren.
"Mach was ich sage! Framire ist darauf vorbereitet, sie weiß Bescheid!"
"Du weißt ja nicht, was du sagst!"
"Hör zu: du bist verletzt, Esterlar ist es auch und der Ohnmacht nahe, und ich sehe für lange Zeit nichts mehr. Die Gishka sind gegen Schmerz konditioniert, und sie fürchten den Tod in keinster Weise. Erledige die Furie, sonst macht sie uns alle!"
Nortia tat etwas, was sie seit ewigen Zeiten verlernt hatte: sie betete, während sie den zweiten Knopf drückte. Der Drache stieß einen schrillen Schrei aus, ging dann aber in einen ruhigen Gleitflug über. Nachden der Rauch sich verzogen hatte, erkannte Nortia dass die Söldnerin verschwunden war - und ein gutes Stück Drachenschwanz dazu.
"Mach dir keine Gedanken um die gute Framire," lachte Feldan. "Sie ist eine alte Eidechse; das wächst nach."
"Und was machen wir jetzt?", fragte Nortia nach einiger Zeit. "Zunächst müssen wir unsere Verwundungen notdürftig versorgen und dann so schnell wie möglich Graccon aufsuchen..."

Graccon schritt unruhig vor dem Illusionsbecken hin und her. Er wartete schon seit einer geschlagenen Stunde auf den Befehl der Königin. Gusgan und seine anderen Männer bereiteten sich in der Zwischenzeit auf den Ernstfall vor. Allmählich machte er sich wirkliche Sorgen. Bei ihrem letzten Kontakt war sie ihm schon äußerst bedrückt vorgekommen. Sie hatte versucht, es mit der gewohnten Souveränität zu überdecken, doch selbst ein Gejagter erkannte er mittlerweile Verzweiflung, wenn er ihr begegnete.
Zum wiederholten Male ertappte er sich bei dem Gedanken, selbst eine Verbindung herzustellen. Aber nein, das war absolut keine Option; auch die andere Seite verfügte über astrale Spürhunde...er würde sich seinen Feinden nicht selbst zum Geschenk machen und ihre Arbeit für sie tun.
Da endlich wellte sich das Wasser und die Oberfläche schimmerte auf. Graccon stürzte sofort zum Becken. "Königin!", stieß er erleichtert hervor, noch bevor er überhaupt etwas erkennen konnte. "Ich dachte schon.. Ach, ich weiß auch nicht! Was hat euch so lange aufgehalten? Ist irgendetwas schief gelaufen?"
Jetzt erst erschien das Abbild der Königin Sillisa von Arachien. Seit dem Tod ihres Mannes, der nun durch einen Doppelgänger ersetzt wurde, leitete sie nun die Staatsgeschäfte des Landes. Es handelte sich um eine Frau in den mittleren Jahren mit braunem, zum Zopf gebundenem Haar und strahlend grünen Augen. Sie musterte ihn mit einem Lächeln: "Werter Graccon, als Königin bin ich eben eine vielbeschäftigte Frau, warum es so lange dauerte braucht dich nicht zu interessieren!" Verwirrt musterte Graccon seine Auftraggeberin:"A-Aber Mylady, ihr wusstet doch genau, dass ich und meine Männer auf euren Befehl warten, Jorin zu töten." "Jorin töten? Aber nein. Es sieht so aus als würden unsere Streitigkeiten bald geklärt sein...", antwortete sie fröhlich. "WAS?", schnaufte Graccon. "Meine Königin, er hat die Gishka angeheuert und wenn er erst die Armee unter seine Kontrolle..." "Schluss damit!", meinte Silissa plötzlich streng. "Es hat sich einiges geändert. Halte dich in Deckung und warte auf meine Befehle. Ich habe jetzt keine Zeit mehr. Unternehmt in der Zwischenzeit nichts." Und damit verschwand sie, so schnell wie sie gekommen war.
Graccon stand wie erstarrt. So hatte die Königin ihn noch nie abgefertigt. Sie schien eine gänzlich andere Person zu sein, als die, die er kannte. Zwar bestand die Möglichkeit, dass sie ihn bisher getäuscht hatte, um einen größtmöglichen Nutzen aus seiner Mitarbeit zu ziehen. Andererseits stand sie mit Unbekannten in Kontakt, die von Menschen völlig identische Doppelgänger erzeugen konnten. Was, wenn ...
...wenn diese ihn nun auf diesem Wege erreichen konnten? Dann wussten sie auch, wo er zu finden war! Warum sollte er die Füsse stillhalten und keine Fragen stellen? Um die sitzende Ente für den Jäger zu spielen?
Plötzlich stank alles nach Verrat.
"Gusgan!" rief er. "Ruf die Männer zusammen! Wir verschwinden sofort von hier! Nein, keine Fragen jetzt. Unsere Köpfe beginnen schon wieder einmal, lockerer auf unseren Hälsen zu sitzen!"
"Meister, es gibt Probleme." Gusgan betrat den Raum. Er trug den für ihn typischen Zylinder. "Ich spüre eine magische Präsenz in unserer Nähe. Ein Drache ist im Anflug." "Der Seneschall", murmelte Graccon. Jorin scheint bereits seine Schergen nach uns auszusenden. Los, sattelt die Pferde- wir müssen hier weg!"
Gusgan betrachtete haßerfüllt seine verstümmelte Hand; etwas das er öfters tat, wenn von Feldan die Rede war. "Ich fürchte, dazu bleibt uns wenig Zeit, Mylord. Ich kann Euch auf viel schnellerem Wege von hier fortbringen..."
"Nein!" sagte Graccon bestimmt. "Keiner wird zurückgelassen, kein zweites Mal! Sie wollen mich. Sag den anderen, sie können gehen, wenn sie es wünschen. Ich bin dankbar für alles, was ihr für mich getan habt, und wünschte, ich könnte es angemessen vergelten. Doch das letzte Stück des Weges muß ich allein gehen."
"Das ist sehr edel von Euch," und sehr dumm, fügte Gusgan in Gedanken hinzu. "Doch die Männer sind auf Euch eingeschworen. Nein, sie werden Euch nicht verlassen, selbst wenn Ihr es ihnen befehlt. Ihre Ehre ließe es nicht zu."
Graccon stieß einen langen Seufzer aus. "Nun, dann lass uns gemeinsam siegen, oder bei dem Versuch untergehen..."

Nachdem sie ihre Wunden verpflegt hatten, hatte Esterlar sie zur Eile angetrieben. Nortias Beinverletzung brannte immer noch fürchterlich, aber sie konnte nun zumindest damit gehen. Mit ihrer rechten Hand sah das anders aus: Im Falle eines Kampfes sollte sie sich nicht auf sie verlassen. "Wir haben ihn fast erreicht!", bescheinigte Nortia ihren Mitstreitern. "Lande den Drachen, Feldan, der Grund unseres Treffens könnte sonst falsch verstanden werden."
"Bist du sicher?" fragte Esterlar überflüssigerweise. Nortias Blick ließ ihn auf weitere Äußerungen verzichten.
"Wenn ich einen Geruch einmal verinnerlicht habe, finde ich ihn unter Tausenden heraus. Er ist hier, und..."
"Gibt`s ein Problem?" fragte Feldan, während er Framire seine Wünsche mitteilte auf jene geheinmnisvolle Weise, welche Nicht-Echsenmeistern auf immer ein Rätsel bleiben würde.
"Der Geruch hat sich verändert. Er ist nun...ja, wie der eines Raubtieres, kurz ehe es zum Sprung auf die Beute ansetzt. Und Zorn, ja, es ist der pure Hass, den ich rieche. Er weiß, dass wir kommen!"
Esterlar überprüfte seinen Balläster auf korrekte Ladung. "Gibt sicher ein heißes Wiedersehen."
Dieser Idiot! Er wird uns noch alle ins Unglück reißen Nortia sprang von Framires Rücken, als dessen massiger Körper auf dem staubigen Untergrund auftraf. "Dort drinnen sind sie!" Sie deutete auf ein verwittertes Gemäuer, dass er den Eindruck erweckte, als wäre es schon längere Zeit unbewohnt. Esterlar wirkte tatendurstig und seit dem Kampf gegen die Gishkas völlig ausgewechselt: "Na dann? Los gehts!" Doch Nortia hielt ihn an der Schulter zurück: "Es ist besser, ich verhandle zunächst mit Graccon und hole euch dann nach. Noch ein Blutbad können wir jetzt nicht gebrauchen!" Esterlar überlegte kurz, dann nickte er: "Gute Idee. Feldan benötige ich, um mit Framire zu fliegen." Nortia unterdrückte ihr Verlangen ihm in die hässliche Visage zu schlagen. Schon klar. Ich habe Graccon gefunden und bin daher nur noch Kanonenfutter. Sie wandte sich von ihren "Kollegen ab" und schritt zur Tür des Gebäudes hinüber.
Nortia schritt aufrecht auf das Gebäude zu. Eine weiße Fahne wäre wohl hier lächerlich, dachte sie, also probierte sie es mit Reden.
"Ihr kennt mich; ich bin Nortia, die Jägerin. Doch ich bin in keinem offiziellen Auftrag hier! Wenn du mich hören kannst, Graccon: es tut mir leid, dass es bei unserer letzten Begegnung Blut gegeben hat. Wir wissen nun, dass du ohne Schuld bist. Wir sind gekommen, dir zu deinem Recht zu verhelfen!"
Hämisches Gelächter war die einzige Antwort.
Verdammt, das war ja auch einfach zu naiv! Vielleicht hätte sie ihre rethorischen Fähigkeiten besser schulen sollen, statt ihrer Kampfausbildung den Vorzug zu geben.
"Wie ihr seht, bin ich unbewaffnet. Wäret ihr an meinem Blut interessiert, würde ich nicht mehr hier stehen. Gusgan, ich weiß dass du hier bist. Wenn Graccon dir etwas bedeutet, dann..."
"Oh, wurde ich gerufen?" meckerte der Magier lachend. Im gleichen Moment schrie Feldan überrascht auf. Nortia sah ein Messer blitzen und einen roten Sprühregen dort, wo der Seneschall saß. Er presste seinen Reitmantel auf die linke Hand, und der Stoff färbte sich rasch rot.
"Das warst du mir noch schuldig, Bastard!" schrie Gusgan aus seinem Versteck heraus.
Ehe Feldan es verhindern konnte, gab Esterlar einen Blindschuss auf das Gebäude ab.
Im Versteck schrie Gusgan auf, er musste einen Treffer eingesteckt haben.
"Das reicht!! Wenn auch nur noch einer den Finger bewegt, wird um einige Löcher reicher sein." Ein zweiter Drache war gelandet, von dem Männer in königlichen Uniformen strömten und die Standard-Gewehre auf sie richteten.
"Feldan! Schön sie wiederzusehen, leider nicht so wie verhofft." Vom Senseschall war ein stöhnen zu vernehmen. "Senseschall Yodrak.."
"Danke für die Vorstellung. Ihr könnt alle von Glück reden, dass ich auf Befehl von Königin Sillisa hierher beordnet wurde."
"Nortia," sagte Esterlar. "Kannst du noch andere in dem Gebäude ausmachen? Wie viele sind es?"
"Wäre es so, würden unsere Eingeweide längst auf dem Gras liegen - dank dir!" giftete sie zurück. "Nein, er ist allein."
"Gusgan!" rief Feldan. "Du hast deinen Spaß gehabt, doch nun ist er vorbei! Wir wollen dir nichts tun, doch für meine bewaffneten Freunde hier kann ich nicht garantieren. Komm heraus, sonst machen ihre Drachen dir Feuer!"
"Feuer?" gackerte Gusgan zurück. "Danke, Bastard, du bist ein Genie!"
"Er ist wahnsinnig!" sagte Yodrak.
Gusgan erschien mit irrem Grinsen in der pfortenlosen Tür. Sein rechter Arm baumelte schlaff und kraftlos herab, der linke war nach vorn ausgestreckt und gloste in orangenem Feuer. Er brauchte nun keine Konzentration, allein sein Hass gab ihm die Kraft, mit den astralen Strömen zu jonglieren.
"Nicht schießen!" schrie Nortia. "Gusgan, bitte, lass dir helfen..."
Er richtete den Arm auf sie und legte den Kopf schief, als müsse er angestrengt überlegen, dann schwenkte er zu Feldan und schleuderte einen Strahl flüssigen Feuers auf ihn. Etwas unter dem Hemd des Seneschalls leuchtete in grellem Rot auf, und dann zischte die Glut zu Gusgan zurück und hüllte ihn vollkommen ein.
Starr vor Schrecken sahen Nortia, Esterlar und Feldan, wie ihre einzige Verbindung zu Graccon als Flammensäule vor ihnen umhertaumelte.
Gusgan stieß einen animalischen Schrei aus. Mit den Händen gelang es ihm endlich Wasser zu erzeugen und die Flammen zu löschen. Doch es war bereits zu spät, als er sich umwandte war sein Gesicht fast vollständig zerstört. Auf dem Schädel des Magiers thronte noch immer sein Zylinder. Nun, vom Feuer zerfessen bot er eine bizarre Skulptur dar. Das Gesicht war von Brandblasen überzogen und ascheschwarz. Das rechte Auge hatte sich verflüssigt und war zu einem grauweißem Einheitsbrei zerschmolzen. Sein linkes hatte mehr Glück: Es hatte seine blaue Farbe behalten, aber noch immer funkelte in ihm der Wahnsinn. Gusgans Haar war durch das Inferno zum größten Teil verbrannt, nur einige einzelne Inviduen stachen grotesk ab. Von ihnen stieg immer noch Rauch auf.
So geschockt waren alle von dem Anblick, dass keiner reagierte, als der Magier mit der gesunden Hand den silbernen Revolver zog und mit ihm zitternd auf Feldans Kopf zielte.
In diesem Augenblick trat eine Gestalt in den Torbogen des verwitterten Gemäuers: "Gusgan! Tu das nicht!" Als er die Stimme seines Meisters vernahm verschwand schlagartig der Wahnsinn aus Gusgans Antlitz. "Herr...", wisperte er und drehte verwirrt den Kopf zur Seite.
"Gusgan. Leg sofort die Waffe weg!" Der Magier gehorchte. Dann stürzte er auf die Knie und brach in Tränen aus.
"Carlos, Ratte, bringt ihn hinein und lasst ihn von Sarah behandeln. Ich werde mich jetzt mit unseren Gästen unterhalten." Seine beiden Kameraden nickten und brachten den schluchzenden Gusgan in das Haus zurück.
"Sagtest du nicht Gusgan, wäre allein?", zischte Feldan Nortia zu. "Ich nahm ihre Auren nicht wahr, sie müssen magisch getarnt worden sein!"
"Du armer alter Narr," sagte Graccon kopfschüttelnd. "Wir wollten doch zusammen bleiben. Warum konntest du nicht warten?"
"Ich wollte Euch die nötige Zeit verschaffen," brachte Gusgan unter größter Anstrengung hervor." Dann wäre ich Euch gefolgt, Ihr wisst wie..."
Graccon legte seine Hand über Gusgans zerstörtes Gesicht und flüsterte einige Worte. Sofort war er eingeschlafen.
Yodrak trat hervor. "Lord Graccon, ich habe Auftrag, Euch zur geheimen Residenz der Königin zu bringen. Der astrale Kanal ist nicht mehr sicher, und die Gishka sind hinter Euch her..."
"Die Königin?" lachte Graccon bitter. "Wer ist das nun eigentlich? Und wer ist König?"
"Es ist von größter Wichtigkeit, dass Ihr vor den Kronrat tretet," meldete sich nun Esterlar. "Durch Eure Aussage werden wir Jorins Treiben für alle ruchbar machen, und Ihr erhaltet Eure Ehre zurück."
Graccon lachte erneut. "Solch brennende Begehrlichkeit erwärmt mir wirklich das Herz. Carlos, Ratte! Richtet eure Waffen auf mich!"
Seine Gefährten taten wie ihnen befohlen.
"Lord Graccon!" rief Yodrak bestürtzt aus. "Was soll der Unsinn? Wollt Ich Euch selbst als Geisel nehmen? Wir kamen, um Euch..."
"...zu der königlichen Hexe zu schaffen, die ein Schattenkönigstum errichtete, um die Macht zu rauben, die rechtmäßig dem Nächsten in der Thronfolge zusteht, Prinz Jorin! Nach gültigem Brauch ist sein Anspruch mehr als legitim, denn er würde die Dynastie erhalten, während diese eingeheiratete Hure mit Lug und Trug regiert. Ist euch nie der Gedanke gekommen, vielleicht für die Falschen zu kämpfen? Mir schon, und wäre Jorins Tun, seinen Thron zu erobern, nicht direkt gegen mich gerichtet, ich wäre der Erste, der sich auf seine Seite stellte!"
Verdammt. Nortia machte ein geschocktes Gesicht, obwohl ein verzweifeltes wohl besser passen würde. Sie konnte nur hoffen, dass jetzt nicht rauskommen würde, dass sie das bereits wusste. Die Stille die sich über sie gesenkt hatte wurde durch Feldans Stimme durchbrochen.
''Wie meinst du das? Es ist nicht möglich, dass die Köningin regiert, dass würde Prinz Jorin niemals zulassen.''
Ein verschwörerisches Lächeln legte sich auf Graccons Lippen, als er zu Nortia blickte.
''Das kann sie dir vielleicht erklären.''
Feldans und Esterlars Blick trafen sie zugleich. Nortia erwiederte trotzig ihr Starren. "Wir haben alle unsere kleinen Geheimnisse, nicht?"
"Ja, es stimmt," sprach Yodrak schließlich in die Stille hinein. "Sillisa hält die Macht fest, um sie ihrem noch ungeborenen Kind eines Tages zu übereignen. Der Kerl auf dem Thron ist nicht mehr als eine Strohpuppe und wird von ihr gelenkt. Haben wir denn eine Wahl? Jorins Machthunger würde dieses Reich ins Elend stürzen, alle Nachbarreiche würden ihre alte Allianz gegen uns wieder aufnehmen. So bleibt uns nur zu hoffen, dass der neue König in der Zukunft mit Weitblick gesegnet sein wird.
Jorin ahnt es, und er will den Eklat, und die Gishka sollen ihm dabei helfen...es nützt alles nichts, um die Monarchie zu retten, müssen wir sie verraten."
Graccon stieß angewiedert die Luft aus, sagte jedoch nichts weiter dazu.
Feldan blickte durch die Runde. "Jorin... Silisa... keinen von ihnen ist besser als der andere. Ich werde keinen von den machthungrigen Aasgeier helfen die Herrschaft zu erhalten."
"Alles nur falsche Anschuldigungen! Silisa ist eine gerechte Königin, die allen nur das Beste will." Yodrak fixierte seinen Blick wie eine Herausforderung auf Feldan. Der erwiederte ihn.
"Wenn ich es mir nochmal so genau überlege, wäre Jorin sicher ein guter Herrscher." Nortia spürte schon fast, wie die Funken zwischen den beiden sprangen.
"Ein Herrscher, desses Herrschaft auf endlosem Blut gebaut wäre;" spie Yodrak aus.
"Stimmt," stellte Feldan, der wieder zu seiner gewohnten Grabeskälte zurückgefunden hatte, nachdrücklich fest. "Jorins Regentschaft bedeutet zweifellos Krieg. Ich bin nach wie vor Soldat, nur im Kampf kann ich glänzen." Er hob seinen gesunden Arm, und Framires Haupt kam herum und nahm ihn in ihr Maul, sanft und behutsam wie das Krokodil, das seine Jungen zwischen den Zähnen trägt. Im nächsten Moment saß er auf dem Rücken des Drachen, der sich mit raschem Flügelschlag in die Höhe schwang.
"Schießt!" rief Yodrak seinen Männern zu. "Er hat zu viel erfahren! Holt ihn herunter!" Doch die Entfernung war bereits zu groß, und die Kugeln glitten wirkungslos von Framires Schuppen ab.
Die Königin! durchschoss es Nortia. Er ist auf die Königin aus! Sie soll sein Friedensangebot an Jorin sein!
Im nächsten Moment stieg Yodrak mit knatterndem Flügelschlag auf, um seinen alten Kameraden zum Duell der Drachenlords zu stellen.
Nortia wandte sich wieder Graccon zu. Sollten doch die Drachenreiter diese Angelegenheit unter sich klären. "Graccon, du warst jahrelang ein Diener der Königin. Wieso wendest du dich jetzt von ihr ab. Gerade zu dem Zeitpunkt als Jorin seine Assasinen auf dich ansetzt? Und was sollen diese dämlichen Pistolen? Erkläre dich endlich?"
Graccon zog die Augenbrauen hoch: "Es stimmt, ja. Ich war ein treuer Diener der Königin, aber nur weil sie meinen Zielen am Meisten genutzt hat und weil die Alternative zu ihr Jorin war. Doch ich will mich weder von einem machthungrigen Tyrannen regieren lassen, noch von einer Matriarchin, die ihren eigenen Mann auf dem Gewissen hat!"
"Das ist nicht wahr!", keuchte Nortia. "Oh doch!", meinte Graccon. "König Takin fiel durch ihre Hand. Nur deshalb konnte es ihr auch gelingen, ihn unauffällig durch einen Doppelgänger ersetzen zu lassen!"
"Das ergibt keinen Sinn," beharrte Nortia. "Warum sollte sie ihren Mann beseitigen, nur um danach dessen Politik nahtlos fortzuführen und diese Scharade mit Jorin anfangen?"
"Bist du dir sicher, dass die Königin wirklich die Königin ist?" lächelte Graccon sardonisch. "Selbst hier in der Versenkung ist mir Amelthors Treiben nicht entgangen, und du weißt was eine seiner Spezialitäten war. Wem kannst du heute noch trauen, da die Leute ihre Gesichter tauschen wie jemand sonst sein Hemd."
Nortias Nasenflügel begannen zu beben. Etwas geschah, Graccons Geruch hatte sich plötzlich verändert. Er mochte sehr gut darin sein, seine wahren Gefühle in seiner Mimik, Gestik und im Tonfall zu verbergen. Doch er hatte keine Kontrolle über seine Ausdünstungen! Feiner kalter Schweiß war darin, sowie ein guter Schuss Adrenalin. Es war der süsse geheime Duft der Lüge, den sie an ihm roch...
"Ich kannte den Ersten Kämmerer des Schatzmeisters immer als loyale und gewissenhafte Person, die treu zu den Menschen stand, die sie wirklich brauchten. Seid Ihr wirklich noch Graccon?"
Nun lachte er laut auf. "Weib, du redest irre. Natürlich bin ich der selbe, nur weiser."
Der Duft der Lüge brannte in ihrer Nase.
Humpelnd trat Nortia zwei Schritte näher.
"Weißt du, wie du riechst?", fragte sie. Es reichte ihr jetzt wirklich. "Wie ein toter Mann. Oder vielmehr wie ein Mann, der gleich tot sein wird."
"Nicht doch, nicht doch!" Unerwartet schob sich Esterlar zwischen Nortia und den jetzt erschrocken riechenden Magier. "Ehe du ihn frisst, lass uns erst einmal unser Gespräch zuende führen."
"Täuschungen und Lügen und tausend Doppelgänger", zischte Nortia. "Was glaubst du, kann er uns noch nützen? Ich erledige ihn einfach und gehe dann."
"Weißt du eigentlich, ob du noch du selber bist? Oder hast du dich auch schon austauschen lassen?" Graccon grinste verächtlich. "In den letzten Stunden warst du dir auch nicht wirklich ähnlich."
"Na großartig!" Esterlar schnaubte zynisch. "Womöglich sind wir also alle Doppelgänger und nicht die, die wir zu sein vorgeben. Wollen wir nicht endlich miteinander reden wie vernünftige Menschen und die Informationen austauschen, die wir besitzen?"
"Auf seine Lügen verzichte ich," stieß Nortia mit Blick auf Graccon hervor. "Er selbst ist eine!" Ehe Esterlar oder Graccon noch etwas sagen konnten, bewegte sie sich, wie man sie für diese Situation gelehrt hatte; es war, als tanzte sie mit ihrem eigenen Schatten, und niemand der es sah wusste später zu sagen, was sie denn getan hätte, denn kein Auge war fähig, ihren Bewegungen zu folgen, doch als sie wieder zur Ruhe kam lagen Graccon und seine beiden Begleiter besinnungslos am Boden.
"Prima," bemerkte Esterlar trocken. "Nun können wir ihn einfach zusammenfalten und vor den Kronrat bringen."
"Spar dir die Mühe. Das ist einer von Jorins Männern; wisch ihm die Schminke ab, wenn du mir nicht traust..."
"Wenn das stimmt," stieß Esterlar plötzlich überrascht aus, "dann bedeutet dies..."
"Aye, sie haben Gusgan!"
Esterlar sah sie vorwurfsvoll an. "Tolle Spürhündin bist du! Hättest du das nicht früher wittern können? Jetzt haben sie Gusgan. Und wo sein Meister ist, das weiß wohl nur er! Jetzt mach dich gefälligst wenigstens nützlich und hol den Möchtegern-Magier zurück!"
Nortia hatte sich vor Wut versteift und wollte gerade zu einer bissigen - oder vielleicht sogar messerscharfen - Antwort ansetzen, als über ihnen der gequälte Schrei eines Drachen erklang. Sowohl Nortia als auch Esterlar blickten alarmiert nach oben.
Anscheinend hatte es Yodrak geschafft Feldan einzuholen. "Wir müssen Gusgan holen!", zischte Esterlar. "Er ist unsere einzige Verbindung zu Graccon"
Gleichzeitig liefen sie los. Yodraks Mannen schienen nach dem Abflug ihres Seneschalls nicht genau zu wissen, was zu tun war. So blieben sie stehen, um auf ihren Anführer zu warten, anstatt sich Nortia und Esterlar anzuschließen.
In der verwitterten Hütte war es stockfinster. Nur eine Handvoll der Fenster war noch nicht vernagelt worden. Durch diese fiel fahl das Licht herein in dem Staubpartikel tanzten. Nortia ging voran, in den Händen hielt sie ein Rapier und eine geladene Pistole. Esterlar sicherte mit seinem Balläster ihren Rücken. Schließlich erreichten sie einen Korridor, an dessen Ende eine halboffene Tür stand. Vorsichtige spähte Nortia in den Raum dahinter. Eine steinerne Treppe führte ein Dutzend Schritt in die Tiefe, dann mündete sie in einen langen Gang der nach Westen führte.
"Ein geheimer Tunnel", flüsterte Esterlar. Nortia schwieg. Sie entzündete eine Fackel. Selbst ihre scharfen Raubtieraugen vermochten kaum noch etwas zu sehen. "Sie werden Gusgan foltern und ihn dazu zwingen Graccons Aufenthaltsort preiszugeben. Er scheint ein sehr treuer Diener zu sein und wird wohl eine Zeit lang aushalten. Aber Jorins Magier hat seinen kameraden genügend Zeit verschafft. Wir müssen uns beeilen um das Schlimmste zu verhindern." Nortia reichte Esterlar die Fackel, der sie wortlos an sich nahm. "Was hast du vor?", fragte er noch als Nortia rennend aus seinem Blickfeld verschwand. Während sie den unterirdischen Gang entlang hastete, begann bereits dunkles Fell aus ihrem Körper zu sprießen und ihre Augen fingen an rot zu glühen...
Nur der vertraute Duft leitete sie, und er wurde stärker und stärker. Ihre wahren Sinne erwachten zum Leben. Irgendwann fiel sie auf die Vorderläufe und rannte so weiter.
Lauf mach Beute Gusgan Beute hole Beute zurück lauf lauf!

"Feldan!" rief Yodrak seinem Kameraden durch das Schallrohr entgegen. "Lass uns dies wie Gentlemen klären! Um der alten Zeiten willen, ich fordere dich zum Duell der Echsenlords!" Er erkannte, dass Feldan sich zu ihm umdrehte; er hielt eine Pistole in der Hand. Ein eklatanter Verstoß gegen den Codex, aber etwas anderes hatte er auch nicht erwartet. Rasch ließ er seinen Drachen einige Faßrollen drehen, um Feldan das Zielen zu erschweren. Dann peitschte der Schuss auf, und das Projektil fetzte durch die Flughaut, ohne nennenswerten Schaden anzurichten. Er wünschte, er könnte Feldan mit einem Feuerschwall herunterholen, doch dies war etwas wozu selbst der größte Meister keinen Drachen zwingen konnte.
Er begann abzuschätzen, in welcher Höhe er eine günstige Thermik erreichen konnte, welche ihn seinem Ziel näher bringen würde, als Feldan beidrehte und frontal auf ihn zuflog. Er hatte das Duell schließlich doch noch angenommen.
Dann krachten beide Drachen im vollen Flug ineinander und bekamen sich gegenseitig in den Hals zu fassen. Sowohl Yodrak als auch Feldan gingen mit ihren Gefährten in mentale Trance, und in diesem Moment wurde ihr Wille der Drachen Wille, ihr Zorn der Drachen Zorn. All ihre mentale Stärke wurde zur physischen Stärke der Drachen.
Und im nächsten Moment ertönte ein gräßliches Knacken; Yodraks Drache spreizte die zitternden Flügel starr zur Seite, dann schossen sie kraftlos nach oben. Erst kurz über dem Boden ließ Framire von ihrem Opfer ab und schwang sich wieder in die Höhe, und Feldan bemerkte entzückt, dass Yodrak unverletzt, aber in beschämender Weise in einen Misthaufen fiel.
Eine geheime Residenz der königlichen Hure, das sollte nicht schwer zu finden sein...

Gusgans Körper bäumte sich vor Schmerzen auf, als der nächste Schlag der Spinnenpeitsche einen klaffende Schlucht auf seinem entblößten Oberkörper hinterließ, nur damit sich die Wunden im nächsten Moment wieder schlossen. Die Gishka, eine blonde, junge Frau mit malachitgrünen Augen lächelte auf ihn herab: "Noch ein Schlag, Vetian!" Der dunkelhäutige, gedrungene Mann hob das Folterinstrument an, sodass Gusgan ein Blick auf die muskulösen Oberarme gewährt wurde, dann wurde er brachial ins Gesicht getroffen. Zumindest war sein noch intaktes Auge verschont worden.
Die Spinnenpeitsche selbst war ein fürchterliches Monstrum: An ihr waren zahlreiche Widerhaken befestigt, die beim Zurückziehen Fleischstücke aus dem Corpus herausrissen. Zu alledem war sie mit einer Art magischen Energie aufgeladen, die die Wirkung der Schmerzen noch verstärkte.
"Nun Gusgan?", die junge Gishka beugte sich über ihn. "Du hast jetzt genau zwei Möglichkeiten. Entweder du hilfst uns und als Gegenleistung gewähren wir dir die Freiheit, oder du verneinst und wir werden diese Tortur beliebig lange fortsetzen..."
Gusgan bemühte sich, seinen Oberkörper so gut wie möglich aufzurichten, dann spie er ihr seinen blutigen Speichel ins Gesicht.
Sie starrte ihn an:"Wie du willst!"
Nach etwa einem Dutzend Schläge verlor Gusgan das Bewusstsein. Doch dieser Fehler wurde schnell wieder korrigiert.
Ein Schrei war plötzlich zu vernehmen, der in einem kurzen Gurgeln endete. Die Gishka und ihr Folterknecht sahen sich verdutzt an. Ein weiterer Schrei klang auf, etwas näher jetzt. Gusgan kicherte geistlos vor sich hin.
Mit fließender Bewegung zog die Amazone blank, und Vetian griff sich eine Eisenstange mit weißglühender Spitze aus dem Feuerbecken. Dann zerbarst ohne Warnung die Tür zu einem Holzsplittersturm, und die pure Hölle sprang in den Raum.
Nortia war wieder im Blutrausch. Sie visierte ihr erstes Ziel an. Ducken! Die Eisenstange sauste über ihren Kopf hinweg. Dann war sie bei ihm. Riss ihn zu Boden. Sie wollte sein Blut. Es zischte. Wie konnte das sein? Dann merkte sie warum ihre Berechnungen nicht aufgingen. Die Amazone hatte ihr Schwert geworfen.Lächerlich! Das Tier wehrte die Klinge mit der Tatze ab.
Siedender Schmerz durchdrang Nortias Körper, als sie sich zusammenkrümmte und einen Schrei des Schmerzes ausstieß. Sie lag inmitten von Wolfshaaren nackt in einer Ecke des Raunes. Wie konnte das passieren?
"Silber, mein Schätzchen. Nichts ist für einen Werwolf schadender und effektiver. Es erzwingt bei bloßem Körperkontakt die Metamorphose!" Die Gishka, die sie vorher schon durch die Augen des Tiers erblickt hatte, trat an sie heran. Der Kreuzbogen in ihren Händen war auf Nortias Brust gerichtet. Die Frau lächelte: "Darf ich mich vorstellen: Ich bin Sirena vom Blutbach und ich unterstehe ihrer Hoheit, dem wahren König Jorin. Du musst wohl Nortia sein. Ich muss dich darüber informieren, dass du Verrat gegen die Krone begangen hast. Dies wird laut avalischen Gesetzes mit dem Tode bestraft."
Nortia lachte herausfordernd. "Wenn die Gishka so kämpften wie sie schwatzen, dann hätten sie längst ihr eigenes Reich." Sie konzentrierte sich voll auf die Bolzenspitze. Ullars Spiegel, dachte sie. Ja, das könnte klappen...es muss!
Wutentbrannt ließ die Amazone den Bolzen frei, und für Nortia, die sich in leichte Selbsthypnose versetzt hatte, schien er langsam wie eine Schnecke und riesig wie ein Dachbalken zu sein. Im geeignetsten aller Momente machte sie eine wedelnde Bewegung mit der linken Hand, und einen Herzschlag später ragten die Leitfedern wie ein bizarrer Schmuck aus Vetians linker Augenhöhle.
Sofort richtete sich Nortia auf und wollte sich auf die andere Frau stürzen, doch scheinbar besaßen die Gishka tatsächlich keinerlei Nerven. Reaktionsschnell stieß die Amazone mit die Armbrust gegen Nortias ungeschützten Bauch und zog gleichzeitig einen Dolch vom Gürtel. Beide rollten verbissen über den Boden.
Da begann Gusgan auf seinem Folterbrett plötzlich zu singen...
"Ein juuuunger, straaaammer Baaaaueeernsoooohn, giiiiiing alleeeeein in deeeeen fiiiiiiinsteeeeren Waaaaald. Daaaa ertöööönteee ein woooohliiigeeeer Toooooooooooooooon..."
Als ob Nortia nicht schon genug Probleme hatte! Jetzt wurde auch noch dieser schwachsinnige Magier wahnsinnig! Es gelang ihr sich von Sirena loszureißen, gleichzeitig kamen sie auf die Beine. Nortia hatte sich in der Zwischenzeit Vetians Eisenstange angeeignet. Schreiend stürmte die Gishka vor. Nortia beschrieb mit ihrer Waffe in der Luft eine Acht, um sie im finalen Teil gegen den Solarplexus der Amazone zu lenken. Doch diese glitt schlichtweg unter der Waffe vorbei. Etwas, was nie passieren durfte. Ihre Gegnerin hatte ihre Deckung einfach untergraben. Es ging so schnell, dass Nortia kaum reagieren konnte. Im nächsten Moment traf sie der Knauf des Dolches an der Stirn, was sie mit einer Platzwunde erneut zu Boden gehen ließ. Während Gusgan im Hintergrund weiterhin gröhlte, ertönte plötzlich Esterlars Stimme: "Keine Bewegung Gishka, oder du bist tot!" Sirena drehte sich um und berechnete ihre Chancen, ließ beim Anblick des Ballästers aber ihre Waffe fallen und hob die Hände als Zeichen des Ergebens.
Argwöhnisch überprüfte Nortia den Geruch Sirenas und konnte keinerlei Anzeichen von Angst entdecken. Und hatte Feldan nicht versichert, dass den Gishka die Furcht vor dem Tode abtrainiert worden war?
"Es ist eine Falle!" rief sie Esterlar zu. Der Pelingori reagierte promt und warf sich zur Seite, als aus Sirenas rechtem Zeigefinger ein Feuerstrahl schoß, gefolgt von lautem Knall. Etwas durchschlug Esterlars linke Schulter und brachte an der rückwärtigen Mauer die Ziegeln zum Aufspritzen. Sie hatte Mini-Schußaparate als Implantate in ihren Fingerspitzen! Grinsend richtete sie den linken Zeigefinger auf Nortia, und Gusgan sang: "...und komm ich wohl zurück an des trauten AIIGI UULOOOR TARSDAN und seist du noch immer mein..."
Als die fremdartigen Worte erklangen, machten Sirenas sämtliche Knochen einen Schritt nach links, und sie sank als ein harter und ein weicher Haufen zu Boden.
"Alle Feinbäcker gehören ans Kreuz genagelt," lachte Gusgan. "Wo ist meine Hirschkeule? Vergesst nicht den Nachtisch, aber mit ohne Pudding..."
Als Erstes sah Nortia nach Esterlar. Der Dauphin lag stöhnend am Boden und von seiner Schulter weg, breitete sich eine dunkle Blutlache über den Fliesenboden aus. "Ich spüre mrinen Arm nicht mehr!", keuchte Esterlar.
Nortia untersuchte die Wunde sachkundlich. "Es ist ein glatter Durchschuss," stellte sie schließlich fest. "Wie es scheint, hat das Schulterblatt etwas abbekommen. Du kannst von Glück reden, dass die Waffe so kleinkalibrig war." Aus Streifen von Sirenas Untergewandt fertigte sie einen notdürftigen Verband.
"Ich sollte mir abgewöhnen, mit so großen Mädchen zu flirten," lachte Esterlar bitter. "Das bekommt mir in letzter Zeit gar nicht gut."
"Wer wird denn weinen wenn man auseinandergeht, wenn an der nächsten Ecke schon der Jorin steht..." sang Gusgan vor sich hin.
Nortia probierte Sirenas Waffenrock und stellte fest, dass er ihr ein gutes Stück zu eng war; sie wirkte darin wie eine zu heiß gebrühte Knackwurst, aber immerhin...Dann besah sie sich Gusgan. "Ich glaube, wir haben für nichts gekämpft," stellte sie fest. "Das ist nicht länger der, den wir suchten."
"Was hast du erwartet?" meinte Esterlar. "In der letzten Stunde wurde er angeschossen, gebraten und aufs grausamste gefoltert. Manch anderer hätte längst aufgegeben, doch er weigert sich einfach diese Welt zu verlassen, weil er in seiner Verwirrung irgendwo noch weiß, dass sein Herr ihn braucht. Solche Loyalität trifft man heutzutage nicht mehr oft."
"Schön, dann schleppen wir uns eben mit einem extrem loyalen Riesengemüse ab."
"Als Zauberer weiß er immer, wo sich eine ihm vertraute Person befindet, er selbst hat es vor seiner Entführung noch einmal bestätigt, erinnerst du dich? Er ist nach wie vor unser Schlüssel zu Graccon."
"Schlüssel, Schüssel, Rüssel," gackerte Gusgan. "Führen alle Straßen nach Candwallon? Klar doch! Schwachfug!"
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  #5  
Alt 15.03.2012, 11:45
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Ich werde versuchen die Personen immer aktuell zu halten.

-Sind sie jetzt in einem Traum oder haben sie sich teleportiert? Vorher waren sie in einem dunklen Gang in der Erde. Wo sind sie jetzt?
-Die echte Sillisa kann das nicht sein, die lebt ja noch. Ist das jetzt ein Dämon oder sowas? Welcher Körper überhaupt? Der von der Doppelgängerin?
-Gusgan ist Diener von Graccon und Graccon Diener von Sillisa. Wieso sollte Sillisa Gusgan von den Zinnen werfen?
-Hat Gusgan jetzt das "Ding" erweckt?
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  #6  
Alt 15.03.2012, 13:10
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Oh ja, es ist ziemlich verwirrend jetzt, wenn man die vorigen Postings nur überflogen hat
Nortia, Esterlar und Gusgan befinden sich tatsächlich in der geheimen Zuflucht der Königin, welche zuvor von Feldan verheert wurde. Sie können sich selbst nicht sicher sein, ob sie die wirkliche Königin vor sich haben, oder eine von Gusgan wiederbelebte Doppelgängerin (was sie wohl tatsächlich ist). Der Aufenthalt im Jenseits hat auf jeden Fall seine Spuren bei der "Königin" hinterlassen; sie ist auf keinen Fall mehr die Person, welche sie zuvor war. Es ist nun Nortias und Esterlars Dilemma, ob sie diesem "Ding" weiterhin die Treue halten wollen oder einfach ihren ursprünglichen Plan verfolgen, nämlich Graccon zu finden und zur öffentlichen Aussage zu bringen.
Momentan bietet diese Story eine geradezu unüberschaubare Fülle an Möglichkeiten: Nortia und Esterlar haben es plötzlich mit einer Art Alternativkönigin zu tun, die wirkliche Königin gilt als tot und kann eigentlich völlig frei agieren, Jorin wird nach Sillisas "Tod" wohl versuchen, deren Maskerade sowie den Schattenkönig bloßzustellen, um den Thron zu besteigen, während Graccon Guy Fawkes spielen und sich als Königsmörder versuchen will. Alles ist offen, alles kann geschehen!
Hat denn niemand mehr Lust, sich an dieser Sache zu beteiligen?

Geändert von Formorian (15.03.2012 um 13:53 Uhr)
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  #7  
Alt 15.03.2012, 13:57
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Nur nicht gesehen, dass dies die Zuflucht der Königin ist... muss schon fast eine Weile her sein, dass das Stand.
Aber hast recht, die Möglichkeiten sind unerschöpflich :)
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  #8  
Alt 15.03.2012, 15:53
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tut mir leid.. ich habs jetz seit letztem mittwoch verpasst, weil ich weg bzw danach krank war, und.. ich weiß nicht, für mich sind da iwie zu viele verwicklungen und das ist mir iwie alles zu komplex dafür, dass da jetz jeder so ein kleines absätzchen schreibt und eigentlich keiner weiß wohin der andere will und so.. ich werd nicht mehr mitmachen, sorry.. :/
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  #9  
Alt 15.03.2012, 15:59
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Ich musste auch gerade für eine Woche nachlesen xD Ist ja eigendlich nur eine Seite, die du lesen musst^^ Und auf dieser gab es gerade keine grosse Wendungen
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  #10  
Alt 15.03.2012, 17:30
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Also ich werde defintiv weitermachen, ich hatte nur die letzten beiden Tage wenig Ideen. @Tjured: Zu dem Begriff "Flammen des Tartarus": Ich weiß nicht wer es geschrieben hat, aber Tartarus ist im Lateinischen die Unterwelt. Astralreisen sind mMn Reisen durch die Astralebene, eine Art Zwischenwelt, die aber keine wirkliche Gestalt ab. Nur Magier/magisch begabte Wesen können in sie eintreten- man siehe das erste Gespräch zwischen Gusgan und Graccon.
Wenn du alle verstorbenen Charaktere als tot bezeichnen möchtest, fehlen dir noch: Ruffo, Sayiriss, Bagalius, Valyrie.

Möchte an dieser Stelle noch einmal sagen, dass mir die Idee wirklich viel Spaß bereitet und auch die Geschichte mittlerweile (wie ich finde) weitaus komplexer ist als viele Bücher/Buchreihen ---) mehrere Hirne---mehr Ideen...
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  #11  
Alt 16.03.2012, 09:09
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Danke für die Info :) Habs mal so eingefügt.

Aber bin mir noch nicht sicher, ob Gusgan Sirena damit getötet hat oder nicht?
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  #12  
Alt 16.03.2012, 09:50
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Hat er wohl, außer die Amazone hat irgendwie den Trick raus, ohne Knochengerüst weiterzumarschieren.
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  #13  
Alt 16.03.2012, 15:04
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Okay, Dynastie der Tucanier sagt mir gar nichts. Arull ist ein Gott, ebenso der/die noch nicht aufgelistete Phragda. Und dann fehlt noch, der durch einen Doppelgänger ausgetauschte König Takin.
@Formorian: Der Begriff Dauphin sagt mir immer noch nichts. Könntest du das erläutern?
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  #14  
Alt 16.03.2012, 15:57
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Im Frankreich war der Dauphin nach 1349 nichts anderes als der älteste Sohn des regierenden Königshauses, der Kronprinz also. Davor bezeichnete man damit einfach den Landesfürsten der Region Dauphiene. Ich wollte damit eigendlich nur ausdrücken, dass es sich bei dem guten Esterlar also um einen recht ranghohen Adligen aus Pelingora handelt und damit seinen sozialen Absturz kennzeichnen, denn im Reich der Story gilt er ja als Verbrecher und Rechtloser.
Die Dynastie der Tucanier ist einfach nur das momentane Herrscherhaus (so wie hier etwa die Windsors, Oranier, Habsburger etc.). Takin, Jorin und Sillisa gehören zur Familie der Tucan, die die momentanen Herrscher stellt.
Arull ist als negativer Gott gedacht, vergleichbar dem christlichen Teufel, während Phragda wohl etwas milder gestimmt ist.
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  #15  
Alt 18.03.2012, 17:40
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Zusammenfassung Teil4(mittlerweile haben wir gute 45 Wordseiten)

"Vielleicht müssen wir tatsächlich nach Candvallon. Wenn
Graccon vorhat einen Anschlag auf Jorin zu verüben, wäre dies der richtige Weg. Jetzt müssen wir erstmal aus diesem unterirdischen Labyrinth herauskommen. Dann brauchen wir einen Heiler, der möglicherweise auch Gusgan wieder zu Verstand kommen lässt!"
"Stopp mal; du meinst, dieses Gestammel ergibt irgend einen Sinn? Er redet mit uns?"
"Mhm, und wir werden wohl lernen müssen, zuzuhören."

Tuveks Stimmung war auf dem Nullpunkt. Gerade heute, da seine Gratia einmal frei hatte, musste er natürlich zur Turmwache eingeteilt werden! Als ob es hier etwas zu bewachen gäbe...niemand, den es nichts anging, wußte dass dieser aufgegebene Außenposten nahe der Grenze die geheime Zuflucht der Königin darstellte. Niemand kam hier vorbei, der nicht zum kleinen Hofstaat gehörte. Diese übertriebene Vorsicht war einfach nur lachhaft.
Er bemerkte die Shilouette einer Flugechse in der Ferne, welche direkt auf den Turm zuhielt. "Du kannst Ihrer Majestät melden, dass der Seneschall zurückkehrt," sagte er zu seinem Kameraden.
"Warum tust du es nicht selbst?" brummte dieser zurück.
"Weil ich zweimal stärker und dreimal gemeiner bin als du."
Mit einem "Du kannst mich..." verschwand der andere nach unten.
Gebannt beobachtete Tuvek, wie der Drache näher kam; dieser Anblick hatte ihn schon immer fasziniert, doch plötzlich wurde er sich bewusst, dass etwas nicht stimmte. Dies war nicht Yodraks Drache! Was um alles...
Und im nächsten Augenblick endete seine Welt in einem brüllenden Inferno.
Framire legte eine saubere Punktlandung auf der Turmplattform hin, und Feldan begab sich sofort die Stufen abwärts auf die Suche nach seinem königlichen Jagdwild. Kreischende Bedienstete beachtete er überhaupt nicht, nur hin und wieder fegte er einen einzelnen Soldaten mit der Waffe zur Seite. Verweichlichte Garnisonstruppen waren es, die hier Dienst taten; keiner von ihnen hatte schon einmal in einem Kampf gestanden. Eine Alarmglocke ertönte irgendwo, und es tauchten mehr Soldaten auf. Feldan nahm sich gelangweilt ihrer an. Wieviele Schafe brauchte es, einen Tiger zu erlegen?
Er sah sie wie sie die Wehrmauer entlang stolperten. Gekleidet waren sie in Wappenröcke die einen grauen Turm auf blauem Grund zeigten. Bewaffnet waren sie mit Schwertern und Schildern. Feldan erkannte keinerlei Pistolen. Nur ein paar einzelne Inviduen trugen Bögen. Mittelalterlich. Gegen Jorins bestens ausgestattete Söldner und Gishkas würden sie nicht einmal den Hauch einer Chance haben. Feldan sandte seinem Drachen einen geistigen Befehl zu und Framire erhob sich und stürmte brüllend auf die Soldaten zu, die übereinanderpurzelten, sich zur Flucht wandten von der Wehrmauer fielen. Dann kam das tosende Feuer über sie, ihre Wappenröcke brannten wie Zunder.
Feldan eilte den Turm herab. Er wollte nicht mehr länger ein Zuschauer sein. Sein Säbel schrie nach Blut.
Als der Drachenlord unten angekommen war, schwappte Blut die Wehrmauer entlang und brennende Leichname stürzten von den Zinnen. Framire selbst wütete unter den Verbliebenen Kämpfern wie ein Berserker. Mit seinen gewaltigen Hauern zermalmte die Echse mehrere Soldaten auf einmal.
Zurück!, befahl er Framire. Und tatsächlich erhob sich der Drache und verließ fliegend den Kampfschauplatz. Die verbliebenen Wachen junbelten, erkannten Feldan als neuen Gegner und stürmten siegessicher und "Avalien!" schreiend auf ihn zu. Drei von Ihnen starben noch auf dem Weg durch die Pistole des Drachenlords. Dann begann für Feldan erst der richtige Kampf. Doch wie sich herausstellte taugten diese Kämpfer auch im Umgang mit dem Schwert wenig. Der erste lief, völlig hirnlos seine Deckung freilegend auf ihn zu, die Waffe über seinem Kopf haltend. Feldan spießte ihn ohne zu Zögern auf. Dem Zweiten fraß sich die Säbelklinge in den Hals. Dem Dritten schlug er ein bein weg und gab ihm dann den Gnadenstoß. Enttäuschend! Hoffentlich hatte Sillisa bei sich selbst ein paar bessere Wachen als diese hier. Innerhalb von wenigen Minuten waren gut zwei Dutzend durch Framire und ihn gefallen.
Dann erreichte er das Zentralsegment des Turmes und fand eine verschlossene Tür. Nach zwei Tritten brach der Riegel, und Feldan stand im privaten Refugium der Königin. Sie erwartete ihn in einem großen Sessel sitzend, ein antikes Bronzeschwert über den Knien. Es war sonst niemand mehr im Raum; keine Bediensteten und auch keine Soldaten. Jorin beanspruchte die besseren Truppen wohl schon lange für sich.
"Ich entbiete Euch kein Willkommen, Seneschall," sprach Sillisa, gerade wie ein Speer dasitzend. "Eure Art, hier Audienz zu erzwingen, lässt Euch als Vasall meines ungeliebten Schwagers erkennen. Ich verfluche Euch wie ihn!"
"Dennoch wird es sein Wunsch sein, Euch zu sehen, Mylady," entgegnete Feldan kühl und machte einen Schritt auf sie zu, verharrte jedoch, als sie das Schwert hob und die Spitze auf ihren Bauch richtete.
"Ich bin die Meisterin dieses Landes, so wie ich die Meisterin meines eigenen Schiksals bin! Kein Hund, der sich von den Knochen eines anderen Hundes ernährt, wird mir sagen was ich tun soll!" Entsetzt sah Feldan, dass die Klinge bis etwa zur Mitte in ihrem Leib verschwand, ohne dass er es hätte verhindern können. "Dieser Bastard wird an niemanden seine besudelte Hand legen..." wisperte sie mit letzter Kraft, und ein dünner Blutfaden rann ihr dabei aus dem Mund. "Nicht an mir...noch an dem in mir..." Dann fiel ihr der Kopf auf die Brust, und der letzte Atem entglitt ihr.
Lange sah Feldan auf sie herab und verfluchte seine Ungeschicktheit, dann machte er kehrt und sandte einen Gedankenbefehl zu Framire. Der Tod der Königin würde Jorin eben reichen müssen...
Wenig später erreichte Yodrak den grauen Turm. Schon von Weitem erkannte er das Unheil, welches Feldan und seine Bestie angerichtet hatten. Panisch eilte er zum Saal der Königin. Dort fand er sie auch, ihre eigene Leiche begutachtend. "Herrin, ihr lebt!", entfuhr es ihm erleichtert. Sie hob ihren zarten Kopf an und lächelte ihren Seneschall traurig an: "Manche Leute lernen einfach nicht aus ihren Fehlern." Sie schritt auf Yodrak zu, der sich erst jetzt seiner Lage bewusst wurde und sich auf die Knie fallen ließ. Sillisa legt im ihre linke Hand auf die Schulter: "Mein treuer Seneschall, ich habe eine Bitte an euch." Yodrak hob den Kopf ein wenig: "Alles was ihr wünscht, mylady!" "Ich möchte das mein Überleben vorerst nicht ans Licht kommt. Jorin wird nach diesem Triumph keine Armeen mehr in Bewegung setzen und vielleicht unvorsichtig werden. Das sollten für Graccon beste Bedingungen darstellen um die ihm zugedachte Mission zu erfüllen!"
Yodrak nickte beistimmend. "Ich werde sofort den Umzug in die Zweitresidenz veranlassen. Nichts darf hier verändert werden, alles muss so bleiben wie es gerade ist."
Sillisa schaute noch einmal auf ihre Doppelgängerin, ihrer einzigen. In all den Jahren hatte sie ein fast geschwisterliches Verhältnis zu ihr entwickelt. "Auch sie?"
"Ja, Euer Majestät, ganz besonders sie."

Den verrückten Gusgan auf beiden Seiten stützend, waren Nortia und Esterlar etwa den halben Weg durch das Tunnelsystem zurückgekommen, als Gusgan plötzlich begann zu toben. Instinktiv fassten sie ihn fester, als sich die bekannte Welt mit einemal um sie herum auflöste. Es war wie ein endlosen Fallen durch brüllende Schwärze, dann spürten sie ihre Körper mit einemal wieder, und es wurde wieder hell. Da sie beide das Astralreisen nicht gewohnt waren, nahm der Wiederverkörperungsschock beide ziemlich mit.
Mit brennenden Augen sah sich Nortia um und erkannte die weibliche Leiche, die hingestreckt in dem großen Sessel vor ihnen thronte. "...Euer Majestät! Nein...!"
Gusgan wirkte plötzlich sehr ruhig und konzentriert. Vorsichtig nahm er das Bronzeschwert aus den kalten Fingern, schnitt sich damit in einen Finger und legte es dann zu Boden. Mit seinem eigenen Blut malte er sodann magische Sigillen um die Waffe herum und fragte mit erstaunlich fester Stimme:" Schwert aus Bronze, hast du Sillisa erschlagen?"
"Ja," erklang eine Stimme aus dem Schwert. Passenderweise war sie hart und metallisch.
"Ich will dir neue Namen geben," sagte Gusgan. "Ich nenne dich Zinn, und ich nenne dich Kupfer."
Das Schwert schien bei seinen Worten dahinzuschmelzen, und zwei Barren lagen vor Gusgan, ein kleinerer silbriger und ein größerer roter.
"Ich frage dich, Zinn: hast du Sillisa getötet?"
"Wie könnte ich das?" fragte das Zinn mit weinerlicher Stimme. "Ich bin weich und biegsam und hätte ihre Haut wohl nicht einmal kratzen können..."
"Sei still, Schwächling!" fuhr das Kupfer energisch dazwischen. "Ich bin es, der dich stark macht. Zusammen mit mir könntest du hunderte erschlagen! Natürlich haben wir es getan!"
"Ja," sagte das Zinn. "Zusammen mit meinem starken Bruder habe ich es wohl getan..."
"Ich will euch neue Namen geben," sagte Gusgan unbeirrt. "Ich nenne euch Zinnerz, und ich nenne euch Kupfererz."
Nun lag ein Haufen gräulicher unregelmäßiger Nuggets vor ihm, sowie etwas das Ähnlichkeit mit einer bizarren roten Stabkoralle hatte.
"Ich frage dich, Zinnerz: hast du Sillisa getötet?"
"Wer ist das?" fragten die Nuggets zurück. "Ich liege mit meinen Brüdern und Schwestern in der Erde und genieße meinen Frieden. Wie und warum sollte ich jemanden töten?"
"Und ich frage dich, Kupfererz: hast du Sillisa getötet?"
"Hier in meinem Stein warte ich auf das Ende der Ewigkeit. Wen sollte ich töten?"
Nun lächelte Gusgan zufrieden. "Ich will euch einen neuen Namen geben. Ich nenne euch Bronzeschwert!"
Nuggets und Stäbe flossen ineinander und fügten sich zum Schwert wieder zusammen; frischer und glänzender als zuvor.
"Ich frage dich, Schwert aus Bronze," sagte Gusgan. "Hast du Sillisa getötet?"
"Nein, das habe ich nicht," antwortete das Schwert sehr sicher.
Die "Königin" tat einen qualvollen Atemzug, ihre Lider hoben sich flatternd.
"Es ist vollbracht!" jubelte Gusgan und umarmte sich vor Glück selbst. "Habe ich das gesagt? Dummfug!"
Nortia und Esterlar beachteten sein verrücktes Gerede diesmal gar nicht. Grauenerfüllt starrten sie auf die wieder zum Leben erweckte Tote. Beide hatten den Tod schon in vielfältiger Gestalt erlebt, nicht selten mit ihren eigenen Händen herbei geführt. Aber das hier war etwas, das sich ihrem Verständnis entzog. Natürlich waren sie froh, die Königin am Leben zu sehen, aber welche Kräfte hatte der Magier dafür verwendet? War es denn wirklich die Königin, die diesen ehemals toten Körper beseelte?
"Erkennst du sie wieder?" fragte Esterlar zögernd. "Ich meine, ihr Geruch...ist er derselbe...?"
"Ich habe keine Ahnung, wie die wirkliche Königin riecht!" gestand Nortia gereizt ein. "So nahe bin ich ihr noch nie gekommen..."
Das Geschöpf in dem Sessel flüsterte heiser: "Ja, ich bin die Königin. Ich bin Sillisa."
"Candvallon`sche Mädels haben einen guten KOPF," singsangte Gusgan vor sich hin, während er sich mit Begeisterung über die kalten Reste einer Mahlzeit auf einem Beistelltischchen hermachte. "Drum reden sie viel KOHL..."
"Majestät, Euer Baby," sagte Esterlar sanft. "Wir sollten schauen, ob es..."
Mit einem Ruck öffneten sich die Augen der Wiederbelebten und musterten ihn durchdringend. "Zum Arull mit dir! Stünde hier nur die Dynastie der Tucanier auf dem Spiel, hätte ich es mir in den Flammen des Tartarus gemütlich eingerichtet! Meine Sorge gilt dem Reich, und nur ihm!"
"Auch uns ist dies das wichtigste Anliegen," versicherte Nortia rasch. "Und nur mit Euch werden wir..."
"Wer hat dir erlaubt, eigene Gedanken zu denken, Hure? Gehorche, das ist genug! Und wie kannst du es wagen, an mir zu zweifeln? Ich verbiete Beweisführung!
Ich werde hart mit den Meinen verfahren! Ihr werdet mich nicht lieben, folglich fürchtet mich! Je mehr ihr mich fürchtet, desto aufrichtiger und gewissenhafter wird euer Dienst an mir und damit am Reich sein! In diesem Land kann es nur ein Gesetz geben, und dies bin ich!"
Verstohlen schielte Nortia zu dem auf dem Boden liegenden Bronzeschwert herüber.
Sollte sie den Pfusch des verrückten Zauberers rückgängig machen? Wen auch immer er zum Leben erweckt hatte, die Königin, die sie gekannt hatte, war dies jedenfalls nicht. Aber, verdammt, sie konnte sich kaum noch auf den Beinen halten und auch Esterlar merkte man den Blutverlust immer stärker an. Wenn sie es tun wollte, dann musste sie es jetzt tun.
Kaum hatte sie diesen Gedanken zu Ende gebracht, da polterten schwere Schritte auf der Treppe und die Tür zum Gemach flog auf. Die Ersatztruppe für die gemordeten Leibwächter der Königin drängte herein.
Ein junger Bengel, als Korporal wohl der höchste Dienstgrad dieser Truppe, salutierte verdattert vor der Königin. "Herrin, was ist geschehen? Bedrohen Euch diese Leute? Sollen wir sie töten?" Fast hätte sich Nortia vor Lachen verschluckt.
Das Wesen, das sich für Sillisa hielt, sagte: "Merke dir, Sohn: getötet wird, wenn ich zu töten wünsche! Dieser Unhold allerdings," und sie zeigte auf den selbstvergessen schmausenden Gusgan, "sein Anblick lässt mir das Frühstück aus dem Gesicht fallen. Werft ihn von der Zinne!"
"Das wäre keine gute Idee, meine Königin. Dann würden wir Graccon nicht mehr erwischen können." Nortia versuchte den Blick gesenkt zu halten. Sie versuchte den Duft der Königin aufzunehmen, sie würde ihn nie mehr vergessen.
"Ihr versucht meine Befehle anzuzweifeln?!" "Das würde ich niemals tun! Bitte..." Nortia wollte noch weitere Ausführungen anfügen, doch der Gesang von Gusgan übertönte ihre Stimme. "*Mampf* im silbernen Sumpf befindet sich UNENDLICHE*Mampf*! Macht, das wert..." - "Unendliche Macht?? Sprich, wo ist der silberne Sumpf!" Sillisa war auf der Stelle aufgesprungen und starrte mit grossen Augen, die sie wirklich erstaunlich weit öffnen könnte, Gusgan an. "Der Kutschenfahrer baut eine BO-OhT! *Mampf*" - "Schafft ihn zu Besinnung! Sofort!" Die Ersatztruppe stürzten sich auf Gusgan. Zu viert hielten sie ihn fest und zerrten ihn von der restlichen Mahlzeit zu Tür.
"Gerrics Töchter waren mit Säcken verhüllt..." sang Gusgan unbeirrt weiter. "AKASHA BAGILE CAHISA!...und all die Säcke waren mit Ahornsaft gefüllt..." Beim Erklingen der Worte in Astral wurden die jungen Burschen wie von einer unsichtbaren Riesenfaust niedergeworfen, keuchend und nach Atem ringend wälzten sie sich am Boden. "Euer Majestät, erlaubt uns, ihn zur Vernunft zu bringen," erbot sich Esterlar rasch. "Er vertraut uns und wird auf uns hören."
"Dann tut es," erwiederte Sillisa. "Ich will alles wissen: wo dieser Sumpf liegt, welche Macht er birgt, wer dieser Kutschenfahrer ist, wo er wohnt, welches Boot er gebaut hat, aus welchem Holz er es tat und wo dieses Holz gewachsen ist!"
"Ich bin sicher, wir werden es aus ihm herausbekommen, "versicherte Nortia und half Esterlar, den wieder lammfrommen Gusgan zu Tür hinauszubugsieren.
"Ist das nicht prächtig?" fragte Esterlar, nachdem die Tür geschlossen war. "Nun haben wir es mit zwei Irren zu tun. Sie mögen uns wohl irgendwie."
Aber schon wurde die Tür wieder aufgerissen und sie hörten die wütende Stimme der Königin: "Lasst diese Subjekte nicht aus den Augen, keines von ihnen!" Acht von den unerfahrenen jungen Männern drängten hinter ihnen her, um hastig dem Befehl der Verrückten nachzukommen.
"Ich gebe es nicht gerne zu, aber du hast Recht." Keinem von ihnen kam inzwischen Notias 'Du' noch unpassend vor. "Wohin mit diesem Spinner?"
"In den Pferdestall, würde ich sagen. Da kann er am wenigsten Schaden anrichten."
Nortia nickte stumm. Vonb dort aus würde man auch am leichtesten verschwinden können. Von der Stalltür bis zum Tor der Burg waren es nur wenige Schritte. Diese Kinder wüden sie nicht aufhalten können.
Auf dem Weg nach unten trafen sie immer öfters auf halbverbrannte Soldatenleichen. Mulmiges Geraune machte sich bald unter ihren Bewachern breit. "Sind das die armen Teufel, die wir ablösen sollten? Was in Phragdas Namen ist hier nur passiert?"
"Nun gut," erklärte Nortia laut. "Sie kann uns nicht mehr hören, also passt gut auf: die Person, welche dort oben in ihrer Kemenate sitzt und die Königin spielt, ist ein Drache des Großen Abgrundes in Menschengestalt. Er ist für den Tod eurer Kameraden verantwortlich und auch für die Verwandlung der wahren Königin in diese bejammernswerte Gestalt, welche wir nun nach Candvallon zurück eskortieren werden..."
"Das ist doch alles Unfug!" rief der Korporal aus. "Und wer bist du, dass du all dies wissen willst?"
"Nortia, Obfrau der Geheimen Miliz, Kopfjägerin des Königs, Vertraute der wahren Königin und dein Verderben, wenn du meine Erklärungen noch einmal unterbrichst."
Die Burschen sahen sie zweifelnd an und auch ihre fremdartige, schlecht sitzende Uniform. Einige begannen zu grinsen.
"Selbst wenn dies stimmen sollte, darf die Obfrau der Geheimen Miliz den Befehl der Königin nicht beugen," sagte der Korporal, nun aber nicht mehr so sicher wie zuvor.
"Ich sage es noch einmal: das ist nicht die Königin, die dort oben sich wie eine Irre aufführt. Dies hier ist sie, und sie muss schnellstens nach Candvallon zurück, ehe die Verwandlung unumkehrbar wird."
"Dann werden wir euch begleiten," sagte der Bursche, und seine Augen flehten um Bestätigung. Nortia spürte tatsächlich so etwas wie Mitleid in sich aufsteigen, doch sie durfte nun nicht weich werden. "Tut mir leid, aber im Namen der Königin kann ich das nicht erlauben. Jemand muß bei dem Drachen bleiben und ihn bei Laune halten, bis wir mit einer Spezialtruppe zurückkommen. Lasst ihn einfach Königin spielen, und widersprecht ihm nicht. Wir werden nicht lange brauchen."
"Aber...er gab uns doch den Auftrag, euch zu bewachen..."
"...und hat keine Ahnung, wie lange wir für unser "Verhör" brauchen werden. Haltet ihn einfach hin, und erzählt ihm etwas vom silbernen See, und welche Fortschritte wir bereits machten. Wir machen wirklich, so schnell wir können."
"Gut," sagte der Bursche und schluckte schwer. "Für die Königin, und beeilt euch bitte."
"Das werden wir." Ohne es zu wollen nickte sie dem hilflosen Haufen aufmunternd zu. Sie waren hoffnungslose Greenhorns, stimmt, aber sie hatten Mumm!
Sie wollten sich gerade abwenden, als Nortia an der linken Schulter zurückgehalten wurde. "Ach ja, mein Name ist Marlis. Marlis Wintfries." "Gur Marlis, halte hier die Stellung!", dann ließ sie den Jüngling stehen. Esterlar zog Gusgan mit sich her, der herumlallte.
"Kannst du uns nicht gleich nach Candvallon teleportieren?", fragte der Dauphin den Magier. Er erhielt keine Antwort. "Na schön, dann mit konventiellen Methoden. Was gäbe ich jetzt für einen Drachen...!"

"Candvallon", raunte Ratte und sog die Luft zwischen den Zähnen ein. "Jetzt weiß ich, dass die Gerüchte der Leute stimmen!" Doro enthielt sich eines Kommentars. Der ehemalige Totengräber, der immer noch einen Spaten als Waffe vorzog war kein sehr gesseliger Mensch. Außerdem war er stumm.
"Du verstehst dich auf Architektur, Ratte?", ertönte hinter ihm Graccons Stimme. "Ein wenig, mylord. Mein Vater war einer. Allerdings war er nicht wirklich erfolgreich. So setze er mich mit acht Jahren aus, um seine erbärmliche Haut zu retten..." "Verstehe...", meinte Graccon und nahm einen tiefen Zug aus seiner Pfeife.
"Laufen die Planungen erfolgreich?", fragte Ratte. Graccon nickte: "Carlos hat sich mit seinem Kontaktmann abgesprochen. Heute Nacht werden wir uns ins Innere Candvallons begeben, in den Palast eindringen und Jorin töten..." "...und sterben!", vollendete Ratte bitter. "Mit Gusgan hätten wir es vielleicht geschafft, aber so wird uns die Flucht kaum gelingen- falls wir es soweit schaffen. Ich habe gesehen, wie der Seneschall in der Stadt ankam." "Gusgan ist wahrscheinlich tot. Aber dieser Schweinehund wird dafür bezahlen. Aber nun dürfen wir nicht aufgeben, Ratte. Und wenn mein Plan vollständig aufgeht, wird heute Nacht niemand sterben müssen. Nun ist es wichtig, dass ich deine volle Unterstützung habe. Kann ich mich auf dich verlassen?" "Ja, mylord!", Ratte wandte sich nach links. "Sieh nur, unsere Rothaut ist kommt. Damit wären wir ja schon einmal vollzählig!"

Im Stall warfen Esterlar und sie den kichernden Gusgan auf ein von den Jungen rasch gesatteltes Pferd und schwangen sich selber auch in die Sättel zweier Tiere. Schnell hatten sie die Burg hinter sich gelassen und galoppierten Richtung Candvallon. Notia grübelte während einiger Meilen vor sich hin, bis sie an niemand besonderen gerichtet knurrte:
"Das war viel zu einfach. So grün können nicht einmal diese unreifen Garnisons-Soldaten gewesen sein, dass sie mir meine Behauptungen einfach glauben und den Befehlen der vermeintlichen Königin zuwider handeln. Da ist irgendwas faul."
"Da ist alles faul in dieser Burg", gab Esterlar lakonisch zurück. "Ich wundere mich jedenfalls über gar nichts mehr. Wer weiß, vielleicht hat die 'Königin' diese grünen Jungen extra ausgewählt, um mit ihnen leichteres Spiel zu haben. - Oder sie gefielen ihr aus anderen Gründen."
"Es ist eine unglaubliche Unverschämtheit, so über die Königin von ..."
"DAS meinte ich nicht, liebste Nortia. Verglichen mit Deinem Ruf bist Du wirklich noch entzückend unschuldig."
"Ha!", gröhlte Gusgan dazwischen. "Drachenfutter aus bestem Jünglingsfilet, heute besonders zart und saftig!"
Nortia spürte, wie die Farbe aus ihrem Gesicht sackte. Sie versuchte den plötzlichen Brechreiz durch ihre übliche Schroffheit zu überwinden." Wenn Du noch einmal so etwas von dir gibst, Ausländer, zapfe ich dir dein bisschen restliches Blut auch noch ab."
"Die Mühe kannst du dir vielleicht ohnehin sparen. Wenn ich weiterhin so viel Blut verliere, kannst du mich bald am Straßenrand verscharren ... oder einfach liegenlassen. Wie steht es mit dir? Kannst du noch?"
"Nicht mehr lange", musste sie zugeben. "Wir sollten vielleicht eine kurze Verschnaufpause einlegen."
Esterlar betrachtete die immer noch blutende Wunde an Nortias Bein. "Du verlierst zu viel Blut. Du musst aufpassen, dass es keine Infektion gibt."
"Sorgst du dich um mich?"
"Momentan brauche ich dich noch. Sterben kannst du auch später noch."
Die Landschaft streiften an ihnen vorbei, ohne das Jemand von ihnen ihr viel Beachtung Geschenk hätte.
Esterlar unterbrach die Stille: "Dieser Drache des großen Abgrunds, der nun in Sillisas Körper steckt, was hat es damit auf sich?"
Nach einiger Zeit antwortete Nortia: "Du kennst bereits Feldans Drachen, Framire und seinen Vorgänger Sayiriss. Nutztiere ohne besondere Intelligenz, die von ihren Reitern herbeigerufen und kontrolliert werden. Von Amelthor erfuhr ich, dass das nicht immer so war."
Sie machte eine Pause.
"Du meinst, sie hatten früher einen freien Willen?", fragte Esterlar.
"Mehr als das! Sie waren eine intelligente Rasse, die der menschlichen Sprache fähig war. Wir selbst waren es, die jene einstmals stolzen Flugechsen in unsere Sklaven verwandelten. Nur wenige sind der Knechtschaft entkommen: Sie errichteten in der Grauen Schlucht im Nordosten ihren Hort. Im großem Abgrund: Eine Zeit lang übten sie noch blutige Rache an den Menschen, doch nach und nach fiel jeder von ihnen im Kampf. Sie waren stark, aber nicht so zahlreich..."
"Und mit diesem Dämonen lassen wir diese grünen Jungs nun allein?" fragte Esterlar. "Wir hätten sie uns doch begleiten lassen sollen!"
"Keine Panik," lachte Nortia. "Der einzige Drache weit und breit sitzt auf der Zunge dieser schlechten Kopie Sillisas. Die Burschen haben ja auch geschluckt, dass Gusgan nun die verzauberte Königin sei. Der Anblick ihrer verkohlten Kameraden ist ihnen wohl ordentlich in die Glieder gefahren; sie hätten mir alles abgekauft, wenn es sich nur geheimnisvoll und schrecklich genug anhörte. He, großer Hexenmeister, spürst du hier einen Drachen in der Nähe?"
Doch Gusgan beachtete sie nicht; er hatte herausgefunden, dass die Flöhe auf dem Rücken seines Pferdes einen exquisiten Geschmack hatten.
"Das hättest du mir auch gleich sagen.", murrte Esterlar. Die Kopfgeldjägerin zuckte nur mit den Schultern.
In Wirklichkeit hatte sie sehr wohl eine merkwürdige Präsenz bei Sillisa gespürt. Natürlich handelte es sich nicht um einen blutrünstigen Drachen, aber eines Stand fest: Die Reise ins Jenseits hatte die Königin verändert.
Wieder tat ihr die versäumte Gelegenheit leid, Gusgans gut gemeinten Fehler zu korrigieren, doch dann hätte sie sich auch keine Zeugen dabei leisten dürfen. Ihrer Meinung nach war in diesem Turm genug unschuldiges Blut vergossen worden. Sie beschloss dennoch, sich dieser Sache früher oder später anzunehmen, ehe möglicherweise eine neue Bedrohung daraus erwachsen konnte.
"Das ist nun weit genug," entschied Esterlar bestimmt. "Zeit die Verbände zu wechseln und etwas Schlaf nachzuholen. "Er lachte. "Höret auf den weisen Mann!" und nickte zu Gusgan herüber, der lang hingestreckt auf seinem Pferd lag und rasselnd schnarchte.
"Welche Verbände?", spottete Nortia. Sie sah an sich hinunter, Was von der geliehenen Kleidung nicht zerrissen war, war blutig und verdreckt. Seufzend ließ sie sich vom Pferd gleiten und biss die Zähne zusammen, als ihre Füße den Erdboden berührten.
"Du hast es gut", hörte sie Esterlar sagen. "Wenn es zu schmerzhaft wird, auf zwei Beinen zu humpeln, wechselst du die Gestalt und läufst auf vieren weiter." Der Mann stand mit schmerzverzerrtem Gesicht an sein eigenes Pferd gelehnt und hielt sich an dessen Mähne fest.
"Wenn ich die Gestalt wechsele, laufe ich nur noch in eine Richtung, nämlich auf das nächste Opfer zu, um ihm die Kehle herauszureißen", brummte Nortia unwillig. Warum beneideten normale Menschen nur immer die Wölflinge? Warum hielten sie es für erstrebenswert, den Instinkten einer Bestie ausgeliefert zu sein? "Sei also froh, wenn ich hier weiterhin auf zwei Beinen herum humpele. Außerdem habt ihr beiden ja dafür gesorgt, dass ich mich nicht mehr lange werde verwandeln können, Feldan und du."
"Das ist sicherlich aus Feldans Mist gewachsen. Ich habe damit nichts zu tun. Vielleicht hättest du seinen geliebten Drachen nicht zerfleischen sollen!", Esterlar ließ sich keuchend auf den Rücken sinken. Nortia schnaubte und legte sich ebenfalls hin. Nach dem anstrengendem Ritt war sie binnen weniger Minuten eingeschlafen.
Das panische Wiehern der Pferde holte sie bald in die Wirklichkeit zurück. Die Tiere stampften mit rollenden Augen wild umher, ihr Fell glänzte schweißnass. An ein wildes Tier denkend, zog Nortia Sirenas Schwert und sicherte nach allen Seiten. Da sah sie die Gestalt, die sich über den schlafenden Gusgan beugte und ihre Nase an seiner Stirn rieb. Und sie war nicht menschlich...äußerlich an ein junges Mädchen von vielleicht vierzehn Sommern erinnernd, ragten zwei große spitze Ohren aus einem feuerroten Wuschelkopf. Rotes Fell zog sich über den nackten Rücken und endete in einem buschigen Fuchsschwanz. Sie war eine Cappa, doch diese lebten doch nur in Kindergeschichten...Das Wesen bemerkte sie, als Nortia vor Überraschung scharf die Luft ausstieß, fauchte sie an, sprang auf und lief in der Luft wie auf festem Boden davon.
Die Pferde waren kurz davor, den Verstand zu verlieren.
Gusgan murmelte etwas Unverständliches und ballte zornig die Hände zu Fäusten. Im nächsten Moment brannten die nahen Bäume an ihrem Lagerplatz lichterloh. Die Tiere brachen sich fast die Hälse in ihren Versuchen, sich loszureißen. Da war Esterlar plötzlich über dem schlafenden Magier und schüttelte ihn heftig durch, dass er erwachte. Nortia versuchte die Pferde zu beruhigen, doch es war nicht möglich. So blieb ihr nur, sie freizuschneiden. Sie würden sie später wieder einfangen - mit etwas Glück.
"Das hat uns gerade noch gefehlt," stellte Esterlar fest, während er den zufrieden schmatzenden Gusgan anstarrte. "Der Kerl ist ein verdammter Traumzauberer! Bei diesen Burschen ist man nie seines Lebens sicher, weil keiner weiß was sie wohl im Schlaf als nächstes anstellen werden..."
Nortia schüttelte nur wortlos den Kopf. Wie hatte sie auch nur glauben können, dass ihre Probleme geringer werden könnten?
"Wie auch immer!", meinte sie schließlich. "Ich bin für heute zu fertig, um weiterzureiten. Ich übernehme die erste Wache, ich wecke dich dann, wenn deine Schicht beginnt!"

Mittlerweile war die Dämmerung hereingebrochen und das Licht der versinkenden Sonne verfärbte den Himmel blutrot. Graccon schritt auf die, bereits auf dem Sattel ihrer Stute hockenden Sarah zu. Dann reichte er der Heilerin einen Brief: "Hier- sollte Gusgan noch leben, dann muss er dieses Schreiben bekommen." Sie nickte: "Ich finde ihn!" Dann ritt sie in einer Staubwolke davon.
Graccon ließ den Blick über seine Mannschaft schweifen. Doro hatte wie immer seinen geliebten Spaten geschultert. Sein Gesicht zeigte keine Regung. Magasai, ihr Bogenschütze mit indianischen Blut saß ebenfalls bereits auf seinem Wildpferd. Als Waffe trug er den Bogen bei sich, mit dem er fast so schnell schoss, wie andere mit einer Pistole.
Carlos, der dunkelhäutige Hüne und Ratte sein hagerer Begleiter trafen gerade die letzten Vorbereitungen. Sie waren bereit für ihre Mission.
"Und du bist sicher, dass das Tor offen und unbewacht sein wird?" fragte Graccon zum wiederholten Mal Carlos.
"Sehr sicher, Mylord," bestätigte der Hüne und nickte bekräftigend. "Mein Kontakt hat mich noch nie im Stich gelassen." "Du vertraust ihm blind?" "Mylord, er könnte auch mein Bruder sein." "Du hast ihn also nicht bezahlt?" "Aber nein, natürlich nicht!" Graccon seufzte tief. "Vergesst die Pferde, wir schleichen zum Tor."
Tatsächlich stellte sich heraus, dass das Tor wie geplant für sie offen stand. Carlos Kontaktmann hatte nicht gelogen. "Wo sollen wir diesen...Grabimms nochmal treffen?", wandte sich Graccon an Carlos. "Bragrimms", korrigierte sein hünenhafter Gefolgsmann. "Das Wirtshaus heißt "Zum Erschlagenem" und liegt nahe von Jorins Palast. Ich führe euch hin."
Das "Wirtshaus" konnte man fast nicht mehr als solches bezeichnen. Es handelte sich um eine der übelsten Spelunken, die Graccon jemals gesehen hatte. Vor der Tür lag ein herumlallender Besoffener. Argwöhnisch wurde er von Graccon gemustert, doch er konnte schließlich keine Gefahr in ihm erkennen. "Magasai, du übernimmst das Dach, um uns im Notfall zu warnen." Die Rothaut nickte nur knapp und verschwand dann in die Nacht.
Die anderen betraten unterdessen die Schenke. Zufrieden nahm Graccon zur Kenntnis, dass kaum Gäste anwesend waren. Carlos Kontaktmann war schnell erkannt. Wie sein Kamerad selbst, war Bragrimms von hochgewachsener Statur und besaß dieselbe dunkle Hautfarbe. Sein Gesicht war von zwei scheußlichen Narben durchzogen.
Ratte sondierte rasch die Lage. Scheinbar war der einzige Ausgang auch der Eingang, durch den sie die Spelunke betreten hatten. Ein Alptraum im Falle eines Kampfes oder Feuers. Und die wenigen Gäste...die üblichen einsamen Idioten, die hier ihr tägliches Handgeld hinunterspülten und dabei die ganze Zeit hofften, dass gleich die göttliche Weiblichkeit in Person hereinspatzierte und sie direkt vom Fleck weg ins Wunderland entführte. Schrottvolk, aber total harmlos.
Einer jedoch in einer dunklen Ecke...der dünne Reitmantel konnte nicht den Kürass darunter verbergen, auch nicht den ellenlangen Stahl an seiner Linken. Und die Ausbeulung unter der linken Achsel rührte sicher nicht von einem Beutel Bohnen her. Während Graccon sich zu Bragrimms an den Tisch setzte, beschloss er in der Nähe dieses Kerls zu bleiben.
Graccon ließ sich auf dem Holzstuhl Bragrimms gegenüber nieder. Carlos setzte sich zu seiner Rechten, Doro zu seiner Linken. Ratte, der unauffälligste unter seinen Gefährten blieb zurück, um mögliche Gefahren durch vorzeitiges Eingreifen zu verhindern.
Graccon streckte seine Hand aus, ihr Kontaktmann packte zu und zerquetschte sie fast. "Ihr müsst also Graccon sein", stellte Bragrimms mit dunkler Stimme fest. "Carlos hat mir einiges von Ihnen erzählt."
Graccon faltete die Hände: "Dann wissen sie sicherlich aus welchem Grund wir hier sind!" Der Hüne nickte: "Ich kann sie in den Palast bringen, aber das wird sie kosten!" Graccon wechselte einen Blick mit Carlos, woraufhin dieser einen Beutel aus seinem Mantel hervorholte und ihn Bragrimms zuwarf.
"Reicht das?", fragte Graccon. Bragrimms warf einen kurzen Blick auf den Inhalt und man sah, wie er die dunklen Augen aufriss. "Es geht in Ordnung!", meinte er dann. "Na schön: Dann will ich euch jetzt eine kleine Geschichte erzählen: Als König Kastar, noch über Avalien herrschte, bildete Candvallon das Zentrum seiner Macht. Er residierte in dem Palast, in dem sich heute Jorin niedergelassen hat."
Er machte eine kurze Pause, bevor er fortfuhr: "Ihr müsst wissen... Kastar ist ein sehr friedlebender König gewesen. Er kümmerte sich um seine Untertanen und war offen für deren Sorgen und Nöte. Deshalb ließ er einen Geheimgang bauen, der es ihm ermöglichte sich verkleidet unter die Bevölkerung zu mischen. Und ihr dürft dreimal raten, WO das Ende dieses Tunnels liegt!"
Grinsend legte Bragrimms sich zurück.
"He, ihr da!" Der Wirt war endlich auf die Neuankömmlinge aufmerksam geworden. "Das ist hier keine Kutschenstation. Wenn ihr bleiben wollt, bestellt was!"
"Diese Leute sind meine Gäste," sagte Bragrimms noch immer grinsend. "Gib ihnen allen nen guten Humpen, aber versuch nicht ihnen deine superbe gedünstete Ratte anzudrehen. Die darfst du dir allein antun."
"Hab ich auch nicht vor," murrte der Kerl und begann zu zapfen. "Sauft, verfluchte Bande. Am Essen verdien ich nichts."
"Der Tunnel beginnt hier?" fragte Graccon ungläubig. "In diesem Schuppen?"
"Früher war es mal eine ganz saubere Adresse," nickte der Hühne mit den Narben. "Kellorn wird euch führen; er kennt den Tunnel wie seine Westentasche. Nicht wahr, Kelly?" Der allein sitzende Gepanzerte in der dunklen Ecke machte eine knappe Bewegung mit der Hand. "Und, sollte Bedarf bestehen, spricht er auch fließend Skriggit..." fügte Bragrimms hinzu.
"Die Skrigg?" rief Graccon aus. "Die Schakalsmenschen von Alt-Candvallon? Wurden die nicht längst ausgerottet? Willst du mir sagen, dass sie uns im Tunnel Gesellschaft leisten werden?"
"Einer Population ist es gelungen, tatsächlich eine Verbindung zu dem Tunnel herzustellen. Nun ja, dies ist eure Garantie, dass ihr keinem von Jorins Schergen begegnen werdet." Nun grinste er, dass die Narben in seinem dunklen Gesicht weiß hervortraten.
"Diese Schakalsmenschen-", schaltete sich Carlos ein. "Sind sie gefährlich?" Bragrimms nahm einen großen Schluck. "Sie mögen in der Regel keine Wanderer, die sich in ihren Gefilden umhertreiben, aber mit Kelly kommen sie zurecht. Er handelt mit ihnen. In der Regel sollte es nicht zu bewaffneten Auseinandersetzung kommen. Wäre ich allerdings an eurer Stelle, würde ich trotzdem vorsichtig sein. Unter ihren zahlreichen Clans sind auch viele, die am liebsten alle Menschen auslöschen würden!" "Kein Wunder!", meinte Graccon. "Ich würde, glaube ich auch wahnsinnig werden, wenn ich mein ganzes Leben in der Finsternis verbringen müsste." Er leerte seinen Krug. "Na schön, brechen wir auf!"
Ratte holte Magasai ins Innere der Schenke, dann verabschiedeten sie sich von Bragrimms. Kellorn erhob sich, es gab einen kurzen Wortwechsel zwischen ihm und dem Wirt, dann bedeutete er Graccon und den anderen mit einer knappen Handbewegung, ihm in den Keller zu folgen.
Als alle in dem Keller verschwunden waren, strich sich Bragrimms mit den Fingerspitzen über seine Narben. "Viel Glück, Freunde," sagte er finster. "Tut, was ich nicht tun kann, aber nur zu gern täte..."

Kellorn verteilte einige Fackeln, die sie gleich anzündeten. Der Tunnel war flach und eng, gerade dass zwei von ihnen nebenher gehen konnten. Er war in fester Erde gegraben, und hier und dort stützten Balkenkonstruktionen die Decke. Und Kellorn sagte: "Singt."
"Was?" fragte Graccon entgeistert. "Sagtest du singen?"
"Ich meine ja. Die Skrigg betrachten jeden als Feind, der hier still und heimlich herumschleicht. Wer guten Herzens ist, der versteckt sich nicht."
Carlos räusperte sich unbehaglich, begann dann aber Tallon ny Cern anzustimmen. Dann fielen nach und nach die anderen ein.
Kellorn verzog angewiedert das Gesicht. "Vielleicht wäre es doch besser, wenn sie uns gleich umbringen."

Arngshsziss aus dem Haus des toten Marders war ein hochgewachsener Skrigg mit gelbbraunem Fell und großen Smaragdaugen. Gekleidet war er in dunkelgrünes Aligatorenleder. Selbstverständlich hatte er sämtliche Tiere persönlich mit seiner Axt erschlagen, die mehr als zwei Dutzend Kerben für jeden toten Menschen, Skrigg oder ein größeres Höhlenuntier aufwies.
Arngshsziss war zweifelsohne einer der besten Krieger seines Clans und nicht nur das, er war auch der Sohn von Krasshar, dem Blutsäufer, dem Herrscher über das Haus des toten Marders.
Das Arngshsziss allerdings heute in diesen entlegenen Teil des Skriggterritoriums herumstriff, geschah nicht auf Befehl seines Vaters. Nein, es waren die sechzehn Götter des Todes selbst, die ihm diesen Auftrag übergaben. Der große Blutschamane und Knochenwerfer seines Hauses hatte in den Zeichen gelesen und Arngshsziss aufgetragen hier mit seiner Suche zu beginnen. Wonach er suchen sollte, wollte der Götterprediger aber nicht Preis geben, zu undurchdringlich seien die Nebel der Zukunft. Und so irrte Arngshsziss nun schon seit geraumer Zeit herum und langweilte sich. Auf dem Weg hatte er ein Rudel Riesenratten entdeckt, die seltsamerweise alle Albinos waren. Eine gute Handvoll hatte er sich für den Verzehr getötet, doch dann war es langweilig geworden. Riesenratten waren erbärmliche Gegner.
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  #16  
Alt 20.03.2012, 17:57
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MACHTVERHÄLTNISSE IN CANDVALLON - Ein Versuch

An der Spitze des Reiches steht der König. Es herrscht absolutistische Monarchie; alle letztendlichen Entscheidungen obliegen dem Herrscher. Alle Untertanen sämtlicher sozialer Stände sind nominell direkt dem König unterstellt und ihm gegenüber verantwortlich, der König selbst untersteht nur den Göttern.
Der Hohe Rat oder Kronrat wird von den Oberhäuptern der hohen Adelshäuser gestellt, de facto den lokalen Landesfürsten. Diese nehmen die selben Aufgaben wahr wie die Minister einer Republik, es gibt etwa das Ressort des Militärberaters, des Rates für Bau und Forschung, für Auslandsangelegenheiten, für Wirtschaft und Handel, für die Stimmung im Volk und so fort. Die Mitglieder haben dabei jedoch wirklich nur beratende Funktion, da die letztliche Entscheidung beim König liegt. Stirbt eine Herrscherlinie aus, so wählen die Mitglieder aus ihren Reihen den neuen König (in der Regel den schwächsten und unbedeutendsten, der sich am besten kontrollieren lässt).
Der Kleine Rat wird von den Angehörigen der unbedeutenderen Adelshäuser gebildet. Diese dienen dem Kronrat als Adjudanten, Informanten, Ordonanzen und sind generell als deren Diener zu betrachten. Graccon stammt aus dieser Schicht.
Die Zünfte und Gilden herrschen mehr oder weniger über den wirtschaftlichen Faktor der Stadt. Nominell unabhängig und autark, genießen sie eine Menge Sonderrechte und üben innerhalb ihrer selbst auch eigene Gerichtsbarkeit aus. Unvergessen die Schmach von König Vastan IV, der ihre Rechte beschneiden und ihre Oberhäupter durch königliche Inspektoren kontrollieren wollte, und durch einen stadtweiten Generalstreik zum Abtritt gezwungen wurde.
Die Roten/Blauen Kürassiere sind Eliteeinheiten des Heeres, die in den wohlhabenden und bedeutenden Vierteln der Stadt auch Polizeiaufgaben wahrnehmen, ähnlich den römischen Praetorianern. Diese werden von ihnen sehr ernst genommen, manchmal auch etwas zu ernst: offene Kompetenzstreitigkeiten, verdeckte Sabotageakte sowie handgreifliche Auseinandersetzungen zwischen den beiden Einheiten sind an der Tagesordnung. Diese Rivalität wird vom Kronrat verdeckt gefördert, um beide zu Höchstleistungen anzuspornen. Die höchsten Repräsentanten sind die Echsenlords, die in Friedenszeiten fähige Führer und Organisatoren sind und über dem Schlachtfeld auf ihren Kampfdrachen den Alptraum des Gegners darstellen.
Die Geheime Miliz ist dem Herrscherhaus direkt unterstellt und wird für alle Aufgaben herangezogen, für die sich die Kürassiere zu gut sind oder deren genaue Umstände besser ein Geheimnis bleiben. Die Mitglieder entstammen den untersten Schichten, etwa verurteilte Verbrecher, Meineidige, Schuldner, Kriegsgefangene, aber auch verzweifelten Armen, die sonst keine Möglichkeit sehen über die Runden zu kommen. Einige schaffen es hier, ihre Schuld gegenüber der Allgemeinheit abzutragen und treten dann ins Heer ein oder versuchen sich in der Selbstständigkeit, doch nur wenigen gelingt dies. Die Sterberate liegt bei etwa 80%, und die durchschnittliche Lebenserwartung bei zwei Jahren. In den geringeren Vierteln nimmt sie ebenfalls Polizeiaufgaben wahr, agiert dort aber eher wie ein Mafiaclan.
Die Sirdauka ist als Mörderorganisation verschrien, wurde jedoch ursprünglich als direkter Gegenpol zu der Geheimen Miliz aus dem Volk heraus gegründet, um deren kriminellen Umtriebe in den ärmeren Stadtteilen einzudämmen. Später wurde sie zum Sammelbecken aller Unzufriedenen und Rebellen. Ihre Hauptaufgabe ist das Organisieren lokaler Aufstände, die Beseitigung unliebsamer Patrizier, Ausbildung und Bewaffnung eines Untergrundheeres und dergleichen Aktionen. Daneben nimmt sie aber auch private Aufträge an wie Observationen, Spionageoperationen, bezahlte Morde und was immer Geld bringt, um das Gefüge am Leben zu halten. In jüngerer Zeit sackt sie immer mehr wie die Geheime Miliz ins organisierte Verbrechen ab und übernimmt auch Aktionen wie Prostitution, Rauschkrauthandel und Glückspiel (das in Candvallon grundsätzlich illegal ist).
Der Bettlerkönig ist jemand, von dem man besser nicht offen spricht, und ihn gesehen zu haben ist das sichere Todesurteil. Gerüchteweise geht in den untersten Schichten ohne ihn gar nichts, und die indianische Minderheit (welche im Bedarfsfall binnen weniger Stunden ein 2000-Köpfe-Heer auf die Beine stellen kann) soll geschlossen hinter ihm stehen. Auch zu den Jeggostämmen der Prärie und den Skrigg im Untergrund der Stadt sollen seine Verbindungen reichen. Es hat keinen Sinn, ihn suchen zu wollen. Ist er an dir interessiert, findet er dich!

Geändert von Formorian (20.03.2012 um 18:04 Uhr)
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  #17  
Alt 20.03.2012, 19:46
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Diese Einteilung erscheint mir sinnvoll. Meinst du mit den Jeggostämmen in der Prärie, die du im letzten Absatz erwähnst die Indianer von denen Magasai abstammt?
@Tjured: Ich glaube Kellorn ist ein Mensch und kein Skrigg, zumindest wird er nicht als solcher beschrieben.
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Zusammenfassung Teil 5 (mittlerweile 71 Seiten)


Misstönendes Gebrüll ließ ihn die Ohren plötzlich aufrichten. Er verstand sofort: ein solcher Laut konnte nicht aus dieser Welt der Lichtlosigkeit stammen. Fellose Plattschnautzen waren es, die mutig oder dumm genug waren ihre Welt des Himmelslichtes zu verlassen, um hier durch die Schatten zu stolpern. Aber immerhin wussten sie sich zu benehmen.
Neugierig geworden beschloss er, ihnen entgegenzugehen. Vielleicht war diese Begegnung ja Teil seiner Mission. Bester Laune ging er auf den hässlichen Chor zu und sang ihnen seine Herausforderung entgegen.
Die Plattschnautzen verhielten, als er wie ein Geist aus den Schatten heraus vor sie trat. Er erkannte Keli-mit-den-feinen-Sachen unter ihnen, von dem er wußte, dass er wie ein vernunftbegabtes Wesen reden konnte, während andere Fellose nur das Gebrüll wilder Tiere von sich geben konnten.
"Ausbreitung deiner Persönlichkeit," sagte Arngshsziss.
"Ausbreitung nur auf deine Kosten," erwiederte Keli den Gruß in korrekter Weise. Arngshsziss zeigte ihm seine Axt. "Ich würde jetzt gern losschlagen."
"Und mir wäre es ein Vergnügen, hier und jetzt von deiner Hand zu fallen," sagte Keli die Worte des Friedens.
Die anderen Plattschnautzen murmelten irgend etwas in ihrer Tiersprache, und als er die Axt hob griffen zwei von ihnen an ihre Seite und holten diese verdammten Todspucker hervor. Er bleckte verächtlich die Zähne. Früher verstanden es die Fellosen noch zu kämpfen, heute töteten sie wie die wilden Hunde.
Ja, früher noch waren die Kämpfe noch ehrenhaft verlaufen. Stahl auf Stahl waren Schwerter und Äxte aufeinander gekracht, während sich die Kontrahenten mit verbissenen Gesichtern musterten. Doch in der heutigen Zeit wurden die Gegner von den Menschen einfach aus großer Entfernung hingerichtet. Ein Schuss aus den Mündungen ihrer Todspucker und das Duell war zu Ende. Es gab nichts, was Arngshsziss mehr verachtete als diese Feigheit.
Er entdeckte einen Mann in der Gruppe, der sich abseits der Norm mit einem Spaten bewaffnet hatte. Keine sehr kluge Wahl, wenn man ihn mit einer Axt, einem Speer oder einem Schwert verglich, aber immerhin ein Werkzeug mit dem man ehrenhaft kämpfen konnte und das ausgezeichnet dafür gemacht war einen Feind zu köpfen. Keli-mit-den-feinen-Sachen wechselte ein paar Worte mit dem Anführer der Plattnasengruppe, woraufhin dieser etwas sagte, woraufhin wiederum die große, dunkle Plattnase und die bleiche, schmale Plattnase ihre Todspucker sinken ließen. Keli-mit-den-feinen-Sachen wandte sich wieder Arngshsziss zu: "Sei gegrüßt Arngshsziss aus dem Haus des toten Marders, Sohn von Krasshar dem Blutsäufer. Diese Menschen würden gerne einen Handel mit dir schließen!"
Arngshsziss musterte die Männer: "Sie haben nichts, bei sich was Arngshsziss brauchen könnte. Außer sie arbeiten als Sklaven in den Steinminen!"
"Ich bezweifle, dass das ihr Wunsch ist, Arngshsziss aus dem Haus des toten Marders, aber binnen weniger Tage kann ich deinem Clan Felle und Öl liefern lassen." Der Skrigg nickte: "Mein Haus hat vertrauen in Keli-mit-den-feinen-Sachen. Was verlangen sie als Gegenleistung?"
"Ihr Anführer, der Graccon heißt, will noch heute Nacht zu Jorins Palast gelangen. Sie brauchen einen Mann, der sie schnell dorthin bringen kann und möglichst ohne Komplikationen!"
Arngshsziss blechte mit den spitzen Zähnen. Der Palast war eines der meist gehassten Orten von den Skrigg. Viele Menschen in Eisen mit Todspuckern und Speere. "Viele Felle und viel Öl."
"Na schön. Du wirst deine Felle und das Öl aber nur bekommen, wenn sie lebendig ankommen. Jetzt zeig ihnen Weg. Und mach einen Umweg um das Sagrsta."
"Sie werden ihr nicht begegnen. Ich werde dafür schauen." Arngshsziss deutete mit Nirrste, seiner Axt, in eine Richtung. Keli-mit-den-feinen-Sachen nickte und sprach auf die Plattschnautzen ein. Sie sahen nicht besonders glücklich aus. Doch als der Anführer der Plattschnautzen etwas in ihrer Sprache sagte, folgten die anderen. Guter Anführer. Hoffentlich auch guter Kämpfer.
Arngshsziss zeigte sein strahlendstes 52-Zähne-Grinsen. "Nach Plattschnautzenhöhle gehen. *grrrowwrrr* Ich hasse! Plattschnautzen machen Ärger untereinander? Ha! Ich liebe! Arngshsziss wird Plattschnautzen führen. Nicht weil Keli-mit-den-feinen-Sachen es so wünscht, aber weil es Arngshsziss so gefällt! Folgt!" Bester Dinge sang er sein Wanderlied, das den "Fellosen" schon bald schmerzhaft in den Ohren zitterte. Er bemerkte es und sang lauter.
"Das ist das Beste, was uns passieren konnte," raunte Kellorn Graccon zu. "Arngshsziss ist ein gewaltiger Krieger des Clans vom Haus des Toten Marders. Sein Wort hat hier einiges Gewicht und wird uns viele Türen öffnen, wenn nötig."
Nach etwa einer halben Meile blieb Arngshsziss plötzlich stehen und redete auf eine Gruppe anderer Skrigg ein, die aus den Schatten vor ihnen aufgetaucht waren. Kellorn lauschte angestrengt der Unterhaltung, und er wurde zusehens nervöser.
"Und?" fragte Graccon, ebenfalls unruhig werdend. "Öffnet uns unser Lieblings-Höhlenschakal die Tür?"
"Ich fürchte, nein," flüsterte Kellorn. "Wir haben nun echte Probleme. Dies sind junge Burschen eines anderen Clans, und sie haben gerade den Tag des Schmerzes, ihre Initation, hinter sich. Und sie müssen noch eine "Tat" vollbringen, um in den Kriegerstand aufgenommen zu werden. Sie sind vollgepumpt mit Adrenalin und unberechenbar."
"Und nun halten sie ein Schwätzchen?"
"Sie messen einander ab. Dies kann endlos dauern; jede besondere Tat will erwähnt und vom Gegner hinlänglich gewürdigt sein. Kommen sie zu dem Schluss, dass Arngshsziss nur heiße Luft verbläst, werden sie angreifen..."
Arngshsziss vom Haus des Toten Marders stieß sein grauenvolles Kampfgeheul aus und schlug einen schimmernden Bogen mit seiner Axt um sich herum.
"Das war`s, zieht eure Waffen!" zischte Kellorn. "Sie haben ihn eine fellose Plattschnautze genannt. Der Krieg ist erklärt!"
Die Namen all seiner sechzehn Götter ausstoßend riss Arngshsziss die Axt aus seinem Gürtel und raste mitten in das Getümmel der Skrigg, die aus dem Haus der Axt stammten. Er zerschmetterte das Brustsegment des Ersten, packte den erschlafften Körper und schleuderte ihn gegen seinen Kumpane, der daraufhin zusammenbrach. Anschließend versetzte er ihm den Todesstoß. Man beging als Krieger nur einmal den Fehler, einen kurzzeitig außer Gefecht gesetzten Gegner am Leben zu lassen.
Kellorn und Doro liefen ebenfalls los, um ihrem Tunnelführer zur Seite zu stehen. Carlos, Ratte und Graccon standen ein wenig ratlos da. Ihre Pistolen waren in diesem undurchsichtigen Getümmel nutzlos.
Am Überschendsten agierte Magasai. Er holte aus seinem Mantel eine Schlange mit gelblichbrauner Haut hervor und schleuderte sie weit in den Gang hinein. Die Taktik brachte schnell Erfolg- wenige Sekunden später ertönte der Todesschrei eines Skrigg.
Dann war es plötzlich vorbei; die vier letzten Jungkrieger warfen sich auf dem Rücken zu Boden und boten Arngshsziss die nackten Kehlen dar. Knurrend warf er sich nacheinander über sie und biss hinein, aber nicht sehr fest. Kellorn hielt Doro zurück, der gerade einem der Burschen den Hals mit dem Spaten teilen wollte, und Magasai fing vorsichtig sein lebendes Geschoss wieder ein.
Dankbar erhoben sich die vier wieder und machten sich davon. Sie hatten es gewagt, den schrecklichen Arngshsziss herauszufordern, das würde ihre Tat sein.

Weiter ging die Reise. Angshsziss führte sie weiter durch den scheinbar gigantischen Höhlenkomplex. Der Skrigg ging stets an erster Stelle. Einmal gab er den Anderen ein Zeichen zu verharren, woraufhin er um eine Ecke sprang und ein bestialischer Todesschrei erklang. Kurzdarauf kam er wieder hervor, wobei er ein Tier das einem achtbeinigem Panther mit Schuppenpanzer ähnelte hervorzog.
Sie gelangten in Höhlen die von fahl schimmerden Pilzen erleuchtet wurden. Ihre Sporen seien giftig, versicherte ihnen Arngshsziss. Auch weitere Skriggpatrouillen begegneten ihnen, die sie jedoch problemlos passieren ließen.
Doch dann erstarrte Arngshsziss plötzlich, als ihnen ein weiteres Skrigglied entgegenhallte. Die Menschen konnten es natürlich nicht verstehen, aber er selbst kannte es nur zu gut: Es war das Lied vom Fall Alt-Candvallons und von der Vertreibung der Skrigg in die Tiefen.
"Was singen sie da?", fragte Graccon, der Arngshsziss' Gesichtsausdruck richtig deutete. "Man nennt es das Knochenlied!", flüsterte Kellorn tonlos. "In unserer Sprache würde es in etwa bedeuten:

Die singenden Schreie der Blutscheren,
die uns trieben in die ewige Verdammnis,
die unsere Frauen und Kinder schickten in den Tod,
ihr Andenken soll nicht vergebens sein,
denn auch die Skrigg werden niemals vergessen,
durch unsere Hand wird das alte Rechte eingefordert werden

Das Lied endete und eine Gruppe von Skrigg trat aus der Finsternis hervor.
"Vauxir!", stieß Arnshsziss hasserfüllt hervor.
Der Angesprochene grinste aufs Furchterregendste. "Mögest du interessante Zeiten erleben," sagte er. Kellorn erstarrte, als er den harmlos klingenden Wunsch hörte, von dem er jedoch wusste, dass er für einen Skrigg sowohl Drohung als auch Fluch darstellte. Er drängte voran. "Ausbreitung deiner Persönlichkeit, Vauxir vom Hause Derer, Die Nach Felsen Riechen..."
"Keine Ausbreitung für dich, Oberweltwurm!" zischte Vauxir.
"Wir haben keinen Streit mit dem mächtigen Haus, Das Nach Felsen Riecht. Wir sind nur auf dem Weg zur großen Plattschnautzenhöhle der Eisenträger, und unsere Hände sind offen und leer..."
"Keli-mit-den-feinen-Sachen lügt," grinste Arngshsziss herausfordernd. "Plattschnautzen haben Todspucker. Plattschnautzen sind wie der Tod!"
"Vauxir hat schon immer in die Büsche des Todes gekackt," entgegnete der andere herablassend. "Ihr könnt mich nicht verletzen, denn wenn ich sterbe, dann wird es im Wind geschehen! Ja! Die Nach Felsen Riechen werden eines Tages nach oben gehen, und alle Plattschnautzen werden ihnen die Kehlen darbieten!" Seine Begleiter bellten zustimmend und schüttelten drohend ihre Speere gegen die Eindringlinge.
Arngshsziss lachte schallend. "Arngshsziss vom Haus des Toten Marders hat schon eine Seele getrunken, darum wird er einfach weitergehen und die Plattschnautzen zur Schmerzenhöhle bringen. Möge Sagrsta dich umarmen. Möge dein Fell trocken werden und die Augen trübe. Mögest du Blut spucken und Eiter pinkeln. Möge dein verlauster Versteck-Dich abfaulen und in die Sickergrube plumpsen..."
"Arngshsziss vom Hause des Toten Marders, gestern traf ich deinen Vetter Srirarrsh...durch die Rippen direkt ins Herz!"
Mit einer gedankenschnellen Bewegung fuhr Arngshsziss`Axt hernieder und spaltete einen der Skrigg von den Ohren bis zur Kehle, erst dann brach er in Kampfgeheul aus.
Doch Vauxirs Reaktion war anders als erwartet. Unter seinem Mantel holte er eine Pistole hervor und richtete sie auf Arngshsziss. Seine knapp zwei Dutzend Begleiter taten es ihm gleich und zielten mit ihren Waffen, sowohl auf den Skrigg, als auch auf die Menschen.
"Todspucker!", schnaufte Arngshsziss. "Du erbärmlicher Sohn einer Kreuzotter und einer stinkenden Ratte! Das Haus des toten Marders wird dir und deiner Brut ein Candvallon bescheren und deine gesamte Sippe auslöschen!"
Vauxir lächelte nur kalt: "Das wird kaum möglich sein. Das Haus des toten Marders existiert bereits nicht mehr. In diesem Augenblick wird Krasshar, der Blutsäufer öffentlich kastriert und in die Sagrsta verbannt! Du selbst wirst ihm in die Grube des Gifts folgen. Was die Menschen angeht- ein paar von ihnen taugen vielleicht zur Minenarbeit...der Rest...nehmt sie fest!
Carlos wollte schon einen Schuss abgeben, aber Graccon hielt in zurück. Gegen diese Übermacht hatten sie keine Chance. Er selbst wurde von zwei Skrigg auf den Felsenboden gestoßen und verschnürt, dann wurden sie in das Lager des Hauses Derer, die nach Felsen riechen abtransportiert...
Graccon und die Seinen wurden in einen großen Verschlag gestoßen, in welchem sich bereits mehrere Skrigg befanden. Kellorn erkannte Angehörige des Hauses des Toten Marders, der Feinfüße, der Axt, der Schwarzzahngrinser und noch viele andere, deren Herkunft ihm unbekannt war. Scheinbar waren nicht alle Schakale bereit, Vauxirs wahnsinnige Träume eines neuen Skrigg-Großreiches zu teilen.
"Diese Wilden sind erstaunlich modern ausgerüstet," sagte Ratte und sah Kellorn bedeutsam an. "Findest du nicht, großer Handelsmann?"
"Du bellst den falschen Baum an," gab Kellorn aufgebracht zurück. "Feuerwaffen an die Skrigg zu verteilen ist schlimmer als Brunnen zu vergiften. Für so eine kranke Idee hat sich bei mir noch nie auch nur eine graue Zelle krumm gemacht!"
Von irgendwo jenseits der Schatten drangen hin und wieder gequälte Schreie zu ihnen herüber, gefolgt von schadenfrohem Heulen und Jaulen. Das Haus, das nach Felsen roch ließ wohl einige Exempel statuieren.
Sie hatten Arngshsziss nicht weit von ihnen an einen Stützbalken gebunden, und japsende Welpen wuselten um ihn herum, malträtierten ihn mit Steinen und Stöcken und lachten dabei. Den Sohn des Blutsäufers kümmerte es nicht. Aufrecht wie eine Lanze stand er da und sang hoch erhobenen Hauptes sein Todeslied.
Schon morgen würden sie ihn in die Grube des Giftes hinunterlassen, was den sicheren Tod bedeutete. Sagrstas Fängen konnte man nicht entgehen. Graccon und die anderen würden als Sklaven in den Minen arbeiten und diejenigen von Ihnen die man als unbrauchbar erachtete würde man dem Skrigg gleich hinterherschicken. Ihr Plan war kläglich gescheitert, bevor sie Jorins Palast überhaupt erst erreicht hatten. Arngshsziss' Todeslied begleitete Graccon bis in seine Träume...

Am nächsten Morgen wurden sie aus dem Verschlag geholt, und auch Arngshsziss banden sie los. Erstaunlicherweise hatte ihm die Nacht am Pfahl scheinbar nichts ausgemacht; aufrecht und kraftvoll ließ er sich von seinen aufmerksamen Bewachern führen.
Kellorn hörte dem stetigem Wortschwall der Skrigg zu, und er sagte schließlich: "Der Plan ist geändert worden. Wir alle sollen nun sterben, als Inspiration für die bald siegreichen Truppen. Sie werden sich sicher etwas recht spektakuläres für uns ausdenken, denn Menschen fängt man in letzter Zeit nicht sehr oft hier unten."
"Wie aufmerksam von ihnen," grinste Graccon bitter.
Eine geraume Weile ging es durch die nur von wenigen Fackeln erhellte Finsternis voran, einige Male blieben sie stehen, um ein Hindernis aus dem Weg zu schaffen, dann weitete sich der Stollen bald zu einer geräumigen Höhle. Riesig schien sie zu sein, die Wände waren in der ewigen Düsternis nicht zu erblicken. Hunderte von Skrigg hatten sich hier versammelt und bellten und knurrten wild durcheinander, begierig darauf zu erfahren, wie Fellose sich wohl anstellen würden, wenn es ans Sterben ging. Eine kleine Empore war errichtet worden, und drei gewichtig dreinschauende Skrigg hatten auf ihr Platz genommen.
"Darf ich vorstellen," sagte Kellorn. "Der Kerl auf dem höchsten Sitz ist Draghdzur, Herr über das Haus das nach Felsen riecht und über all diese verlausten Köterfressen hier. Zu seiner Linken Tremglir mit dem Schönen Ohr - ein Gegner hat es ihm im Kampf abgebissen. Und den Bastard zu seiner Rechten brauch ich wohl nicht mehr vorzustellen." Vauxir sah zu ihnen herüber, erkannte Arngshsziss und lachte bellend.
Der Sohn des Blutsäufers wurde an den Rand einer weit ausladenden Grube geführt, und Vauxir erhob sich, ging auf ihn zu und fühlte sich wohl zu einer kleinen Ansprache bemüßigt. Graccon konnte die geballte Spannung in der Luft förmlich körperlich fühlen. Eine Menge Mana war hier konzentriert, gespeist aus der Erwartungshaltung der blutgierigen Meute. Mana, welches er vielleicht nutzen konnte!
Er lauschte in sich hinein, alle Störungen von außen ausblendend, und fand seine innere Mitte. Aus dem Sonnengeflecht heraus gelang es ihm tatsächlich, ein Feld aufzubauen. Sein Raumsinn erwachte zum Leben. Er lenkte ihn durch seinen Willen und fühlte astral in die Grube hinein...
Aus dem Astral formte Graccon ein Lebewesen. Etwas vom einfachsten, auch wenn es ein künstlerisches Talent braucht. In seinen Gedanken nahm es die Form eines Drachen an. Er glaubte nicht, dass die Skrigg schon mal einen gesehen haben, aber es ist das furchteregenste, das ihm gerade einfällt. Vielleicht noch etwas grösser als die Echten. Für hochprozentige Astral-Anwendungen fehlte ihm leider die Übung und Erfahrung.
Als er fertig war liess er ihn aus der Grube aufsteigen. Der Drache leuchtete schwach, damit ihn auch wirklich jeder in dieser dunklen Höhle sehen kann. Die Reaktionen der Skrigg fielen heftig aus. Vauxir war von der Empore gesprungen und versuchte zu fliehen. Elendiger Angsthase. Arngshsziss schrie die Kreatur einfach nur an, als würde der Drache dadurch eingeschüchtert werden. Viele Skrigg feuerten mit ihren Pistolen und Gewehre, doch diese gingen einfach durch. Einige wandten sich zu Flucht. Die Skrigg versuchten durch die Zugangshöhlen zu fliehen, doch sie kamen nicht weit. Aus den Zugängen waren auch Schüsse zu vernehmen, die Skrigg fielen Reihenweise einfach hin. Graccon beobachtete fasziniert den Ablauf.
"Danke für die Ablenkung, doch die Armee wird jetzt den Rest übernehmen." Die Stimme kam von hinter ihm und er kannte sie. Nein, wie konnte sie ihn hier finden?? Das kann nicht sein! Der Drache begann zu flackern.

"Ist schon eine Weile her, dass ich das letzte Mal hier war. Damals musste ich wegen ein paar kleineren Vorfällen weggehen."
"Du meinst doch 'fliehen', oder?" Esterlar konnte sich ein Lachen nicht verkneifen.
Die drei Neuankömmlingen beobachteten gerade wie es einem kleinen Jungen gelang, ein kleines Brot von einem Marktstand zu stibitzen. Der Verkäufer war zu sehr mit einem Kunde beschäftigt um etwas zu bemerken. "Wie ich Candvallon vermisst habe. Der Junge gleicht schon fast mir, als ich hier meine Kindheit verbracht habe!"
"Wie auch immer!", meinte Esterlar. "Wir haben nicht viel Zeit, die Wunder dieser alten Stadt zu bewundern. Wir sollten so schnell wie möglich versuchen, mit Graccon in Kontakt zu treten. Es wundert mich ohnehin, dass uns die Torwachen ohne Probleme passieren ließen."
Nortia zuckte mit den Schultern: "Wie willst du ihn überhaupt finden. Der Magier scheint uns ja keine große Hilfe zu sein!" Sie blickte zu Gusgan, der labil hinter ihnen herwankte.
"Ich bin immer noch nicht sicher, ob wir überhaupt in Candvallon suchen sollten, aber bislang ist es unsere einzige Spur! Da er uns im Moment nicht weiterhelfen kann, fällt mir nur eine Person ein, die vielleicht wissen könnte, wo Graccon ist. Die Person, die vielleicht sogar mehr über die Vorgänge in der Stadt Bescheid weiß, als Jorin selbst!"
"Und wer soll das sein?", fragte Nortia zweifelnd.
Esterlar grinste: "Der Bettlerkönig!"
Gusgan zuckte zusammen, als die Vision ohne Warnung über ihn kam. Er hatte das Gefühl von Weite und Dunkelheit, und von vielen Wesen in Angst. Dann erblickte er seinen Meister und wusste, dass dieser sich gerade astral betätigte. Er hoffte, dass dies lang genug dauern würde, um ihn zu lokalisieren.
JA, MYLORD, IHR TUT GUT! EIN WENIG NOCH, ICH HABE EUCH FAST ERREICHT!
Vauxir wurde von den zurückweichenden Skrigg einfach zurück in die Höhle gespült und stand plötzlich einem knurrenden Arngshsziss gegenüber. Rasch zog er seine Pistole und spannte den Hahn.
Graccon sah es und beschloss, es mit einer Elementwandlung zu versuchen. Er hatte diesen stolzen Schakal liebgewonnen, und war es nicht sein Verschulden, dass er in diese Lage geraten war? Er hoffte, dass er noch das Mana dafür aufbringen konnte.
MYLORD, WENN EUCH DIE KRAFT FEHLT, HIER, NEHMT VON MEINER. ABER HÖRT JETZT NICHT AUF!
Der Hahn schnappte zu, ein Funke sprang in die Zündpfanne, doch der Sand darin zeigte sich davon völlig unbeeindruckt. Dann war Arngshsziss heran, beide krachten ineinander, und man sah nur noch ein rasendes Gewühl aus schlagenden Klauen, tretenden Beinen und zuschnappenden Kiefern. Dann ertönte ein hässlicher, schnappender Laut, als Vauxirs Rückgrat brach. Mit letzter Kraft legte Vauxir den Kopf zur Seite und bot dem Sieger seine nackte Kehle dar.
Arngshsziss kämpfte gegen den Gnadeninstinkt an, den diese Reaktion in ihm auslöste, und er blies Vauxir seinen stinkenden Atem ins Gesicht. "Da hast du deinen Wind!" Dann biss er in die dargebotene Kehle, und diesmal tat er es nicht sanft...
Und dann brach die Vision einfach ab, als Graccon sich zu dem unerwarteten Sprecher umwandte.
"He, alter Hexer, träumst du? Wir haben heute noch etwas vor."
Freudig beschloss Gusgan, diesen beiden netten jungen Leuten weiter zu folgen, die ihm so viel von der großen Welt zeigten.
Der Marktplatz war gut gefüllt. Die Menge machte jedoch Platz, als Gusgan, Esterlar und Nortia auf den Pferden durch die Straßen ritten. Pferde waren hier so etwas wie ein Statussymbol. Gusgan sprach dauernd Leute an, die ihm dann verwirrt nachblickten.
"Natürlich, den Bettlerkönig. Und wie willst du ihn finden?"
"Das könnte noch ein Problem werden. Du bist hier aufgewachsen, du kennst dich hier aus. Sag du es mir wie."
"Vielleicht weiß ich wirklich Jemand der es kann, garantieren kann ich aber nichts. Lass uns zum Wirtshaus 'Zum Erschlagenem' gehen."
"Und dort können wir mit dieser geheimnisvollen Majestät Kontakt aufnehmen?"
Nortia lachte schallend. "Niemand nimmt mit dem Bettlerkönig Kontakt auf. Die Siele Candvallons sind gefüllt mit den Dummköpfen, die das versuchten. Nein, der "Erschlagene" ist die heimliche Basis Bragrimms. Wer immer vorhat, sich einen Ruf in der Unterwelt dieser Stadt zu schaffen, der ist bei ihm an der richtigen Adresse, denn er kann dir sagen wann und wo die dicksten Fische zu holen sind. Er selbst hehlt, und wenn man wirklich gut ist, sorgt er dafür dass dein Name in der Flüsterzeitung bekannt wird. Und mit etwas Glück ist es dann der Bettlerkönig, der nach dir sucht.
Ich hoffe nur, der alte Halunke zierte nicht schon längst einen Galgen. Übrigens hasst er Jorin wie die Pest, auf dessen Urteilsspruch hin ihm das Schandmal ins Gesicht geschnitten wurde. Glaub mir, das ist unser Mann!"
"Wenn du meinst!", sagte Esterlar zweifelnd.
Die Schenke "Der Erschlagene" lag im finstersten Teil von Candvallons Hafenviertel. Die Gassen waren sehr eng. Ein guter Ort für Diebe, Mörder und andere zwielichte Gestalten, die hier ihr Unwesen trieben. Die Häuser selbst waren in erbärmlichen Zustand. Zugenagelte Fenster, verfallene Bauruinen, angeschwärzte Hauswände. Bettler hockten auf dem nacktem Boden, um ihre zahlreichen Verstümmelungen preiszugeben. Natürlich war nur die Hälfte von ihnen echt. Nortia bezweifelte, dass diese Männer und Frauen gute Einnahmen machten. Adelige ließen sich hier so gut wie nie blicken. Wahrscheinlich war es Ihnen auch nur hier gestattet zu betteln.
Endlich erreichten sie den "Erschlagenen". Vor der Tür lag ein älterer Mann. In zwei Teilen. "Was ist hier passiert?", flüsterte Esterlar. "Gleich werden wir es herausfinden!", meinte Nortia und stieß die von Äxten zerfleischte Tür auf. Im Inneren fanden sie den Schauplatz eines Gemetzels vor.
Innen sah es aus, als wäre eine Herde Stachelreiter quer durch den Schankraum gestürmt; kein Tisch stand mehr an seinem Platz, die meisten waren umgeworfen, und zwei regelrecht zerlegt worden. Im Zentrum glosten noch die Reste eines kleineren Feuers, dort wo die Ölfunzel herabgefallen war. Alle Fenster waren zersprungen.
Und zwischen diesem Durcheinander lagen die Überreste derer, die hier zum Reden und Trinken gekommen waren. Einige waren regelrecht zerhackt, doch den meisten war die Kehle durchschnitten worden, als hätte man sie hingerichtet. Nortia hörte bei vierzehn auf zu zählen. "Bragrimms?" rief sie probehalber.
Ein kurzes Poltern war aus dem Keller zu vernehmen. Sofort verschwand sie in dem Nebenraum, fand die schmale Klappe und öffnete sie. Im nächsten Moment musste sie der Eisenstange ausweichen, die gegen ihr Gesicht stieß. Wütend ergriff sie die Hand, welche die Stange hielt und zog den hinterhältigen Angreifer aus dem Loch.
Es war ein untersetzter Kerl mittleren Alters mit Halbglatze, er hatte eine fleckige Schürze um den nackten Oberkörper gebunden und trug sonst nur eine alte Lederhose, und diese wohl schon geraume Zeit. Er warf sich auf den Boden, barg das Gesicht in den Händen und schrie: "Nur zu, du mörderische Ausländerhure! Beende, was deine Kameradinnen liegenließen! Meine Kneipe habt ihr schon gemordet, nun schick mich den anderen hinterher! Und ich kenne keinen verdammten Graccon! Täte ich es und hätte ich ihn nun vor mir, so würde ich ihm selbst den Schädel spalten! Zum Arull, worauf wartest du noch?"
"Wie sahen die Kameradinnen aus?" Nortia versuchte es bedrohlich auszusprechen, doch es will ihr nicht wirklich gelingen. Zum Glück scheint er zu sehr in seiner Angst versunken zu sein. Er zuckte hilfslos die Schultern. "Ich habe sie nicht gesehen, nur ihre Stimmen gehört! Sie klangen Nesolatisch, ich habe nichts verstanden."
"Danke für die Info. Willst du noch etwas loswerden, bevor ich dein erbärmliches Leben beende?"
"Neiiin! Ich habe ja alles..." dann hielt er inne und drehte seinen Kopf langsam zu ihr um. In seinem Gesicht lag ein Erkennen. Er Sprach das Wort ganz langsam. "Nortia?"
Sie brach in schallendes Gelächter aus. "Bren, wie er Leib und Lebt!"
"Wie kannst du nur Witze machen, während hier überall Tote liegen?"
"Man gewöhnt sich dran. Der Job."
"Ich könnte jetzt einen guten Snaps vertragen. Gebe einen aus."
Esterlar stand in der Tür zum Nebenraum und sah auf den Wirt herab, als wäre er eine räudige Ratte. "Du erwähntest Graccon."
Bren sah ihn an und nickte eifrig. "Ja, diesen Namen erwähnten diese Teufelinnen, ehe sie die anderen..."
"Für jemanden, der nichts mitbekommen hat, weißt du erstaunlich viel."
"Bitte, gnädiger Herr," sagte Bren und blickte Nortia um Beistand flehend an. "Ich habe nur diesen Namen gehört, und wie ich sagte, sie sprachen Nesolatisch..."
"Aste fragim tremali geronwin cul?"
"Ah...tremali dor imferas..."
"Imferati."
"Ja, genau, imferati. Ich spreche diese Sprache nicht sehr gut."
"Das ist Pelingorisch, und diese Sprache haben diese Furien gesprochen! Und du hast sehr gut verstanden!" Er richtete den Balläster auf Brens Stirn. "Du hast drei Sekunden, dich zu erinnern, wo Graccon ist!"
"Nein!...bitte, Bragrimms würde mich..."
"...nicht schneller töten, als ER es tut," sagte Nortia unvermittelt scharf. "Bren, in meiner Erinnerung bist du kein Dummkopf. Wenn du dich nicht sehr verändert hast, dann solltest du jetzt nicht aufhören zu reden."
"Na schön!", wimmerte der Wirt. "Ich erzähle euch Alles, nur nehmt bitte euer Ding weg." Auf Nortias Nicken hin, legte Esterlar den Balläster am Tisch ab. Die Mündung zeigte nach wie vor auf Bren.
Der Wirt wischte sich den Schweiß von der Stirn: "Schön, ich habe Graccon gesehen. Ihn selbst hätte man vielleicht übersehen können, aber nicht die Männer die mit ihm gingen. Ein Riese, ein Hagerer, ein Stummer und ein Wilder.
Sie hatten sich mit Bragrimms getroffen und jeder hier, weiß das man sich besser nicht mit ihm anlegt. Er sagte, dass er meinen Keller inspizieren wollte und ich gab ihm die Schlüssel. Ihr müsst wissen, dass er kein Mann ist, dem man widerspricht.
Graccon und seine Kameraden verschwanden schließlich, ohne das ich es bemerkte. Sie haben ihre Bezahlung am Tisch zurückgelassen. Bragrimms blieb noch eine Weile da. Dann kam Cynthia Solis, die rechte Hand von Mervis Dunkeldrache herein, zusammen mit einem dunkelhäutigen Priester des Arull. Beschützt wurden die beiden von einem gewaltigem Muskelberg!"
Esterlar unterbrach ihn: "Wer ist dieser Mervis Dunkeldrache?" "Der Seneschall der roten Kürasserie!", antwortete Nortia an Brens Stelle. "Feldans Konkurrenz, wenn man so will. Fahrt fort, Bren!"
"Nun...", der Wirt trommelte nervös mit den Fingern auf dem Eichenholz. "Sie beschrieb mir das Aussehen Graccons und fragte mich, ob ich ihn gesehen hätte. Es gelang mir aber sie abzuwimmeln. Darin bin ich eigentlich sehr überzeugend, wisst ihr?" Er sah auf, und erzählte hastig weiter, als sich sein Blick mit Esterlars kreuzte: "Daraufhin ging sie zu Bragrimms und zusammen verließen sie den "Erschlagenen". Dann, einige Stunden später, kamen die Amazonen. Sie waren in dunkle Umhänge gekleidet und trugen Pistolen und Armbrüste bei sich. Sie führten eine Frau, als Gefangene mit sich, die wohl zu Graccon gehörte. Sie hat Ihnen wohl den Ort verraten, an denen sich ihr Anführer und Bragrimms sich getroffen haben. Sie hatten auch einen Übersetzer bei sich, einen kleinwüchsigen Mann mit finsteren Augen. Als ich ihre Fragen nicht ausreichend beantworten konnte, richteten sie ein Massaker unter den Gästen an. Ich selbst bekam einen Schlag gegen den Schädel und verlor mein Bewusstsein!"
Einige Leute stürmten herein, und sie trugen die langen braunen Mäntel der Geheimen Miliz. Hat ja lang genug gedauert, dachte Nortia.
Es waren alles neue Gesichter, bis auf Yorgum, den Nortia erst vor wenigen Wochen rekrutiert hatte. Er war perplex. "Meisterin Nortia! Und Ticardo! Habt ihr euch hier ausgetobt?"
"Komm, Hombre," grinste Esterlar. "Stell dich nicht dümmer als du bist."
"Wer führt diese Streife?" fragte Nortia. Ein vierschrötiger Kerl mit Stiernacken trat hervor. "Das bin ich."
Nortia drehte den Balläster in seine Richtung. "Noch mal; das kannst du besser." Der Kerl schluckte schwer. "Ihr, Meisterin Nortia. Ihr führt diese Streife."
"Gut. Nachdem das nun geklärt ist, schnappt euch diese armen Teufel und stapelt sie vor der Tür. Wer ein Anrecht auf sie erhebt, der kann sie mitnehmen. Ansonsten überlasst sie dem Aufräumkommando der Ratten."
Noch immer ein Kind der Unterstadt, dachte Esterlar schaudernd. Und er sagte: "Graccon ist also verschwunden. Ich denke, wir sollten uns diesen Keller einmal genauer ansehen."
"Doch zuvor brauchen wir endlich einen Heiler, und eine Stärkung zuvor wäre auch nicht übel. Bren, gilt deine Einladung noch?"
Gusgan wankte totunglücklich von Leiche zu Leiche. "Keine Waffen," jammerte er. "Alle bleiben tot wie Steine. Gib mir die Waffen! Nein, bleibt mir damit vom Leibe! Nun gib schon...!"
Esterlar drehte den Balläster auf ihn und sagte: "Bumm!"

Der süßliche Geruch von Blut erfülte die Luft. Armbrustbolzen, Pfeile und Patronen zerrissen schreiend die Luft. Äxte, Schwerter und Dolche wurden in Leiber gerammt. Leichen sackten zusammen. Blut besprenkelte den Boden, breitete sich in Lachen über den Untergrund aus, spritzte aus Hälsen, Herzen und abgetrennten Gliedmaßen. Die Kämpfer brüllten und fluchten und kämpften und schrien und starben.
Aus den Seitengängen der gigantischen Höhle strömten dunkel gekleidete Amazonen und streckten die verteidigenden Skrigg mit gezielten Schüssen nieder. Ihre Primärziele waren vor allem jene Schakalsmenschen, welche sich die Zeichen der Todesgötter auf den Schädel hatten tätowieren lassen- Die Schamanen.
Während sie zum Anfang noch den Überraschungsmoment auf ihrer Seite hatten, schlugen die Skrigg nun aber mit aller Kraft zurück. Denn auch sie waren nun im Besitz von Pistolen.
Tremglir mit dem schönen Ohr, der bis dahin wie versteinert neben seinem Meister gesessen hatte, erhob sich nun. Er beschrieb mit seiner Hand eine Geste und die von Graccon erschaffene Drachenillusion flackerte und verblasste dann.
Dann wandte er sich den Gishkas zu- denn das waren sie ohne Zweifel. Und zwar viel mehr- als es in den Berichten stand. Tremglir konzentrierte sich auf einen der größeren Hauptzugänge. "Xanshszss srangghrk hnartsalar!" Er öffnete sein Maul und blutfarbene Wolken strömten daraus hervor, flogen zielstrebig auf den Tunnel zu- und explodierten dann in einem gewaltigem Feuerregen. Zwei Dutzend der Amazonen verglühten auf der Stelle...
Vauxir blickte zu Arngshsziss auf: "Sie werden uns alle vernichten. Gib mir eine Axt und ich helfe dir!" Sein Bezwinger schaute ihm in die Augen, dann nickte er und warf ihm ein Beil zu: "Befrei die Gefangenen..." Vauxir rannte los.
"Das ist nicht möglich!" rief Ratte verblüfft aus. "Ich hörte seinen Rücken brechen! Er dürfte sich überhaupt nicht bewegen können..."
Kellorn lachte, und seine Verzweiflung schwang darin mit. "Er ist ein Schweinehund und ein Kriegstreiber, aber er ist auch ein Skrigg. Sie schalten den Schmerz einfach ab, wenn es nötig ist, auch wenn sie hinterher zusammenbrechen. Du tötest sie entweder sofort oder gar nicht."
Carlos deutete zu der Empore, und sie sahen es: ihre eigenen Waffen lagen dort auf einem Tuch ausgebreitet. Sie sollten wohl Bestandteil ihrer Abschiedszeremonie werden. Rasch bewaffneten sie sich.
Ein einzelner Skrigg im Kampfrausch stürmte mit dem Speer auf sie zu und wollte sich auf Magasai stürzen. Rasch feuerte Carlos auf ihn. Es gab einen gewaltigen Knall, und danach war nicht mehr viel Skrigg übrig, das zu Boden fallen könnte. Magasai stand da, über und über mit Blut und den Inhalten diverser Eingeweide übergossen. "Hast du schon wieder Schrapnell geladen?" fragte er Carlos mit düsterem Blick. "Phragda, was für ne Sauerei!"
Den Gishka war es inzwischen gelungen, eine Schützenreihe aufzubauen, und sechs Dutzend Gewehre feuerten zugleich. Die Skrigg fielen wie Weizen unter der Sichel, doch die große Masse zeigte sich wenig beeindruckt und stürmte voran. Aufgrund der ungeordneten Aufstellung der Schakale feuerten nur wenige Skrigg zurück. Da hinter ihnen weitere Gishka in die Höhle drängten, war den Schützinnen kein Rückzug und Nachladen möglich, also erwarteten sie die Meute mit vorgestrecktem Bajonett. Der Zusammenprall war heftig und schmutzig.
Tremglir mit dem Schönen Ohr schickte den Angreifern eine weitere Purpurwolke entgegen, doch diese wurde durch eine fremde Macht festgehalten. Es begann in ihr heftig zu knistern und zu wetterleuchten, dann zerplatzte sie einfach zu einem blutroten Funkenregen und verwandelte einige Skrigg zu Asche. Überrascht hielt er nach dem Adepten Ausschau, dem dieses magische Meisterwerk gelungen war, doch da traf ihn ein Armbrustbolzen in die Brust und warf ihn zu Boden.
Die Reihe der Gishka wankte, aber sie brach nicht. Auf jede gefällte Amazone kamen gut drei Schakale; Panzerung, Meisterschaft und Disziplin begannen sich gegen Wildheit und Todesverachtung durchzusetzen. Draghdzur erkannte mit Schrecken, dass die Schlachtreihe begann vorwärts zu marschieren, und immer spärlicher drangen seine Krieger auf sie ein, um sie aufzuhalten. Doch ihr Untergang war bereits besiegelt, als plötzlich dreihundert Skrigg mit Vauxir an der Spitze in ihrem Rücken auftauchten und sich durch den Aufmarsch wühlten wie die Säge durch die Binsen.
Innerhalb kürzester Zeit waren alle Gishkas der südlichen Tunnel getötet worden. Ihre Streitmacht war einfach zwischen Hammer und Amboss zerquetscht worden. Nur eine Handvoll der Amazonen wurden gefangen genommen, der Rest fiel durch die Hand der Skrigg.
Graccon wurde inzwischen von seiner Entführerin fortgeschleppt. Bei halbem Bewusstsein bekam er ihr Gespräch mit: "Nimm dir ein paar deiner besten Kriegerinnen und bring ihn zum vereinbarten Treffpunkt. Ich halte hier die Stellung..." Graccon spürte wie sein Körper angehoben und fortgetragen wurde...
Die Schlacht entwickelte sich zu Gunsten der Verteidiger. Nur im Osten wurde noch heftiger Widerstand geleistet, doch Draghdzur war zuversichtlich, dass die Gishkas bald bezwungen waren. So wie Ihnen, würde es allen Menschen ergehen. Candvallon war bereit für seinen rechtmäßigen Erben. Diese Schlacht war genau das, was er gebraucht hatte um die Skriggstämme hinter seinem Rücken zu einen. Selbst der Dümmste hatte nun sicherlich die Gefahr erkannt, die von den felllosen Plattschnauzen ausging.
Dann war das Tosen und Knallen vorbei. Die letzten drei Dutzend Gishka wurden von den Skrigg umringt, zwischen die Speere genommen und entwaffnet. Sagrsta durfte sich auf ein Festmahl freuen.
Am Rand der Grube standen Ratte, Magasai, Carlos, Moro und Kellorn und schauten auf einen gebrochenen Arngshsziss, der am Boden hockte und in die unergründliche Schwärze der Grube starrte.
"Habt ihr gesehen, wer den Meister entführte?" brach Ratte irgendwann das Schweigen. "Eine Frau war es, und sie trug die Uniform der Roten Kürassiere..."
"Die Gishka lassen sich von jedem bezahlen, doch sie folgen nur einer Frau," bestätigte Carlos, der weit herumgereist war.
"Plattschnautzen gehen nun besser nach hause," sprach Arngshsziss plötzlich, und Kellorn übersetzte für die anderen. "Draghdzur hat heute viele Krieger gewonnen und viele Todspucker erbeutet. Ihr werdet interessante Zeiten erleben."
"Wirst du zu deinem Stamm zurückkehren, um Rache zu üben?" fragte Magasai. Arngshsziss antwortete nichts darauf, und Kellorn erklärte: "Er hat keinen Stamm mehr. Wird der Rudelführer getötet, gehört das Rudel dem Sieger. Die Skrigg kennen keine Erbregentschaft. Der Sieger bekommt alles."
"Ich werde Vauxir töten, und ich werde Draghdzur besiegen und die Skrigg wieder auf den alten Weg zurückführen," schwor Arngshsziss. "Schakale der Dunkelheit, frei und stolz. Dies schwört Arngshsziss vom Hause des toten Marders, das es nicht mehr gibt, im Namen des Blutsäufers, der hier Sagrsta umarmte!"
"Wir folgen besser dem Meister," sagte Ratte, und das war der Abschied. Nur Kellorn sah sich noch einmal um. "Ausbreitung deiner Persönlichkeit, tapferer Arngshsziss vom Hause des Toten Marders, Sohn des Blutsäufers..."
"Auf deine Kosten," antwortete Arngshsziss tonlos, ohne aufzusehen.
Er blieb alleine zurück und starrte noch lange in die Finsternis von Sagrsta.

Mit einem Knall wurde die Tür aufgerissen und Königin Sillisa blickte verwirrt auf.
In schwere Rüstungen gekleidete Männer strömten in die Gemächer ihres neuen Zufluchtsortes, indem sie verweilen wollte, bis Graccon seine Mission erfüllt hatte und daran hatte sie keinen Zweifel- er war ihr bester Mann.
Einer der Kerle, ein Riese von einem Mann mit dem Blick eines gefräßigen Wolfes baute sich vor ihr auf und entrollte eine Schriftrolle und brüllte dann mit lauter Stimme: "Im Namen von Königin Sillisa, Frau des rechtmäßigen Königs Takin von Avalien soll diese Frau festgenommen und vor dem morgigen Tag hingerichtet werden. Sie wird beschuldigt, eine Doppelgängerin zu sein, die ein Komplott gegen die Krone plant. Männer, legt sie in Ketten!"
Sillisa sah ihn herablassend an. "Hättet ihr die Güte, braver Hauptmann, mir dieses Schreiben auszuhändigen? Mich würde interessieren, wer es unterzeichnet hat." Der Schlag traf sie völlig unvorbereitet und warf sie zu Boden.
"Dreckige Verräter brauchen mich um gar nichts zu bitten! Macht sie bereit zu ihren Rendevouz mit ihrem neuen Liebsten, dem Loch!" Kräftige Hände rissen sie wieder empor und Ketten legten sich um sie.
Sie spürte ein leichtes Ziehen in ihrem Inneren, dann einige kräftige Schläge. Es strampelte wieder.
Sei unbesorgt, mein Liebes. Eines Tages werden wir über all dies lachen, und du wirst der Herr von allem sein. Die Herrschaft ist dir bestimmt, nicht das Verderben.
Ein wenig später saßen sich in einer anderen Flucht des Palastes Jorin und Graccon gegenüber; der eine die Situation in vollen Zügen genießend, der andere nur durch aufmerksame Kürassiere zur Ruhe gezwungen.
"Mein lieber Lord Graccon," lächelte der Kronprinz liebenswürdig und schob ein Pergament zu seinem Gefangenen rüber. "Ich will Euch nicht mit endlosen Details langweilen; unterzeichnet einfach dieses Schreiben und erspart Euch die Folter."
Graccon überflog es rasch. "Fünfzigtausend Golddurants?" fragte er, nach außen hin ebenfalls die Ruhe selbst. "War nicht ursprünglich von dreizigtausend die Rede? Ist mein Marktwert so schnell gestiegen? Ich fühle mich geschmeichelt."
Jorin seufzte theatralisch. "Die steigenden Mehrkosten, mein Guter. Die Gishka. Sie sterben wie die Fliegen und sehen kein Ergebnis. Ich bin wohl gezwungen, mein Angebot aufzustocken."
"Was versprecht Ihr Euch von dem Terror in der Unterstadt?"
Jorin lachte. "Wenn es diese Slumrebellionen nicht gäbe, müsste man sie erfinden. Heute werde ich diese Seifenblase von einem Herrscher bitten, mir die Kürassiere direkt zu unterstellen, und er wird es mir nicht abschlagen können, da die Geheime Miliz sich als unbrauchbar erwiesen hat und diese ständigen Gemetzel dem Ansehen der Krone schaden. Damit entspräche meine Macht der eines Herzogs. Das reguläre Heer wird sich von selbst auf meine Seite stellen, da ich ihre Köpfe damit kontrolliere. Dann eine kleine gezielte Indiskretion gegenüber meines angeblichen Bruders...Sicher wäre alles viel einfacher, wenn ich dem Hohen Rat einfach Euren Kopf präsentierte, aber so ist alles schön offiziell, und keine Spur führt zu mir zurück."
"Ihr müsst mich für verrückt halten, anzunehmen dass ich dies unterzeichne. Das Heer könnt Ihr euch einverleiben, nicht aber den Kronrat. Und im Falle der Herrscherlosigkeit übernimmt er die Staatsgeschäfte."
Jorin lächelte noch immer und spielte mit einem Medallion zwischen seinen Fingern, und mit glühendem Schrecken erkannte Graccon, dass es der Königin gehörte.
"Mein lieber Lord Graccon, was lässt mich nur wissen, dass Ihr dennoch unterzeichnen werdet?"
"Seid Euch nur nicht allzu sicher. Das Schmuckstück mögt Ihr in Euren Händen halten, das bedeutet aber nicht, dass das auch für die Eigentümerin gilt." Graccon versuchte gar nicht erst zu verbergen, dass er der Königin mehr als verpflichtet war. Dass Jorin ihn zu erpressen versuchte,zeigte, dass Königin Silisia und er bei aller Vorsicht nicht diskret genug gewesen waren.

"Würde Euch eine Locke ihres Haares mehr beeindrucken?"

"Es gibt unzählige Frauen mit langem blondem Haar."

"Und wenn noch der Kopf daran befestigt wäre?" Prinz Jorins grinste zufrieden, als Graccons Gesicht alle Farbe verlor. "Damit er leichter zu tragen wäre, könnten meine Helfer den Rest sicher im Kerker zurück lassen, nicht wahr?"

Der Magier starrte blicklos an die Wand. Seine Gedanken rasten fieberhaft und freundlicherweise ließ der Bruder des Königs ihm diese zeit zum Nachdenken. Warum auch nicht? Er hielt alle Trümpfe in der Hand. Natürlich hatte Prinz Jorin die Königin in seiner Gewalt. Dass er die Wahrheit sagte, war an seiner Aura so deutlich abzulesen, als sei es mit Tusche auf seine Stirn geschrieben. Wenn Graccon auf Jorins Forderungen einginge, hätte er allerdings nicht die geringste Gewähr dafür, dass der Mann im Gegenzug auch nur eine einzige Zusage einhalten würde. Einen Unterschied zwischen Lüge und Wahrheit gab es für den verderbten Bruder des Königs einfach nicht. Jorin brauchte die Königin, um seine Pläne auszuführen, keine Frage. Aber es wäre für ihn kein Problem, sie durch eine fügsame Doppelgängerin zu ersetzen. Beim Arull, von diesen künstlichen Kreaturen liefen inzwischen so viele in der Stadt herum, dass man beinahe auf sie treten konnte! Ob er, Graccon, dieses Dokument unterzeichnete, oder nicht, spielte keine Rolle. Falls er es nicht täte, würde Jorin ihn beseitigen, und die Königin oder ihre Doppelgängerin dazu. Falls er es täte, würde Jorin ihn beseitigen und die Königin oder eine Doppelgängerin dazu. Oder er würde sie in beiden Fällen am Leben lassen, was nicht besser sein musste als die Alternative.

Mit ausdruckslosem Gesicht ergriff Graccdon die Feder und setzte seinen Namen unter das Schriftstück. Es spielte keine Rolle mehr. "Sie ist schwanger", sagte er dann nüchtern. "Ihr Kind wird der zukünftige Thronfolger sein."

Prinz Jorins Gesichtszüge entgleisten. Das hatte er offensichtlich noch nicht gewusst. Und dieses Wissen mochte das Einzige sein, was Königin Sillisa jetzt noch schützen könnte.
Lauernd besah sich Jorin die anwesenden Kürassiere. Dass er hier vor ihnen der Königin den Tod angedroht hatte ging schon in Ordnung; niemand kümmerte es, mit wem der Herrscher ins Bett ging. Doch nun waren die Karten neu gemischt. Ein Erbe war aufgetaucht, und für alle sichtbar wärmte Takins Hintern noch immer den Drachenthron. Sollte er sie alle umbringen lassen? Nein, das wäre wirklich zu weit aus dem Fenster gelehnt.
"Alles, was ihr in diesem Raum gehört habt, verbleibt auch hier drin!" herrschte er die Soldaten an. "Ich verordne absolutes Stillschweigen, im Interesse des Reiches. Habt ihr verstanden?"
"Sire, entschuldigt, ich verstehe nicht..." stammelte der Truppführer.
"Deshalb sitze ich auch hier und du stehst dort!" brüllte Jorin ihn an, und diesmal brauchte er seinen Ausbruch nicht einmal zu schauspielern.
Der Soldat straffte sich. "Nein, Sire, wir haben nicht gehört dass die Königin einen Erben trägt." Goldiger Idiot.
Jorin nahm das Pergament an sich, besah sich noch einmal Graccons noch feucht schimmernde Unterschrift und fand zu seiner Ruhe zurück. "Dies wird den Königlichen Schatzmeister sehr beruhigen, und auch der Rat wird aufhören, mich zu bespitzeln. Alle werden höchst erfreut sein, dem Schurken, der ausländische Truppen ins Reich schmuggelte und die Monarchie stürzen wollte, beim Sterben zuschauen zu können."
"Das ich ein toter Mann bin," sagte Graccon, "war mir klar, als ich diesen Raum betrat und Euch hier sah. Aber Ihr werdet es nicht wagen, die Königin anzurühren. Das werde ich niemals zulassen!"
"Interessant. Und wie gedenkt Ihr dies zu verhindern?"
Ein eisiger Windstoß fegte durch den Raum und brachte viele der Kerzen zum Verlöschen. Es war eine simple Sache, eine magische Taschenspielerei, und dennoch hatte sie Graccons gesamte Manareserven mit einem Schlag verbraucht. Aber das brauchte Jorin ja nicht zu wissen. "Die Toten schlüpfen aus allen Ketten..."drohte Graccon.
Das Lächeln auf Jorins Gesicht erfror für einen Augenblick, dann hatte er sich wieder in der Gewalt. "Ein Zauberjüngchen, prima. Die bieten immer die beste Abschiedsvorstellung mit ihren Sprüchen und Androhungen...ehe sie beginnen wie die Schweine zu quieken." Er lachte schallend. "Hinweg nun mit ihm! Ihr wisst schon, die Spezialsuite." Die Soldaten ergriffen Graccon und schafften ihn eine lange Wendeltreppe hinab, welche den gesamten Palast miteinander verband, vom Dach bis hinab zu den Verliesen. Eine Kerkertür öffnete sich vor ihm, und einer der Soldaten schubste ihn roh in den Raum, als er vor Verblüffung wie angewurzelt stehenblieb. "Ihr?"
Feldan hob den blutüberströmten Kopf und grinste. "Ja, ich selbst. Hab mich wohl auf den falschen Drachen gesetzt."
"Auf ... den ... falschen ... "
Graccon tastete haltsuchend nach der Wand der schmuddeligen Zelle. Die Unbekümmertheit, mit der der ehemalige Seneschall sein, ... nein, ihrer aller Schicksal kommentierte, ließ ihm schwindelig werden. "Ihr seid an all dem hier schuld, Lord Feldan, am Misslingen eines Plans, der das Königreich wieder zu moralischer und politischer Stabilität führen sollte, und Ihr, ... Ihr, ... sagt dazu nur, Ihr hättet Euch auf den falschen Drachen gesetzt?"
Feldans Grinsen veränderte sich nicht im Geringsten. "Ihr seid anscheinend ein bisschen mitgenommen, Magier, was? So habe ich Euch noch niemals stammeln hören. Ruht Euch etwas aus, etwas anderes kann man hier sowieso nicht machen. Dann habt Ihr Eure Sinne bald wieder in alter Frische beisammen."
Graccon sank an der Wand auf die fleckige Sägespäne am Boden und barg sein Gesicht in den Händen. "Warum?" fragte er sich selbst und schüttelte dabei hilflos den Kopf. "Von allen Unglücklichen die hier verrotten, warum musste man mich ausgerechnet zu Euch stecken?"
"Ich geb Euch einen Tipp," sagte Feldan. "Es hat etwas mit Umbringen zu tun."
Graccon sah ihn müde an. "Verstehe, Spezialsuite. Ihr verdient Euch bei Jorin einen neuen Namen, und ich kann im falschen Moment vor dem Rat nichts Falsches sagen. Nun gut, ich weiß, dass Ihr kein Sadist seid und Eure Tötungen immer schnell und sauber waren. Holt Euch Euren Freischein hier heraus."
"Lord Graccon, warum beleidigt Ihr mich?" grinste Feldan erneut. "Wirke ich auf Euch wie jemand, der gern Dummen einen Gefallen tut? Was haltet Ihr dagegen davon, dieses langweilige Fest zu verlassen?"
"Verla-assen??" Dem Graccon sperrte den Mund so weit auf, als wäre ihm Arull höchst persönlich begegnet.
"Ich wiederhole mich nur ungern."
"Wi-ie verlassen??"
"Ihr traut mir wohl immer noch noch nicht sehr viel zu. Kommt von der Mitte weg, für eure eigene Sicherheit." Den Zweifel stand Graccon im Gesicht geschrieben. Aber in dem Moment war zuerst ein schwaches Poltern von oben zu hören. "Wisst ihr, den Kerker wurde direkt unter dem grossen Platz in dem Schloss errichtet. Passt auf und haltet dich bereit." Dem nächsten Schlag folgte ein Krachen und Knacken, dem jedem in der nähe Hörlos machen musste. Steine stürtzte herunter, Graccon schaffte es gerade noch auf die Seite zu springen. Ein Drachenkopf blickte hinein und fixierte Feldan. "Darf ich vorstellen: Unser Fluchtgerät."

Geändert von Darnamur (05.04.2012 um 13:27 Uhr)
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  #18  
Alt 20.03.2012, 23:34
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Jain. Die Jeggo stammen vom Wendigo der Indianer ab (ohne Orkrasse geht es halt einfach nicht) und lebten mit diesen zusammen in der Prärie und den Wäldern, wenn auch nicht immer friedlich. Als die hellhäutigen Eroberer kamen und das Land einfach unter sich aufteilten, bekämpften sie diese. Die Indianer gaben irgendwann auf und zogen in die Städte der Eroberer, die Jeggo jedoch setzen den Widerstand fort.
Also eine Fantasyversion der amerikanischen Landnahme durch die Europäer
@ Tjured: ehem, ja, Kellorn ist ein Mensch. In der Stadt sind Skrigg etwa so beliebt wie leprakranke Otter auf Tollwut...

Geändert von Formorian (20.03.2012 um 23:57 Uhr)
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  #19  
Alt 22.03.2012, 08:46
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Habs schon lange geändert^^

Finde es sehrwohl, dass es auch mal ohne Orks geht... hat ja schon die bisherige Geschichte gezeigt. Und Bitte auch keine Elfen, Zwergen usw

edit: ist jetzt Sagrsta eine Gottheit oder ein Ort?
-> "Möge Sagrsta dich umarmen"
-> "in die Sagrsta verbannt"

edit2: Dachte, nur Gusgan kann von Graccons Gruppe Magie
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Zitat:
Zitat von kyria Beitrag anzeigen
...hat ein Federvieh in der Signatur
Zitat:
Zitat von deggro Beitrag anzeigen
Hat ein Federvieh in der Signatur

Geändert von Tjured (22.03.2012 um 09:17 Uhr)
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  #20  
Alt 22.03.2012, 18:06
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Nein Graccon auch-er ließ doch die Wand einstürzen. Sagrsta ist ein Ort, der auch als die Grube des Gifts bezeichnet wird. Ein Unterreich unter dem Unterreich, dass einen Verbannungsort für die Skrigg darstellt. Es heißt, dass ihr noch niemand entkommen ist. Götter haben die Skrigg ja ganze Sechzehn.

edit: Ich glaube Formorian meint keine wirklichen Orks, sondern Menschenfresser als Ersatz für sie- ansonsten stimme ich dir zu.
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Teil 5

Schüsse peitschten auf, während Framire mit ihren gewaltigen Klauen das Loch rasch verbreiterte. Lautes Fluchen und das schrille Geschrei von Frauen, dann steckte der Drache den Kopf durch die Öffnung und ergriff Feldan mit seinen Zähnen. Sanft wurde er auf dem gezackten Rücken abgesetzt. Framire machte Anstalten abzuheben, doch auf Feldans Befehl hin ergriff sie auch noch den zu Tode erschrockenen Graccon mit dem Maul. Zwei direkte Treffer kassierte sie dafür in den Hals, doch dank der festen Schuppen drangen die Projektile nicht tief ein. Sich mit peitschendem Schwanz Raum verschaffend hob der Drache schließlich ab, verfolgt von sinnlosen Kommandos und Gewehrgeknall.
Graccon wußte nicht, was er von der ganzen Sache halten sollte; die Ereignisse überschlugen sich geradezu. Dann stieg der Argwohn in ihm auf.
"Wenn es so einfach für Euch ist, warum seid Ihr dann nicht schon längst geflohen?"
"Es ist mein Spiel," lachte Feldan. "Und ich spiel es gern. Und einen so dicken Joker wie Euch konnt ich mir einfach nicht entgehen lassen."
Keuchend erklomm Graccon den Drachen und ließ sich hinter Feldan nieder: "Wohin fliegen wir?" "Zunächst einmal weg!", meinte Feldan. "Inzwischen sind sicherlich die rote und blaue Kürasserie informiert worden und die können uns im Gegensatz zu den Gishkas wirklich Probleme bereiten?" "Was ist mit der Königin. Jorin hält sie in Gewahrsam!"
Feldan schnaubte: "Das glaube ich kaum. Es handelt sich um eine Doppelgängerin Sillisas, die die wahre Königin seiner Wilkür ausgeliefert hat. Anscheinend gibt es mehrere von Ihnen, denn ich war der festen Meinung sie getötet zu haben, als ich nach Candvallon aufbrach. Nachdem sie sich wenig später in der Öffentlichkeit gezeigt hat, kannst du dir vorstellen das Jorin mich nicht gerade mit Ruhm überschüttete..."
Erschöpft ließ sich Graccon zurücksinken: "Hättest du mich nicht gerade gerettet, wäre ich für dein Handeln versucht gewesen dich umzubringen!" Feldan lachte: "Keine Sorge, mein Freund. Wir werden noch viel Freude aneinander haben!"

Als Prinz Jorin die Türflügel zum Sitzungssaal aufstieß, meinte er, um drei Mannslängen gewachsen zu sein. Fürst Parlevar lieferte der versammelten Runde der Hohen Lords gerade seinen Bericht zur Lage der Agrarwirtschaft. Jorin strahlte ihn freundschaftlich an. "Guter Parlevar, berichtet Ihr gerade von Euren Heldentaten im Kohlraupenkrieg? Die Birnen können nicht saurer sein als Euer Gesicht gerade jetzt." Lachend nahm er auf seinem Stuhl Platz.
Takin am Kopf der Tafel nickte ihm nachsichtig zu. "Werte Sires, ich bitte den Mangel an Respekt, den mein jüngerer Bruder dieser inneren Würde gebietenden Hohen Runde zukommen läßt, zu entschuldigen. Guter Jorin, dürfen wir den Grund deiner Freude erfahren? Du scheinst gute Neuigkeiten zu haben, und etwas Erbauliches würde uns nun allen gut tun."
"Nun denn: ich habe die Kürassiere mobilisiert, dass sie sich der endlosen Unruhen in den Scherbenvierteln annehmen. Die Geheime Miliz ist machtlos, ihre Anführer wechseln häufiger als eine alte Hure den Galan. Wenn wir uns endlich entschließen Stärke zu zeigen werden die schwelenden Brände endlich erstickt werden, ehe sie noch auf die Oberstadt überspringen. Alles was sie noch benötigen ist der offizielle Marschbefehl, unter meiner bewährten Führung."
"Majestät," wandte der Stimmungsberater umgehend ein. "Das halte ich für unklug. Ich fürchte wir würden damit nur Öl ins Feuer gießen. Die Armee ist kein Skalpell, sie ist ein Breitschwert!"
Jorin trommelte ihm mit den Fingerspitzen auf der Tafel spöttisch Applaus, während er sich die Zukunft dieses Fürsten in den sympathischsten Farben ausmalte, und all seine Fantasien dabei kreisten um einen Hackblock.
"Fergas hat recht," maß Takin seinen Bruder zurecht. "Das war vorschnell und hätte erst hier vorgetragen werden müssen. Manchmal möchte man fast meinen, du säßest auf meinem Stuhl..."
"Habe ich bereits, für drei Wochen," versetzte Jorin bester Laune. "Nach deinem intimen Techtelmechtel mit diesem Stachelreiter auf jener unglückseligen Herbstjagd. Ich kenne also das Gefühl, und ja, es hat mir gefallen."
Takin nickte. "Drei Wochen, während ich auf den Tod auf dem Krankenlager fieberte, durftest du den König spielen. Drei Jahre dauerte es, die Revolten niederzudrücken, die du losgetreten hattest! Ich habe mir überlegt, dich von diesen Sitzungen auszuschließen!"
"Aber das wirst du nicht, lieber Bruder, denn während ihr über Kohl und Erbsen redet, habe ich den Rädelsführer des aktuellen Aufstandes geschnappt!" Er griff in sein Wams, zog Graccons Geständnis heraus und ließ es quer über die ganze Tafel zu Takin hin gleiten. "Lies es, und erweise mir endlich den mir zustehenden Respekt!"
Die Hohen Lords zischten vor erwartungsfreudiger Zustimmung. Der Justitzberater zog seinerseits ein Pergament aus seiner Mappe. "Majestät, unterschreibt dieses Urteil, dass der Schuldige unverzüglich die einzig angemessene Strafe erhält."
Takins Hände begannen zu zittern, als er Geständnis und Todesurteil seines geheimen Vertrauten in Händen hielt. Er schob beides zur Seite. "Ich werde nichts unterzeichnen, solange ich mit diesem Menschen nicht persönlich geredet und mich von seiner Schuld überzeugt habe. Ich kenne deine Methoden, Geständnisse zu erhalten, mein Guter."
Jorin grinste immer breiter. "Fürst Herolmar, wichet Ihr nicht einen Augenblick von meines Bruders Seite, nachdem er diesen bedauerlichen Jagdunfall hatte - den eigendlich kein normaler Mensch überleben konnte?"
Der Angesprochene sah verzweifelt zu Takin herüber. Dieser nickte nur. "Sire," sagte er zu Jorin. "Ich verstehe nicht, was das nun..."
"Antwortet mir!" schrie Jorin aufgebracht. "Ist mein königlicher Bruder vor Jahren von einem Stachelreiter aufgeschlitzt worden?"
"Sire, jeder hier und das ganze Reich wissen darum."
"Hinterlässt ein solcher Angriff nicht eine gewaltige Narbe?"
"Ärzte und Magier konnten den schwelenden Lebensfunken Ihrer Majestät retten, doch gegen die gräßliche Verstümmelung waren sie machtlos."
Wie auf Kommando stürmten plötzlich mehrere Kürassiere in den Saal. Takin war außer sich. "Was soll diese Farce? Und was haben Bewaffnete hier zu suchen? Jorin, ich verlange eine Erklärung!"
"Die bekommst du, Bruderherz, nachdem du das Wams gelüftet hast.
"Halt! Ich bin eurer König. Wer mich auch nur berührt wird am Galgen enden." Die Kürassiere zögerten ersichtlich.
"Du hast wohl zu viel Königsluft eingezogen. Los, nehmt den falschen König fest." Die Mitglieder des Hohen Rates zogen allesamt ihre Waffen, waren aber unsicher auf welche Seite sie sich schlagen sollten.
"Verrat! Ihr werdet damit niemals durchkommen." Takin wandte sich den Kürassieren zu, jetzt hoch erhoben. "Soldaten! Wenn ihr immer noch dem Königreich dient, nehmt diesen Mann fest."
"Der Mann, der hier vor euch steht ist nicht der König. Er wurde ersetzt als der echte König starb. Ich bin der rechtmässige Thronerbe. Fürst Herolmar, sagt mir, hätte er die Verletzung überleben können?"
"Ein Normalbürger nicht..." - "Seht ihr? Nehmt den falsche König fest!" - "... jedoch stände einem Normalbürger auch nicht die Besten Mediziner und Magier zur Seite." Jorin merkte, wie die Stimmung gegen ihn kippte. Das nahm kein gutes Ende wenn er den Rat und die Soldaten nicht sofort überzeugen konnte.
"Falscher Takin! Zeig ihnen deine falsche Verstümmelung. Wir wollen uns von seiner Echtheit überzeugen." Der König sah ihn Böse an. Gleich hatte er ihn.
"Ich werde die 'Verstümmelung' euch zeigen um für alle mal alle Diskussionen auszuräumen." Er zog sein Hemd hoch. "Fürst Parlevar, ich vertraue eurer Neutralität und Urteilskraft. Kommt her und seht." Der Fürst näherte sich und betrachtete ein Stück der Haut, welche eine andere Hautfarbe hatte und sich von der restliche Haut abgrenzte. "Es sieht aus, als wäre hier ein Stück Fleisch herausgerissen worden und anschliessend ersetzt."
"Genau. Es ist erstaunlich, zu was die heutige Magier alles fähig sind." Jorin schaute dem Vorgang entsetzt zu. Die haben sogar die Verstümmelung am falschen Takin vorgenommen! Er hatte keine Ahnung was er jetzt noch sagen sollte, dass den Rat und die Kürassiere überzeugen könnte.
"Sperrt ihn in die sauberste Zelle, die ihr habt. Vielleicht wird das seinem Verstand helfen wieder zur Besinnung zu kommen. Tut mir leid Bruder." Jorin drehte sich um und versuchte zum Eingang zu rennen, doch einige Kürassiere stellte sich ihm in den Weg. Er zog seine Pistole und schoss. Den, den er getroffen hat kippte mit einem Schrei nach hinten und blieb liegen. Bevor er jedoch einen weiteren abfeuern konnte, schlug ihm sie Jemand aus der Hand. Einige Hände schlossen sich um seine Armee und zerrte ihn hinaus. "Das ist der falsche König! Glaubt mir doch. Ich werde es noch beweisen."
Der Offizier der Kürassiere drehte sich noch einmal zu Takin um und verbeugte sich tief. "Wir bitten gnädigst um Entschuldigung." Takin nickte ihm zu. "Angenommen." Der Offizier der Kürassiere ging Rückwärts aus dem Saal und zog die Türe hinter sich zu.
"Der Rat wird Morgen um disselbe Zeit fortfahren."

"Ihr habt etwas bei mir gut, Herolmar." Takin und Herolmar waren als letzte im Ratsaal geblieben.
"Ich verstehe es, wo ich die meisten Vorteile heraushole." auf seinem Gesicht war ein verstohlenes Lächeln zu sehen.
'Takin' lachte laut hinaus. "Das versteht ihr tatsächlich"

Kurze Zeit darauf klopfte es an die Tür der Wachstube in den untersten Kerkern des Palastes. "Du gehst," sagte der brutale Hauptmann zu seinem Korporal, den er gerade beim Kartenspiel ausnahm. Der Bursche erhob sich und öffnete, und fiel gleich darauf auf ein Knie. "Lordberater Fergas! Es ist uns eine Ehre!"
"Schon gut," wimmelte der königliche Berater für Inneres ab und wandte sich an den verdattert dasitzenden Hauptmann. "Die Gefangene, die Ihr heute Morgen hier herunter gebracht habt, ist augenblicklich freizulassen. Sie lebt doch noch, oder? Betet, dass dem so ist!"
"Dafür benötigt Ihr eine Legitimation," brachte der Herr über Leben und Tod des untersten Kellers heraus.
"Zum Arull mit dir, Eisendepp! Des Königs Wille ist meine Legitimation!"
"Darauf habe ich nur Euer Wort. Meine Anweisung stammt vom Kronprinzen selbst..."
"Prinz Jorin ist des Hochverrats angeklagt und selbst in Arrest. Ich entbinde Euch von dem Eid, den Ihr ihm geleistet habt. Werdet Ihr mich nun zu der Gefangenen führen, oder bedarf es einiger Kürassiere, Euch zu überzeugen?"
Plötzlich recht klein geworden, schnappte sich der Kerl einen großen Schlüsselbund von der Wand und winkte dem Korporal mitzukommen. Zu dritt gingen sie den schmutzigen Gang entlang, der zu dem Zellentrakt führte, als ohne jede Warnung drei Mannslängen vor ihnen ein Teil der linken Wand einfach nach innen fiel und auf den Boden krachte. Eine genervte Stimme drang aus dem dunklen, gähnenden Loch: "Carlos, wie nennst du, was du gerade getan hast? Vorsichtig anklopfen?"
Zum Erstaunen aller drei Anwesenden schoben sich kurz darauf fünf Gestalten mit verdreckten und blutigen Kleidungsstücken aus dem Durchbruch.
"Was zum Arull geht hier vor sich?", stammelte der Hauptmann, der bereits sein Schwert blank gezogen hatte. "Wer bei allen Dämonen des Tartarus, seid ihr?"
Ein schmächtiger Mann mit bleicher Haut und stechenden, dunklen Augen trat vor: "Es tut mir Leid, sollten wir euch gerade Unannehmlichkeiten bereitet haben. Ihr müsst wissen, dass Carlos zuweilen ein sehr hitziges Gemüt hat. Mein Name ist Irgo Kallen, aber ihr könnt mich auch, wie meine Freunde einfach Ratte nennen. Habt ihr zufällig unseren Meister gesehen. Er heißt Graccon und ist ein Magier!"
Überrumpelt stolperte der Hauptmann zurück, dann sah man förmlich wie es in seinen Gehirnzellen zu rattern begann. Endlich kam er zu einem Entschluss: "Ihr...ihr seid unbefugt, in diesen Teil des Kerkers eingedrungen. Ich muss euch in Gewahrsam nehmen!"
Carlos schlug präzise zu. Der Mann verlor sofort das Bewusstsein.
Ratte wandte sich an den Soldaten, der ängstlich zurückwich: "Hättet ihr vielleicht die Güte uns zu seiner Lordschaft, Graccon zu führen?"
Lord Fergas hüstelte geziert in die Faust. "Ihr sucht Graccon, den Anführer des Aufstandes? Gehe ich recht in der Annahme, dass die Herren Rebellen sind?"
"Den Anfüh..." Ratte zwinkerte verwirrt. "Ihr meint Lord Graccon, den Vertrauten ihrer Majestät Königin Sillisas und deren ersten Diener. Gehört Ihr, werter Herr, zu Jorins Fraktion, dann fürchte ich habe ich schlechte Neuigkeiten für Euch..." Es sollte bedrohlich klingen, doch Fergas blieb völlig ungerührt.
"Lord Graccon ist vor drei Stunden aus dem Kerker entkommen, und dies auf recht aufsehenerregende Weise. Wie es scheint hatte er Hilfe von einem Echsenlord. Nun behauptet ihr also, er stünde auf der Seite der Königin...jener, welche ich gerade aus dem Loch holen wollte, ehe Ihr die Freundlichkeit besaßet, meinen Führer hier unten ins Reich der Träume zu schicken..."
"Die Königin!" rief Ratte halb erstaunt, halb empört aus. "Wer hat es gewagt? Ist sie wohlauf? Geht es dem Kind gut?"
Nun hatte er es doch geschafft, Lordberater Fergas zu erstaunen. "Kind?"
"Die Königin trägt einen Erben in sich!", erläuterte Carlos. Fergas überlegte kurz, dann zuckte er mit den Schultern: "Nun ja, jetzt ist es egal. Jorin hat einen Putsch gegen den König versucht und ist kläglich gescheitert. Wir sollten jetzt besser zu Sillisa gehen, damit sie nicht noch länger in diesem Rattenloch verweilen muss!"

Königin Sillisa hatte sich mit angezogenen Beinen in einer Ecke ihrer spärlich beleuchteten Zelle zusammengekauert. Die Gefangenschaft hatte ihre Spuren an ihr hinterlassen. Ohne Zweifel war man nicht sehr sanft mit ihr umgegangen:
Das lange, blonde Haar war zersaust, ihre Augen blutunterlaufen. Der ganze Körper der Königin war von blauen Flecken übersäht, die von den Schlägen und Tritten ihrer Peiniger zeugten. Das Kleid aus grünem Samt war zerissen.
Als die Tür zu ihrer Zelle aufschwang, risd sie erstaunt die Augen auf, als sie die Männer erkannte, die den Raum betraten.
"Ratte, Carlos, Magasai...was macht ihr denn hier?", keuchte sie. "Euch befreien Hoheit!", antwortete der rothäutige Indianer und eilte zu ihr, um beim Aufstehen behilflich zu sein.
Eine Falte tat sich auf Sillisas Stirn auf, als sie sah wie Fergas eintrat: "Was ist geschehen?" "Jorin wollte den König sturzen, was ihm nicht gelang!", antwortete Ratte: "Doch die wichtigste Frage lautet doch: Warum bist du hier?"
Sillisa wollte etwas sagen, hatte jedoch einen Schwächeanfall und brach fast zusammen. Magasai hielt sie fest.
"Ich habe eine Doppelgängerin, Adrielle!", keuchte die Königin schließlich heiser. "Es muss ihr gelungen sein, von den Toten aufzuerstehen, denn sie hat die Macht an sich gerissen, indem sie mich als Gestaltwandlerin ausgegeben hat. Dann bin ich Jorin übergeben worden. Dafür werde, ich dieses Miststück hinrichten lassen!"
Sie verließen die Zelle. "Als erstes bekommt ihr eine Unterkunft, in der ihr euch erfrischen, von den Strapazen erholen und nächtigen könnt, dann werden wir weiter sehen." Sillisa nickte kraftlos.
Als sie gerade den Kerkertrakt verlassen wollten, ertönte plötzlich ein schriller Todesschrei. Dann stürzte ein schwer blutender Soldat der roten Kürassiere herein: "Hoheit, Lord Fergas, ihr müsst euch in Sicherheit bringen!"
"Was ist geschehen?", fragte Fergas, den Verletzten. "Die Gishka...", brachte dieser hervor. "...sie metzeln uns alle nieder. König...Berimeil von Pelingora hat Avalien den Krieg erklärt!" Dann brach der Soldat tot zusammen.

Zwischenspiel

Sie war erwacht.
Laut lachte sie über ihre eigene Torheit, als der junge Morgen ihres neuen Lebens ihre Augen blendete, doch nun waren sie geöffnet. Sie sah, und sie wusste.
Die sanfte Umarmung des Nichts, die belebende Kühle des Grabes waren ihrer. Ihr Reich war nicht von dieser Welt, und dennoch war es allgegenwärtig, überall.
Wo das hungernde Kind unter dem Busch erfror, dort setzte sie ihren Fuß auf den Boden, und der Boden war ihr Eigentum. Wo der Bruder den Bruder erschlug um ein Paar strahlender Augen wegen, die nur zu bald schon erblinden und verlöschen würden, dort war ihr Reich. Wo Heere einander zerfleischten um Worte, die bald schon vergessen waren, dort war ihr Zuhaus. Wo auch immer der grimmige Schnitter einst seine Sense schwang, es war ihrer.
Sie lächelte über die armseligen, nutzlosen Bemühungen der Fleischlinge, die für so kurze Zeit im Schmutz ihrer eigenen Existenz wühlten und ihre sinnlosen Bemühungen für das Wichtigste in der Welt hielten, nur um ihr schließlich anheim zu fallen. Auch ihr war es anfänglich wichtig erschienen, doch sie war endlich erwacht.
Jorin; ein zahnloser Welpe, der dort kräftig bellte, wo er gern beißen würde. Pseudo-Sillisa; ihr Balg ein bewußt gezeugter Bastard, der den Welpen davon abhalten sollte, der größte Schmutzwühler von allen zu werden. Takin gehörte ihr schon lange. Sollte sie diese erbärmlichen Spielfiguren auslöschen? Vielleicht, oder auch nicht. Es war nicht wichtig.
Am Silbernen Sumpf, dem Sumpf von Mond und Dunkelheit, würde sie die Macht erhalten, die ihrer würdig war. Und sie wusste nun, wie sie zu ihm kommen konnte. Die Schatten der Nacht waren die besten Lehrer...
Am Fenster des einsamen Turmes im Nirgendwo stehend, breitete sie die Arme aus und lachte ihre Abscheu vor dem Leben heraus, sie, die glänzende Königin der Nacht, strahlendes Licht der Schwarzen Sonne.
Armselige Fleischlinge, ehret und opfert, DENN WIR SIND DAS GRÖSSERE HEER!
Und sie wandte ihren Blick in den wolkenverhangenen Abendhimmel und dann sah sie:
Ein Schakalsmensch, der in Ketten an den Rand einer großen, kreisrunden Öffnung im Boden gezerrt wurde.
Eine Kopfgeldjägerin, die sich in einen Wolf verwandelte und ihren Geliebten zerfleischte, immer und immer wieder
Gewaltige Drachen, die mit riesigen Ketten an den Erdboden gefesselt wurden und die von Peitschenhieben malätriert wurden.
Ein Mann in einem Kerker, der seine Fäuste an einer Mauer blutig schlug.
Tausende, in schwarze Rüstungen gekleidete Amazonen, die sich auf ihre Brust schlugen und einen Namen riefen.
Ein Mann mit einer schwarzen Zackenkrone und einem grauen, sich im Wind windenden Bart.
Eine Frau mit Fuchsfell, die ihren Bogen spannte.
Ein Skriggheer, dass an die Oberfläche marschierte und ein uraltes Lied sang.
Und einen Magier mit verbranntem Gesicht, der seinen Finger auf sie richtete.
Als sie das erblickte keuchte sie erschrocken auf und beendete ihre Version. Sie hat diesen Mann schon einmal gesehen, damals als Adrielle noch in ihrem Körper gelebt hatte. Was spielte er für eine Rolle in diesem Spiel aus Blut?
Doch was auch immer es damit auf sich hatte, nicht er und auch nicht andere würden sie aufhalten. Sie war In'Ahte'Fah, die Göttin des Todes und sie entschied über das Schicksal...
"Wir müssen schnell hier raus," stellte Lord Fergas fest. "Wenn diese Angreifer alle Ausgänge halten, wird der ganze Palast schnell zu einer einzigen Falle. Wir nehmen den Drachen."
"Drachen?" echote Carlos erstaunt. "Hier drin?"
"Nein, nicht einen Drachen. Den Drachen. So wird eine Wendeltreppe genannt, die sich von oben bis unten durch den ganzen Palast zieht. Und wo es scheppert, da bleiben wir nicht."
"Wir könnten auch durch den Tunnel in die Unterstadt verschwinden," schlug Ratte vor.
"Ist er sicher?" fragte Fergas interessiert.
"Ähem, eigentlich schon, abgesehen von einigen tausend menschenhassenden Skrigg..."
"Zum Drachen, folgt mir!"
Carlos und Magasai trugen die entkräftete Sillisa, Ratte und Kellorn zogen Schwert und Pistole und übernahmen die Vorhut, während Moro mit dem Spaten nach hinten sicherte. Fergas zauberte Rapier und Parierdolch unter seinem feinen Brokatmantel hervor, und sein Griff verriet Ratte, dass er mit diesen Werkzeugen kein Novize war.
Sie erreichten die Treppe und stiegen hinauf in den oberen Keller. "Weiter, sagte Fergas. "Hier gibt es keine Ausgänge." Im Erdgeschoss schlugen ihnen Flammen entgegen. Rasch stiegen sie höher in die erste Etage. Hier im großen Saal waren ein Leutnant der Blauen sowie etwa vierzig Kürassiere beider Einheiten, die sich seltsamerweise einmal nicht miteinander stritten. Auch einige Adlige waren anwesend, die Damen verängstigt, die Lords mit der Waffe in der Hand zum Tod bereit, und auch Gesinde war da, von denen sich die Beherzteren mit irgend etwas bewaffnet hatten. Die Flügel des großen Portales waren verbarrikadiert worden. Als sie weiter aufsteigen wollten, kamen ihnen drei Kürassiere entgegen. "Geht zurück," sagte einer von ihnen. "Diese Furien haben überall Feuer gelegt!" Sie gingen mit den Soldaten zu den anderen.
"Was ist mit den Stallungen?" fragte der Leutnant. "Kommen wir da raus?"
"Nein, Dutzende Schützen haben dort Stellung bezogen und lassen den Ausgang nicht aus den Augen," meldete einer der Kürassiere.
"Die Salons?"
"Sie brennen hoffnungslos."
"Der Grüne Flügel? Wird er noch von Major Yarris gehalten?"
"Er liegt erschlagen zwischen zwanzig toten Teufelsweibern."
"Verdammt!"
Dann gab es den ersten gewaltigen Donnerschlag gegen das Portal...
"Wir werden alle sterben!", schrie einer der Bauern auf.
"Wenn es nur ein kleinerer Trupp ist besteht für uns noch Hoffnung!", flüsterte Fergas den anderen zu. "Wir müssen versuchen uns durchzuschlagen und rennen, dann zum roten Saal, vielleicht lebt noch einer der Drachenlords!"
"Aber die Stallungen...", meinte Ratte.
"Vertraut mir!", zischte Fergas und richtete seinen Blick auf das Portal.
Ein Donnern lief durch den Raum, dann barsten die Flügel des Tores unter dem Aufprall des Rammbocks und die Gishka kamen herein und das Blutbad begann.
Fergas und Ratte stürzten vor und versuchten sich möglichst am Rand zu halten, um nicht im Mittelpunkt des Schussgewitters zu sein. Tatsächlich gelang es ihnen unverletzt das Tor zu erreichen, was einem Wunder glich, denn um sie herum fielen die Männer wie fliegen. Auch dem Leutnant wurde von gleich mehreren Patronen das Gesicht zerfetzt.
Dann wurden sie jedoch in einen Nahkampf verwickelt, denn einer von Ihnen nicht überleben sollte. Es war Magasai, der mit dem Säbel versuchte, die Träger der Königin zu schützen und dafür einen hohen Preis bezahlte. Die Gishka hackte ihm zuerst den Waffenarm ab, dann seinen Schädel.
"Weiter!", schrie Ratte, als er sah, wie Carlos Anstalten machte für seinen Freund Rache zu nehmen.
Er erschoss zwei Gishkas, die noch am Ausgang Stellung hielten- der Rest hatte sich schon längst blutdurstig in die Schlacht geworfen- und der Weg stand ihnen frei. So schnell sie nur konnten liefen sie und es gelang ihnen tatsächlich den feindlichen Kriegerinnen zu entfliehen.
Sie erreichten die Treppe hinab zum Inneren Hof, doch auch hier hatten sich eine Kohorte Gishka verteilt und versuchten, einen Trupp Roter mit ihren Gewehren in Schach zu halten, die sich ihnen hinter großen Rollschilden geschützt langsam näherten. Da fiel ein gewaltiger Schatten über sie und ließ sein vernichtendes Feuer über sie los. Ein gutes Dutzend der Söldnerinnen wankte schreiend als lebende Fackeln davon, die anderen schossen simultan zurück, trafen die leichter gepanzerte Unterseite des Drachen und zerfetzten sie, dass die blanken Rippen zu sehen waren. Schreiend raste das Reptil in ein filigranes Ziertürmchen, das unter seinem Aufprall förmlich explodierte.
"Auf sie, Männer!" schrie der Anführer der Roten und zog sein Schwert, das Opfer seines Kommandanten zu rächen. "Keine Gnade! Die Gishka sind legendär, doch ihr seid die Besten Avaliens!" Auch die Gishka kamen ihnen entgegen, einige im Laufen blankziehend, andere auf die Reichweite ihrer Bajonette vertrauend. Unter gewaltigem Scheppern und Getöse machte man einander bekannt.
Fergas bemerkte, dass das Gemetzel in dem großen Saal offenbar vorüber war, denn einige Handvoll Gishka kamen die Treppe zum Hof heruntergestürmt. Nun ging es für sie weder vor noch zurück.
"Meine Herren, gebt Euer Bestes," sagte er. "Phragda rette mich und beschütze den König und Euch alle..."
Sie stürmten zu dem Anführer des Trupps hinüber, der laut Befehle brüllte. Als er Sillisa entdeckte, wandte er sich ihnen zu: "Mervis Dunkeldrache ist tot. Aber Cynthia Solis lebt noch. Eilt zum roten Saal, sie wird in Kürze abheben!"
Sie bedankten sich, wünschten ihnen Gluck und Göttersegen und rannten weiter. Es gelang ihnen rechtzeitig am roten Saal anzukommen, ein Ort den die rote Kürassiere zum Abflug benutzte. Cynthia Solis' Drache war ein großes grüngeschupptes Reptil mit einem dornenbewehrten Schwanz. Neben Mervis Dunkeldraches rechter Hand fanden sie auch einen dunkelhäutigen Glatzkopf in dem Burnus eines Arullpriesters vor, sowie einen Muskelberg und Fürst Herolmar aus dem hohen Rat. Alle vier saßen bereits auf dem Rücken des Drachen. Als Cynthia ihre Königin erkannte, fluchte sie und kletterte die Strickleiter herab.
Ratte bekam nun die Gelegenheit sie aus der Nähe zu betrachten. Es war eine Frau von etwa zwei Dutzend Jahren. Sie hatte kurzes, rotes Haar und dunkle blaue Augen. Eine schwarze Narbe durchzog ihre Stirn und spaltete ihre linke Augenbraue. Cynthia musterte die Gruppe prüfend: "Na schön, dass wird schwer, aber ich denke, dass Arsicc es aushalten wird. Helft mir die Königin hochzubringen, wir haben keine Zeit mehr!"
Hinter ertönte bereits die Schlachtrufe der Gishkas. Anscheinend war nun auch der Innere Hof gefallen.
Sie hoben die Königin so sanft es ihnen möglich war auf den Rücken der gewaltigen Echse, und Kellorn sowie Carlos sicherten sie an den Seiten. Ratte nahm hinter der Echsenlady Platz. Er hatte sie sofort erkannt; dies war die Frau, welche die Gishka in die Höhle von Sagrsta geführt und Graccon gefangen hatte. Auf dem Merkzettel in seinem Kopf machte er ein dickes Kreuz.

Zwischenspiel

Lordkanzler Yuvaris erhob sich auf König Berimeils Wink wieder aus seiner knienden Haltung und breitete einige Pergamente auf dem Tisch aus, an welchem der betagte Monarch von Pelingora saß. Dieser machte eine kraftlose wedelnde Geste mit der Hand. "Verschont mich noch eine Weile damit, guter Kanzler. Erst die aktuellen Neuigkeiten. Wie läuft unsere Kampagne gegen Avalien? Ging mein Plan auf?"
"Das tat er, Majestät, wie immer," lachte Yuvaris pflichtbewußt. "Hender Sül ist gefallen, nur einige Partisanennester südlich des Tameron leisten noch hoffnungslosen Widerstand. Die Hauptmasse des Heeres kommt nahezu unbehindert voran und dürfte Candvallon in etwa vier Tagen erreicht haben."
"Und Candvallon selbst?"
"Der Palast steht in hellen Flammen, niemand weiß vom Schiksal Takins, die Kürassiere sind mit der Verteidigung der Oberstadt vollauf beschäftigt und das Heer ergeht sich in ungeplanten Aktionen, als wüsste es nicht, ob es die Gishka oder besser das eigene Volk aufhalten sollte. Die Sirdauka haben die Kontrolle über die Unterstadt übernommen und liefern sich blutige Scharmützel mit der Bettlerarmee. Mit einem Wort: die totale Kopflosigkeit."
"Die Gishka, oh ja. Ist es nicht ein erfreulicher Gedanke, dass unsere Feinde ihren Untergang auch noch aus eigener Tasche bezahlen?"
"In der Tat, das ist es." Er sortierte seine Unterlagen. "Wenn es Euch recht ist, fahre ich fort."
"Sicher, nur zu. Was will die Wolfsmeute da draußen von einem armen, alten Mann?"
"Der Primus der Falimarianer ersucht um die Erlaubnis, Diozösen im ganzen Reich einzurichten..."
"Abgelehnt. Nie wieder darf ein Orden genug Macht anhäufen, dass er der Krone gefährlich werden kann."
Yuvaris blätterte weiter. "Ein Gnadengesuch für Lady Gridoria..."
"Abgelehnt."
"Majestät, es ist von Lord Hirmasan; er bürgt mit seiner persönlichen Ehre für die Unschuld der Comtessa."
"Weist den Generaljustikar an, Anklage gegen Lord Hirmasan wegen Verrats zweiter Kategorie zu erheben. Weiter."
"Der Großmeister der Leinewebergilde bittet um Audienz. Es geht um einen Streit mit den Flussschiffern von Ridorca wegen Nichteinhaltung abgemachter Lieferbedingungen."
Berimeil seufzte, griff mit zitternden gichtigen Händen nach der gezackten, schwarzbrünierten Eisenkrone und setzte sie sich aufs Haupt. "Ich werd diesen Rübenfressern wohl zeigen müssen, dass diese Mumie noch immer Entscheidungen fällen kann. Lordkanzler, wäret Ihr so freundlich Eurem Supreme beim Aufrichten behilflich zu sein?"

Ich bin der rechtmäßige König! Mit zorngerötetem Gesicht trar Jorin gegen die Wände seines finsteren Verlieses, seine Hände waren längst blutig gescheuert. Wer hätte schon damit rechnen können, dass dieser Doppelgänger, sich selbst eine so fürchterliche Wunde zufügt? Er hatte alles riskiert- und alles verloren.
Als die Gishka zu ihm in die Zelle trat, hatte er an eine Befreiungsaktion gedacht. Stattdessen hatte er von der Invasion Pelingoras erfahren und das er Gefangener von König Begimeil wäre. Jorin kannte den alten Mann nur zu gut. Ein harter König und ein genialer Stratege. Die Falle war offensichtlich! Und ich bin darauf hereingefallen! Er hatte die Reichsfeinde bewusst, bei sich eingeschleust. Die perfekte Gelegenheit für Begimeil. Jorin hatte gedacht, der Krieg mit Nesola würde ihn von einer kriegerischen Aktion gegen Avalien abhalten, doch er hatte sich verschätzt. "Vielleicht", meinte er verbittert. "Teilen sie mein Land ja gemeinsam unter sich auf, wie einen schmackhaften Kuchen!" Er war so ein elender Idiot gewesen. Und jetzt war er ganz unten gelandet. In einem dunklem Kerkerloch. In einem Wutausbruch schlug er mit der rechten Faust gegen die Wand und beobachtete den Blutfleck an der schwarzen Mauer.
In diesem Moment ertönte plötzlich eine finstere Stimme in seinem Kopf...
Jorin, Blut von sechzehn Königen, ergib dich mir.
Jorin erstarrte, dann schüttelte ihn lautloses Lachen durch. Er besah sich die blutende Hand, leckte genussvoll daran, kostete.
So also fühlte sich der Wahnsinn an. Er war nicht überrascht.
Jorin, ohne es zu wissen hast du mich geschaffen. Ich bin nicht undankbar. Ich will dir etwas schenken, dass noch kein Sterblicher vor dir besaß.
"Was wäre das wohl?" rief er aus, und die Gishka sah ihn befremdet an. "Das Reich, das ich nun für immer verspielte? Oder einen gnädigen Schnitt durch die Kehle? Oder reden wir hier von bunten Perlen?"
Komme zum Silbernen Sumpf, und du wirst sehen.
"Ah so, Kindermärchen sind nun das Thema. Wie passend für das Riesenkind, das ich war!"
Ich will dich von meiner Ernsthaftigkeit überzeugen. Die Frau hinter dir, sieh ihr in die Augen.
"Keine Chance. Sie und ihre Schwestern hassen alles, was im Stehen pisst, wie die Seuche."
Sieh in ihre Augen - JETZT!
Warum nicht? dachte er und tat es.
Die Gishka blinzelte irritiert, dann weiteten sich ihre Augen, und in der letzten Sekunde ihres Lebens fand sie ein lang verlorenes Wissen zurück - die Angst vor dem Tode.
Nun gehört sie mir. Sie soll deine Führerin sein. Folge ihr, zu mir. Zu mir!
Jorin probierte es aus: "Komm zu mir!" Die Gishka trat an ihn heran an das Gitter.
"Gib mir die Schlüssel!", befahl er ihr.
Sie tat wie ihr geheißen.
"Beim Arull!", keuchte Jorin. "Was hast du mit ihr gemacht?"
Sie ist jetzt deine willenlose Dienerin. Sie wird für dich kämpfen und für dich sterben. Frägst du sie etwas, wird sie dir wahrheitgemäß antworten.
Jorin schloss die Gittertür auf und verließ die Zelle, dann blieb er stehen: "Warum tust du das? Warum hilfst du mir?"
Ich will dir ein Angebot machen.
"Wäre es nicht schlauer gewesen, meine Befreiung dann erst danach zu veranlassen?", meinte Jorin misstrauisch.
Ich werde dir Macht geben, Jorin. Du sollst über deine Rasse herrschen und deinen rechtmäßigen Titel bekommen. Im Gegenzug, sollst du mir und meinem Volk dienen. Gehe zum silbernen Sumpf, dann werde ich dir weitere Anweisungen geben!
Damit verschwand die Stimme aus seinem Kopf. Jorin überlegte: Das Angebot dieses Wesens war verführerisch. Er, der über die Menscheit herrschte. Doch ebenso konnte sie ihn anlügen. Außerdem gefiel ihm die Stelle nicht, an der sie sagte, dass er ihr dienen müsse. Wie auch immer, er wäre ein Narr würde in seiner jetzigen Position auf diese Hilfe verzichten. Wenn es erst einmal so weit war, könnte er sich immer noch entscheiden. Jetzt sollte er fürs Erste versuchen, den Mauern Candvallons zu entweichen.
"Wie sieht die Schlacht aus?" fragte er das Wesen, das bis gerade eben noch eine Frau gewesen war. "Ich meine, welche Seite gewinnt?" Die Gestalt rührte sich in keinster Weise. Er musste es anders versuchen. "Werden die Gishka siegen?" Das Wesen nickte. Es konnte wohl nicht sprechen, oder nur auf sehr einfache Fragen antworten. Er überlegte kurz, und seine füchsische Schläue lies ihn nicht im Stich.
"Hör zu: ich bin dein Gefangener, verstehst du?" Nicken. "Such etwas, womit ich mein Gesicht verhüllen kann, einen Beutel vielleicht, irgendwas." Es ging und kam bald darauf mit einer schwarzen Kapuze zurück, wie sie zum Tode verurteilten als Gnadenerweis über den Kopf gezogen wurde. "Sehr gut, und nun binde mir die Hände auf den Rücken und führe mich mit einem Strick um den Hals hinter dir her." Es tat dies und erwürgte ihn fast dabei. Sonderlich klug schien es nicht zu sein.
Bald hatte er sich dem Rythmus des Geschöpfes angepasst, und er sagte: "Nun führe mich hier heraus; der Haupteingang von mir aus. Du weißt wo?" Es kam keine Antwort. "Verdammt, ich sehe nicht ob du nickst! Hast du verstanden, dann huste!" Ein Husten kam, und ein weiteres, und noch eines.
"Danke, einmal ist genug." Seine Zuversicht sank ein wenig.
Scheinbar schien es niemanden zu stören, dass sie auf diese Weise durch die Gänge streiften. Aus der Ferne hörte Jorin das Feiern der Gishkas und ihre gröhlenden Schlachtgesänge. Anscheinend waren die Kämpfe bereits zu Ende.
Ein paar Mal trafen sie auf andere Gruppen, die Ihnen entgegenkam, sie aber nicht beachteten. Wahrscheinlich war sein Anblick keine Seltenheit.
Kritisch wurde es erst, als sie den Palasteingang erreichten, wo zwei Amazonen einsam Wache hielten.
"Halt!", sagte die Eine. Die Andere fragte: "Wohin willst du mit dem Gefangenen?"
Mist! Seine Führerin antwortete nicht. Er musste schnell handeln, ehe die Gishkas wussten, was sich hier abspielte.
"Töte sie!", zischte er seiner Begleiterin zu, dann riss er sich die Kapuze vom Kopf und rannte los. Seine verstummte Führerin stürzte sich mit gezogenen Klingen auf ihre Waffenschwestern.
Jorin behielt Recht: Die Gishkas zogen einen ordentlichen Kampf einer Verfolgungsjagd vor und konzentrierten sich nur noch auf ihre Kontrahentin.
Jorin rannte so schnell er konnte, durchquerte die Elendsviertel und verließ Candvallon, wobei er seinen Kopf gesenkt hielt. Blutend und dreckig, wie er aussah hielten ihn die Gishkawächterinnen sicherlich nicht für eine Person von Bedeutung.
Erst als er mehrere Meilen hinter sich gebracht hatte, gönnte er sich eine Rast und suchte in einer trockenen Höhle einen Unterschlupf vor dem Regen. Er lehnte sich schwitzend an eine moosüberwucherte Mauer und schlief ein.
Nach seinem Erwachen war es bei ihm. Ruhig und gelassen stand es da, als hätte es die ganze Zeit Wache für ihn gehalten. Er sah, dass der linke Arm des Wesens unterhalb des Ellenbogens abgetrennt war, was es aber nicht zu stören schien. Es war nicht einmal Blut zu sehen.
Wie hatte es mich gefunden? fragte er sich erstaunt. Offentsichtlich gab es eine unsichtbare Verbindung zwischen ihnen, die aber nur dieses Geschöpf wahrnehmen konnte. Egal, es war wieder bei ihm, bereit zu dienen.
"Ich habe Durst," probierte er sein Glück. "Bring mir etwas zu trinken." Es verschwand und kehrte nach einer geraumen Weile mit frischem Quellwasser in seinem Helm zurück. Er erfrischte sich und fragte dann: "Du weißt vom Silbernen Sumpf?" Es nickte. "Gut, meine neue Freundin. Dann bring mich dorthin."
Sie reisten auf der Stelle ab. Der Regen des Vortages war verschwunden, einzig die aufgeweichten Landstraßen zeugten noch von dem heftigem Unwetter.
Jorin überwand seinen Stolz und versenkte seine Stiefel in der matschigen Erde. Die Gishka ging wie gewohnt voran. In ihrer rechten Hand trug sie ständig ihr Kurzschwert, sodass er sich wunderte, dass ihr Arm das Gewicht über Stunden ertragen können. Immer mehr begann er zu glauben, dass dieses Wesen mehr eine Maschine als ein Mensch war.
Wenn er eine Armee solcher Geschöpfe hätte, würde ihn keine Streitmacht Avaliens, Pelingoras oder eines anderen Landes etwas entgegensetzen können.
Welches Wesen war in der Lage eine Kriegerin mit eisernem Willen in eine solche Kreatur zu verwandeln?
Sie durchquerten einige Dörfer, die bereits zum größten Teil verlassen waren, eines war sogar von den Bewohnern niedergebrannt worden. Die Nachricht von der pelingorischen Invasion hatte bereits die Runde gemacht.
Er kaufte von einer alten Händlerin neue Kleidung für sich und die Amazone, dann setzten sie ihre Reise fort.
Als sie auf der Arnheimstraße eine Flüchtlingsfamilie trafen, hielt Jorin den Vater an: "Guter Mann, wisst ihr von einem silbernen Sumpf, der hier in der Nähe liegt und wo ich ihn finden kann?"
Der Mann hob die Augenbrauen: "Seid ihr sicher? Dieser Sumpf ist Hexenwerk- wenn ihr dort hinwollt rechnet nicht damit eure Seele behalten zu können. Aber wenn ihr wirklich wie die anderen glücksuchenden Narren seid, kann ich euch nur empfehlen mit Gerric, dem Kutscher zu sprechen, der in der Nähe des Sumpfes lebt. Seine Hütte liegt nur ein paar Meilen entfernt!" Jorin hörte der Wegbeschreibung aufmerksam zu, bedankte sich und setzte dann die Reise fort. Er würde zu diesem Gerric gehen und hören, was er ihm sagen konnte.
Auf dem Weg zu diesem Kutscher begegneten Jorin und seiner stummen Begleiterin noch weiteren Flüchtlingstrecks. Die Leute hatten von den Gishka weder gehört noch jemals eine leibhaftig vor Augen gesehen, dennoch eilten sie wortlos weiter, wenn sie sich ihnen näherte, und ließen seine Fragen unbeantwortet. Sie waren wohl vom Schrecken des Sumpfes mehr berührt als die Ersten.
Am späten Nachmittag erreichten sie die beschriebene Hütte. Es war eine einfache, aber robuste Konstruktion, geschaffen Wind und Wetter trotzig zu widerstehen. Er trat an die aus groben Eichenbohlen gezimmerte Tür und klopfte kräftig an. Eine Stimme erklang im Inneren, doch er konnte nicht verstehen was sie sagte, und dann wurde die schwere Tür geöffnet. Jorin sah einen Riesen, gute zwei Köpfe größer als er. Das Haar, das sein hageres Gesicht im Wind umwehte, sah aus als wäre es niemals in seinem Leben gebürstet worden, und Jorin hätte es nicht erstaunt, Maikäfer darin krabbeln zu sehen. Er trug das einfache Sackgewand des Eremiten, und die Tätowierung auf seiner Stirn wies ihn als einen Geweihten Phragdas aus.
"Seid Ihr der Kutscher?" fragte Jorin statt einer Begrüßung geradeheraus.
"So werde ich von den Leuten umher genannt," antwortete der Riesenkerl und lächelte geheimnisvoll, "denn ich befördere Menschen."
"Ich bin unterwegs zum Silbernen Sumpf. Mir wurde gesagt, Ihr könntet mein mangelhaftes Wissen darum vermehren."
"Aus anderem Grund sucht mich selten jemand auf, werter Herr," lächelte der Einsiedler noch immer und machte eine einladende Geste. "Drinnen ist es gemütlicher zu reden. Fühlt Euch als zu Haus. Es ist wenig, was ich hab, doch ich teil es gern mit Euch." Er lud Jorin und seine Führerin mit einer Handbewegung ein, sich an einen grobgezimmerten Tisch zu setzen. "Jeden, der zum Silbernen Sumpf will, den schicken die Leute zu mir," sagte der Kutscher, der sich zu einem einfachen Regal begab und dort mit einem Krug und Bechern aus Keramik hantierte. "Sie wissen, dass niemand den armen irrenden Seelen besser helfen kann als ich." Ein herzhafter, saurer Geruch erfüllte die Kate; guter, selbstgekelterter Landwein. Der Mann kehrte mit drei Bechern zu ihnen an den Tisch zurück. "Doch zuvor lasst uns dem Erhalter Phragda einen Dankestrunk darbringen, dass er Euch sicher und wohlbehalten bei mir ankommen ließ." Dankbar griff Jorin nach dem Becher; nach all dem Blut und Wasser würde es ihm vorkommen wie edelster nesolatischer Tarrisander. Doch ehe er ihn an die Lippen bringen konnte, ergriff das Wesen, das wie eine Gishka aussah, seine Hand und drehte sie um. Empört wollte er aufbegehren, doch im gleichen Augenblick gewahrte er die schimmernden Körner in der Pfütze auf dem Tisch. Der Eremit sprang auf und wollte eiligst zur Tür hinaus, doch die Mensch-Maschine ergriff ihn mit ihrer einen Hand und hielt ihn mit unmenschlicher Kraft fest.
Prüfend steckte Jorin einen Finger in den vergossenen Wein. Er nahm an, dass es sich um den üblichen Zucker handelte, mit dem das einfache Volk seinen sauren Traubensud süßte, und stellte fest dass es geriebenes Glas war...
"Vermessener!" schrie der Eremit in fanatischem Eifer. "Du kannst mich nur töten, du jedoch wirst verdammt bis in alle Zeiten sein! Niemand bleibt derselbe, der in der Finsternis des Mondes badet!"
Etwas geschah mit den Augen seiner Begleiterin. Sie schienen plötzlich mit Leben erfüllt, doch es war nicht das Leben geborener Wesen. Unbewegt starrte sie dem Kutscher in die Augen, und dieser schien gezwungen, zurück zu starren.
Irgendwie spürte Jorin, dass er im Folgenden die Rolle eines unbeteiligten Statisten spielen würde, und so lehnte er sich entspannt zurück, um die Darbietung zu genießen.
"Ja...ich kenne dich," stammelte der Eremit, und Jorin wusste, dass er im Kopf die selbe Stimme hörte wie er zuvor im Kerker. "Du bist das Schweigen und die Dunkelheit. Du bist die Kälte. Wo du vorüberschreitest, erzittert Phragda bis ins Mark und Arull birgt sein Haupt in Scham." Fasziniert beobachtete Jorin, wie das Fleisch begann von seinem Gesicht zu fallen. "Große Königin der Dunkelheit, ja, ich bin bereit für Euch. Und ich hätte nicht gewagt ihn anzurühren, hätte ich gewusst dass er Euch gehört..."
Dann ging es sehr schnell, der Eremit fiel als ein Sack Lumpen zu Boden, aus dem eine Menge Staub beim Aufkommen herausgeblasen wurde. Die Augen des Wesens bekamen wieder ihre ausdruckslose Mattigkeit zurück.
In Jorin brodelte es - nicht wegen des feigen Anschlages, auch nicht aus Enttäuschung wegen des raschen Endes des außergewöhnlichen Dramas. Nein, sein Stolz war zutiefst verletzt worden.
Was sollte das bedeuten - er GEHÖRTE?
Er war Jorin, rechtmäßiger König Avaliens und Niemandes Eigentum. Wenn er erst am silbernen Sumpf war, würde er sich selbst die Macht einverleiben. Wofür brauche ich dich denn noch? Erst hast du mir geholfen aus Candvallon zu entfliehen, doch jetzt hast du keinen Nutzen mehr für mich! Morgen würde er zum Sumpf aufbrechen und dann war er bereit, den ihn zustehenden Platz einzunehmen.

Sie hatten sich um ihn versammelt. Zwei von Ihnen hatten ihn zu der kreisrunden Öffnung im Untergrund gezerrt. Im Hintergrund hatte Draghdzur auf ihn eingeredet: "Du bist ein guter Krieger Arngshsziss, auch wenn du auf der falschen Seite stehst! Wir werden dieses, durch Menschenhand zersplitterte Reich erobern und können keine Verräter in unseren Reihen gebrauchen. Die Skrigg werden die Oberfläche zurückerobern. Doch ich will dir das Schicksal einer Hinrichtung oder ewiger Gefangenschaft ersparen. Das bin ich dir nach der Rettung meines Sohnes schuldig, auch wenn er die Schlacht nicht überlebte. Dir gebührt ein Kriegertod in Sagrsta. Mögest du interessante Zeiten erleben!" Dann war er hinabgeschmissen worden in dieses Höllenreich. Sein Axt Nirsste gleich hinterher.
Und jetzt saß Arngshsziss hier am Ufer eines Tümpels mit gelb phosphorizierendem Wasser, neben sich die Kadaver der Alligatormutanten, die darin gehaust hatten. Seine Axt hatte ihnen einen schnellen Tod gebracht. Arngshsziss hatte die Leichname bislang nicht angerührt. Er wusste nicht, ob sie genießbar waren.
Jetzt saß er da und überlegte sich, ob dies die Bestimmung war, die die Todesgötter ihm zugedacht hatten? In diesem apokalyptischen Tunnelreich zu verenden?
Er hob seine Axt auf, ließ die Kadaver Kadaver sein und machte sich daran den See zu durchqueren. Das Wasser war seltsam warm und stank abscheulich. Als er am anderen Ufer angekommen war, schüttelte er ausgiebig sein Fell aus. Erst dann sah er sich um. Gleich drei Schächte taten sich für ihn auf. Arngshsziss wählte den Rechten. Als eine kniehohe Spinne an ihm vorbeilief, erschlug er sie und beobachtete fasziniert wie die violette Flüssigkeit herausspritzte. Du wirst für deine Taten bezahlen Draghdzur! Sein Vetter Sriarrsh war tot. Krasshar, sein Vater war kastriert worden und wahrscheinlich in den selben Höhlen gestorben, durch die er selbst gerade irrte. Das Haus des toten Marders war so gut wie ausgelöscht. Seine Züge verzerrten sich aus Hass.
Er betrat eine neue Höhle. Lange weiße Schläuche hingen von der Decke und pendelten wild umher. Durch einige von ihnen konnte man das Blut erkennen, dass sie anderen Opfern ausgesaugt hatten. Einer der Skrigg hing noch immer an Ihnen. Seine Körper hatte jede Farbe verloren und pendelte schlaff herab.
"Ausbreitung deiner Persönlichkeit, mein Freund!", sagte Arngshsziss, dann wandte er sich vom Anblick des Toten ab und setzte seinen Weg fort-vielleicht gab es ja doch eine Möglichkeit Sagrsta zu verlassen.
Es hieß einer hätte es geschaft. Danach war er irre und taub. Angeblich hatte er stundenlang sinnlose Wörter vor sich hingestammelt und sich auf allen Vieren vorwärts bewegt.
Ein bunter Farbtupfer nahm seine Aufmerksamkeit gefangen. Verwundert trat er näher und erkannte ein Gebilde, dass jeder heutige Skrigg nur noch von alten Legenden her kannte: eine prachtvolle Blume. In dem allgegenwärtigen Grau-Braun der Höhlenwelt strahlten diese Farben so, wie wohl die Sonne in seiner Vorstellung gestrahlt hätte, denn auch diese kannte er nur aus Erzählungen. Dies war wirklich ein unglaublicher Schatz!
Er nahm den Geruch dieser Blume auf, und er war schlicht überwältigt. So etwas konnte es hier eigentlich nicht geben, und doch stand sie da, bereit für ihn. Er bückte sich, diesen kostbaren Schatz für sich zu gewinnen, berührte sanft den dünnen Stiel.
Da brach der Boden vor ihm auf, und ein bleicher wurmartiger Fangarm schoß aus dem Loch. Ohne zu denken sprang er zurück und schlug mit der Axt danach. Noch zwei weitere Sprünge nach hinten, und er sah was er geschaffen hatte. Der Tentakel zog sich mit seltsam blubbrigen Geräuschen wieder in den Boden zurück, das obere abgetrennte Ende lag zuckend auf dem Boden und eine grüne, brandig riechende Flüssigkeit lief heraus. Ihm sträubte sich das Fell.
"Nicht heute, Sagrsta!" knurrte er.
Dann bemerkte er plötzlich ein Flimmern in der Luft und eine bläulich schimmernde Gestalt erschien plötzlich in einem der Durchgänge, die aus der Höhle herausführten. Es war ein Fellloser, dessen rechte Gesichtshälfte vollständig verbrannt war. Das seltsame Wesen streckte dem Skrigg eine Hand entgegen. Eine Hand von der der größte Teil der Finger abgetrennt worden war. Die Erscheinung faszinierte Arngshsziss, auch wenn er eine weitere Falle der Sagrsta befürchtete. Er näherte sich der Gestalt, allerdings vorsichtiger als zuvor bei der Blume. Als er sich bis auf fünf Schritt genähert hatte verblasste das Wesen.
Nur ein Trugbild! Arngshsziss wollte sich schon wieder abwenden, als die Gestalt erneut auftauchte- tiefer im Tunnel. Das blaue Schimmern verriet sie. Interessiert folgte Arngshsziss dem Wesen. Es spielte ohnehin keine Rolle, in welche Richtung er ging.
Leises Knurren ließ ihn herumfahren. Neckisch hatte es geklungen, mit einem herausfordernden Unterton. Und er sah sie...
"Slusha!" entfuhr es ihm. Dort stand sie, wilde, leidenschaftliche, unbekümmerte Slusha, Tochter dreier Häuptlinge. Er erkannte ihr spöttisches Grinsen, die selbstbewußte Art, wie sie Kopf und Schwanz hielt, meinte ihren Duft wahrzunehmen. Sie war gekommen, ein Versprechen zu erneuern, dass sie einander vor langer Zeit gaben.
Die unheimliche blaue Gestalt verhielt, wandte sich um, wartend...
Arngshsziss zögerte, nicht sicher, wem oder was er in dieser Welt der tötlichen Täuschungen trauen sollte. Keine der Gestalten wirkte bedrohlich auf ihn, aber das war auch die Blume nicht gewesen.
Slusha knurrte noch einmal ihr herausforderndes Lachen und wandte sich dann um, verschwand in einem anderen Tunnel.
Noch immer stand er unschlüssig da. Dies war sie, seine Gefährtin, da gab es keinen Zweifel für ihn. Doch sie war schon lange den Weg Shnrr(!)gzargts gegangen; er hatte sie selbst begraben!
Er musste sich entscheiden. Zwischen seiner toten Gefährtin und diesem ominösen blauschimmernden Felllosen. Arngshsziss spürte, dass egal welchen Weg er auch einschlug es sein ganzes zukünftiges Leben ändern würde.
Der Schamane hatte ihm prophezeit, dass er in die westlichen Tunnel gehen sollte, um seine Bestimmung zu erfüllen. Dadurch war er der Vernichtung seines Hauses entgangen. Doch jetzt saß er in Sagrsta, der Grube des Gifts. Er würde keine Rache an den Gefallenen nehmen können, es sei denn er fand einen Weg hier heraus.
Slushas Gestalt war im Dunkel mittlerweile nur noch schwach zu erkennen. Arngshsziss traf seinen Entschluss und folgte der blauschimmernden Gestalt. Wäre es wirklich Slusha gewesen, die er gesehen hätte, hätte sie auf ihn gewartet. So aber war sie nur eine weitere Blume in dieser grauenhaften Unterwelt. Etwas, das zu schön war um an einem solchen Ort existieren zu können.

Geändert von Darnamur (05.04.2012 um 13:27 Uhr)
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